Leider habe ich gerade erst gesehen, was das heutige Thema sein wird. Definitiv sehr interessant! Freue mich schon, wenn ich mir die Folge auf youtube ansehen kann 
Ich bin selbst sehr soziophob. Das belastet meinen Alltag auf allen Ebenen:
Ich brauche z.B. lange, um mich dazu zu überwinden, den Müll rauszubringen. Nicht, weil ich faul wäre, sondern weil ich Angst habe, unterwegs einem Nachbarn zu begegnen. Also will ich auf Nummer sicher gehen, dass gerade niemand im Treppenhaus ist (wohne in einem Mehrfamilienhaus). Ich lausche an der Tür, ob ich Schritte höre und wenn ja, in welche RIchtung sie sich bewegen, etc.pp. Natürlich kann mir dann beim Weg zurück in die Wohnung trotzdem jemand begegnen…ein Grund mehr, das Ganze aufzuschieben.
Einkaufen ist eine Qual. Die Gänge sind viel zu schmal im Supermarkt und es ist immer so voll. Dann die unvermeidliche Interaktion an der Kasse. Wann immer möglich, lasse ich für mich einkaufen, damit ich das Ganze vermeiden kann. Liefern lassen o.ä. ist da leider ja auch keine Alternative, wenn dann der Mensch an der Wohnungstür steht…
Ich studiere aktuell noch und da ist jede Kleinigkeit fürchterlich. Die Lehrveranstaltungen habe ich inzwischen zum Glück alle hinter mir (mit allein in einer Ecke sitzen, Panik kriegen, wenn es heißt „bildet Gruppen“ und völliger Verstummung, wenn der/die DozentIn mich anspricht). Organisatorisches und viel nachfragen bei Profs steht allerdings noch aus - und das seit langer Zeit. Dabei fällt mir eine Seminar-Übung ein. Es ging darum, ein Gefühl für den „personal space“ anderer zu bekommen. Wir sollten kreuz und quer durch den Raum laufen und dabei unsere Arme so weit vor/neben uns ausstrecken, wie wir selbst gerne Platz haben, sozusagen die eigene „private bubble“. Meine Kommilitonen hatten ihre Arme angewinkelt ziemlich nah am Körper, während ich meine Hände gar nicht weit genug von meinem Körper wegstrecken konnte…Was wiederum für unangenehmes Aufsehen gesorgt hat und dazu führte, dass ich ständig mit den anderen zusammen gestoßen bin (Körperkontakt ist bei mir auch so eine Hass-Liebe… ich finde es schrecklich und sehne mich gleichzeitig danach).
Auch meine Hobbys werden durch meine Soziophobie belastet. Ich liebe es z.B. zu joggen. Einfach mit Wind in den Haaren durch den Park/Wald/wo auch immer rennen und alles hinter mir lassen. Aber überall sind Menschen. Früher habe ich direkt neben einem Park gewohnt, in dem ich bei schlechtem Wetter ungestört joggen konnte. Jetzt wohne ich „mitten“ in der Stadt, vor meiner Wohnung kreuzen sich zwei Hauptstraßen, inkl. Einkaufsmöglichkeiten und Schule. 24h am Tage ist es voll. Ich jogge seitdem nicht mehr.
Nun, ich habe Probleme mit „fremden“ Menschen. Leider hört es da nicht auf. Ich kann meine Freundschaften nie lange aufrecht erhalten. Und wenn, dann bleibt es bei einer oberflächlichen Bekanntschaft: Man trifft sich, unternimmt etwas im Bereich des gemeinsamen Hobbys (Kino, Videospiele, Bücher kaufen, o.ä.) und das war’s. Ich weiß nicht, was in ihrem Leben passiert und sie nicht, wie es bei mir aussieht. Ich bin damit zufrieden, weil mir die Vorstellung, mit jemandem „offen“ über Gedanken oder Gefühle zu reden, Angst macht. Wenn ich dann aber alleine zuhause sitze, wünsche ich mir Freunde und vor allem, dass ich einfach „ich“ sein kann, wenn ich die Wohnung verlasse. Da kommt auch meine Schüchternheit dazu.
Mein Umfeld will ständig, dass ich mehr rausgehe, mehr unternehme, mehr unter Leute komme (meine Eltern z.B.: „Kind, du hast kaum Freunde. Freunde sind wichtig im Leben, bei manchen Dingen können dir nur Freunde wirklich helfen“ Naja, Meinungsfreiheit und so. In meinem Leben ist noch nichts dermaßen nach hinten losgegangen wie Freundschaften.)…Währendessen zieh ich mir die Bettdecke über den Kopf und lese ein Buch oder zocke oder schaue Videos…befasse mich einfach mit mir selbst und den Dingen, die mir Freude bereiten - bis mein Magen knurrt und ich mal wieder irgendwie einkaufen muss 