Ich hoffe, dass hier ist der richtige Ort für dieses Thema. =)
Kurze Einleitung für die die das Moin Moin von Nils (01.10.2020) nicht gesehen haben. In einem Moin Moin hat Nils angemerkt, dass es quatsch ist Teile seiner Aussagen in Let’s Plays zu ernst zu nehmen und mit Argumenten wie „es ist allgemeiner Konsens, dass…“ zu kommen.
Mit folgenden Text will ich erklären warum einige Leute das machen und dies dann auch gleichzeitig zur Diskussion frei geben wie ihr das seht und ob das ein interessantes Thema für zum Beispiel ein Almost Daily wäre?
Kann Nils bzgl. des Aufregers „allgemeinen Konsens“ verstehen.
Würde nur gerne eine weitere Sichtweise bzw. auf eine bestehende Problematik aufmerksam machen, warum man versucht manchmal solche „allgemeinen Konsens“ Dinge reinzubringen. Also welche Motivation steckt vielleicht dahinter?
Information vs Entertainment
Das Problem ist, dass einige diese Spielebewertungen als Game Designer bzw. Game Design interessierter betrachten und man für sich herausfinden möchte, was macht ein Spiel gut und zwar nicht nur für einen persönlich oder für einzelne, sondern für große Gruppen oder alle. Als Game Designer muss man das schließlich wissen, um gute Spiele hervorzubringen. Wenn man also als Game Design interessierter Mensch auf eure Sendungen guckt, dann versucht man natürlich schon allgemeine Wahrheiten zu finden und aus euren Aussagen und Bewertungen herzuleiten oder die eigenen Annahmen damit zu bestätigen. Natürlich sind eure Programme Primär ein Unterhaltungsprogramm, aber eure Meinungen haben nun Mal eine gewisse Reichweite. Natürlich könnt ihr nichts dafür, wenn Leute eure Aussagen als Bare Münze nehmen, dennoch werden bei gewissen Wiederholungsraten der eigenen Meinung bestimmte Ansichten gefestigt. Ich sage nicht, dass das ein Problem ist was man lösen muss, sondern will nur darauf aufmerksam machen wie es ist. Ob ihr das lösen wollt, könnt oder auch nicht ist erst Mal egal. Mir geht es nur darum ein Bewusstsein dafür zu schaffen warum einige Leute eure subjektive Meinung als allgemeine Wahrheit wahrnehmen und diese dann versuchen mit objektiven Argumenten zu widerlegen, die teilweise natürlich nicht objektiv sind, aber das ist ein anderes Thema. Das einige Menschen schlechte bzw. wenig überzeugende Argumente bringen ist ja nichts neues. Aber warum sie überhaupt versuchen Argumente gegen eure subjektive Meinung zu bringen ist eben genau dieser Game Design Kontext, in dem es nun Mal zwingend notwendig ist allgemeine Wahrheiten zu finden, um sich selbst als Game Designer weiterzuentwickeln oder vielleicht um Leute aufzuklären oder vermeintlich aufzuklären. Viele Unwahrheiten, die als subjektive Meinung und Entertainment verkauft werden, werde über kurz oder lang von einigen als objektiv oder wahr betrachtet. Ich als Game Designer interessierter betrachte das als Problem, weil viele Leute dadurch von falschen Tatsachen ausgehen, einfach weil sie durch die ununterbrochene Wiederholung und durch die vielen Kontexte in denen die vermeintlichen „Tatsachen“ auftauchen es als real existierend (objektiv, wahr) betrachten. Das finde ich ist ein Problem, was wir überall auf der Welt begegnen. Zum Beispiel wenn man über Macro und Micro spricht oder Balancing spricht, sind das durchaus Begriffe, dessen Definition bzw. dessen Relevanz für das Game Design durch aus Diskussionswürdig ist. Das Thema ist komplexer, aber es verwenden alle diese Begriffe als wenn es total klar wäre was sie für das Game Design bedeuten und welche Rolle sie da spielen. Da diese Begriffe aber ständig in verschiedenen Kontexten gebraucht werden, wird ein falsches Bild von diesen Begriffen und welche Rolle sie beim Game Design spielen gefestigt. Z.B. die Aussage „Das Spiel ist schlecht, weil unbalanced.“ Alle haben eine intuitive Vorstellung was damit gemeint ist, aber ist das Spiel wirklich schlecht weil es unbalanced ist oder sorgen andere Faktoren dafür, die sich hinter dem Wort unbalanced verstecken? Damit will ich sagen ist unbalanced wirklich gleich unbalanced oder gibt es da unterschiede? Und ja, da gibt es Unterschiede, aber das wird selten thematisiert und daher glauben die Leute, dass unbalanced prinzipiell schlecht ist ohne zu verstehen was genau sich dahinter verbirgt und nur Teile des unbalance dafür sorgen, dass ein Spiel ehr frustriert, aber unbalance nicht per se schlecht ist. Das nur als kurzes Beispiel was ich meine. Man muss hier also mehr differenzieren, was in euren Shows mir zu selten gemacht wird und viele Leute von sich aus auch nicht machen und sich nur merken „unbalance = schlecht“. Was ja so vereinfacht ausgedrückt auch nicht stimmt.
Zuschauer kann nicht immer Information von Unterhaltung trennen
Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn mir eure Formate unter dem reinen Unterhaltungsfaktor anzugucken. Ich schaue es auch um mich über Spiele zu informieren und „professionelle“ Meinungen dazu zu hören. Sonst könnte ich ja nichts was ihr sagt für bare Münze nehmen und müsste euch als 0 Informativ betrachten, was ihr ja nicht sein wollt. Ihr wollt informieren, aber auch entertainen. Und da ist als Zuschauer die Grenze nicht immer so klar ersichtlich, insbesondere bei häufiger Verwendung von Ironie etc. Das der Zuschauer also dazwischen nicht immer klar trennen kann könnt ihr ihm nicht vorwerfen.
Warum das Argument „allgemeiner Konsens“ meistens nicht zieht
Das Argument „allgemeinen Konsens“ ist meistens trotzdem kein gutes, weil man meistens nicht belegen kann ob es wirklich der allgemeine Konsens ist. Es gibt Zielgruppen und wenn die genau definiert ist, kann man für die schon relativ genau die Anforderungen („allgemeinen Konsens“) formulieren und es mit dem Endprodukt abgleichen, ob die Anforderungen für diese Zielgruppe erfüllt wurde, aber gilt dann halt auch nur für die Gruppe und nicht für alle, weswegen man dann nicht mehr von „allgemeiner Konsens“ sprechen kann. Die Existenz eines allgemeinen Konsens ist super wichtig, um für eine Zielgruppe wo dieser allgemeine Konsens herrscht ein optimales Spiel zu bauen. Ein praktisches Beispiel. Wenn alle Menschen bei der Wahl ihrer Teamfarbe, die Farbe Blau als super wichtig empfinden, dann ist das der allgemeine Konsens und ich muss es ermöglichen in meinem Spiel die Farbe Blau als Teamfarbe anzubieten. Und natürlich kann man es nicht wissenschaftlich beweisen, dass die Farbe Blau absolut wichtig oder unwichtig ist als Teamfarbe, aber der allgemeine Konsens ist hier wichtig, um zu wissen was die Spieler wollen und ihnen das auch zu geben. Es ist nur extrem schwierig herauszufinden was der allgemeine Konsens ist, weswegen man in den meisten Fällen nicht behaupten kann, dass dieses oder jenes der allgemeine Konsens ist. Augenscheinlich vielleicht, aber absolut lässt sich das nicht so einfach sagen, wenn überhaupt.
Gaming Redakteure sind Experten, aber häufig nur einseitig
Einige Leute versuchen so gegen eure Meinung zu argumentieren, weil ihr Experten seid und eure Meinung zu Spielen damit wichtig ist. Und daher ist man besonders motiviert eure persönliche Meinung zu Belegen oder zu Widerlegen.
Zusätzlich möchte man eure Kompetenz erhöhen, indem man euch über Dinge aus dem Game Design aufklärt oder vermeintlich aufklärt oder euch mit neuen Gedanken und Ideen konfrontiert. Ich bringe in dem Zusammenhang immer gerne das Beispiel vom Auto fahren und Auto bauen. Wer ein Auto gut fahren kann oder schon viele verschiedene Autos gefahren ist, kann nicht automatisch ein Auto bauen. Und so ist es auch mit Spielen. Nur weil ihr viel Spielt, heißt das nicht, dass ihr den gesamten Kosmos des Spiele bauens versteht. Ihr habt viel Kontakt zu Game Designern durch Interviews etc., aber auch da handelt es sich meistens um PR anstatt um echte Game Design Theory, die euch da näher gebracht wird. Von daher gibt es schon ein Teilstück was euch an Wissen fehlt. Das ist kein Problem, ist aber nur gut zu wissen um seine eigene Kompetenz besser einzuordnen. Es gibt sehr viel Literatur über Game Design, ich weiß nicht wie viel ihr davon schon gelesen habt? Keiner sagt, dass ihr das alles lesen müsst, aber Mal rein schnuppern wäre cool. =)
Vielleicht müsste man darauf hinweisen wie bei einem Spoiler Alarm, ob es sich jetzt um reines Entertainment handelt oder ob man hier ernst zu nehmende Meinungen erwarten darf. Wenn beides zusammen kommt fällt es mir als Zuschauer schwer das klar abzugrenzen. Und dann müsst ihr mit ernster Kritik zu euren unterhaltsamen Meinungen rechnen oder ich nehme nichts von dem was ihr sagt ernst. Von mir zu erwarten, dass ich das immer Trennscharf erkennen kann ist eine zu hohe Erwartung. Funktioniert vielleicht zu 90%, aber eben nicht immer. Müsst ihr entscheiden, was ihr besser findet. Ist insgesamt natürlich ein schwieriges Thema. Vielleicht etwas für Almost daily ? =)