NPCs (Hilfe für Spielleiter)

Heyho,
ein relativ neuer Spielleiter braucht eure Hilfe. Meine Gruppe spielt hauptsächlich Cthulhu und ich habe Schwierigkeiten NPCs zu erstellen. Wie schreibt ihr euch die Informationen zu diesen auf? Ganz genaue Beschreibungen oder kurze Notizen? Ich habe es bisher mit kurzen Notizen versucht, jedoch kommt bei mir dann häufiger der Fall vor, dass ich bestimmte Eigenschaften der Charaktere verwechsle und mir nicht mehr merken kann, was ich alles zu diesen bisher erzählt hatte. Habt ihr hierfür ein paar Tipps?
MfG
Bane

Vielleicht schreibst dir einfach die Grundcharakterzüge und Fähigkeiten auf und der Rest ist dann improvisieren wie man es als Spielleiter sowieso die meiste Zeit macht.

Wenn du die Welt/Spielrunde ausgestaltest, solltest du dir im besten Fall bereits überlegen, welche wichtigen oder auch nicht-so-wichtigen Personen dort aufkreuzen könnten.

Natürlich kannst du dich nicht auf alles vorbereiten, aber wenn du weißt, dass die Spieler höchstwahrscheinlich nach einer “Untergrundgasse” suchen werden, kannst du dir überlegen, auf was für eine Person sie dort treffen könnten. Dann einzelne, prägnante Stichpunkte dazu aufschreiben und den Rest improvisieren.

Was das Thema vergessen/verwechseln angeht: Das ist Übung. Mit der Zeit wirst du besser darin.

Diesbezüglich hätte ich den Tipp, alles nicht so ernst zu nehmen. Und sich eher darüber amüsieren, wenn jemanden plötzlich auffallen sollte, dass eine Figur irgendwas widersprüchliches macht. Jeder der Runde weiß ja, dass du dir das alles ausdenkst/spontan ausschmückst.

Bzw. sollte es kein Thema sein, wenn man sich ab und zu mal korrigiert. Gerade wenn man noch Anfänger ist.

Also ich hab zu Anfangszeiten wichtige Sachen dann wirklich aufgeschrieben. Allerdings war ich auch sehr jung. Das wirkt dann natürlich nicht so toll, weil eben vorgelesen.

Ich weiß nicht, in wie Weit du Vorbilder/Erfahrungen von anderen gemacht hast. Also, bei uns zumindest, war es nie üblich, dass man wirklich immer „rollengerecht/in Character“ gesprochen hat, wie es zum Beispiel Florentin und Hauke machen.
Wir haben meist „normal gesprochen“ und nur bei besonderen Figuren und halt eben spontan mal rollengerecht die Stimme verstellt.
Falls du das auch schon versuchst, vielleicht dieses erstmal etwas vernachlässigen, um dich erstmal mehr auf den Inhalt zu konzentrieren.

Denkst du dir die Abenteuer aus oder benutzt du Abenteuerbücher? Wenn letzteres, habe ich immer ewig viele Stichwörter an den Rändern gekritzelt und mit Textmarker Stellen makiert.

Wären so spontane Tipps/Gedanken von mir.

Das meinte ich auch. Ein solides Grundgerüst mit prägnanten Stichpunkten muss man sich vohrer überlegen und bei Kleinigkeiten auch inprovisieren um auf Gegebenheiten reagieren zu können.

Guter Tipp:

Nicht JEDER NPC muss komplett ausgestaltet und völlig beschrieben sein. In 80% der Fällen handle ich das sehr basic, einfach weil die Spieler nur etwas bestimmtes von ihm wollen und ihn danach nie wieder sehen werden, bzw. für die selbe Handlung nen anderen NPC auftaucht.

Woher weiß man welcher NPC wichtig sein wird? Erfahrung. Oder du willst ihn in der Story haben.

Sowas kann dann die Konfusion bei zuvielen NPCs sehr schnell reduzieren.

Ich danke euch für die vielen Tipps :slight_smile: Ich werde nächste Woche wieder einen PnP Abend machen und eure Ratschläge beherzigen.
Ich habe mir jetzt zu zwei wichtigen NPC Notizen gemacht und ansonsten habe ich mir eine Liste mit passenden Namen aus den 20ern erstellt und so geschnitten, dass ich sie abreißen kann. Sollte der NPC dann häufiger vorkommen kann ich mir auf den jeweiligen Zettel kurze Notizen machen.
Aber ja ihr habt recht ich nehme das mit den NPCs viel zu ernst :smile:

Bisher habe ich zwei Abenteuer genommen und selbst noch ausgeschmückt („Nachts im Schwarzwald und der Nachtexpress“ Call of Cthlhu). Diese Abenteuer haben sich irgendwie so entwickelt, dass wir jetzt eine Kampagne haben und ich eine komplett eigene Story erfinde.
Ich bin schon tierisch gespannt ob das gut gehen wird :smile: Also nochmal ein großes Dankeschön :slight_smile:

Hallo, hallo!

Der Thread ist ja nun schon ein bisschen älter, ich dacht aber, ich schreib trotzdem was dazu. Vielleicht interessiert´s ja wen! :slight_smile:

Von was ich generell immer abraten würde, sind bei deinen eigenen Notizen zu genaue Beschreibungen. Erstens, weil du natürlich den eigenen Aufwand beim Vorbereiten minimieren willst. Je freier du dein Abenteuer gestaltest, desto eher werden einige vorbereitete Stellen überhaupt nicht vorkommen und andere müssen on the fly erfunden werden. Aber viel wichtiger zweitens, man hat dann beim Leiten plötzlich einen langen Fließtext vor sich. Den liest man dann entweder bewusst oder unbewusst vor oder man übersieht Teile davon. Wenn ich einen NPC erfinde, mach ich das stattdessen immer in folgenden Schritten:

  1. Besetzt den NPC einfach mit einem Schauspieler in einer ähnlichen Rolle, aus einem Film oder einer Serie, die ihr kürzlich gesehen habt oder gut kennt, notfalls in sogar in der größtmöglichen Stereotypie. Beispiel: Spieler sagt zu mir, „Ich kenn so einen zerstreuten Wissenschaftler, dem möchte ich diesen blauen Staub zur Untersuchung geben“. Meine erste billige Assoziation war: Brent Spiner in „Independence Day“. Das schreibt man sich dann zusammen mit allen NPC Namen in eine Castlist. Und wenn man die nächsten Schritte ein paar Mal gemacht hat, ist das eigentlich alles, was man als Notiz braucht.

  2. Sowohl bei meinen Notizen als auch später beim Beschreiben arbeite ich mich immer von „groß“ nach „klein“ und von „oben“ nach „unten“ vor. Also zuerst das, was man im ersten Augenblick wahr nimmt, danach die ganzen Details. Bei NPCs also zuerst Größe, Statur, Körperhaltung, dann Haarfarbe, Frisur, Gesichtszüge, danach Kleidung, Oberteil, Hose, Schuhe. In der Reihenfolge schreibe ich mir das dann auch auf, wenn ich mich vorbereite. Im Falle des Wissenschaftlers sieht das dann z. B. so aus:

Beschreibe…
…seine große, hagere Gestalt
…seine krausen grauen Haare, die in alle Richtungen abstehen
…seine dicke Hornbrille auf seinem unrasierten Gesicht
…sein Laborkittel, sein kariertes Hemd und seine schlecht geknüpfte Krawatte
…seine Cordhose und seine abgelaufenen Schuhe.

  1. Meine Notizen halte ich inzwischen bewusst sehr kurz und beim tatsächlichen Beschreiben versuche ich die ganzen Details durch Bilden von Assoziationsketten auszuschmücken. Hat er vielleicht eine beginnende Halbglatze, über die ein paar Haare schlecht rüber gekämmt sind? Hat seine Brille vielleicht einen kleinen Sprung oder sieht man darunter ein nervöses Augenzucken? Hat er am Kragen seines Hemds eventuell einen Kaffeefleck? Hat er an seinem Laborkittel ein Namensschild und ein paar Stifte in der Brusttasche? Hat er vielleicht einen Stift hinter sein Ohr geklemmt?

  2. Zur Vorbereitung oder als Übung kann man sich auch per Bildersuche ein Referenzbild suchen und einfach das beschreiben. Dabei sich dann wie in Schritt 2) vom Offensichtlichen zum Detail vorarbeiten und sich ein bisschen zwingen, möglichst viele Adjektive zu verwenden und Farben nicht zu vergessen. Das funktioniert übrigens nicht nur mit NPCs gut, sondern auch mit Umgebung.

  3. Wenn du die NPCs so wie Hauke und Florentin richtig schauspielern möchtest, kann ich empfehlen, am Ende noch ein paar Adjektive zur Stimme und Verhalten aufzuschreiben. Also hohe, tiefe, laute, leise, krächzende, schmeichelnde Stimme, selbstbewusst, schüchtern, nervös, fröhlich, schlecht gelaunt, und so weiter. Wenn du in Schritt 1) eine gute Referenz gefunden hast, imitiere einfach die Figur. Tatsächlich schaue ich zur Vorbereitung auf ein P&P immer auch ein paar passende Filme oder Serien oder nehme Schauspieler aus Sachen als Referent, die ich kürzlich erst gesehen habe.

  4. Das passt nicht zu jedem Leiter, zu jeder Runde und zu jedem System, da wir in unseren Spielen aber gerne Erzählrollenspiele wie Apocalypse oder Fate bevorzugen, mache ich das auch manchmal gerne so, dass ich die Spieler ein bisschen frage, welchen NPC sie so treffen. Das was einem die Spieler sagen, kann man dann maßlos übertreiben. Beispiel: Spielerin sagt, „Ich schau noch mal kurz in der Bar vorbei, in der ich arbeite“ Ich, „Ok, du hast vermutlich einen Kollegen. Wie alt ist der denn und wie ist der so?“ Sie, „Hm, 23 würde ich sagen und vermutlich ziemlich cool!“ Also, dann ist er groß, muskulös, hat eine Rockabilly Frisur, eine verspiegelte Sonnenbrille, ein schwarzes Muscleshirt unter seiner Motorradjacke auf der zahlreiche Bandsticker aufgenäht sind, trägt dunkelblaue Designerjeans und spitze braune Lederstiefel, einen Gürtel mit einer fetten silbernen Schnalle und während er beim sprechen ständig grinst, kaut er an einem Kaugummi.

Wenn man das ein paar mal so oder ähnlich gemacht hat, wird man meiner Meinung nach nie wieder einen NPC vergessen oder zu schlecht beschreiben, ganz einfach deswegen, weil sich bereits ein konkretes Bild im Kopf eingebrannt hat. Bei mir persönlich funktioniert das jedenfalls sehr gut so und würde mich freuen, falls ich jemandem damit weiterhelfen konnte.

Cheers!
Beri

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Es ist einiges an Zeit vergangen und ich konnte so meine Erfahrung als Spielleiter sammeln.
Und was ist dabei raus gekommen? In der Kürze liegt die Würze :smiley:
Nur ein paar Notizen und, wenn es dann dazu kommt, dass die Gruppe einen NPC öfter treffen oder er eine wichtigere Rolle spielt, 1-2 Notizen mehr.
Ich denke man muss als Spielleiter viel improvisieren können. Was ich zu beginn, absolut gar nicht konnte, da ich normalerweise jemand bin, der nicht wirklich viel redet oder Reden schwingt.
Tatsache ist, dass mir die Rolle als Spielleiter dabei sehr geholfen hat und es mit jeder Runde besser geworden ist.

In einer Runde hatte ich mir nur grob, Notizen für den Abend gemacht. Doch die Runde lief dann auch nicht perfekt ab. Vieles lief, dann so verdreht und zufällig, dass die Story eigentlich absolut keinen Sinn mehr ergeben hatte :smiley:

Wie so vieles im Leben hilft glaub ich einfach nur üben üben. (Und eine Spielgruppe, die einen unterstützt und bei Fehlern nicht direkt die Lust verliert oder rum nölt :smiley: )

Aber noch mal vielen Dank an Alle hier.