Nun, in Deutschland ist es ja schon so, dass die Konfessionslosen die größte Gruppe stellen.
Evangelische Christen stellen z. B. nur rund 25%.
Wird jetzt wirklich vor dem Schuljahr erhoben wer welcher Konfession angehört und danach wird der Lehrer und der Stoff ausgesucht?
Und was ist, wenn die Jahrgänge unterschiedlich verteilt sind?
Braucht die Schule dann 2 oder 3 Religionslehrer mit aktivem Religionshintergrund?
Das hat man genau so in „Werte und Normen“.
Und auch in konfessionslosem Religionsunterricht.
Dann ist natürlich die große Frage, was das Ziel des Religionsunterrichts ist.
Wissen vermitteln?
An eine Religion heranführen?
Werte und Normen vermitteln?
Ich sehe es tatsächlich so, dass in der Schule Wissen vermittelt werden soll.
Wäre aber auch voll okay damit, wenn man sagt man möchte den Schülern Werte und Normen für das Leben mitgeben. Dann ist Religion in meinen Augen aber das falsche Fundament dafür.
Ein wenig offtopic aber:
Mobbing wird in den seltensten Fällen tatsächlich bemerkt. Ich hatte dazu mal etwas gelesen, weiß die Zahlen aber nicht mehr.
Kernaussage war aber, dass der größte Teil des Mobbings von außen extrem selten wahrgenommen wird.
Von daher wäre die Frage, ob man das Thema nicht lieber aktiv statt passiv angeht.
Ich verstehe nicht genau, warum manche Religion scheinbar aus der Öffentlichkeit verbannt haben wollen. Erst im Lichte der Öffentlichkeit kann doch garantiert werden, dass alles mit rechten Dingen vor sich geht.
Wenn ich „Religion ist Privatsache“ lese, wird mir immer leicht übel. Aus den Augen aus dem Sinn, oder was? So lange es religiöse Menschen gibt, ist Religion eine öffentliche Sache. Dass der Islam nicht richtig institutionalisiert ist, stellt den Staat überhaupt erst vor das Problem: „Wie soll ich junge Muslime im Zusammenhang ihrer Religion nach unseren Werten bilden?“
Okay, was für Kompetenzen vermittelt denn ein konfessionsgebundener Religionsunterricht, die ein „Werte und Normen“ oder „Ethik und Moral“ nicht vermitteln kann?
Für mich steht halt immer noch diese Schwierigkeit im Raum, dass ein konfessionsgebundener Religionsunterricht keinen Vorteil gegenüber einem Werte und Normen Unterricht bringt, aber den Nachteil, dass nur eine Weltanschauung im Fokus ist und alle anderen nur „Beiwerk“.
Was wäre schlimm daran, wenn sich ein Mensch nie mit dem Christentum in aller Tiefe auseinandersetzt sondern grundsätzlich mit Ethik, Moral und gesellschaftlichen Werten?
Ich glaube, darum geht es gar nicht. Ein konfessioneller RU holt aber den Menschen dort ab, wo er (von seiner Erziehung her) steht und bildet ihn von dort aus nach den humanistischen Normen, die unsere Gesellschaft ausmachen.
Aber genau das tut doch ein „Werte und Normen“.
Ich kann wie gesagt nur aus meiner Erfahrung sprechen und die sieht eben so aus, dass „Religion“ einen starken Fokus auf eine Religion setzt. Und somit auch auf die humanistischen Werte, die in dieser Religion verankert sind.
Ein „Werte und Normen“ beschäftigt sich damit, was es in unserer und anderen Gesellschaften für Ansichten gibt und mit der Frage, ob und warum diese sinnvoll sind.
Damit ist für mich ein WuN erstmal offener. Er lässt mehrere Ansichten zu und erlaubt und fördert das hinterfragen.
Ein Reli, ist für mich geschlossener.
Ein katholischer Religionsunterricht wird dir (wie ja auch schon einige hier aus eigener Erfahrung berichtet haben) erzählen, dass schwul sein eine Sünde ist.
Ein evangelischer Religionsunterricht wird dir erzählen, dass eine wichtige Regel ist, dass du nur an einen Gott glauben darfst.
Das verschließt den Geist für andere Ansichten Stück für Stück.
Ich glaube, dass es bestimmt auch Personen gibt, die einen fantastischen offenen Religionsunterricht abhalten können.
Aber dennoch ist es doch, wenn es einem um die „humanistischen Normen, die unsere Gesellschaft ausmachen“ geht, sinnvoll einen Unterricht zu kreieren, der sich gewollt und explizit mit den Normen unserer Gesellschaft beschäftigt und nicht mit den Regeln einer Religion, die für die meisten Menschen unseres Landes nicht relevant ist.
Deswegen plädiere ich ja für „Werte und Normen“ statt Religion.
Hmm… da geh ich nicht ganz mit:
Die Diskussion die hier gerade hauptsächlich geführt wird, ist, ob Religion aus der Schule verschwinden sollte, bzw. separater RU aufgehoben werden sollte. Ein komplette Tabuisierung von Religion in der Öffentlichkeit will ich sicher nicht.
Aber auch ansonsten ist es ja so, dass Glaube/Religion eine sehr persönliche Sache ist. Woran ich glaube, ist meine Entscheidung. Daran ist erstmal nichts öffentlich. Öffentlich wird es dadurch, dass man es nach außen trägt. Und da stellt sich schon die erste Frage, warum man dies tun sollte?
Die Frage lässt sich aber auch recht einfach beantworten: Weil man davon überzeugt/begeistert ist. Ich erzähle anderen vielleicht auch von einem guten Restaurant oder einer super Band, weil sie mich begeistert haben. Oder weil sie mir über eine schwere Zeit hinweg geholfen haben.
Kritisch wird es dann, wenn ich anderen damit auf den Zeiger gehe. Wenn ich jedem ständig zu jeder Gelegenheit zeigen muss, dass irgendwas das geilste ist oder sogar Entscheidungen für andere fälle, die auf dieser Überzeugung basieren, auch wenn andere diese vielleicht nicht teilen. Und das ist eine Grenze, die eben nicht überschritten werden sollte, und die ich mit „Religion ist Privatsache“ verbinde. Solange man andere nicht mit der eigenen Religion belästigt oder sich diese dem Einfluss entziehen können, ist sie „privat“ und alles ist gut.
Durch die Kirchen als Institution haben die Religionen in Deutschland aber eben auch Vertreter, die weit über die private Ebene hinausgehen und erheblichen politischen/gesellschaftlichen Einfluss haben (z.B. Tarifverhandlungen im Pflegedienst), wo dann eben die Grenze, dass ich mich deren Einfluss nichtmehr entziehen kann überschritten ist und eine religiöse Institution ihren Willen einer Personengruppe aufzwingt, die mit der Religion nichts zu tun hat. Und das finde ich problematisch.
Das finde ich eine sehr zwiespältige Aussage. Denn einerseits, wäre eine solche Kontrolle sicherlich gut, andererseits könnte man das auch weiterdenken und auf politische Bildung anwenden.
Dann müssten wir Gemeinschaftskunde in die politischen Lager aufteilen, wobei jeder bitte den Unterricht der Partei (an den Schulen ausgeführt) besucht, was die Eltern zuletzt gewählt haben. Ab 14 darfst du dann selbst aussuchen, in den Unterricht welcher Partei du gehst.
Dann bekommen die einen den Sozialismus gelehrt und die anderen liberale Marktwirtschaft. Aber natürlich werden die anderen politischen Denkweisen auch entsprechend erwähnt. UND wir hätten das Licht der Öffentlichkeit, statt diese Bildung irgendwelchen Jugend-Organisationen der Parteien zu überlassen.
Das klingt für mich nicht soo attraktiv. Stattdessen haben wir uns entschieden, dass eine Person die Gemeinschaftskunde unabhängig von der eigenen politischen Überzeugung unterichten soll und alle Denkweisen berücksichtigt werden sollen.
Was einige (ich auch), in der Diskussion hier vorschlagen, ist ledliglich, das auch auf den Religionsunterricht anzuwenden.
DAs ist doch dann wie diese Unterrichtsbegehungen bei anderen Lehrern auch.
In den Stunden vorher wird den Schülern eingetrichtert sich zu benehmen, das Thema wird schonmal durchgekaut und teilweise schon „fragen verteilt“
Plus Versprechen an die SChüler/innen dass wenn sie sich ordentlich benehmen es danach ein Eis oder eine Kiste Bier gibt, je nach Alter. (Unser Berufsschullehrer hat uns damals nach seiner Letzten Überprüfung nen Kasten Bier und Radler mitgebracht)
Das müsste dann schon per Versteckter Kamera und ohne das Schüler oder Lehrer etwas davon wissen geschehen, was wohl nicht legal wäre.
Ist vom jeweiligen Kultusministerium für die entsprechenden Jahrgangsstufen vorgegeben.
Erstmal nichts. Will ich aber nicht für mein Kind.
Deswegen braucht man das (unabhängig vom RU, gilt genauso für andere Fächer) in hübscher Regelmäßigkeit. Ist hinlänglich belegt, dass der Unterricht qualitativ sehr viel besser wird, wenn man sich regelmäßig von Kolleg:innen auswerten lässt. Aber bis sich ein pädagogisch sinnvoller Ansatz in der Politik durchsetzt, gehen hier ja meist eh mehrere Jahrzehnte ins Land.
Ich finde es nicht schlimm, wenn der Fokus auf einer Religion liegt - so lange man eine praktikable Wahlmöglichkeit für einen konfessionsfreien Unterricht hat. Natürlich darf trotzdem keine Indoktrination stattfinden.
Die Diskussion ist aber schwierig, denn wir haben offensichtlich alle eine andere Schulzeit gehabt. Mein Religionsunterricht war wohl näher an „Werte und Normen“, denn wir haben auch die von Dir genannten Beispiele besprochen. Überhaupt fand der Religionsunterricht nicht aus einer rein christlichen Perspektive statt („Wir Christen sehen das so“), sondern eher beobachtend („Christen sehen das so“). Zumal heutzutage die wenigsten Kinder in Deutschland christlich leben oder erzogen werden, also mit regelmäßigen Gottesdienstbesuchen und Gebeten.
Ich wohne in nem kleinen bis mittleren Dorf (4,5k Einwohner:innen).
Meine Frau und ich wollen irgendwann auch Kinder und ich halt nicht mit unserer Überlegung hinterm Berg, dass wir schon entschieden haben, es nicht als Baby zu taufen, sondern ihm/ihr die verschiedenen Religionen und Glaubensrichtugen zeigen und erklären wollen, bis es dann selbst entscheiden kann, ob und welchen Glauben es haben will.
Hussa, habe ich da heftigen Gegenwind erhalten! Bei meinen konservativen Eltern hats mich nicht überrascht, aber im Grunde schlagen alle in die selbe Kerbe, selbst mein eigentlich sehr progressiver Patenonkel meinte, dass ich meinem Kind damit keinen Gefallen tun würde, es würde sicher ausgeschlossen in der Schule, käme nicht zur Kommunion etc.
Naja, ist die Meinung der älteren Leute.
In unserer Grundschule ist eh maximal jedes zweite Kind noch mit chriftlichem Glauben unterwegs, Integration sei Dank (und das meine ich positiv!!!)
Naja, in dem Punkt stimmt es wohl einfach, je nachdem zumindest wie ihr sonst integriert seid.
Wobei 4,5k ja kein Dorf mehr ist, da sind ja genug Leute vorhanden.
Rückblickend finde ich das ganze Kirchenzeugs zwar als Quatsch, aber als Kind wäre man da schon irgendwo etwas ausgeschlossen gewesen weil man bei diversen Aktionen/wöchentlichen Terminen dann eben nicht dabei ist.
Wobei bei uns in der Gegen die Dörfer eben jeweils von einer REligion geprägt sind, sprich im Ort x sind dann 85% der Leute Katholisch, in Y dann 85% evangelisch.
90% der Kinder in meinem Alter im Ort waren mit mir auch in der Kinderkirche etc und von dort aus wurde auch zusammen gegrillt, Zeltlager gemacht im Sommer, Ausflüge etc.
Das ging auch nicht unbedingt alles von der Kirche aus sondern von den Eltern dahinter, aber war dann eben auf die Kinder ausgerichtet die in der Kinderkirche dabei waren.
Deine Familie ist katholisch geprägt, nehme ich an?
Im evangelischen Bereich sehe ich da nämlich überhaupt keine Probleme. Es gibt ja sogar einige Strömungen (die Baptisten müssten das sein), die Kindertaufe generell ablehnen, weil das Kind zu dem Zeitpunkt ja keine eigene Entscheidung treffen kann. Stattdessen kann man sich dann, wie du es dir überlegt hattest, später, wenn man es sich überlegt hat, taufen lassen. Aus eigenem Antrieb. Es fallen in dem Fall also im Prinzip Taufe und Konfirmation zusammen. Ich meine, dass Kinder allerdings trotzdem an der Gemeinde teilhaben können.
Generell würde ich sagen, könnte ein Kind, das nicht getauft wurde, problemlos in einem evangelischen Umfeld aufwachsen. Auch in der Schule hätte ev-RU vermutlich kein Problem, wenn ein ungetauftes Kind dabei wäre (unabhängig davon, ob wir RU befürworten oder nicht). Katholiken sind da oftmals etwas strenger.
Wobei es prinzipiell auch in der katholischen Kirche möglich ist, sich als Erwachsener taufen zu lassen und in dem Zuge dann auch die Erstkommunion zu erhalten. Nur bis dahin ist man halt etwas ausgeschlossen.
Generell ist glaube ich heutzutage die religiöse Zugehörigkeit weniger kritisch was die Integration in die Gemeinschaft angeht als früher. Je nachdem, wie konservativ dein Dorf ist, kann das da natürlich vielleicht noch etwas anders aussehen.
Das erinnert mich, meine Eltern haben da kein Problem damit, aber wir sollten meinen beiden Omas, solange sie noch gelebt haben, verheimlichen, dass ich und meine beiden Geschwister aus der Kirche ausgetreten bin.
War zwar kein Problem für mich, aber etwas merkwürdig ist das dann schon irgendwie.
Freundin musste mit dem Austritt warten bis ihre Oma tot war, denn sonst hätte die das mitgekriegt.
Denn der Weg ist hier so.
Ich trete aus,
Gemeindeverwaltung meldet das an die Kirche, Kirche meldet das dann dem lokalen Pfarrer, der einen dann besuchen kommt um mit einem zu reden.
spätestens da hätte es die Oma mitgekriegt und der Pfarrer hätte das ja auch nicht verheimlicht.
Also wurde der tief religiösen Oma zuliebe gewartet, bis diese tot war, bevor sie austrat.
Ist zwar nicht ganz das Problem, dass du hast aber doch ähnlich. Die beste Freundin von meinem Bruder hat jüdische Wurzeln. Ihre Eltern haben sie allerdings sehr atheistisch erzogen.
Sie meinte, dass ihr in der Jugend etwas gefehlt hat, weil die anderen Kinder alle eine Zugehörigkeit hatten.
Sieh hat mit meinen Bruder, der auch Patenonkel ist eine Religion für ihren Sohn gesucht.
Ich denke, aber da du deinen Kindern auch unterschiedliche Religionen nahe bringen willst ist das tatsächlich kein Problem. Ich drücke dir die Daumen, dass alles klappt.
Wird wahrscheinlich die Religion, der die meisten Freunde von deinem Kind hat.