Achtung, der Ritter kommt.
Spielern die einen Tag älter sind, werden diese Warnung kennen, es handelt sich um eines der ersten Echtzeitstrategiespiele bzw. RTS Titel des Bullfrog-Studios: Dungeon Keeper.
Gleich zu beginn räume ich ein, dass es wahrscheinlich nostalgische Verklärt ist, die mich hierzuhinreißt, aber bei den Qualitäten des Spiels, ist das auch garantiert nicht das einzige.
Als junges Kind, installierte ich die Demo auf unserem 286er dieses Spiels und war völlig überfordert von dem Pixelbrei den ich zu sehen bekam. Ein Eingang ? Käfer ? Goldabbauen, was zur Hölle soll diese riesige Kralle da als Mauszeiger ? Nichts gerafft, deinstalliert.
Einige Zeit später bekam ich durch die Gold Games Collections die Vollversion in die Hände und war völlig geflashed, von dieser düsteren Reise unter Tage.
Viele Jahre später gab es nocheinmal einen Anlauf, zwar hatte ich es auch schon als Kind durchgespielt, aber ich wusste bereits um die Alleinstellungsmerkmale dieses Titels.
Technische Schwierigkeiten haben diesem Unterfangen aber ein frühes Ende bereitet, das Spiel ruckelt bzw. hat eine katastrophale Framerate und selbst die HighRes Version ist eine Zumutung. Nun jetzt vor wenigen Tagen, gab’ ich der Gog Version wieder mal eine Chance, zu erst mit ähnlichen Problem, aber wie der Zufall es so wollte, erfuhr ich von der Keeper FX Mod, die die Auflösung und Framerate aufbohrt und einige Kampagne hinzufügt. (Ja, komplette Kampagnen, nicht einzelne Level)
Nach anfänglichen Hürden, ich hätte fast aufgegeben weil ausdrücklich geschrieben wurde, dass man die originalen CDs oder eine gemountete ISO braucht, um diese Mod spielen zu können, kam dann doch noch der Glückstreffer schlechthin: Es gibt eine Version, die man einfach in den Dungeon Keeper Ordner zieht und die funktioniert.
Ich war schon dabei die Geschichte aufzugeben, aber dann hat es doch noch geklappt.
200 IQ Glück.
Lange Rede, kein Sinn. Ich bin immer noch völlig geflashed von den Qualitäten und der Detailverliebtheit dieses Spiels. Einige Veranschaulichungen und Erklärungen:
Der Spieler schlüpft in die Rolle eines sog. Keepers, dieser kontrolliert sein Erdreich unter Tage, lässt durch die Arbeiter, die Imps, erde abbuddeln, baut verschiedene Räume für seine Untertanen und ein Keeper ist vorallem eines: Böse.
Das kommt auch noch dadurch zur Geltung, dass auf der Oberwelt, die die Städte zeigt, sprichwörtlich untergraben werden. Die Voiceover-Stimme beschreibt diese Quellen der Freude, als Hoffnungsvoll, voller Licht und Feste, die allesamt erobert werden wollen, für damalige Verhältnisse ein echter Paradigmenwechsel.
Es werden also Goldkammern gebaut, für die tausenden Goldstücke die die Imps abgraben, verstecke für die Kreaturen, hühnerfarmen, trainigs, bibliotheken zum Forschen für neue Zaubersprüche (die der Keeper mit dem Cursor beispielsweise auf Kreaturen wirkt) und Räume, brücken um über Lava- und Wassergebiete zu gelangen, alarmposten, schmiedekammern für Fallen und Türen, gefängnise um Gegner und Neutrale Kreaturen einzusperren (oder die eigenen wenn man möchte) die nach dem Ableben zu Skelleten wiederauferstehen, folterkammern die z.B. Informationen über das Dungeon des gegnerischen Keeper aus Kreaturen herrausquetschen oder den totgefolterten zu einem Geist auferstehen lassen, in barraken können teams gebildet werden, auf einem Friedhof verrotten die Leichen zu Vampiren, in den sog. Scavenger Rooms, können gegnerische Kreaturen bekehrt oder neue Kreaturen der gleichen Sorte aus dem Eingang angelockt werden.
Natürlich darf der wichtige Tempel nicht fehlen, hier kann man Kreaturen opfern und mit dem richtigen Rezept, kann man somit einen ikonischen Horned Reaper beschwören, der viel Gold für das Training verschlingt, permanent wütend ist und sogar die eigenen Leute angreift und kaum richtig zu kontrollierten ist aber vorallem macht er eines: Gegner im Alleingang in Stücke hacken.
Jeder der oben beschriebene Räume lockt verschiedene Kreaturen aus dem übernommenem Eingang an, darunter: Käfer, fliegen, trolle, orc-krieger, teufler, zauberer, spinnen, eiserne-jungfrauen, höllenhunde, dämonenechsen und Drachen (Kurze Sidestory, ich weiß noch, wie ich es als Kind kaum fassen konnte, das einer meiner Dämonenechsen über Level 10, dem Maximum, hinaustrainierte und sich zu einem Level 1 Drachen weiterentwickelte) und damit nicht genug, so haben doch jeder dieser Kreaturen, individuelle Stärken und Schwächen, ja gar Statuswerte und eigene Zaubersprüche für ihre Klasse, selbst eigenarten die noch mehr für die Detailverliebtheit zeugen, beispielsweise braucht ein Geist keine Nahrung. Kleine Randnotiz: WarCraft 3 erschien gute vier Jahre später, mir schwamt auch, dass die dortige Spielmechanik des Upkeeps, nicht ganz unwesentlichen von Dungeon Keeper und dem sog. Zahltag beeinflusst worden ist, kreaturen verlangen auf Dauer nämlich Unterhalt, der in Gold bezahlt wird, ganz ähnlich als hätte man eine größere Armee in dem Blizzard-Titel. Okay, seisdrum, es gibt noch unzähliges mehr zu der Detailverliebtheit zu erzählen, beispielsweise erlernen die normalen Arbeiter nach einiger Zeit, auf Level 3, im Kampftraining, den Geschwindigkeits-Buff, der ihr Arbeitstempo mehr als verdoppelt, per Rechtsklick kann der böswillige Keeper die fleißigen Imps auch noch klatschen und sie zu noch schnellerer Arbeit auffordern, was den düsteren Spielstil nur nochmals unterstreicht. Hat man seine Armee ausreichend trainiert, einige neutrale Kreaturen und/oder den gegnerischen Keeper besiegt, erscheint der Finale Boss des Dungeons, ein abgesandter der Oberwelt und des Lichts: Der Ritter und sein Gefolge.
Ist auch dieser Kampf bewältigt, gilt das Level als geschafft und man kann zum nächsten vorranschreiten.
Dieses Spiel hat auch heute noch seine Fangemeinde, so kam eben die inoffiziele Fanexpansion zustande, mit selbstgebauten Leveln und Performanceverbesserungen.
Ich kann dieses Spiel nur uneingeschränkt weiterempfehlen, auch wenn der Pixelbrei zum Teil wirklicher Augenaids ist über den man erstmal lernen muss hinwegzusehen. Das Spiel hat so viel mehr zu bieten, unter anderem einen ganz schön knackigen Schwierigkeitsgrad (Gerade in den Fanmade-Leveln) So entdeckte ich auch erst vor kurzem, durch ein Speedrun-Video eines speziellen Level, dass das Spiel auch eine ganz schön hohe Skilldecke haben kann, möchte man wirklich gute Macro- und Micromanagen, vielleicht sogar mit Sonderregelungen,
Zu guter letzt möchte ich noch sagen, aus meiner persönlichen Meinung herraus, dass dieses Meisterwerk so perfekt ist, wie es ist. Daran lässt sich nichts mehr verbessern, gesehen hat man das an dem katastrophalem zweiten Teil, an geistige Nachfolger und Kopien, die alle nicht an die Klasse des Originales herrankommen, auch im Sinne von Menuführung, übersichtlichkeit und vorallem, dem schwarzen Humor, denn alles was neu hinzukommt und glaubt eine Sinnvolle Erweiterung zu sein, entfernt sich eigentlich nur noch mehr von diesem gritty und düsterem Kern und verfälscht es.
Achja, vor wenigen Jahren wurde eine Botschaft im Code des Spiel gefunden, eine Mahnung der Entwickler, die sich über die absolut kranken Arbeitszeiten beschwert haben, sechzehn Stunden täglich, sieben Tage die Woche, waren wohl keine Seltenheit, einige haben ihr Soziales- und Familienleben völlig aufgeben müssen, um weiterhin dranzubleiben und heutzutage sind solche Crunchtimes keine Ausnahme mehr.
Der letzte Satz der in diesem Text stand war Sinngemäß: “Wir hoffen, es gefällt euch.”
Ja… holy fuck… Das tut es.