Low Budget Hobby-Astronomie-Guide

Hi Leute!

Ich beschäftige mich mittlerweile seit etwa 2 Jahren hobbymäßig mit Astronomie und dachte mir, ich schreib mal nen Guide für kleine Geldbeutel.

Kurzer Disclaimer vorab: Ich versuche, meine Tipps so vereinfacht wie möglich und so vollständig wie gerade nötig zu halten. Aus diesem Grund empfehle ich euch, das Ganze mit ner gesunden Skepsis zu sehen und euch auch über andere Quellen zu informieren.
Ich bin längst kein Profi. Ich glaube, das erkennt man ganz gut an der Art, wie ich schreibe.
Aber ich hoffe, dass diejenigen unter euch, die noch nie mit dem Thema zu tun hatten mit diesem Guide eine einfache und praktische Hilfestellung bekommen.
Für die sachlichen Fehler in diesem Artikel werden mich die echten Astronomen unter euch bestimmt noch zur Rede stellen. Aber legen wir doch einfach mal los.

SPAAAAACE!

Astronomie kann ein faszinierendes Hobby sein, bei dem man ne Menge Zeit im Freien verbringen kann und endlich mal ne gute Ausrede dafür hat, warum man jetzt schon wieder bis 4 Uhr morgens wach war.
Achja, und so Lichter-Gedöns sieht man dabei auch noch.

Erwartet bei euren Beobachtungen aber keine optischen Wunder. Mit einem handelsüblichen Teleskop werdet ihr nicht plötzlich Bilder in Hubble-Qualität zu sehen bekommen.

Dafür ist euer Tubus nicht groß genug (that’s what she said), euer Auge sieht leider kein Röntgen- oder Infrarotlicht, und außerdem ist hier unten auf der Erde dummerweise die Atmosphäre im Weg.
Die wabbelt mit ihren warmen und kalten Luftschichten hin und her, wie das manchmal über einer Heizung der Fall ist. Und erschwert dadurch die Bildschärfe bei Objekten, die außerhalb dieser Atmosphäre liegen (sprich, so gut wie alles im Universum).
Wenn ihr also sowas zu sehen bekommt, ist das schon richtig gut:

Und auch wenn das auf den ersten Blick ernüchternd scheint – es ist etwas ganz anderes, Jupiter oder Saturn mit den eigenen Augen zu sehen, statt einfach nur NASA-Fotos anzugucken.
Ich mein, nix gegen NASA-Fotos. Aber Ersteres ist wahrlich der Mindblow schlechthin.
Sobald man nämlich einen Stern oder Planeten direkt vor sich sieht, wird einem erst richtig bewusst, dass diese Orte real sind. Und man selbst auch nur auf einem größeren Steinbrocken durch einen unvorstellbar riesigen Raum fliegt. Das gibt einem auf eine gewisse Art eine neue Perspektive. Verortet einen im Universum. Und zeigt einem nochmal auf, wo der eigene Platz ist.

Wer jetzt bei dieser fürchterbaren Mindfuckery Interesse bekommen hat, möge weiterlesen. Ich erklär euch jetzt ein bisschen, wie der Spaß hier so läuft.

TL;DR

Einige von euch wissen vielleicht, dass das Hobby preislich gesehen nach oben hin keine Grenzen kennt.
Um es ganz kurz zu machen: Preis-Leistungs-mäßig kommt man mit einem Spiegelteleskop am Besten weg. Darum behandelt mein Guide fast nur diese Art von Teleskopen. Um wie die anderen coolen Kids zu sein, nennen wir sie ab jetzt Reflektor-Teleskope.

Und für die, die jetzt schon nicht mehr lesen wollen:

  • Am Allergünstigsten startet man mit einem lichtstarken Fernglas. Am Besten inklusive eines Stativadapters und nem handelsüblichen Fotostativ. Die Instabilität von Händen wird mit ner Vergrößerung nochmals verstärkt, also lohnt sich hier die Investition in das Stativ.
    Ein Fernglas ist auch ne nette Sache für Leute, die daneben stehend darauf warten, durchs richtige Teleskop zu schauen. Also so ne Art Teleskop Light, während jemand gerade das Hauptteleskop benutzt.
    Außerdem kann man sowohl Fernglas als auch Stativ für andere Zwecke als nur für Astronomie benutzen. In diesem Sinne, win-win.
  • An zweiter Stelle steht dieses kleine Teleskop hier. Es muss für den Gebrauch allerdings auf einer erhöhten Unterlage stehen. Wie z.B. auf einem Tisch oder einer Motorhaube oder so. Davon abgesehen ist dieses Modell ein guter Einstieg in das Hobby, wenn man wirklich knapp bei Kasse ist.
  • Richtig spaßig wird’s ab dieser Preisklasse hier. 130mm Öffnung ist schon mal ne gute Sache. Allemal besser, als das, was man im Supermarkt bekommt. Daran lassen sich sehr schön die Grundlagen erlernen. Und gut was zu sehen gibt’s nebenbei auch noch. Sofern man etwas hat, wo man’s draufstellen kann.
    Meine persönliche Empfehlung als Kompromiss zwischen Portabilität und Bildqualität. Also wenn ihr kein Auto habt: Das ist das Teleskop für euch. Passt gerade noch in den Rucksack.
  • Langfristig gesehen macht ein 150mm (6”) oder 200mm (8”) Dobson-Reflektor am Meisten Sinn. Wenn ihr genug Geld dafür habt: kaufen, aufbauen, fertig.
    Damit bekommt man das Meiste für sein Geld. Und kann auch später noch viel Freude damit haben.

Dobsons sind aufgrund ihres simplen Aufbaus nochmal der Preis-Leistungs-King unter den Reflektor-Teleskopen. Nirgendwo sonst bekommt man so große Spiegel für vergleichsweise so wenig Geld.
Ihre Konstruktion ist aber gleichzeitig auch einer ihrer Nachteile.
Die richtig großen Dobson-Teleskope sind ziemlich wuchtig. Die Top-Modelle ragen aufgebaut teilweise über einen Menschen hinaus.

Und müssen aus dem Grund im auseinandergebauten Zustand mit dem Auto transportiert werden.
Zumindest wenn es sich nicht gerade um meine vorhin erwähnten Mini-Dobsons handelt.

Außerdem gleichen sie im Gegensatz zu sogenannten parallaktisch montierten Teleskopen nicht die Erdrotation aus. Was bedeutet, dass man eigentlich alle paar Minuten bis Sekunden das Teleskop komplett neu einstellen muss, um dem Objekt zu folgen, welches gerade schön aus dem Sichtfeld rausgewandert ist. Die Erde dreht sich oft schneller als man denkt.

Aufbau eines Reflektor-Teleskops

Im Unterschied zu klassischen, sogenannten Refraktor-Teleskopen sind Reflektoren nicht wie Seefahrer-Fernrohre mit zwei vergrößernden Glaslinsen aufgebaut. Stattdessen finden sich bei Reflektoren hinter der Tubus-Öffnung zwei Spiegel. Ein größerer Haupt- und ein kleinerer Fangspiegel. Die beiden Spiegel sind so aufeinander ausgerichtet, dass das Licht, welches durch die Öffnung auf den Hauptspiegel trifft, vom Fangspiegel direkt Richtung Okular, und somit Richtung eurer Augen gelenkt wird.

Warum das gemacht wird, ist relativ einfach. Und erklärt auch gleichzeitig ein bisschen, wie Optik allgemein funktioniert. Der Durchmesser des großen Spiegels ist größer als der einer menschlichen Iris. Dadurch kann viel mehr Licht aufgenommen werden, welches dann freundlicherweise an unsere nicht sonderlich nachtsichtigen Augen weitergeleitet wird.
Dadurch passiert es, dass man mit einem Blick ins Teleskop plötzlich viel mehr Sterne sehen kann, als mit dem bloßen Auge. Das Teleskop vergrößert Dinge nicht nur, es zeigt einem auch für das bloße Auge unsichtbare Objekte.

Und je größer der Durchmesser der Öffnung (und des Hauptspiegels) ist, desto mehr Licht kann mit dem Instrument eingefangen werden.

Worauf sollte man beim Teleskop-Kauf achten?

Grundsätzlich lässt sich die Länge des Wegs, den das Licht zurücklegen muss, auf die Vergrößerung des Bilds übertragen. Also wenn euer Tubus länger ist ( ͡° ͜ʖ ͡°), kann man davon ausgehen, dass die Vergrößerung bei gleichem Durchmesser größer sein wird.
Diesen Abstand, den das Licht zurücklegt, nennt man in der Optik auch die Brennweite.

Eine ganz gute Faustregel lautet: Je mehr Durchmesser man für sein Geld bekommt, desto besser. Lasst euch also nicht allein von der Vergrößerung verführen. Vergrößerung ist zwar nice to have. Aber wenn ihr nur ein verschwommenes, kontrastarmes Bild vergrößert, auf dem nix richtig zu erkennen ist, macht das nicht besonders viel Sinn, oder? Zumal ihr Vergrößerung sehr günstig mit einer sogenannten Barlow-Linse nachrüsten könnt.

Eine Warnung an dieser Stelle: Supermarkt-Teleskope, die für Kinder vermarktet werden, sind in den meisten Fällen großer Mist. Das liegt hauptsächlich daran, dass die einzelnen Teile möglichst billig sein müssen, damit der kleine Timmy kein zu teures Geschenk zu seiner Bar Mitzwa bekommt.
Vernünftige optische Instrumente kosten leider immer noch ne Menge Geld.

Das Ergebnis dieser Kombination aus billigen Einzelteilen sind verschwommene Bilder, Abbildungsfehler und/oder wackelnde Stative. Soche eher unschönen Sachen trüben die Freude an der Sternbeobachtung. Ihr wollt, dass euer Teleskop stabil steht und nicht bei jeder kleinsten Berührung oder nem Windstoß anfängt, zu wackeln. Wenn ihr dann nämlich versucht, etwas mit ner 150-fachen Vergrößerung anzuschauen, zittert das Bild entsprechend auch 150 Mal stärker. Je mehr Vergrößerung ihr drin habt, desto problematischer wird das Ganze.

Es lohnt sich, bei nem großen, und demnach schwereren Tubus eine ausreichend schwere Montierung zu haben, die dessen Gewicht ausgleicht und somit das Zittern ausreichend reduziert.

Okulare

Die Teuerste, aber gleichzeitig auch wichtigste Investition nach dem Kauf eines Teleskops sind Okulare. Bei Kaufhaus-Teleskopen, bzw. bei günstigen Teleskopen allgemein wird oft an genau dieser Ecke gespart.
Es lohnt sich also oftmals, zum neuen Teleskop gleich schon neue Okulare mitzukaufen.
Achtet darauf, dass es sogenannte PLÖSSL Okulare sind. Die sind angenehm zu benutzen und stellen das Bild fehlerfrei dar.

Das Gute an dieser Investition ist, dass Okulare einheitliche Größen haben (standardmäßig 1,25 Zoll). Und somit mit den meisten handelsüblichen Teleskopen kompatibel sind. Falls ihr euch also irgendwann dafür entscheiden solltet, euch ein besseres Teleskop zuzulegen, könnt ihr problemlos eure alten Okulare damit verwenden. Die werden mit der Zeit nicht schlechter. Höchstens ein bisschen staubig.

Genauso wie euer Teleskop haben auch diese Okulare eine eigene Brennweite. Die genaue Vergrößerung ist abhängig davon, welches Okular man mit welchem Teleskop einsetzt.
Wenn ihr die Vergrößerung berechnen wollt, gibt es ne simple Formel.

Teleskop-Brennweite : Okular-Brennweite = Vergrößerung

Wenn mein Teleskop also z.B. eine Brennweite von 600mm hat und ich ein 25mm Okular einsetze, ergibt sich folgende Rechnung:

600 : 25 = 24-fache Vergrößerung

Wenn man diese Rechnung anwendet, merkt man auch, dass man mit einer kleineren Okular-Brennweite höhere Vergrößerungen erreicht!

Zum Beispiel:

600 : 4 = 150-fache Vergrößerung

Das 4mm-Okular bietet also eine weitaus höhere Vergrößerung, als das 32mm-Okular!

Eine ganz gute Kombination ist z.B.

  • ein Okular mit einem großen Sichtfeld, das recht wenig vergrößert, um Objekte einfacher zu finden. Und um großflächige Strukturen wie Sternhaufen, Nebel und/oder die Andromeda-Galaxie oder sowas zu beobachten.
  • Eines mit einer hohen Vergrößerung für Planeten.
  • Eventuell eins irgendwo in der Mitte.

Eine Barlow-Linse ist an diesem Punkt allerdings wichtiger, als das mittlere Okular.

Barlow-Linsen gibt es in mehreren Ausführungen. Für gewöhnlich werdet ihr wahrscheinlich eine 2x-Barlow finden. In diesem nützlichen Ding findet euer Okular Platz, bevor es im Teleskop platziert wird. Und abhängig davon, ob es eine 2x- oder 3x- Barlow ist, teilt es die Brennweite eures Okulars durch 2 oder durch 3.
Wenn ihr also z.B. ein 32mm-Okular in eine 2x-Barlow einsetzt, habt ihr auf einmal ein 16mm-Okular, und demnach gleich eine höhere Vergrößerung! Mit so einer Barlow-Linse verdoppelt man also faktisch mal eben die Anzahl seiner Okulare.
Eine Anschaffung lohnt sich demnach sehr. Die Dinger sind auch echt vergleichsweise günstig.

Achtet darauf, dass ihr bei Okularen in Kombination mit einer Barlow keinen “doppelten” Kauf macht. Also achtet z.B. darauf, dass ihr kein 10mm Okular zu einem 20mm Okular dazukauft, wenn ihr schon eine 2x-Barlow habt.
Das wäre rausgeschmissenes Geld.

Farbfilter für mehr Details

Zusätzlich zu den Okularen empfehle ich, euch Farbfilter zuzulegen. Diese bunten Glasplättchen schraubt man unten ans Okular, bevor man’s ins Teleskop steckt.
Richtig eingesetzt holen diese Filter nochmal mehr Kontrast und überraschenderweise auch etwas Schärfe aus dem Bild raus. Mondkrater oder die Streifen auf Jupiters Oberfläche werden auf einmal deutlicher erkennbar.
Der passende Farbfilter verbessert die Details speziell bei Planetenbeobachtungen nochmal erheblich! Also lohnt sich auch hier die Investition auf jeden Fall.

Teleskop-Kauf am eigenen Beispiel

Kleine Geschichts-Stunde aus meinem Leben: Bevor ich mir mein erstes Teleskop kaufte, informierte ich mich mehrere Wochen (Monate?) über die verschiedenen Arten von Teleskopen, ihre jeweiligen Vor- und Nachteile, und natürlich die Preise. Besonders die Preise törnten mich mit meinem mickrigen Studenten-Gehalt derbe ab. Ich wollte nicht gleich nen halben Tausender in etwas investieren, wovon ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal wusste, ob es mir gefallen würde.

Meine Zielsetzung war Folgende: Ich wollte ein halbwegs vernünftiges Starterset für etwa 100€ haben, das ich mit einigen guten Okularen pimpen konnte. Um später mitsamt dieser Okulare auf ein besseres Teleskop upgraden zu können, falls mir das Hobby wirklich gefallen sollte.

Am Ende landete ich beim Celestron FirstScope 76. Dabei handelt es sich um ein extrem einfach zu bedienendes, handliches Einsteiger-Teleskop in der zuvor erwähnten Dobson-Bauweise. Mein neuer Mini-Dobson war insgesamt betrachtet günstiger als das ganze Zubehör, was ich mir nach und nach dazu holte. Ich hatte also irgendwann ne kleine Sammlung an Okularen und Farbfiltern. Außerdem hatte das FirstScope ein Laser-Sucher-Fernrohr drauf, für einfacheres Auffinden von Objekten. Und mit diesem ganzen Equipment konnte ich sehr bequem von meiner Fensterbank aus den Nachthimmel beobachten.

Leider wohne ich mitten in der Großstadt. Und wie man sich denken kann, sieht man dank der Lichtverschmutzung (ja, das ist ein echtes Wort) in den Ballungsräumen so gut wie nichts.

Ich musste also aus der Stadt raus, um da oben wenigstens ein paar Sterne mehr erkennen zu können.
Um es kurz zu machen: Das kleine Dobson brauchte eine Tischplatte oder ähnliche Unterlage, um aufgestellt zu werden. Ich hatte leider keinen Tisch parat. Mein Aufbau sah also folgendermaßen aus:

Ich konnte da draußen auf jeden Fall mehr erkennen als auf meiner Fensterbank zuhause. Hatte danach aber auch fürchterliche Nackenschmerzen.
Da ich auch langfristig keine passende, einklappbare Unterlage finden konnte, die man mal eben so ne Stunde lang mit sich rumschleppen konnte, musste ein neues Modell her. Das war wirklich der einzige Grund, warum ich das FirstScope ersetzt hab.

Mein aktuelles Low Budget Teleskop ist das Bresser Venus 76/700. Und eigentlich rate ich von so einem Modell ab. Wie ich mittlerweile weiß, ist das auch nur eine Stufe über nem Supermarkt-Modell.
Wie ihr an der ersten Zahl erkennen könnt, hat es den gleichen Spiegeldurchmesser wie das FirstScope 76.
Die 700er-Brennweite hört sich vielleicht auf den ersten Blick nett an. Aber eigentlich ist das für diesen Durchmesser schon zuviel. Ich merke gegenüber dem FirstScope bis auf die höhere Vergrößerung (bei gleicher Bildschärfe wohlgemerkt) keinen nennenswerten Unterschied. Wegen dieser hohen Vergrößerung setz ich auch meine Barlow-Linse kaum noch ein.
Außerdem musste ich leider zu spät feststellen, dass diese Montierung mitsamt des Alu-Stativs doch ziemlich instabil ist. Das Teleskop wackelt deutlich bei den kleinsten Berührungen. Das Problem kann man durch smartes Verhalten (sprich, möglichst wenig anfassen) halbwegs umgehen. Aber auf Dauer ist es schon nervig.
Es war halt zu einer Zeit, als ich noch studiert hab und einfach extrem wenig Geld hatte. Und ich wollte etwas, was man wie gesagt nicht auf etwas zu stellen braucht. Aber naja, heute weiß ich’s besser.
Das Upgrade ist auch schon auf dem Weg. 130mm vs 76mm. Das wird ein deutlich sichtbarer Unterschied. Als Unterlage hol ich mir einfach nen einklappbaren Alu-Hocker. Hoffentlich wird es bald etwas wärmer hier im Norden. Dann kann man auch nachts länger draußen rumstehen, ohne sich den Arsch abzufrieren.

Meine Sternbeobachtungs-Routine

So geh ich normalerweise vor.

  1. Recherche: Wann kann man was am Besten beobachten? Datum notieren.
  2. Mit Stellarium den Himmel für die entsprechende Nacht testhalber durchgehen. So kann man z.B. exakt voraussehen, zu welcher Uhrzeit ein bestimmter Himmelskörper über dem Horizont erscheint usw.
  3. Am Tag der Wahrheit den Wetterbericht checken. Ist der Himmel klar? Falls es bewölkt ist, kann man gleich zuhause bleiben. Gibt es Wind? Wind sorgt für unscharfe Bilder und ein wackelndes Teleskop. Wann wird es überhaupt dunkel genug? (Normalerweise erst ab Mitternacht so richtig.)
  4. Isokanne mit wärmendem Tee, sicherheitshalber zu warme Klamotten und Campingstuhl mitnehmen. Is manchmal etwas ungemütlich da draußen.
  5. Teleskop aufn Rücken spannen und ab in die öffentlichen Verkehrsmittel. Wir sind ja Low Budget, nicht wahr? Zum Glück wiegt meins mit allem nur 10 statt 20 Kilo oder so.
  6. Eine Stunde aus der Stadt rausfahren, nochmal ne halbe Stunde zu Fuß auf ner Landstraße, bis ich direkt zwischen drei Dörfern auf nem Feld stehe.
  7. Aufs Feld stellen, aufbauen, ???, PROFIT!
  8. Um 4 Uhr morgens die erste Bahn zurück in die Stadt nehmen.

Schlusswort

Es gibt noch viel mehr zu lernen über Teleskope und Astronomie im allgemeinen. Dieser Guide ist der Einfachheit halber ziemlich einseitig gehalten. Ich freue mich über jegliches Feedback. Und werde versuchen, es in diesen ersten Post einzubauen.

Falls ihr Interesse bekommen habt, sind hier nochmal weiterführende Links:

Weltraum: Crash Course Astronomy - SciShow Space - PBS Space Time - Sternengeschichten Podcast
Teleskope: Choosing your first telescope - Telescope Basics Playlist

Stellarium - Ein extrem nützliches Tool, um Bewegungen der Sterne vorherzusehen. Ohne vorher die Lage gecheckt zu haben, geh ich nicht ausm Haus. Gibt’s auch im Apple App Store und im Google Play Store. Dank GPS-Sternenkarten-Funktion auch sehr nützlich vor Ort, wenn man wissen will, in welcher Richtung man welchen Himmelskörper findet.

Space Engine - Ein sehr schönes 3D-Planetarium, in dem man unter anderem durchs All fliegen und auf jedem Himmelskörper landen kann. Kostenlos, aber Windows only. Benötigt einen halbwegs mächtigen Rechner.


Ich hoffe, diese Übersicht hat jemandem weiterhelfen können.
Und Kudos dafür, dass ihr diese Wall of Text bis zum Ende durchgehalten habt!

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Chapeau, sehr schöner Beitrag!

Dieses Bild trifft es übrigens wirklich gut. Als ich klein war hatten wir ein Teleskop, welches ich gelegentlich benutzen durfte.
Ich finde Astronomie zwar interessant, aber das beschränkt sich bei mir auf Dokumentationen ansehen und Bücher darüber lesen. :smile:

Sehr gut geschrieben, bekommt man echt Lust aufs Hobby!

Kann ich mir denken, dass das dezent das Hirn überwältigt.
Allein auf der Website, die du verlinkt hast, benötigt man mit Lichtgeschwindigkeit beim Scrollen 5,5h, bis man bei Pluto ankommt. Ich hatte bis Mars zwar deutlich schneller von Hand gescrollt, dann kam die Info, dass ich bis zum nächsten die bis dato dreifache Strecke zurücklegen muss und habe lächelnd kapituliert.

Schöner Text.

Was für ein Dobson bräuchte man eigentlich, um Objekte aus der lokalen Gruppe zu sehen, sowas wie Andromeda oder die Magellanschen Wolken? Also wirklich was sehen, jetzt keine wahnsinnigen Details aber zumindest mehr als einfach nen verschwommenen Fleck. Geht das schon mit nem 8-Zoll Dobson, oder braucht man da 10 und mehr? Ab 10 Zoll sind die Dinger nämlich langsam so wuchtig, dass ich mir vorstellen kann, es ist ne Katastrophe die zu bedienen. Davon abgesehen, dass die dann auch in ein Preissegment von nem Highend Gaming PC und höher aufsteigen.

Sehen kann man schon mit dem 200mm/8" so einiges. https://goo.gl/E4r0wl Auch mit meinem 5-Zöller werd ich da schon auf jeden Fall andeutungsweise was sehen.
Allerdings wie du schon sagst, mit dem bloßen Auge tatsächlich nur verschwommene Flecken, wenn es sich um so Deep Sky Objekte, wie Nebel oder Galaxien handelt. Die bleiben dabei für das menschliche Auge weitestgehend farblos. Egal, ob 6", 8" oder 20". Es sei denn, man ist an nem Ort mit extrem wenig Lichtverschmutzung (Südamerika oder in der Sahara oder so).
Du kannst auch mit diesem Google Earth Overlay checken, ob bei dir in der Nähe zufällig ein richtig dunkler Spot ist: http://eoimages.gsfc.nasa.gov/images/imagerecords/79000/79803/black_marble.kml
Wenn man anfangen will, Farben reinzubekommen, muss man damit anfangen länger zu belichten. Sprich, ne Foto-Kamera an den 8-Zoller zu schrauben, und so richtig Astrofotografie zu betreiben. Der hat soweit ich weiß auch ne „Schnittstelle“, nämlich nen größeren Okularauszug, wo ne Spiegelreflexkamera leichter angeschlossen werden kann.
Ab diesem Moment kommt aber das Problem der Dobsons für Astrofotografie zum Tragen. Die gleichen nämlich wie gesagt nicht so einfach die Erdrotation aus. D.h. wenn man da ne Minute mit seiner Cam belichtet, ist die Galaxie schon wieder aus dem Sichtfeld gewandert und aufm Foto sieht man nur nen seitlich verschmierten Fleck.
Also macht es vielleicht ab dem Moment Sinn, sich ein Teleskop mit computergestützter GoTo-Funktion zu holen, was das ständige neu Einstellen für einen erledigt. So dass die Kamera das Objekt immer perfekt in der Mitte hat, und lange belichten kann. Das ist allerdings auch entsprechend nochmal teurer.
https://www.amazon.de/gp/aw/d/B000P2ZPB2/ref=aw_wl_ov_dp_1_5?colid=NO12MTK9Y7K4&coliid=I2VW8U26SUSX5E
Wenn man dann das unkomprimierte RAW-Foto in Photoshop oder Lightroom oder so packt, bekommt man mit ein bisschen Regler schieben schon fast seine Hubble-mäßigen Bilder raus. Zumindest sind dann auf jeden Fall die Farben mit drin.
Man könnte natürlich versuchen, die Röhre aus der „Rockerbox“ zu nehmen (der untere Teil eines Dobson), und sie auf ne parallaktische Montierung zu setzen. Aber dann finde mal ein Stativ, das schwer genug ist für so nen Oschi :smiley: Ab da geht wieder das Zittern los. Darum sind Reflektoren ab ner gewissen Größe öfter als Dobson-Modell erhältlich. Weil es trotz seiner genannten Nachteile einfach mal wie’n Fels steht.

Ach, ich seh ja jetzt erst, du bist ja der Neue aus der Grafikabteilung. Willkommen an Bord :smile:
Mit dem 8 Zoll kriegt man ja wirklich schon ein paar hübsche Ergebnisse. Ja die Lichtverschmutzung ist natürlich ein Problem, allerdings wohn ich auch so ziemlich auf dem Land, ist zwar nicht unbedingt die Atacama Wüste in Peru mit ihren ganzen Sternwarten, aber zumindest besser als in oder neben ner Großstadt.

Aber die fehlende Montierung für die Rotation ist echt ärgerlich. Ich hab das ja schon bei viel kleineren Kalibern gemerkt, wie schnell einem Objekte aus dem Sichtfeld verschwinden. Und das war nur der verdammte Mond. „Hier, zieh dir das rein, habs perfekt eingestellt.“ „Hm? Ich seh nix.“ „Was? Da war grad perfekt der Krater drin“ :weary:

Also DAS ist natürlich richtig edel :smiley:
So ne automatische GoTo Funktion wär echt ein Traum. Funktioniert das dann eigentlich auch mit ner Software wie Starry Night oder sowas, also kann man da nen Laptop anschließen und sich quasi ein Objekt „raussuchen“, was grad vom jeweiligen Standort zu sehen ist?

Danke, danke.
Das mit dem Laptop scheint zu gehen:

Es hat aber unabhängig davon auch so’n kleines Hand-Terminal, auf dem man sein Wunschobjekt eingeben kann. Die integrierte Datenbank hat mehrere tausend Einträge. Also das Meiste wird das Teil wohl auch so schon finden.
Ich muss dazu aber sagen, ich hab so’n Ding noch nie benutzt. Wäre vielleicht mal ein guter Grund, um dem lokalen Astronomieverein nen Besuch abzustatten.
Die haben da meistens gleich mehrere verschiedene Teleskope zum Ausprobieren am Start. Da kann man dann auch gucken, welches einem am Besten passt.
Nicer Avatar btw.

EDIT:
Hier ist auch nochmal so ein Low Budget Astrofotografie-Guide.
Seine Ergebnisse scheinen auch schon ganz nett zu sein.

Er macht halt mehrere RAW-Fotos mit langer Belichtungszeit und stapelt die dann in ner speziellen Software übereinander. So wie diese HDR-Fotos, die mal ne zeitlang in waren.
Dadurch bekommt er so viel Licht zusammen, wie nur irgend möglich. Und dann kommen auch die Farben hervor.

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Ach wie geil, da ist ja sogar Starry Night dabei. Ich glaub die Pro Version davon kostet sonst auch nochmal um die 100€. Hab das vor ein paar Jahren mal getestet. Sehr mächtige Software, damit hat man echt alles im Blick, was am Himmel abgeht.
Dacht ichs mir doch, dass ich da damals auch was von Teleskop Unterstützung gelesen hab.

Aber hast recht, die integrierte Datenbank müsst auch schon reichen. Ich les da grad was von 14k Einträgen. Selbst wenn nur die Hälfte davon auf der Nordhalbkugel sichtbar wär, dann reicht das schon für viele viele Stunden :smile:

Ganz nett? Das ist der Hammer :open_mouth:
Hätte ich nicht für möglich gehalten. Und der kommt auch recht günstig weg, wenn ich mir da seine Liste an Geräten anschau.

Danke :3 :heart:

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So - viele - Sterne…
http://www.spacetelescope.org/images/heic1502a/zoomable/

Voll geil, wünsche mir schon seit Jahren sowas in die Richtung machen zu können, aber als Student ist das super schwierig. Hatte es schon komplett aufgegeben. Der Guide macht mir auf jeden Fall wieder Bock drauf.

@Mevarit

Und das Ding crasht in ein paar Milliarden Jahren mit der Milchstraße zusammen.

@caapicat Mission accomplished.

Schon geil… Wo ist meine Zeitmaschine, wenn man sie braucht.

Noch ein Low Budget Tipp: Die kostenlose Software Stellarium kann anscheinend ebenfalls GoTo-Teleskope steuern.
Also falls man die extra Kohle in eine computergesteuerte Montierung investiert, kann man zumindest an der Software sparen.
Die Dinger funktionieren wie gesagt aber auch ohne! Die haben kleine Eingabe-Terminals, in denen man das Ziel ebenfalls eingeben kann.
Nur ist es natürlich sehr komfortabel, sich sein Objekt erstmal schön in Stellarium auszupicken und dann direkt das Teleskop hinzulenken, ohne die Hand vom Laptop zu nehmen.

Also bei Sagittarius A befindet sich ne Zeitmaschine, ne ziemlich große :smile:

Good old Sagittarius A*

EDIT: Ganz geiles Video über BlenderGuru gefunden.

Mit Blender und After Effects gemacht.

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Geschlossen, da Necroposting.