Endlich kann ich meine Geschichten als Taxifahrer mal gewinnbringend einsetzen!
Story 1:
Wir machen für Kunden auch Einkaufsfahrten, die mal mehr, mal weniger Zeit und Nerven kosten. Ein Stammkunde ruft uns an, ob wir ihm bei einer Dönerbude eine Portion Dönerfleisch mit Soße holen können. Soweit nichts Ungewöhnliches, da er das schon öfter so gemacht hat und selbst die Betreiber hatten irgendwann, wenn wir als TaxifahrerInnen zu erkennen waren, schon direkt immer geahnt, weshalb wir da waren.
Kaum sitze ich mit dem Essen im Auto, ruft mich mein Chef an, der Kunde hätte gerne noch 3 Packungen Wein aus dem Lidl - den hochwertigen im Tetrapack - und einen bestimmten Tabak von der Tankstelle. Immer gut, mich als Nicht-Trinker und Nicht-Raucher sowas einkaufen zu lassen, aber nun ja, dennoch erfolgreich alles gefunden.
Bei ihm zuhause hat er mich kurz reingebeten. Einem älteren Herren hilft man ja, wo man kann, also hab ich ihm seine Sachen reingebracht und in der Küche abgelegt. War gar nicht so leicht in diesem Altbau mit sehr niedriger Decke, wegen der ich die ganze Zeit auf meinen Kopf aufpassen musste. Von einem gewissen in der Luft liegenden Alkoholduft fange ich lieber nicht an, war man bei ihm aber gewohnt.
Bevor ich kassieren kann, fragt er, ob ich ihm eben noch ein Päckchen zur Post bringen kann. Ich sag ihm noch, dass das zeitlich aber nun knapp wird, weil die Filiale gleich schließt, aber er bittet mich, es zu versuchen. Aaalso wieder zum Taxi zurück, Chef informiert, Taxameter wieder eingeschaltet und es war, wie ich es geahnt habe: Bis ich da war, war die Filiale zu. Nun ja, er wollte es und es sind seine Kosten. Unerledigter Dinge zurück. Ich klingel. Warte. Klingel noch mal. Warte. Warte. Klingel wieder. Nichts geschieht. Ich stehe da mit einem Päckchen, was nicht mir gehört, und ohne Geld.
Im Laufe der Woche über andere Kollegen, die ihn gefahren haben, erfuhr ich dann, dass er scheinbar in den wenigen Minuten zu einem intensiven Schläfchen zwecks Ausschlafen des bereits vorhandenen Alkohols angesetzt und dann einfach die Klingel nicht mehr gehört hat. Nun ja, wer anders hat das Geld dann jedenfalls kassiert und das Päckchen kam auch noch auf der Post an.
Story 2:
In der letzten Stunde vor Feierabend schickt mich mein Chef zu einer Kundin, sie müsse dringend mit ihrem Hund zum Tierarzt. Es fing schon vor Fahrtantritt, sagen wir, interessant an: Sie mit einer blutenden Stirn, einem munteren Hund und zwei jungen Männern, die ihr wohl geholfen haben und mir erzählten, dass sie keinen Krankenwagen wollte, sondern nur zum Tierarzt möchte. Mehr konnte ich während der Fahrt auch nicht herausfinden, sie hat recht aufgedreht eigentlich nur auf Englisch mit deutlich amerikanischer Prägung mit ihrem Hund geredet.
Der Tierarzt war zum Glück nur um die Ecke, keine 10 Minuten, ich kassiere die Fahrt. Sie bittet mich, den Tierarzt, mit dem sie schon telefoniert hatte, zum Auto zu holen, aber der Stand schon vor der Praxis, als wir eintrafen - mit einer Spritze. Er gibt sie dem Hund und weist darauf hin, dass er nun schnell aus dem Auto raus sollte, das Brechmittel sollte jeden Augenblick wirken. Ich verstehe die Welt nicht mehr.
Erst in den nächsten Minuten sollte sich klären, was überhaupt passiert ist. Der Hund hatte scheinbar zuhause mindestens eine halbe Packung Dünger gefressen, der dringend aus seinem Körper mussten. Und sie ist scheinbar in all der Aufregung über ihren Hund gefallen, daher ihre Wunde an der Stirn.
Nachdem die Situation endlich halbwegs geklärt war, hab ich erstmal meinen Chef informiert. Ich solle mal 20 Minuten warten und das Taxameter erst wieder einschalten, falls es länger dauert. Die Kundin hatte zuvor schon gefragt, ob ich warten kann, also hab ich das gemacht.
Nun. Mein Part wurde allerdings etwas aktiver als ‚Warten‘. Der Tierarzt hatte drinnen noch zu tun und die Frau war zu schwach, den Hund zu halten, also habe ich ihn knapp 40 Minuten lang auf einer kleinen Wiese, die aber sehr steil war, gegenüber der Praxis gehalten, damit er sich nur da entleert und sich nach Möglichkeit nicht in sein Erbrochenes legt, er musste schließlich noch mal in mein Taxi. Währenddessen erklärt der Tierarzt mit griechischem Akzent einer Amerikanerin mit gebrochenem Deutsch, was die nächsten Tage mit dem Hund zu tun ist. In dem Moment konnte ich auch nur noch für den Hund hoffen, dass sein Frauchen alles verstanden hat…
Irgendwann hat der Tierarzt jedenfalls gemeint, dass der Hund nun leer sein sollte und wir fahren können. Tatsächlich ist auf der Rückfahrt nichts im Taxi vorgefallen, immerhin hatte mir der Tierarzt für den Fall noch Zeitungen gegeben, die ich im Auto auslegen konnte. Die Kundin war nicht bekannt für Trinkgeld und mir war klar: Entweder gibt es konsequent wieder nichts oder sie ist mir WIRKLICH dankbar für die Betreuung ihres Hundes. Und was soll ich sagen - sie war mir dankbar im Wert von 50€ Trinkgeld.
Auflösung:
Geschichte 1 ist zwar teilweise zusammengeschustert aus diversen Erlebnissen, die ich über die Jahre hatte, ist so aber nie passiert. Geschichte 2 dagegen ist von Anfang bis Ende exakt so vorgefallen.