Das Ende ist ohnehin relativ offen und kann für diverse Spekulationen herhalten. Wenn man länger darüber nachdenkt, ist es ziemlich unlogisch, dass der Vater sich überhaupt für eine lange Zeit in den Keller flüchten kann. Er wurde von mehreren Personen am Tatort gesehen. Als er geflohen ist, sind einige vor und einige nach ihm die Auffahrt herunter gerannt. Irgendwem wäre also aufgefallen, dass er innerhalb weniger Sekunden untergetaucht ist. Die Polizei stellt bei solchen Massakern normalerweise sowieso erstmal das ganze Haus auf den Kopf und lässt die Umgebung gründlich durchsuchen. Man muss kein Ausnahmetalent sein, um zu merken, dass im Keller etwas Merkwürdiges vorgefallen ist. Blutflecken, Dellen, etliche Fingerabdrücke und sonstige Anzeichen dafür, dass das mehr als ein unscheinbarer Keller sein muss. Wahrscheinlich hätten sie den Geheimraum noch am selben Tag entdeckt und gestürmt. Der Vater wäre im Gefängnis gelandet und die Familie vermutlich eine noch heftigere Strafe bekommen.
Aber darum geht es nicht. Bong Joon-ho setzt auf ein emotionales Ende, das sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlt. Der Vater ist wie eine Kakerlake in eine Nische geschlüpft und lebt dort sein elendiges Leben weiter, so wie ein großer Teil der wohlhabenden Gesellschaft sich das Leben von Mittellosen und Kranken eben vorstellt.
@felico Die Szene hat mich zuerst auch sehr gewundert, aber dann ist mir wieder das Gespräch zwischen Vater und Sohn in der Turnhalle eingefallen. Da meint ja der Vater, dass er keine Pläne schmiedet, weil es nichts bringt und man nur enttäuscht wird.
Das Ende ist dann quasi der “Callback“ auf diese Szene. Der Brief beinhaltet den Zukunftsplan des Sohnes, der aber nach der vom Film festgemachten Logik nicht in Erfüllung gehen wird. Der Brief wird nie beim Vater ankommen, er wird nicht erfolgreich bzw. reich und beide (Vater u. Sohn) bleiben in ihrem Keller “gefangen“.
So hab ich das zumindest interpretiert. Natürlich sehr pessimistisch und deprimierend, aber mMn passend zum Film.
Ich sehe das Ende viel düsterer. Sein Vater ist ein gesuchter Mörder, seine Schwester tot, seine Mutter krank, im Winter bei widrigen Bedingungen, ohne Geld für Medikamente. Er ist also komplett auf sich alleine gestellt, ohne Job, ohne Freunde und ohne jegliche Unterstützung. Er hat keine Chance jemals dort hinauszukommen.
Weil ich in meinem Review nun auch oft die einen Szene bzw. den Teil des Films mit dem Musikstück „The Belt of Faith“ genannt hatte, wollte ich nochmal dazu was schreiben: Ich finde es einfach grandios. Wie sie sie den Plan mit der Haushälterin umsetzen und am Ende dann die Treppe hochkommen, die Haushälterin hustet und die Dame des Hauses so erschrocken guckt.
Was ich nun die Tage auch noch gelesen habe, ist der Punkt, dass nur die Tochter am Ende gestorben ist. Auch eigentlich ganz interessant, wenn man darüber nachdenkt. Warum gerade sie? Im Haus hatte ihr Bruder gesagt, dass sie am besten in das Leben und das Haus passen würde. In der Badewanne sah sie aus, als ob sie hier hingehört. Von ihren Skills und Cleverness hätte sie wohl auch die aus der Familie sein können, die wohl wirklich den Sprung hätte schaffen können.
Das versucht die Familie ja am nächsten Tag (der Tag der Geburtstagsfeier) in die Wege zu leiten. Da kommt die Tochter in die Küche und bespricht sich mit der Mutter, wie sie die Situation lösen können, dass sie mit den anderen beiden reden müssen und dass sie am Abend davor alle betrunken waren, weswegen das so eskaliert ist. Leider kommt es nicht dazu, denn gerade, als die Tochter in den Keller will/soll, um den beiden Essen zu bringen, taucht die Hausherrin in der Küche auf. Damit ist die Chance vertan und alles weitere nimmt seinen Lauf.
Wobei man sich auch fragen muss, ob ein Gespräch am nächsten Tag alles gerettet hätte. Die Haushälterin gestorben und der Mann in rasender Wut. Aber gut, davon konnten die beiden nichts wissen, sondern nur Herr Kim. Aber ich hatte ja auch schon mal geschrieben, dass sich die Parteien nicht hätten einigen können.
Am Abend vorher wollte die Familie auch verhandeln, so dass es für beide passt. Nur die Haushälterin hat erkannt, dass sich eine ebenso arme Familie eingenistet hat im Haus und sie damit verdrängt wurde. Die war ja gar nicht mehr einzufangen.
Hatte für euch der Armen-Fetischismus der reichen Familie noch eine Bedeutung? Vllt ne Anspielung auf z. Bsp. reiche Kids, die Gangster Rap faszinierend finden.
Für mich hat die reiche Familie jetzt gar nicht so den Anschein gemacht, ob sie die anderen Personen als arm wahrgenommen hätten. Die haben einfach in ihrer eigenen wohl betuchten Welt gelebt und eigentlich mit Armut gar keine Berührung gehabt.
Die Leute, die sie angestellt haben: Es waren eher so die zwei jungen gebildeten Leute, die ihre Kinder unterrichteten und die zwei älteren Angestellten, die aber wohl schon jahrzehntelang im Dienste von gut betuchten Familien waren bzw. Agenturen (also fast “zur Familie gehören”). Und auch auf Empfehlungen von anderen. Die damalige Haushälterin wurde auch vom Vorbesitzer mit gutem Zeugnis übernommen und hat nicht so den armen Eindruck gemacht.
Wenn der Mann den Geruch wahrnimmt und es ihn an Straßenbahn - also dem normalen bzw. armen Volk - erinnert, kommt erst so der Vergleich auf und Herr Kim nimmt das wahr.
Ach so. Für mich kam die Frau auch eher so wie die „Unschuld vom Lande“ daher, deren Welt bei jedem bißchen erschüttert wurde.
Ich sehe, dass dann vielleicht auch eher als Fantasie. Haben wir richtigen harten Sex auf der Rückbank und ja ziehen uns noch Koks durch die Nase. Aber würde ich nun nicht unbedingt als Armen-Fetischismus sehen, das können ja alle Leute mit Spaß am Leben machen und auch Drogen konsumieren. Ist dann wohl wirklich die Faszination das „bad girl“ zu sein.
Für mich ist das kein “Armen-Fetischismus” sondern einfach ein Zeichen dafür, wie oberflächlich glücklich sie nur zu sein scheinen. Sie weist ihn ja auch daraufhin, dass er ihre Brustwarzen im Uhrzeigersinn streicheln soll und er reagiert darauf mit “Ach ja”, was auch wieder darauf hinweist, dass sie eher wenig Sex haben und / oder kaum noch ein “Paar” sind.
Er fragt beim Sex auf der Couch aber auch nach, ob sie immer noch die billige Unterwäsche trägt (die sie im Auto gefunden hat), was ihn offenbar scharf macht.
Aber da ist billig eher auch nicht auf den Preis oder Armut abzuzielen. Sehe das eher auch wieder im Vergleich das brave Mädchen und das billige Flittchen.
Das konnte man ja auch im Auto sehen, wo Herr Kim sagt und darum lieben sie ja ihre Frau. Da musste er erstmal lachen.
Hallo,
Ich habe auch mal eine Frage zu dem Film, explizit zum Ende. Was mich einfach nicht in Ruhe läst:
wie kommt der Junge nach dem Massaker im Garten wieder an seinen besonderen Stein? Der war nämlich nicht bei ihm, als er blutüberströmt weggetragen wurde.
Ich interpretiere das Ende des Filmes so, dass der Junge nie wieder aus dem Koma aufgewacht ist und sich das Ende komplett nur vorgestellt hat.
Wie seht ihr das?
Gruß
Ja, ne das ist so nicht, aber die ganze Szene mit wo er den Stein in den Brunnen legt und er den Vater in dem Haus wieder sieht nachdem er sich hochgearbeitet hat, ist seine Imagination, um eben diesen Antrieb zu haben. Entsprechend ist das einfach nur seine Verarbeitung, dass er diesen Stein, der sich an ihn gebunden hat und die ganze Handlung zuvor auslöste, nun loslässt und sich nun anderem Leben zuwenden will
Nö, er wacht schon auf, aber die ganze „Ich werde reich und rette dich“-Geschichte ist nur sein Wunschtraum. Sein Vater wird bis zu seinem Tode wie eine Kakerlake leben und er wird der Armut ohne ausreichender Bildung nie entfliehen können.
Oh ich bin dumm, an diese Referenz habe ich gar nicht gedacht ^^ Er lebt im Keller und bedient sich, wenn das Licht aus ist, am Kühlschrank. Und wenn das Licht angeht, haut er schnell wieder ab, wie es auch im Wendepunkt der Geschichte ja sogar gesagt wurde
Und es geht um wirkliche Bildung und nicht um den Abschluss per se, den er ja zuvor schon hatte und der sowieso egal gewesen, hauptsache er hat ihn iwie als Türöffner, aber sonst ist „der Papierkram egal“
Wow. Das war für mich so offensichtlich. Besonders wo sie sich unter dem Tisch verstecken und dann in der Dunkelheit wegkrabbeln oder dass sie sich exponentiell im Haus “vermehren” nach dem einer Eintritt erhalten hat.