Story 1:
Zwischen Abi und Studium hab ich ein Praktikum bei einem regionalen Radiosender gemacht. Am zweiten Tag sollte ich zur Übung einen kleinen Text verfassen und ihn anschließend selber im Studio einsprechen. Zu der Zeit kam das Programm bzw. die Musik vom Band, ich konnte also das Mikro und die restliche Technik nutzen. Mir wurde alles genau erklärt und auch die Tasten gezeigt, in deren Nähe ich bitte nicht kommen sollte. Ich spreche also so ein bisschen vor mich hin, bin dann irgendwann fertig und geh wieder zu meinem Platz in der Redaktion. In allen Räumen lief natürlich durchgängig das eigene Radioprogramm. Plötzlich merk ich nur, wie die Musik abrupt endet und komplette Stille herrscht. Wie man sich denken kann, ist Stille im Grunde mit das Schlimmste, was passieren kann, weil sofort alle Hörer abschalten oder zur Konkurrenz wechseln. Dementsprechend bricht in der gesamten Redaktion sofort eine riesige Panik aus und zwei Leute rennen hektisch Richtung Studio. Erst nach etwa 3 unendlich langen Minuten voller Stille ertönte die Musik wieder, und die beiden Redakteure kamen mit hochrotem Kopf aus dem Studio. Niemand hat irgendwas gesagt, bis ich schließlich abends erfahren habe, was passiert war: Ich hatte, nachdem ich mit meinen Aufnahmen fertig war, nicht nur das Aufnahmeprogramm geschlossen, sondern mehr oder weniger die komplette Technik heruntergefahren. Im gesamten Sendegebiet war also 3 Minuten lang komplette Stille, weil der dusselige Praktikant an seinem zweiten Tag bei der Einweisung nicht richtig zugehört und offenbar wahllos irgendwelche Beenden-Knöpfe gedrückt hat. Bin bis heute dankbar, dass die „Störung des Programms“ in der Öffentlichkeit offiziell auf „technische Probleme“ und nicht auf meine Unfähigkeit geschoben wurde.
Story 2:
Während meines Studiums habe ich in den Semesterferien in einem Steuerbüro gearbeitet. Das waren in erster Linie so klassische Bürotätigkeiten, Anrufe entgegennehmen, Post sortieren, E-Mails in Auftrag an Mandanten schicken, usw. Jeder Werksstudent hatte einen bestimmten Abschnitt im Alphabet, für den man zuständig war und man hatte dementsprechend oft Mandanten mit dem gleichen Anfangsbuchstaben des Nachnamens. Unter den Personen, für die ich zuständig war, war unter anderem auch ein Mensch mit einem (für mich) recht ungewohnt klingenden Namen. Ich bereitete also an verschiedenen Tagen alle möglichen Unterlagen für diese Person vor, und im Nachhinein betrachtet war es wirklich ungewohnt viel für nur einen Mandanten. Nach einigen Tagen bekomme ich einen Anruf, dass mit den Unterlagen irgendetwas nicht stimmen könne. Ich gehe also alles nochmal in Ruhe durch, checke aber nicht, was falsch sein soll und rufe den Mandanten zurück. Am Telefon meldet sich aber nicht der Mandant, mit dem ich zuvor telefonierte, sondern eine Frauenstimme. Ich frage also, ob ich „VORNAME NACHNAME“ sprechen könne. Antwort: „Ja, ich bin dran“. Ein paar Sekunden ratterts bei mir im Kopf, und auf einmal wird mir klar: Es handelt sich um zwei komplett unterschiedliche Menschen. Beide haben eine sehr ähnliche Adresse und beinahe exakt den gleichen Namen (ein Buchstabe war anders). Mir war nicht aufgefallen, dass die eingereichten Unterlagen hinten und vorne nicht zusammenpassten und es sich darüber hinaus um eine Frau und einen Mann handelte. Es folgte eine zweifache, sehr unangenehme Entschuldigung und es dauerte ein paar Tage, bis ich das ganze Zeug entwirrt hatte.
Sie glauben, Geschichte 1 ist wahr?
Da haben Sie Recht. Die Radio Geschichte ist tatsächlich exakt so passiert. Mir war es zwar etwas unangenehm, aber lustig fand ich es trotzdem.
Sie glauben, Geschichte 2 ist wahr?
Da liegen Sie falsch. Die zweite Geschichte ist von vorne bis hinten gelogen. Einen derartigen Job hab ich nie gemacht. Ich hab aber extra das Wort Mandant eingebaut, um seriös zu wirken. Sorry.