Sexismus/Geschlechterrolle in Japan

Ich hab mal geschaut, ob es dazu schon ein Thema gibt, scheint aber nicht so zu sein.

Hier gibt es ja immer wieder mal Interesse an Japan zu bestehen, bei mir ja auch, ich wohne ja da auch und bin auch mit einer Japanerin verheiratet.

Dabei fällt mir immer wieder auf, wie Sexisitsch Japan ist, das ist echt krass. Da sie bald ein Kind bekommt, waren wir bei so einem „Papa Mama Kurs“, das ist pflicht (Wenn du den nicht machst, ruft die Stadt bei dir an und fragt, was dich davon abhält^^). Also sind wir da hin.

Holy moly, das war ein Anti-Männer Kurs. „Frauen können sowas einfach von Geburt an, so sind halt Frauen, und Männer können das halt nicht. Deshalb muss man mit Männern ganz viel Gedult haben und denen alles ganz genau erklären, dass die das auch verstehen und darf sich nicht ärgern, wenn sie es trotzdem nicht tun“.

Frauen Toiletten sind oft schön Dekoriert mit Blumen und lustigen Uhren und sowas während Männer Toiletten einfach krass steril sind.

Meine Frau hat auch zwei Freundinnen, die sind beide Verheiratet und haben Kinder und bei beiden das gleiche Muster. In Ihren 20ern sind die gefühlt mit jedem der nicht auf 3 auf dem Baum war ins Bett. Mit punkt 30 geheiratet und seitdem haben die keinen Sex mehr. Jetzt sind sie Mütter. Mutter sein bedeutet sein ganzes Leben für das Kind zu opfern.

Da Männer ohne Sex nicht leben können, darf der Mann deshalb auch mit Prostituierten schlafen (Gegen Geld ist es nicht fremd gehen)

Ein Japanisches Sprichwort besagt: „Der Mann muss gesund sein, dem Mann muss es gut gehen, der Mann sollte nicht zu hause sein.“ Oder „Die Frau ist die Mutter, der Mann ist der Geldautomat“

Das gilt natürlich nicht für alle Beziehungen (unsere ist ja auch nicht so), und es ändert sich auch langsam. Arbeiten in Japan ist nicht mehr so ätzend wie früher und somit haben auch mehr Frauen das Interesse einer Arbeit nach zu gehen und nicht nur Kinder zu hüten. Vor allem die aktuelle Generation die jetzt gerade 20 wird, will auch nicht mehr in so einer Beziehung sein in der man nicht mehr ein Paar ist. Auch das ist so ein Ding. In Japan wird zwischen „Paar“ und „Eltern“ unterschieden.

Du bist ein Paar, bis du ein Kind hast. Ab da an bist du „Eltern“.

Allerdings fehlt so der Mittelweg. Weil man keinen Bock auf „Ich hüte Kinder, du gehst zur Prostituierten“ hat sondern seine gemeinsame Zeit geniesen will, bedeutet das für viele, dass sie einfach gar keine Kinder mehr bekommen. Denn wenn du ein Kind bekommst, wird diese Art von Beziehung fast schon von dir erwartet.

Deshalb sagen viele Japanerinnen von sich aus, dass sie kein Interesse an einer Beziehung mit einem Japaner haben. Viele Frauen suchen gezielt nach Ausländern weil die Ausländer (Das sagen Japaner ganz offen und genau so) eben nicht so sind. Mit einem Ausländer kann man ein Kind haben und trotzdem ein Paar sein.

Total verrückt. Da fließt direkt Rassismus und Sexismus ineinander :smiley:

//EDIT lol ich hab gerade mal den Titel korrigiert. Da stand tatsächlich „Geschlächterrolle“, das klingt bisschen markaber^^ mein Deutsch ist nicht mehr das, was es mal war^^

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Finde ich sehr gut. Sollte es hier auch geben. Für Alles braucht man hier ne Genehmigung. Nur Kinder kriegen darf jeder Vollidiot wie er oder sie lustig sind.

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Wenn das Kind aber schon unterwegs ist ist es auch was spät für ne Eignungsprüfung :sweat_smile:

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Literally mein Thema während des Studiums (vor allem auch zur „Elternzeit“ etc.)

Falls du Literaturempfehlungen magst, sag Bescheid und ich guck mal was ich noch an alten Quellen hab :thinking:

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Ja stimmt eigentlich müsste man noch früher ansetzen.

Ein Sexführerschein. Wie wohl da die Prüfung aussieht.

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Und was soll die Konsequenz sein wenn sich jemand weigert?

Was passiert da in Japan? @Vamp898

Muss bei dem Thema immer an dieses Verbot denken

Das war 2019. Einfach absurd.

Gute Frage :o

Aber wenn du Ärztlichen Rat missachtest, bezahlt die Krankenversicherung nicht (Auch wenn du durch eine Straftat verletzt wirst, z.b. fahren unter Alkohol oder Schlägerei)

Aber vielleicht passiert auch gar nichts. Meine Frau meinte, die machen dann Telefon Terror und besuchen einen bis man hin geht^^

Das mit der Kleidung trifft Männer aber genauso. Gibt viele Berufe die dir Kleidung, Frisur usw vorschreiben.

Hat also mit Sexismus nichts zu tun, ist halt einfach unnötig streng^^

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Spannendes Thema.

Hab hier vor Jahren mal eine These auf YT gepostet, dass Japan (wie auch der Iran) in vielen Geschlechter Rollen-Sachen hinterher hinkt - und in anderen uns sehr progressiv erscheint.

Kurz: Noch versteinerte Geschlechter Rollen (welche jede Form von Homo- oder Bisexualität ausschließt) als wir es gewohnt sind. Auf der anderen Seite werden Jugendlichen mehr Freiheiten zugestanden, ihre Identität zu entdecken - solange es eine jugendliche Entdeckung bleibt, weil als erwachsene Person musst du schon deine Rolle erfüllen.

Haben anscheinend auch weit weniger Ängste vor binären trans Personen (solange die die Rollenklischees mit übernehmen). Aber alles dazwischen und außerhalb… Reden wir lieber nicht davon.

Was aber das wichtigste ist: Es ist doch eine andere Kultur. Mit ihren Eigenheiten. Für uns aus Europa vielleicht interessant/widersprüchlich: das sowohl unsere toxischen Alpha Males als auch woken queer Unicorns es als Paradies ansehen.

Was es halt natürlich nicht ist. Es ist eine nicht westliche Kultur. Mit anderen Konzepten.

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Ein großer Unterschied zum Westen, wobei hier natürlich auch wieder jeder Mensch anders ist, ist vermutlich, dass man privat und öffentlich weniger vermischt.

Bei uns äußern sich persönliche Veränderungen in der Regel damit, wie wir im öffentlichen Raum auftreten. Ne bekannte von mir ist Vegan geworden, hatte kurz darauf ein Veganes Tattoo und ne Woche später neue Kleidung und ne neue Haarfarbe. Obwohl nichts davon mit Veganer Ernährung zu tun hat^^

Macht natürlich bei weitem nicht jeder, aber wir drücken uns im Westen schon gerne einen Stempel auf und benutzen Erkennungssymbole usw.

Das umgeht man in Japan indem es niemand zu interessieren hat wie du privat bist und man das auch nicht zeigt.

Gibt aber natürlich auch in Japan Leute die Öffentlichkeit zeigen was ihnen gefällt und in Deutschland genug die es nicht tun, aber wenn ich spazieren gehe sehe ich i.d.r. Leute in Arbeitsuniform oder in Schuluniform. Die, die gerade Freizeit haben, tragen ihrem Alter entsprechender Kleidung.

Das verrückte ist aber, manchmal sieht man schon Leute die offensichtlich raus stechen und die auch alles dafür tun, dass man das bemerkt. Aber irgendwie interessiert das keinen. Das wirkt dann auch sehr show haft, als wären die aus nem Film gefallen. Aber Tokyo ist, was Kleidung/Leute angeht, weit weniger bunt als Berlin. Da musst du schon zu ner Touristen Attraktion gehen wenn du bunt gemischte Leute sehen willst.

In Deutschland hab ich, zur Deko, ohne tieferen Hintergrund, sowas Halsband ähnliches getragen. Choker nennt man das glaube ich, aber total schlicht, ohne Nieten, ohne Aufdruck oder sonst was. Ich kann garnicht zählen wie oft mich Leute darauf angesprochen haben weil sie nicht verstanden haben, was das bedeutet.

„Das ist einfach nur Deko“ >> „Ah okay, aber hat das mit SM zu tun? Weil schwul bist du ja nicht“ >> „Ne das ist nur Deko, das hat keine Bedeutung“ >> „Verstehe ich nicht“

Trag in Deutschland ein Halstuch mit einem Muster in der falschen Farbe in der falschen Gegend und du wirst zusammen geschlagen weil die dachten, das sei ein politisches Statement

In Japan würde sich kein Schwein für mein Halsband interessieren, mich würde da vermutlich nie jemand drauf ansprechen, aber da trage ich das nicht :smiley: total absurd und schwer zu erklären, aber fühlt sich einfach anders an. Irgendwie fühlt es sich in Japan unhöflich an raus zu stechen. Du zeigst damit so bisschen Desinteresse an der Gesellschaft hab ich das Gefühl.

Was noch absurder ist, dadurch dass ich ja Ausländer bin, dürfte ich mir das viel mehr erlauben als Japaner, ich komme ja aus einer anderen Kultur, da ist das halt anders. Was bei nem Japaner als unhöflich empfunden werden würde, wäre bei mir total okay oder sogar positiv interessant. So lange ich dabei nicht laut bin oder perfume trage, da hört die Gastfreundschaft auf^^

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Da kommen aber mehrere Dinge zusammen. Frauen müssen einer Arbeit nachgehen, weil das Leben in den Großstädten teuer ist, sie unabhängig sein wollen und eben das, was du sagst - nicht einsam in einer Wohnung sitzen wollen, während der Mann bis 22 Uhr in der Firma ist.

Und ja, Japan ist bei den Geschlechterrollen verblüffend rückschrittlich. Junge Frauen bzw. ihre Interessen werden in Politik und Wirtschaft kaum repräsentiert und die Popkultur sorgt auch dafür, dass man ein sehr seltsames Frauenbild vermittelt bekommt. Alleine die Anime/Manga-Klischees mit den Mädchen in Schuluniformen und großer Oberweite sind aus westlicher Perspektive sehr befremdlich. Aber auch die Kosmetikindustrie ist in Tokyo super aggressiv und Frauen, die kein Make-up tragen, werden manchmal seltsam beäugt.

Es muss halt bei den Eltern anfangen, dass man ein anderes Rollenbild vorgelebt bekommt. Ich habe in Tokyo ein paar gute Freundinnen, die da ganz anders ticken. Sie haben ein westliches Bild auf ihre Kultur, auf Männer und auf die Gesellschaft, weil sie das von ihren Eltern und/oder Freunden vorgelebt bekommen haben. Sie sind entsprechend frustriert mit der japanischen Gesellschaft, suchen aber gezielt nach Partnern, die progressiver denken. Glücklicherweise gibt es in den Großstädten immer mehr solcher junger Frauen.

Es gibt aber auch immer mehr junge Männer, die sich von ihrer Partnerin nicht nur eine „Mama“ wünschen, sondern eine gesunde, ausgeglichene Beziehung. Also da tut sich was, aber eben sehr langsam. Besonders frustrierend wird es aber, wenn man aufs Land rausfährt. Da hat man dann ganz schnell das Gefühl, 100 Jahre in die Vergangenheit gereist zu sein.

Ansonsten könnte man evtl. überlegen, ob das nicht nur in Japan so ist, sondern generell in Südostasien. In Südkorea ist die Rollenverteilung wohl auch nicht besonders modern und es gibt eine klare Erwartungshaltung an Frauen und Männer.

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Also das man einsam in der Wohnung sitzt, kann ich nicht bestätigen :smiley: dann wären die Café in Japan aber ganz schnell pleite.

Meiner Erfahrung nach treffen sich Arbeitslose Frauen in der Stadt zum tratschen und shoppen und die meisten finden das gar nicht so schlecht.

Und dieses Manga Klischee ist aus Manga die sich an junge Männer richten^^ ich habe noch kein Manga für Frauen gesehen der das erfüllt.

Der größte Unterschied ist glaube ich wirklich, dass ein Großteil der Frauen mit ihrer Rolle zufrieden sind und deshalb auch nichts daran ändern.

Für uns deutsche ist halt oft eine berufliche Karriere das wichtigste im Leben. Geld und Ansehen, besser sein als andere. Frauen fühlen sich unterdrückt weil sie das nicht auch haben dürfen sondern diese Domäne oft den Männern vorenthalten ist.

Die meisten Japaner, Männer wie Frauen, streben aber garnicht nach diesem „Mein Haus, Mein Auto, Mein Pferd“, zumindest die, die ich bisher kennen gelernt hab.

Auch einer der Gründe, wieso ich mich in Japan wohler fühle. Ich hab mich an den ganzen bonzigen Protz Karren in Deutschland satt gesehen. Leute die 1. Klasse fahren, nicht weil es bequemer ist sondern um besser als andere zu sein.

In Deutschland bedeutet Wohlstand automatisch damit vor anderen anzugeben. Der beste Mensch ist der mit den meisten neidern.

Kann man durchaus kritisieren wie erstrebenswert das ist.

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Wie ist eigentlich die breite Reaktion auf dich als nicht japaner?

Freund von mir ist fast jedes Jahr ein paar Wochen in Japan und meinte das ist recht gleich gespalten zwischen ihh, ein ausländer und denen die sich fast unangenehm hingezogen fühlen.

Das Bezog sich auf die Frauen, die die Kinder hüten, während der Mann bis spätabends in der Firma ist. Da wird es irgendwann einsam in der Wohnung.

Das ist aber nicht der Punkt. Wenn Mangas, Werbung, Zeitschriften und Magazine, die halbnackte, junge Frauen mit unnatürlichen Proportionen abbilden, überall zu sehen sind (z.B. in jedem Konbini in der Magazinen-Auslage), hat das einen Effekt auf das Bild der Frau in der Gesellschaft.

Die gibt es natürlich. Aber wie gesagt, Politik und Wirtschaft tun auch wenig dafür, dass sich das Rollenbild in der Gesellschaft zum Positiven verändert. Jedes Mal, wenn ich japanische Nachrichten geschaut habe, hatte ich nicht den Eindruck, da würde es um die Interessen junger Frauen und/oder Männer gehen. Vielmehr bediente man die Interessen der Hauptwählerschaft: Rentner.

Das ist aber seeehr pauschalisiert.

Muss man unterscheiden zwischen Tokyo/Osaka/Yokohama/Nagoya und ländlicheren Gegenden/Kleinstädten. In Tokyo laufen Tausende von Ausländern rum - da fällst du kaum auf und die meisten Menschen behandeln dich wie jeden anderen auch. Klar, sobald es zu sozialen Interaktionen kommt, gibt es Unterschiede je nach Herkunftsland/ob du Japanisch sprichst/ob du besonders groß bist etc., aber daran gewöhnt man sich schnell.

Sobald man aus der Großstadt rausfährt, wird man öfter angeschaut/angesprochen. Ab und an kommt es zu netten Situationen, wenn man in einer Kleinstadt unterwegs ist und an einem die Grundschulklasse vorbeiläuft. Da kriegt man kleine Fetzen Englisch zu hören wie „Hello, nice to meet you!“ und die Lehrerin sagt ein paar freundliche Sätze. Aus meiner eigenen Erfahrung spielt es aber durchaus eine Rolle, woher du kommst/wie du aussiehst. Zentraleuropäer sind in Japan eher angesehen und mit positiven Klischees konnotiert, während andere Nationalitäten auf Unsicherheit oder Skepsis stoßen (meistens basierend auf Unwissenheit oder abweichenden Schönheitsidealen).

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Aus diesem Grund ist ein befreundetes Paar von uns (sie ist Deutsche und er Japaner) nachdem ihr Kind geboren wurde nach Deutschland zurückgekommen. Von ihm wäre in Japan erwartet worden immer lange zu arbeiten und um einen guten Stand in der Firma zu haben muss man auch oft abends mit den Kollegen_innen und Chef_innen was trinken gehen. Er hätte sein Kind nie aufwachsen sehen; das wollte er von sich aus auch nicht.

Japan ist wirklich ein schönes Land, aber so schön man es vielleicht als Europäer empfindet, dass dort traditionellen Werte noch sehr in der Gesellschaft verankert sind, so sehr habe ich das Gefühl, dass Japan durch das Festhalten an veralteten Denkweisen im globalen Vergleich schon sehr überholt wird. :frowning:

@Hatschepsut
Ich hab mindestens in 2 Firmen in Deutschland gearbeitet, in denen das genauso ist :smiley:

Vor allem Startups sind sehr bekannt dafür, dass deine Kollegen deine Freunde sind und überstunden macht man freiwillig, weil man ist ja eine Familie. Ich habs deshalb auch nicht mehr ausgehalten in so Firmen zu arbeiten.

Wenn du diese „„Freiwilligen““ Angebote mit deinen Kollegen nach der Arbeit was zu machen ablehnst, stehst du halt irgendwann als der unfreundliche Typ da der mit niemand was zu tun haben will.

Im Gegenzug sind die Leute die ich in Japan privat kenne nicht in so Arbeitsverhältnissen, meine Frau auch nicht und ihre 2 Schwestern auch nicht. Ganz normale 8 Stunden Jobs. Klar gibts auch mal Überstunden, aber die gibts ja auch in Deutschland und jeden Tag sind die nicht. Wenn viel los ist gibt es mal überstunden, wenn wenig los ist baut man die wieder ab.

Die Dame hier nebenan in der Lotto Bude macht morgends pünktlich auf, püntklich 1 Stunde Mittagspause und nach 8 Stunden Arbeitszeit ist zu und vorbei.

Ich kenne jetzt privat natürlich nicht so viele Japaner wie Deutsche, aber bisher hab ich das Gefühl, ist eigentlich garnicht so viel anders. Ein guter Bekannter von mir der 3 Jahre in Deutschland gewohnt hat, hat mir auch gesagt „Eigentlich nicht viel anders als in Japan“. Der arbeitet wie ich in der IT (Allerdings als Software Entwickler). Eine Andere ist Projektplanerin bei Honda (Nicht IT). Meine Frau ist jetzt selbstständig, hat aber vorher in mehreren Unternehmen gearbeitet, sogar einmal als Lagerristin :smiley: und selbst da hatte sie keine Überstunden. Ihre zwei Schwestern sind Friseurin und Austernfarmerin. Alle geregelte Arbeitszeiten mit Urlaub u.s.w.

Ja, weniger Urlaub als bei uns (dafür deutlich mehr Feiertage) und man kann den auch nicht so Spontan nehmen wie bei uns, aber dieses Klischee von „Man geht nach der arbeit zusammen Saufen und kommt nie nach hause“ kann ich nicht bestätigen.

Ah doch, der Mann ihrer älteren Schwester, der arbeitet in so einer Firma. Der geht aber auch Regelmäßig fremd, wir wissen also nicht, ob er wirklich mit dem Chef Golfen geht oder einfach nur bei der Kollegin einlocht.

Das heißt natürlich nicht, dass es solche Firmen nicht gibt, ganz im Gegenteil. Genau wie in Deutschland gibt es auch in Japan so fieße Unternehmen. Man nennt die in Japan „Schwarze Firmen“. Wobei die absolute Mehrheit der Mitarbeiter solcher schwarzen Firmen Ausländer sind.

Die meisten Unternehmen die Ausländer anstellen bzw. Jobs für Ausländer haben sind aber überdurchschnittlich oft sogenannte „Schwarze“ Firmen. Ist in Deutschland im übrigen nicht anders.

Fast alle Ausländer die ich in Deutschland kennen gelernt habe, die nicht geflüchtet sind sondern auf dem Normalen Weg nach Deutschland gekommen, hatten auch nur so komische Jobs wo man sich denkt „Das ist eigentlich alles illegal, aber die kennen die Gesetze nicht, können kein oder kaum deutsch und so kann halt keiner was machen“.

Eine Japanerin die ich kennen gelernt hab war auch Verkäuferin in Berlin in so nem Hipster Cafe, ich kann garnicht zählen wie viele Gesetze der Chef gebrochen hat incl. unangebrachter Kommentare über das Aussehen der Mitarbeiterinnen.

Allgemein ist Gastro auch in DE ein echt raues Geschäft.

Ist also schwer zu beurteilen wieso die nach Deutschland zurück gekommen sind ohne jetzt direkt deren Fall zu kennen. Bei welcher Firma hat er als was in welcher Position gearbeitet? Wie ist er an den Job gekommen, wie gut ist sein Japanisch u.s.w.

Die meisten die aus Japan zurück kommen erzählen aber eher genau das Gegenteil. Niemand hat was mit denen gemacht, die sind vereinsamt und haben depressionen bekommen. Die Durchschnittliche Aufenthaltszeit für Ausländer in Japan ist ~5 Jahre, danach kehren die meisten mit Heimweh wieder zurück, weil sie kein Anschluss gefunden haben. Von Überarbeitung liest man eher selten und wenn, dann geht es um Einwanderer aus den Philipinen, Brasilien, Indien u.s.w. die von schwarzen Firmen ausgenutzt werden.

@Yabai_Yatsu

Das Bezog sich auf die Frauen, die die Kinder hüten, während der Mann bis spätabends in der Firma ist. Da wird es irgendwann einsam in der Wohnung.

Die können die Kinder doch mit Nehmen. Ich gehe immer Außerhalb der Pausenzeit Essen und gerade in Sushi Läden oder so, hast du fast nur Mütter mit Kindern.

78% der 20~30 Jährigen arbeiten <=50h/Woche und 50% Arbeiten sogar maximal 40h. Die Meisten Frauen müssen also vermutlich nicht bis spät Abends auf ihren Mann warten^^

Das ist aber nicht der Punkt. Wenn Mangas, Werbung, Zeitschriften und Magazine, die halbnackte, junge Frauen mit unnatürlichen Proportionen abbilden, überall zu sehen sind (z.B. in jedem Konbini in der Magazinen-Auslage), hat das einen Effekt auf das Bild der Frau in der Gesellschaft.

Das ist ein sehr schweres Thema auf das es keine richtige/echte Antwort gibt. Laut der aktuellsten Umfrage bevorzugt die Mehrheit der Japanischen Männer C-Körbchen. Dieses Bild der Frau in der Gesellschaft scheint also nicht hängen zu bleiben, denn die Damen die du meinst (Wobei ich nur Generation 60+ Kenne die da zugreift) haben mehr als C-Körbchen^^

Also mal ohne Witz, ich hab noch nie jemand unter 60 gesehen der im Kombini sich eins von diesen Tittenheftchen raus nimmt. Das ist Altbacken, gebe ich zu, aber genauso ist halt auch die Kundschaft.

Die gibt es natürlich. Aber wie gesagt, Politik und Wirtschaft tun auch wenig dafür, dass sich das Rollenbild in der Gesellschaft zum Positiven verändert. Jedes Mal, wenn ich japanische Nachrichten geschaut habe, hatte ich nicht den Eindruck, da würde es um die Interessen junger Frauen und/oder Männer gehen. Vielmehr bediente man die Interessen der Hauptwählerschaft: Rentner.

Genau das gleiche sagen jugendliche in Deutschland über die CDU.

Das ist aber seeehr pauschalisiert.

Hier gehts ja um Klischees :stuck_out_tongue:

@Kraehe
Das ist eine sehr gute Frage… und sehr schwer zu beantworten. Man fehlinterpretiert, gerade als Ausländer, schnell mal die Reaktion der einheimischen. Wenn ich es grob zusammen fassen müsste würde ich sagen: Die meisten interessieren sich garnicht für mich. Ich sehe auch nicht krass aus. Hab keine Tattoos, keine wilde Frisur, bin mit 175cm jetzt auch nicht riesig. Aber die, die sich positiv/negativ für mich interessieren tun das i.d.r. nur, bis ich was auf Japanisch sage. Da ich nen JLPT-N1 hab und mich nur auf Japanisch unterhalte, rede ich relativ normal Japanisch (Ich hab natürlich einen Akzent… glaube ich^^ ich weiß es nicht^^ aber vermutlich schon) und ab dem Moment interessieren sich die Leute mehr dafür was ich sage, als wie ich aussehe.

Du bist bei den meisten nur so lange Ausländer, bis du dich in normaler Geschwindigkeit mit denen auf der Landessprache unterhalten kannst, dann fällt dieser unsichtbare Vorhang der einen vorher getrennt hat sehr schnell.

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Ich würde aber schon sagen, dass der soziale Druck beim Thema Arbeit in den japanischen Großstädten nochmal ein anderer ist. Meine Erfahrung in Tokyo und Yokohama war, dass viele Leute wie im Tunnel leben: Arbeit ist das, was zählt, und das restliche Leben wird drumherum gebaut. Jemanden spontan fragen, ob er am Freitagabend Zeit hat, nach der Arbeit was zu machen? Ist nicht. Viele Freunde/Bekannte hatten einen strikten Plan und nur teilweise freie Slots am Wochenende. Auch ich hatte das Gefühl, extra viel arbeiten zu müssen - denn damit profiliert man sich dort. Kommt aber natürlich auf die Branche an. In den lukrativen Branchen hast du bessere Konditionen und von Ausländern erwartet man ohnehin nicht, dass sie länger als 8-8,5 Stunden im Büro bleiben.

Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass es in Japan Städte gibt, wo die Leute etwas entspannter sind.

Hier tun sich Welten auf. Zwei Wochen Sommerurlaub ist in Deutschland kein Problem, in Japan musste ich immer diskutieren, wenn ich länger als eine Woche Urlaub machen wollte. Und generell die Anzahl an Urlaubstagen ist nicht vergleichbar.

Stimmt, aber von fehlender beruflicher Perspektive. Viele schaffen es nicht, einen JLPT N2 oder N1 zu bekommen und werden frustriert, weil sie in ihrer Karriere feststecken und Jahr für Jahr dasselbe machen.

Joa, hab schon auch beobachtet, dass sich davor pubertierende Jugendliche tummeln oder ein paar Leute in ihren Zwanzigern.

Ja und nein. Die CDU gewinnt wohl keinen Innovationspreis und schert sich wenig um junge Leute, aber immerhin ist die politische Teilhabe seitens der jungen Menschen in Deutschland vorhanden. So sind die Parteien gezwungen, auch diese Wählergruppen anzusprechen. In Japan hatte ich immer das Gefühl, die Politiker reden an allen Menschen unter 50 Jahren vorbei.

Das stimmt. Die Sprache öffnet in Japan viele Türen. Nervig könnte es nur sein, wenn man optisch für japanische Verhältnisse stark heraussticht. Ein Freund von mir ist Schwede, zwei Meter groß, blond und der klassische Ikemen - wenn man mit dem unterwegs war, musste man ständig mit Blicken, Smalltalk und Sprüchen rechnen.

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Ich hab mir ja überlegt mit meiner Frau, wäre es für uns denkbar in Deutschland zu leben, rein als Gedankenexperiment. Wir kamen zu dem Ergebnis, es wäre schon möglich, aber keiner von uns will das. Also wir ziehen nicht nach Deutschland^^ Als wir zusammen 1 Monat in Deutschland Urlaub gemacht haben, haben wir da so bisschen drüber nachgedacht.

Das sind vor allem ganz viele Kleinigkeiten. Zum Beispiel dass es in Japan fast überall (gibt wirklich nur wenig Ausnahmen) verboten ist auf der Straße/draußen zu rauchen. Und wie Dreckig es halt an vielen Orten ist und wie viel beschädigt ist. Gerade an Bahnhöfen sind oft die Fenster eingeschlagen bei so alten Gebäuden, die Getränkeautomaten mit Stahlgitter Verstärkt und trotzdem kaputt.

Wir waren u.a. in Lindau auf der Blumeninsel und da meinte meine Frau sofort, was für eine Verschwendung es sei, dass wir überall da so schöne Blumen hin stellen und wie gut das riechen könnte, aber egal wo du hin gehst, stinkt es halt nur nach Zigarettenrauch. Und das ist überall so in Deutschland. In dem Startup in Berlin in dem ich mal kurz gearbeitet hab (da wo die meisten Ausländer waren^^) haben mir auch alle gesagt, was sie am meisten in Deutschland überrascht hat war wie viel und selbstverständlich hier überall geraucht wird und dass es an fast jeder Ecke nach Zigarettenrauch stinkt.

Gerade beim Essen gabs paar Momente wo sie meinte, ihr vergeht echt der Appetit da 1 Gebäude weiter einer Stand der geraucht hat und der Wind hat halt her gezogen.

Was Positiv an Deutschland war ist, dass die meisten Deutschen offener/ehrlicher sind. Sowas wie LMG wo ein Colling sagt „bäh, das ist fast ungenießbar“ währe in Japan undenkbar, da gäbs ne Klage wegen Rufmord :smiley: aber die Medallie hat zwei Seiten. Ihr ist auch schnell aufgefallen, dass Leute viel mehr meckern und das auch viel offensiver/aggresiver machen und unbeteiligte mit rein ziehen.

Wir haben am Ende zusammen gefasst: Die größten Vorteile in Deutschland sind, das alles billig ist. Wohnungen, Lebensmittel, Zug Tickets, bei uns ist halt alles einfach echt billig und sobald du 1x ne Festanstellung hast, bist du gefühlt unkündbar und selbst wenn du gefeuert wirst, bekommst du Arbeitslosengeld.

Aber es ist halt auch im negativen sinne billig weil die Qualität oft nicht gut ist. Sauberkeit/Zuverlässigkeit der Züge war direkt die erste Erfahrung.

Erste Fahrt vom Flughafen nach Hause hatte 2 Stunden Verspätung, aber hey, dafür hat das 1. Klasse ICE Ticket so viel gekostet wie ne Regionalfahrt in Japan und es gab noch 50% Geld zurück wegen der Verspätung.

Klar freut man sich darüber, dass man für 35€ 1. Klasse ICE fahren kann und dann noch 50% Geld zurück bekommt, aber 2 Stunden in München am Bahnhof, wo es extrem laut ist (Ist ja gefühlt durchgehend ne Baustelle) voller Taubenkot, Obdachlose die einen Anpöbeln, Zigarettenrauch gestank, kaum Essensmöglichkeiten… das ist es irgendwie nicht wert. Gerade wenn man dann da auch noch mit 2 Großen Koffern steht und dann hast du die Schileßfächer aus den 70ern wo du außer mit Kleingeld nichts rein bekommst und du dann erstmal schauen musst, welcher geht und welcher defekt ist… das war schon bisschen peinlich.

Dieser Stress den man im Alltag sammelt weil in Deutschland irgendwie nichts reibungslos funktioniert, das aber auch nicht geändert werden darf weil es dann ja mehr kostet hat dann negativ so überwogen, dass wir entschieden haben auf jeden Fall in Japan zu bleiben.

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Da werden dir dann wieder viele mit Freiheit kommen und alles andere wäre Verbotskultur und Gängelung. Die EU hatte letztes Jahr eine Empfehlung ausgesprochen. Aber Deutschland enthält sich bei so etwas und es seien auch die Bundesländer verantwortlich. Ah, Verbotspolitik wird auch gleich von einem CDU-Politiker im Artikel genutzt. :smiley:

»Während die europäische Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächelt und in unserer Nachbarschaft ein blutiger Krieg tobt, sollten wir uns nicht mit unsinniger Verbotspolitik beschäftigen müssen«, sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament, Daniel Caspary.

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Wie gehst du als Ausländer mit dem katastrophalen Justizsystem in Japan um ?

Oder hoffst du einfach dass du nie involviert bist ?
Why is the Japanese Conviction Rate so High? - Harvard Law School | Harvard Law School