Neurodivergenz - ADHS, ASS, etc. - Erfahrungen, Austausch, Fragen

Ich meinte diese Selbstdiagnosen. Sorry. Sollte ich vielleicht umändern.

Wenn jemand sagt, er hat ne ärztliche Diagnose, dann werd ich das natürlich glauben.

Ich weiß übrigens von zwei Betroffenen (ADHS und Autismus) wie krass so eine Diagnose ablaufen kann. Nicht nur die ewig lange Wartezeit. Die Fragebögen, die Gespräche, die Tests usw. Da sind viele Tränen geflossen, es gab Nervenzusammenbrüche (und nachher auch die Erleichterung).

2 „Gefällt mir“

Ich hab ja weniger ein Problem mit Leuten, die sich selbst diagnostizieren und das dann zu ihrer Charaktereigenschaft machen (seien wir ehrlich, wie oft sieht man solche Leute überhaupt außerhalb von irgendwelchen Social Media Bubbels?).
Viel mehr nerven mich Leute, die Neurodivergenz versuchen herunterzuspielen.

Vorgestern in der Pause auch mit Kollegen darüber geredet. Eine meinte dann, dass es damals auch keine Diagnosen gab und sie hätten es ja auch überlebt.
Ich hab nix gesagt, dafür wars mir dann aber auch zu egal.

Aber vielleicht schaut man sich einfach mal nur die Inhaltsangabe von „Folgen von ADHS“ an

2 „Gefällt mir“

Ah, danke dir fürs erklären, dann hatte ich den Satz tatsächlich einfach missverstanden.

Da kam bei mir auch einiges hoch. Gerade auch die ganzen Kindheits- und Familiengeschichten.
Seitdem stelle ich mir auch die Frage, ob mein Bruder auf dem Autismusspektrum liegen könnte. Das wird aber vermutlich immer eine vage Fernvermutung bleiben, denn er hat keinerlei Interesse an einer Therapie :beansad:

2 „Gefällt mir“

Das Gefühl wurde ich auch mit den Diagnosen nie los.

1 „Gefällt mir“

Darum geht es doch gar nicht. Ob dahinter aber ADHS, ASS oder was komplett anderes dahintersteckt (es sogar komplett im Rahmen liegt), weiß man mit einer Selbstdiagnose nicht. Wenn Leute die Vermutung haben, ist es IMMER besser, sich das von Fachleuten diagnostizieren zu lassen, alleine für eine Therapiemöglichkeit. Es aber ohne Diagnose als Teil der Identität zu machen und es sogar so sagt „ich habe ADHS“, ist das für Leute mit Diagnose auf vielen Ebenen nicht bereichernd. 1. kommt der Eindruck auf, es sei Mode, was die Ernsthaftigkeit nimmt (dabei habe es die Betroffenen schwarz auf weiß), 2. man könne das als Laie leicht herausfinden (was nicht stimmt, da selbst die Diagnoseerstellung bei Fachleuten langwierig und komplex sind), 3. jedem, der den fachlichen Weg geht, suggeriert, es ist nicht notwendig, 4. jeder, der es hat und sich mit Selbstdiagnosen vergleicht, warum es den Leuten trotzdem besser/leichter fällt. (wie es bepw. bei Depressionen oder PTBS ist)

Es gibt Studien, die belegen wie gerade Infos über Social Media irreführend und sogar falsch sind, weil zu viele ohne Diagnose was erzählen. Gleichzeitig bringt es Aufmerksamkeit, ABER daraus zu schließen, man habe es nun safe ohne es abklären zu lassen, ist nicht weiterführend.

Jeder, der die Vermutung hat, es sicher wissen will und gerade Therapie möchte, sollte zu einem Facharzt. Wenn man auf der Warteliste steht, steht man darauf und jeder Tag bringt einen weiter. Und das, was @LaRocca schrieb, was ist, wenn ich es dann doch nicht habe? ist auch eine ernstzunehmende Konsequenz von Selbstdiagnosen. Und man muss sich stets im Klaren sein, dass eine Diagnose auch nicht unbedingt Empfindungen lösen. Es ist ggf. nur ein Meilenstein für weiteres.

(Ich hoffe, es liest sich nicht harsch o.ä. Ich habe es versucht so objektiv wie möglich zu formulieren.)

1 „Gefällt mir“

Andauernd, um ehrlich zu sein. Bei mir im Bekanntenkreis ist das gerade ein riesiges Thema. Das Kind einer Freundin ist aktuell in einer schwierigen Phase (wurde 4). Die Eltern sind überfordert. Die Freundin meint, sie hat einen Insta Channel gefunden, der ihr Kind beschreibt und es habe somit ADHS und eine Sonderform des Autismus. Sie haben keine Diagnose o.ä., aber sie sagt jedem, das Kind hat es und man müsse nun besonders umgehen. Ich habe dazu nichts weitergesagt, weil sie eh überfordert ist und es mich nichts angeht. Aber solche Geschichten häufen sich bei mir gerade in der Bubble, sowohl online als auch im rl. „Oh, ich habe Autismus und habe das anders gelesen!“ „Oh haha, sorry, habe ADHS und habe gerade nicht zugehört“, beides Selbstdiagnosen.

1 „Gefällt mir“

Dann rede da doch mit der entsprechenden Person drüber und versuch das nicht auf unbeteiligte Dritte zu spiegeln/projizieren.

Er hat eine Frage gestellt und ich habe sie beantwortet. Wo spiegle ich irgendwas? Ich habe explizit von MEINEM Umfeld gesprochen.

Und auf jedem Fall mal beim Hausarzt ansprechen.
Die sind natürlich nicht dazu qualifiziert, das zu Diagnostizieren, aber können trotzdem manchmal über Symptome und Komorbitäten aufklären. Spreche da aus meiner eigenen Erfahrung, mein Hausarzt war für mich da sehr hilfreich.

Ich würde das trotzdem nicht komplett ignorieren. Es gibt wahrscheinlich keine Person, die das Kind so gut kennt, wie die Mutter. Vielleicht hat das Kind ja wirklich Probleme in gewissen Situationen, egal ob Neurodivergent oder nicht.
In dem Fall würd ich eben mit der Mutter sprechen, fragen, woran sie das festmacht, was die speziellen Probleme sind etc.
Dann würd ich darauf hinweisen, dass es deutlich hilfreicher ist, wenn sie anderen Leuten einfach von den speziellen Problemen erzählt als einfach nur zu sagen, das Kind habe ADHS und Autismus. Dann kann man damit besser umgehen.

Ich ignoriere das nicht und höre zu. Ich habe sie auch gefragt, ob sie schon einen Termin hat, damit sie das schriftlich hat (wichtig für Kita/Schule und ggf. i-Kraft). Aktuell hilft ihr diese Selbstdiagnose, weil sie sich zu 100% sicher ist und daran klammert. Ich habe Angst, was ist, wenn es nicht so ist.

Ich glaube sogar, dass ich es schlimmer mache, weil ich es offen stehen lasse. Aber ich bringe es nicht übers Herz ihr zu sagen, dass diese Art nicht weiterführend ist. Da bin ich ganz ehrlich und gebe zu, zu versagen.

Und da ist die Frage, ob im normalen Rahmen oder nicht. Wenn sie nach der Kita geht, ja, komplett im Rahmen, wenn es nach ihr geht nein, weil sie nicht weiterkommt. Es ist alles sehr schwierig, da man auch immer Bedenken muss, dass man als Eltern verurteilt wird, wenn es „nur“ eine Erziehungssache ist.

Ich kann dir berichten, habe auch eine ADHS Diagnose aus meiner Kindheit, dass das bei mir ähnlich war. Bis zum Erwachsenenalter war das für mich auch ein großes Probelm, dann ist aber passiert das meine Depressionen und andere Angstörungen in den Fokus gerückt sind, die ADHS verdrängt haben. Man weiß das sich ADHS auch verschieben oder „verschwinden“ kann, wenn andere Krankheiten auftreten.
Bei mir haben sich meine Depressionen zb. auch verändert, seit dem sie sich stabilisiert haben. Nun sind Schlafstörungen bei mir aufgetreten und das ADHS rückt auch wieder in den Vordergrund und muss wieder behandelt werden. Das heißt bei mir wurden diese Krankheit quasi überdeckt. Solche Krankheiten haben oft die Tendenz dynamisch zu sein, das ist alles nicht so ganz leicht.

1 „Gefällt mir“

Gerade bei einem Kind würde ich das abklären lassen, weil man so ja dann Gewissheit hat und (hoffentlich) Unterstützung (zB durch eine Therapie) im Umgang damit. Manchmal denkt man ja auch nur, dass XY besser für das Kind wäre und am Ende schadet es aber. Und je früher man damit umgeht, umso höher sind die Chancen, dass es dem Kind auch im späteren Leben hilft.

Eben genau deswegen. Deshalb habe ich da gefragt, ob sie bereits einen Termin hat und dabei, ihr das schmackhaft zu machen.

Ich glaube, das Thema wurde noch nicht angesprochen und geht auch oft bei Betroffenen unter:

https://www.adhs.info/fuer-eltern-und-angehoerige/informationen-fuer-partner/

Wie äußert es sich möglicherweise in der Partnerschaft und wie geht man damit um (beide in der Beziehung). Da geht es um sowohl negative als auch positive Eigenschaften (und aus Erfahrung kann ich sagen, die positiven überwiegen um Tonnen, wenn man sich darauf einlässt und den Partner so nimmt, wie er ist)

Therapeuten dürfen eigentlich nichts diagnostizieren, das dürfen nur Psychiater und Psychologen.

Ich habe ja seit ich 20 bin chronische Depressionen und die letzten Jahre dann noch cptsd und adhs diagnostiziert. Ich definiere mich nicht darüber (und wäre bevor ich gelesen habe dass einige das wohl machen auch nie auf die Idee gekommen) aber ich habe es als Teil von mir akzeptiert.

Seitdem läuft es auch wesentlich reibungsfreier und bin auch stabiler.

Generell zum Thema:

Was mich damals völlig verstört hat als ich mit einer Freundin bei 2 Selbsthilfe Gruppen für Menschen mit Depressionen war in die sie geht und das war einfach nur kreisgewichse wie arm man denn nicht ist und wie gemein alle anderen nicht sind. Die ganze Zeit. Kein darüber reden wie man vl besser damit zu Recht kommt, kein gegenseitiges Tipps geben nur und ausschließlich Jammern wie arm man nicht ist… Ich musste mich extrem zusammen reißen.

2 „Gefällt mir“

Psychotherapeuten können das, das sind Ärzte oder Psychologen mit psychotherapeutischer Weiterbildung

1 „Gefällt mir“

aber oft (bei mir bisher immer) bleibt es bei einem Ersttermin.

1 „Gefällt mir“

Was meinst du damit? Wird kein Folgetermin mehr gemacht (von der Praxis aus)?

Lief gerade zufällig im TV

nein, nie. Sind ja alle überlastet und es gibt zu wenig Personal, da die zuständigen Leute keine Zulassungen verteilen, da sie glauben es sei 1990 und es gäbe kein Bedarf an mehr Personal obwohl viele auf eine Zulassung warten.
Aber als Patient ist man machtlos und kann nichts ändern und wartet halt super viele Jahre auf eine Diagnose oder Betreuung (bei mir Autismus, Depresion und mehr).

3 „Gefällt mir“