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Kino+ Hausaufgabe: Last Action Hero

Mann hab ich den lang nicht mehr gesehen…

Ich konnte mich noch an die grobe Story erinnern und vage an eine handvoll Szenen, mehr aber auch nicht. Erste schwierige Wahl: diesmal in Englisch und Arnies üblen Akzent ertragen, oder wie damals in Deutsch und den Extra-Käse der deutschen Synchro ertragen? Am Ende hab ich die meisten Szenen mit Dialog einfach zweimal geguckt, einmal pro Sprache. Fazit: geht beides gleich gut rein, so unsinnig mancher Spruch im Deutschen doch wird („Jetzt sieh dir mal meinen Ellenbogen an, was kann der zerbröseln?“), so sehr passt es dann doch irgendwie zur Stimmung des Films und macht Spaß.
Die Actionszenen sind gut inszeniert, aber absichtlich übertrieben, was die eigentliche Stärke des Films ist: er ist sich seiner selbst bewusst, spielt damit und bringt Meta-Gags am laufenden Band. Das wär heutzutage zwar fast schon business as usual, war 1993 aber seiner Zeit wohl noch etwas voraus. Zumindest mir ist das damals als ich den Film mit 15 oder 16 gesehen habe nicht annähernd so bewusst gewesen wie jetzt, und ich hab mit Sicherheit mehr Anspielungen verpasst als geschnallt. Stallone als Terminator? Klar, der war zu offensichtlich, aber Robert Patricks blink-and-you-miss-it Cameo als T-1000? Hatte ich nicht mehr auf dem Schirm und hat mir viel Spaß gemacht bei der Sichtung gerade auf sowas zu achten.

Addiert man hierzu noch den Nostalgiefaktor ist der Film für mich besser gealtert als ich erwartet hätte. Manche Dialoge oder Gags sind auch heute noch topaktuell („Politker sind doppelt so schlimm wie alles andere.“), und allein der „Trailer“ für Hamlet mit Jack Slater verdient einen halben Stern extra. Natürlich sind die Oneliner absolut cheesy, aber das muss halt so…

Ich geb dem Ganzen 4/5 Sternen.

Der lief letztens im TV und das ist echt so weird. Hab aber nur kurz rein gezappt.
Als Kind hab ich den mal geschaut, aber das ist eeewig her.

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Funfact: Arnold und Emma Thompson wurden für ihre Rollen in Junior für den Golden Globe nominiert.

Jackie Brown
/ 1997 / aufgegeben von Etienne / Nur gegen Gebühr verfügbar /
mit: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert Forster / Regie: Quentin Tarantino

(Infos auch im Startpost)

Puh…geile Hausaufgabe aber der Film ist mir in den letzten Jahren so sehr ans Herz gewachsen das es schwierig wird ein Review zu schreiben welches dem Film gerecht wird…

Kino+ Hausaufgabe: Jackie Brown

Jackie Brown, der oft vergessene und unterschätzte Tarantino Film, dem „Pulp Fiction“ ein bisschen zum Spielverderber wurde. Im Jahre 1997, drei Jahre nach dem inzwischen zum Kultfilm avancierten Pulp Fiction, kam Jackie Brown in die Lichtspielhäuser und stand somit leider immer im Schatten seines ikonischen Vorgängers. Die Vergleiche zu Pulp Fiction wurden zwangsläufig aufgestellt. Auch für mich war er jahrelang das schwächste Werk von Quentin Tarantino. Über die Zeit ist mir dieser Heist-Krimi aber immer mehr ans Herz gewachsen. Jackie Brown hat einfach dieses ganz spezielle und unerklärliche Tarantino-Feeling. Auch wenn ich jeden einzelnen Tarantino Film mag, erreichen die neueren Werke für mich dieses spezielle Feeling nicht mehr komplett. Jackie Brown ist wohl der konventionellste Film von Tarantino. Das ist wohl der Tatsache geschuldet das er auf einem Roman basiert. Er enthält vielleicht nicht die ikonischsten Zitate oder die blutigste Szenen, der Film stellt jedoch einen angenehmen Bruch zu seinen anderen Filmen dar, indem er auf plakative Gewaltdarstellungen verzichtet, ganz einfach weil dieser Film sie nicht braucht. Der Film zeichnet sich vor allem durch seine entschleunigte Erzählweise aus. Er lässt dem namhaft besetzten Cast genügend Raum, um den Charakteren Leben einzuhauchen. Es wird viel Zeit darauf verwendet all die Protagonisten einzuführen und sie zu präsentieren, was für einen Charakter sie besitzen und wie sie ticken. Das Herzstück des Films sind für mich Robert Forster und Pam Grier. Pam Grier‘s ikonische Einführung… https://youtu.be/UKUpVZy0obM Robert Forster‘s Blick beim ersten Aufeinandertreffen… https://youtu.be/tgw-G8IFAwo Die Sehnsucht von Max Cherry nach Liebe und Jackie Brown‘s Verlangen nach Vertrauen… Eine schöne, nuancierte und reife (Liebes)Geschichte. Die Kirsche auf der Torte ist allerdings der Soundtrack! Ein heftig groovender Sound und für mich der coolste, chilligste und beste Soundtrack den Tarantino jemals gemacht hat. Jackie Brown ist eine dialogverliebte, nie langweilige Gangstergeschichte, die wendungsreich und mit gemütlicher Spannungskurve, auf den finalen Coup zusteuert. Ein 154-minütiges Charakterstück, verpackt in einer stimmigen Heist-Krimi Story und untermalt mit einem fantastischen Soul Soundtrack, welches eine viel zu lange Zeit von mir nicht geschätzt und gewürdigt wurde.

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Mit Jackie Brown habt ihr einen der schwierigsten Filme für mich ausgewählt. Ich bin ein großer Tarantino Fan und da ist dieser Film eine Ausnahme die ich mir nicht wirklich erklären kann. So sehr ich ihn auch mögen möchte, kann ich es auch dieses mal leider nicht.
Die Schauspieler sind toll und Pam Grier und Robert Forster im Mittelpunkt dieses Heist Films überzeugen auf ganzer Linie. Auch die Dialoge und das Setting überzeugen total. Leider lässt mich aber die Geschichte völlig kalt. Eventuell liegt es daran das ich insgesamt mit dem Blaxploitation Kino wenig anfangen kann oder das mir die Soul Musik nicht so ins Blut geht wie es nötig wäre.
Für mich bleibt Jackie Brown auch weiterhin der schwächste Tarantino Film daran hat auch die jetzige Sichtung nichts geändert. Ich freue mich für jeden der den Film mag, ich mag ihn leider nicht.

Für mich ist Jacke Brown einer meiner liebsten Tarantino Filme.
Wo gewisse Filme von ihm für mich immer schlechter altern (Kill Bill fand ich nie besonders überragend und das wird mit jedem Jahr schlimmer und auch Inglorious Basterds fand ich beim ersten mal noch am besten) wird Jacki Brown immer besser.
Ich liebe die Ruhe die der Film hat, aber auch die Charaktere wirken greifbar und echt.
Hier hat Tarantino auch begonnen wirklich gute und starke, weibliche Charaktere in seine Filme zu packen. Pam Grier strahlt einfach eine umwerfende Eleganz und ein starkes Selbstbewusstsein aus, ohne ihre Weiblichkeit über Bord zu werfen.
Sie hat die Karten in der Hand und spielt die Männer aus, nicht umgekehrt.
SLJ ist wie immer super, aber auch andere Hochkaräter wie Robert DeNiro oder Michael Keaton liefern eine super Performance ab.
Mir fehlt das Blut in dem Film nicht, er hat ja alle anderen Tarantino Merkmale wie super Soundtrack und geschliffenen Dialoge.
Jackie Brown ist ein richtiger Film und auch wenn ich die Blacksploitation Anspielungen nicht kenne, fühlt sich der Streifen nicht an wie ein Mischmasch aus Hommagen und Zitaten (ich schaue wieder in deine Richtung Kill Bill ^^).
Der Film ist vielleicht nicht wie die anderen Tarantinos, aber wer Hateful Eight mit seinem gemächlichen Tempo und dem Fokus auf Charaktere und Dialoge mochte, wird Jackie Brown auch mögen.

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Jackie Brown ist mein Favorit unter den Tarantino-Filmen, auch wenn ich einen Reservoir Dogs oder Kill Bill sicherlich häufiger gesehen habe, das liegt aber einfach daran, das meine Stimmung häufiger nach Action als nach Anspruch dürstet.

Jackie Brown ist für mich gar nicht der typische Blaxploitation-Film, obwohl man ihm diesem Genre zuordnen muss. Denn anders als die Vorbilder z.B. mit der Hauptdarstellerin Pam Grier aus den 70ern setzt der Film viel mehr auf Stimmung und Cleverness als auf Action, und das passt hier wunderbar.

Dazu gibt es fantastische Szenen in Samuel L Jacksons Wohnung oder seinem Auto und eine interessante Kriminalgeschichte, bei der ich auch bei der 20. Sichtung noch Dinge entdecke, die mir durchaus Hinweise auf die Auflösung hätten geben können.

Natürlich ist der Film wieder sehr Dialoglastig und wie von Tarantino gewohnt musikalisch hervorragend untermalt. Man sieht Darsteller wie Robert DeNiro, Bridget Fonda oder Michael Keaton auch mal in Rollen, die ihnen nun nicht auf den Leib geschrieben wurden, sondern wo sie sich auch mal anders zeigen können und kann hier richtig mitfiebern.

Der Film ist nach wie vor vielen nicht bekannt, oder einige verschmähen ihn ein wenig, meiner Meinung nach ist es aber ein herausragendes und auch ein wenig untypisches Werk Tarantinos, welches ich nur empfehlen kann.

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Last Action Hero übrigens ab 1. Mai bei Netflix

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Danke für die Info! Hatte den neulich schon fast bei Amazon Prime gekauft, bis ich dann festgestellt habe, dass dort nur die deutsche Synchro dabei ist und nicht die OV. Da ich ihn aber bisher nur in der Synchro im TV vor etlichen Jahren das letzte Mal gesehen habe, war mir die OV schon wichtig. Ich verstehe sowieso nicht, warum das bei Amazon immer so ein Problem ist, gerade bei den alten Sachen.

Fänd ich nicht schlecht, wenn man bei zukünftigen Hausaufgaben darauf achtet, aber da wird sich ja leider sehr spontan was ausgedacht.
Wenn die Filme auf einer Plattform streambar wären, würden sie auch mehr Leute sehen.

Ich musste meine 30 Jahre alte VHS von Last Action Hero angucken und der sah sogar noch gut aus.

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Ich finde solche Filme haben auf einer VHS Kassette noch einmal wesentlich mehr Flair. Vielleicht auch eher Nostalgie, aber der funktioniert auf Bluray genauso :grin:

Und genauso ist es auch am schönsten. Ich habe diese alten Dinger auch noch auf VHS und vereinzelt sogar die speziellen Super 8-Fassungen und Laser Discs.

Von Last Action Hero habe ich sogar noch eine alte VHS-Aufnahme der TV-Premiere auf Premiere, im Double Feature mit Hot Shots 2. :beanjoy:

Jetzt geht’s aber erstmal an die neue Hausaufgabe.

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„Jackie Brown“ sitzt zwischen den Stühlen. Für die üblichen Tarantinofans zu anspruchsvoll, für die konservativen Kritiker zu cool. „Jackie Brown“ findet man daher weder auf Nerdpartys noch in filmwissenschaftlichen Aufsätzen. „Jackie Brown“ findet man im Herzen derer, die dazwischen stehen. Jener, die weder alt noch jung sind, weder cool noch ernsthaft, weder in der Realität noch im Traum leben. Oder vielleicht besser gerade jeweils beides zugleich tun. Um dem Kind einen Namen zu geben: den Jackie Browns da draußen.
Aber wer ist Jackie Brown? Jackie ist eine Stewardess bei einer lausigen Airline, die ihre besten Jahre theoretisch hinter sich haben müsste und für einen kleinen Extraverdienst mit einem Bein im Geldschmuggel drin steckt. Doch eines Tages wird sie beim Schmuggel erwischt, da irgendwer sie verpfiffen hat. Dem nicht genug, man hat ihr ein Tütchen Kokain untergejubelt, weshalb sie nun eine safte Gefängnisstrafe erwarten darf. Zum Glück holt sie ihr Auftraggeber Ordell Robbie über den Kautionsvermittler Max Cherry aus der Haft heraus, jedoch ist Jackie keineswegs mehr gut auf Ordell zu sprechen. Deshalb beginnt sie mit dem ebenfalls im Leben festgefahrenen Max Rachepläne in Form eines zweifach doppeltem Spiels mit Polizei und Gangstern zu schmieden. Dies scheint nämlich der Einzige, um endlich wieder richtig leben zu können. Dafür müssen beide nur dieses Spiel erst einmal überleben.
Die typischen Tropfen Tarantino sind also unverkennbar da. Süße Rache, starke Frauen, coole Namen. Dazu natürlich noch ein paar Nahaufnahmen von Füßen und Samuel L. motherfucking Jackson. Man bekommt sogar noch mehr, nämlich Größen wie etwa Robert De Niro und Michael Keaton. Weswegen also die eher verhaltene Begeisterung gegenüber „Jackie Brown“?
Wie gesagt setzt sich der Film zwischen die Stühle. Er besitzt all die Coolness und postmoderne Kunstfertigkeit der Klassiker, jedoch gibt es weit weniger Schauwerte. Keine Blutfontänen, keine im genüsslichen Sadismus zelebrierte Folter, ja sogar nur vier Kills, die dann auch noch mehr oder weniger unsichtbar passieren. Was aber dann auch noch jene frustrieren wird, die sich den animalischen Gewaltdurst erhaben fühlen: Die Kunstfiguren sind nicht mehr mit dickem Filzstift überzeichnet. Auch wenn sie Jackie Brown oder Max Cherry heißen, so sind sie gar nicht so außergewöhnlich. Sie sind einfach Stewardessen und Kautionsvermittler in der Midlife Crisis. Cops wie Gangster sind keine harten Sagengestalten, sondern eher traurige Karikaturen, nicht einmal mehr mit der comichaften Überspitzung aus „Pulp Fiction“. Sie tragen Sonnenbrillen mit Halterungsband, bewegen die Lippen beim Lesen und Husten nach der Bong. Alles in allem keine besonders cool wirkende Truppe. Selbst die Sexszenen sind ziemliche trockene Enttäuschungen für alle Beteiligten. Wer kann „Jackie Brown“ also ernsthaft als den besten Tarantino bezeichnen?
Nun, da wären beispielsweise Tarantino selbst sowie Samuel L. Jackson. Die Frage des Warums bleibt aber. Sie lässt sich womöglich irritierenderweise erneut mit dem Sitzen zwischen den Stühlen beantworten. Denn Tarantino gelingt hier gerade durch das Prinzip der Dichotomie und Widersprüchlichkeiten sein coolstes wie anspruchsvollstes Meisterwerk. Das fängt schon damit an, dass das Drehbuch auf einer Buchvorlage von Elmore Leonard basiert und damit das einzige Nicht-Originaldrebuch des Regisseurs ist, er seine DNS aber merklich in die Doppelhelix des Stoffes spinnt. „Jackie Brown“ ist nämlich ein Triumph in einer Art Kunst-Realismus. Einerseits sind sie die Filmhelden und Gangster mit coolen Namen und coolen Outfits, andererseits sind sie eben auch echte, lebendige, plastische Menschen. Tarantino gelingt es, die eloquente Kunstfertigkeit seiner Dialoge und die postmodernistische Reflexionsebene stets wachsam zu erhalten, jedoch nimmt er sich auch Zeit für Ruhepausen, um die Charaktere atmen zu lassen und einfach Mensch zu sein. Indem sie wirkliche Sorgen und Träume bekommen, transzendieren sie von Comicfiguren zu Romancharakteren, ohne dabei ihre knackigen Konturen zu verlieren. Gerade in Jackie selbst gelingt das bravourös, da sie einerseits ihr Alter spürt und sich Sorgen um die ungewisse Zukunft, ihre Karriere und schlichten körperlichen Verfall hat, andererseits modischste Outfits trägt, die sowohl vor femininer Erotik glühen als auch in straightester Souveränität Respekt einflößen, und passenderweise eben auch noch buchstäblich ein doppeltes Spiel spielt. Indem sie mit ungerührtester Selbstverständlichkeit und doch menschlichster Tiefe so viele Widersprüche vereint, macht sie sich nicht nur die wohl verführerischste und faszinierendste Eigenschaft ihres Geschlechts zunutze, sie wird vor allem zu einer der stärksten, sympathischsten und kultigsten Heldinnen der Filmgeschichte.
Ähnliches lässt sich an allen Figuren beobachten, wobei es Tarantino vor allem um Imagebrüche geht. Jacksons Ordell ist bei allem sinistren und selbstsicher Auftreten bloß ein popliger Kleingangster und himmelweit entfernt vom Killer und Bibelzitierer aus „Pulp Fiction“, De Niros Ordell wirkt wie der bewusst verschwiegene Taugenichtsbruder seines Neils aus „Heat“. Durch diese Brüche schwingen sich alle Darsteller nicht in neue Höhen, bekommen aber neue, spannende, witzige Facetten, die ihren Schauspielertypus in bester postmodernen Manier noch dreidimensionaler und vor allem menschlicher machen. Diesen angenehmen menschlichen Feinschliff verpasst Tarantino auch seinem vielleicht größten Qualitätsmerkmal: der Musik. Fast der komplette Soundtrack läuft diegetisch im Film. Die Charaktere singen zwar nicht mit, sie hören ihn aber bewusst und bewegen sogar oft sehnsüchtig die Lippen mit - sie fühlen die Musik genau wie wir. Das ist nicht auf dem gleichen Postmodernismus-Level wie bei Suzukis Killern, die ihre Titelmelodie selbst pfeifen, aber dafür so viel realer, nachvollziehbarer und uns den Charakteren näherbringender. Vielleicht hat „Jackie Brown“ im elaborierten Vergleich nicht die besten Lieder unter der ganzen Filmografie, aber da man sie hier intensiver als überall sonst fühlt, ist es der beste Soundtrack von allen.
Und so macht sich Tarantino genau wie seine Protagonistin den Umstand, zwischen den Dingen zu stehen, zu Nutzen. Das trifft auch auf die Stellung im Werk zu. „Jackie Brown“ hat die zitier- und verweiswütige Coolness, das einzigartige Lebensgefühl des frühen Tarantinokinos, welches später in „Once Upon a Time in Hollywood“ dankenswerterweise zurückkehrt, hat aber gleichwohl die ausgeklügelte Raffinesse in den langen szenischen Inszenierungen der späteren Werke. „Jackie Brown“ sollte dahingehend in jedem Lehrbuch vorkommen. Aber leider wird Tarantino gerade dann verkannt, wenn er am reifsten ist, wenn er, wie man fast sagen möchte, am meisten der Mensch Quentin Tarantino ist. Denn trotz allen Blut, Schweiß und Füßen hat man Tarantino nie mehr wieder so gefühlt wie hier.

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Jackie Brown ist Tarantinos gewöhnlichster und gleichzeitig ungewöhnlichster Film.

Statt coolen Gangstern gibts Menschen mit echten Problemen und Sorgen. Es wurde nicht in Scope gedreht sondern in 4:3 (Auf Blu-ray liegt er jedoch in 1.85:1 vor).
Der Gewaltgrad wurde deutlich zurück geschraubt. Der Film ist ruhig, bodenständig, eigentlich fast schon unspektakulär.
Ich kann verstehen das die Enttäuschung nach Resevoir Dogs und Pulp Fiction groß war.
Man hatte sicherlich gehofft Tarantino lässt jetzt richtig die Sau raus…aber dem war nicht so.

In den letzten 10-20 Jahren hatten wir ständig Filme wo die Welt gerettet werden muss, Filme über heftige Schicksalsschläge, Fließbandkomödien und anderen überdramatsierten Kram.

Jackie Brown verzichtet auf all das. Wir haben hier Menschen mit Ecken und Kanten die jedoch einen Heist durchziehen wollen. Es geht aber hier nicht um Millionen sondern schlicht und einfach um eine halbe Million. Auch ist keiner der beteiligten ein Profi in dem Bereich. Nicht einmal DeNiro der hier komplett das Gegenteil seiner Rolle aus Heat spielt.
Und bis es zum eigentlich Heist kommt, lässt der Film sich Zeit, viel Zeit. Allein für die Einführung von Jacksons Cordell vergehen ca. 25 Minuten. Der Film verkommt dabei aber nicht zur nolanschen Exposition sondern zeigt wie der Charakter eigentlich tickt, unter anderem in Form einer absolut großartigen Szene mit Chris Tucker.

Selbstverständlich lässt der Film sich auch für die anderen Charaktere viel Zeit. Die kennenlern Phase von Max Cherry und Jackie Brown bekommt sehr viel Raum und ist dabei wunderbar menschlich und greifbar. Und was Grier und Forster hier schauspielerisch abliefern ist ein Genuß. Die beiden wirken einfach komplett natürlich, weit entfernt von jeglichem Overacting.

Der eigentliche Höhepunkt des Films, der Heist, ist nicht sonderlich actionreich aber auch nach mehrfahrer Sichtung immerwieder spannend. Und das ist eine Kunst für sich, man weiß wie es ausgeht aber die Spannung bleibt bestehen. Es gibt nicht viele Filme die so etwas schaffen. (Zurück in die Zukunft wäre einer davon)

Ja, man kann Jackie Brown als langweilig abstempeln, eben aufgrund seiner entschleunigten Art. Für mich ist es mittlerweile eine wohltat, denn Stress, Drama, usw. gibt es schon genug im Leben.

Ein unterschätzes Meisterwerk.

Kleine Anmerkung:
In der heutigen Zeit ist der Wunsch nach einer starken Frauenrolle groß, Tarantino hat dies schon 1997 mit Pam Grier abgeliefert. Und diese Rolle ist zeitlos. Allein deswegen hat dieser Film deutlich mehr beachtung verdient.

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Jackie Brown ist mit Abstand Tarantinos reifster und anspruchsvollster Film, weil er von seiner abgedrehten Gewalt einen Schritt zurücktritt und eine fesselnde und mitreißende Geschichte bietet. Die Tatsache, dass die Gewalt in Jackie Brown so spärlich dargestellt ist, bewirkt eine deutlich höhere Wirkung, sobald sie in den wenigen Szenen vorkommt. Allein der Mord an Chris Tucker (als Beaumont Livingston) hat wegen seiner guten Inszenierung – inkl. der großartigen Kamerafahrt – einen so unfassbar großen Impact.

Die Besetzung funktioniert in allen Belangen. Tarantino beweist wieder einmal, dass er ein Händchen hat, die richtigen Schauspieler für die richtigen Rollen auszuwählen. Pam Grier ist ein unglaubliche charismatische und kraftvolle Schauspielerin. Bereits die Eröffnungsszene will uns vermitteln: Entweder man verliebt sich in sie oder man möchte so sein wie sie. Robert Forster ist in seiner Rolle überzeugend und ein ganz anderer Charakter als alle anderen in den Film. Samuel Jackson spielt Ordell so gut: einen verstörten, passiv-aggressiven Mann, der den Eindruck von Macht vermitteln will, aber aufgrund seiner Überheblichkeit keinen Plan hat, wie er richtig agieren soll. Er ist ein Bösewicht, aber er ist ein sehr charismatischer Bösewicht. Seine Frisur und sein langgezwirbelter Ziegenbart ist bedrohlich und lächerlich zugleich. Michael Keaton ist urkomisch: wie er den Cop darstellt, wertet den Film auf. Robert De Niro (als Lewis), der über weite Strecken des Films keinen erzählerischen Zweck erfüllt, aber dennoch in jeder Szene, in der er mitwirkt, seine Rolle exzellent darstellt. Robert De Niro sieht sowohl beängstigend als auch auf eine seltsame Weise harmlos aus. Bridget Fonda, als kiffende Melanie, wirkt zuerst faul und wiederborstig, die sich jedoch später (trotz ihrer Fehler) als scharfsinnige und analytische Frau entpuppt – womit Lewis am Ende nicht klar kommt und sie am helllichten Tag erschießt. Die Charakterentwicklung der Protagonisten und Antagonisten sind außergewöhnlich gut umgesetzt und folgt dem Fluss der Geschichte perfekt.

Zum Glück sind diese Schauspieler und Charaktere nicht die einzigen guten Dinge an diesem Film. Die Dialoge, vor allem die komödiantische Seite, sind hervorragend. Die Handlung ist so gut aufgebaut, überzeugend und unterhaltsam, dass es mir Spaß gemacht hat zuzusehen, wie sich der Film entfaltet. Es gibt einen beträchtlichen Teil des Films, in dem wir nicht wirklich wissen, wer am Ende als Sieger dastehen wird, und das fand ich persönlich sehr spannend.

Der Film könnte aber definitiv einen Schnitt vertragen. Es gibt ein paar Stellen, die sich ziemlich in die Länge ziehen, das hätte nicht 2 Std. 40 Min. sein müssen. Aber egal, ich habe mich nie sonderlich gelangweilt.

Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Film im selben Universum spielt wie Breaking Bad.

Eine Kino+ Hausaufgabe:

Jackie Brown (1997) ist wahrscheinlich der am wenigsten tarantinische Film, der jemals von Quentin Tarantino geschrieben oder inszeniert wurde, hauptsächlich aufgrund seiner chronologischen Reihenfolge und des Mangels an expliziter Gewalt.
Ich kann nachvollziehen, warum viele Quentin Tarantino-Fans diesen Film zu seinem schwächsten Film zählen, aber ich persönlich mag ihn und zähle ihn nicht zu seinem schwächsten Film (Death Proof (2007) ist für mich sein schwächster Film).
Der Film hat gute Dialoge und meiner Meinung nach eine sehr gute Geschichte. Alle Schauspieler, egal ob Samuel L. Jackson, Robert De Niro, Robert Forster, Michael Keaton, Bridget Fonda oder Pam Grier sind wirklich gut in Jackie Brown (1997). Die Regie ist auch wunderbar sowie der Soundtrack.
Mein einziges Problem wäre die 150-minütige Länge des Films. Man hätte locker ihn um eine halbe Stunde kürzen können.

Alles in allem bekommt Jackie Brown (1997) 4/5 Sterne von mir.

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KINO+ Hausaufgabe Jackie Brown

Mich hat die Wahl sehr gefreut, da ich schon seit längerem unbedingt mal wieder Jackie Brown sehen wollte. Es ist für mich der zweitbeste, schönste und sowohl auch unterschätzteste Film von Tarantino und gehört zweifellos zu seinen Meisterwerken. Nicht zu unrecht, sieht Wolfgang M. Schmitt diesen Film als seinen Lieblingstarantino.
QT zeigt hier weniger rasante Gewaltspiralen, sondern dieses mal seine andere Seite: dass er ein hoffnungsloser Romantiker ist und das ist gut so! Die Dialoge sind reifer, wodurch einige Figuren sich viel besser entwickeln können, aber immer noch großartig und können unterhaltsam sein, denken wir allein an die Szenen wo Samuel L. Jackson seine Mitstreiter wieder gegen die Wand redet. Die Hommage an das Blaxploitation-Kino ist unverkennbar und Tarantino zeigt wieder, dass er ein gutes Händchen für Musik hat. Und was für ein genialer Schachzug ist es die Geldübergabe in einem Einkaufszentrum zu verlegen, was ja schlechthin eine Verkörperung der Konsumwelt ist. Noch dazu scheint niemand so ganz zu wissen, wie viel Geld, wohin und wer damit alles zu tun hat. Diese Szene, dann aus mehreren Perspektiven zu zeigen, was jetzt nichts ungewöhnliches in der Filmhistorie ist, denkt man z.B. an Kurosawas „Rashomon“, wirft uns dann stark in die Position des Beobachters, wodurch man immer dazu gezwungen wird immer und immer wieder zu sehen, wie komplex das Spiel mit dem Geld ist und niemand die Konsumwelt so richtig durchschauen kann bzw. unser Blick darauf jedes Mal verzehrt werden kann.
Ich könnte nicht aufhören Jackie Brown zu loben. Es gibt noch viele Dinge und Themen die man hier hervorheben kann und finde er wird immer besser und wichtiger unter den Tarantino-Filmen.

KINO+ Hausaufgabe Jackie Brown

Jackie Brown ist quasi der einzige Tarantino-Film den ich nur 1 oder 2 mal gesehen hab und das ist Jahre her. Ich hatte vage im Kopf das er mir nicht ganz so viel Spaß wie die anderen Klassiker gemacht hat, ich aber auch nicht verstehen konnte dass der Film häufig so untergeht wenn es um Tarantinos Schaffen geht.

Der Rewatch hat diese Erinnerungen nur bestätigt. Bei gleicher Laufzeit wie Pulp Fiction gibt es hier nur einen Handlungsstrang und dementsprechend auch nur einen Bruchteil der Figuren, die dafür aber umso mehr Zeit kriegen. Der Film wirkt nicht nur deswegen deutlich ruhiger, auch die Tarantino-typische Gewalt ist in Jackie Brown sehr zurückgefahren. Trotzdem merkt man ständig das man hier einen Tarantino sieht: die Inszenierung, die Dialoge, die Musik und die Charaktere selbst sind genau so cool wie man das bei Tarantino erwartet.

Das große Finale nacheinander aus mehreren Perspektiven zu erzählen funktioniert wunderbar, da dem Zuschauer auch oft nicht alle Fakten an die Hand gegeben werden und sich erst so nach und nach erschliessen. Die Darsteller gehen alle wunderbar in ihren Rollen auf, und die deutsche Synchro passt nahezu perfekt.

Durch das getragenere Tempo wird man dann aber halt nicht so mitgerissen wie das bei einem Pulp Fiction zum Beispiel der Fall ist, was für mich den leicht geringeren Spaßfaktor erklärt. Vorteil davon ist natürlich dass der Film hervorragend altert, zumindest wenn man alt genug ist um zu wissen was Kassetten sind.

Definitiv einer der unterschätzteren Tarantino-Filme, 4 von 5 Sternen.