Jackie Brown ist Tarantinos gewöhnlichster und gleichzeitig ungewöhnlichster Film.
Statt coolen Gangstern gibts Menschen mit echten Problemen und Sorgen. Es wurde nicht in Scope gedreht sondern in 4:3 (Auf Blu-ray liegt er jedoch in 1.85:1 vor).
Der Gewaltgrad wurde deutlich zurück geschraubt. Der Film ist ruhig, bodenständig, eigentlich fast schon unspektakulär.
Ich kann verstehen das die Enttäuschung nach Resevoir Dogs und Pulp Fiction groß war.
Man hatte sicherlich gehofft Tarantino lässt jetzt richtig die Sau raus…aber dem war nicht so.
In den letzten 10-20 Jahren hatten wir ständig Filme wo die Welt gerettet werden muss, Filme über heftige Schicksalsschläge, Fließbandkomödien und anderen überdramatsierten Kram.
Jackie Brown verzichtet auf all das. Wir haben hier Menschen mit Ecken und Kanten die jedoch einen Heist durchziehen wollen. Es geht aber hier nicht um Millionen sondern schlicht und einfach um eine halbe Million. Auch ist keiner der beteiligten ein Profi in dem Bereich. Nicht einmal DeNiro der hier komplett das Gegenteil seiner Rolle aus Heat spielt.
Und bis es zum eigentlich Heist kommt, lässt der Film sich Zeit, viel Zeit. Allein für die Einführung von Jacksons Cordell vergehen ca. 25 Minuten. Der Film verkommt dabei aber nicht zur nolanschen Exposition sondern zeigt wie der Charakter eigentlich tickt, unter anderem in Form einer absolut großartigen Szene mit Chris Tucker.
Selbstverständlich lässt der Film sich auch für die anderen Charaktere viel Zeit. Die kennenlern Phase von Max Cherry und Jackie Brown bekommt sehr viel Raum und ist dabei wunderbar menschlich und greifbar. Und was Grier und Forster hier schauspielerisch abliefern ist ein Genuß. Die beiden wirken einfach komplett natürlich, weit entfernt von jeglichem Overacting.
Der eigentliche Höhepunkt des Films, der Heist, ist nicht sonderlich actionreich aber auch nach mehrfahrer Sichtung immerwieder spannend. Und das ist eine Kunst für sich, man weiß wie es ausgeht aber die Spannung bleibt bestehen. Es gibt nicht viele Filme die so etwas schaffen. (Zurück in die Zukunft wäre einer davon)
Ja, man kann Jackie Brown als langweilig abstempeln, eben aufgrund seiner entschleunigten Art. Für mich ist es mittlerweile eine wohltat, denn Stress, Drama, usw. gibt es schon genug im Leben.
Ein unterschätzes Meisterwerk.
Kleine Anmerkung:
In der heutigen Zeit ist der Wunsch nach einer starken Frauenrolle groß, Tarantino hat dies schon 1997 mit Pam Grier abgeliefert. Und diese Rolle ist zeitlos. Allein deswegen hat dieser Film deutlich mehr beachtung verdient.