Über Religion

Wirklich viele Gedanken über den Teufel hat man sich im biblischen Spektrum auch nicht gemacht, kam dann erst später über besagte kulturelle Aneignung. Wirklich abgedreht wurde es dann im ausgehenden Mittelalter, als man das ganze mit dem Ablasshandel hochgradig kommerzialisiert hat.

@Captn_Bonafide
Da gibt’s zwei Prämissen, die ich nicht teile: Gott ist weder allwissend, noch ist der Teufel biblisch gesehen für alles Schlechte verantwortlich. Es gibt keine Stelle in der Bibel, die für eine Allwissenheit Gottes herangezogen werden kann und das Schlechte kam durch den Sündenfall in die Welt. Die Geschichte von Adam und Eva dient als Ätiologie (also als mythische Herleitung) dafür; nicht durch Satan kam das Böse, sondern durch die Untreue gegenüber Gott.

Der Teufel hat innerhalb des Alten Testaments eher (v. a. im Buch Hiob) die Funktion eines Staatsanwalts. Seine Aufgabe ist es, die Sünde der Menschen kenntlich zu machen. Das hebräische Wort Satan bedeutet auch erstmal nur so viel wie „Gegner“ (z. B. in einem Krieg), aber auch „Gegenüber“ (wie z. B. vor Gericht). Im Neuen Testament halten dann mehr griechische Vorstellungen vom „Diabolos“ (dem „Durcheinander-Werfer“) Einzug, der die Menschen von ihrer Treue zu Gott abbringen will (deutlich in der Verführungsgeschichte Jesu in Matthäus 4).

Und es wäre sehr unjüdisch und -christlich, dem Teufel eine Schöpfungsmacht zuzugestehen, weil man dadurch eine Art Zweitgott hätte, der nicht zum abrahamitischen Monotheismus passt.

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Sind in der Zeit, dann auch die ganzen Bilder der Figur des „Teufels“ entstanden?
Und sind der Teufel, Luzifer, Satan, der Belzebub und Mephisto Ein und das Selbe theologisch?

Neu waren sie da nicht mehr, aber waren da halt im politischen und kirchlichen Mainstream quasi omnipräsent.

Nein, hab ich doch gerade erklärt. :wink:

Bzw. hast du biblisch halt „nur“ Satan (Staatsanwalt, AT) und Diabolos (Verführer, NT). Der Rest ist dann im Lauf der Geschichte entstanden - mit wem oder was man nun was gleichsetzen kann, sind ebenfalls nachträgliche Überlegungen. Beelzebub ist übrigens eine andere Gottheit (Lokalausprägung des Gottes Baal), der halt aus biblischer Sicht zu einem Dämon umfunktioniert wurde.

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Man man man, und im nicht theologisch/religionswissenschaftlichen Kontext wird einem das alles als ein und das Selbe verkauft. :beansad:

Wohl primär zum Angst machen, zwecks der Ablasseintreibung schätze ich mal.

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Ist halt auch spitzfindiges Nerdwissen, was auf Partys erfahrungsgemäß eher so mittelprächtig ankommt.

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Warum eigentlich? Diese einzelnen Figuren sind ja durchaus interessant.
Gibt ja genug, die eben Satan mit einem eigenen Kult bedacht haben. Wobei ich keinen Plan hab, ob das wirkliche „Verehrung“ ist, oder eher eine bewusst gewählte „Anti“ Position.

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Ich kann da immer nur den Zeitpodcast „Unter Pfarrerstöchtern“ empfohlenen. Die ackern die ganze Bibel von Anfang an durch und es ist halt auch nicht langweilig.

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Psalm 139?

Edit: Allgemein bringt man sich mit Aussagen darüber, was Gott „kann“ oder „nicht kann“ nur in Teufels Küche. „Gott“ ist kein Gegenstand, den wir mit unserem Verstand vollständig begreifen könnten. Und könnten wir es, so wäre das, was wir begriffen haben, nicht Gott.

Oder Gott ist genauso ein Produkt unseres Hirns wie Thor, Hera oder das Nirvana.

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Das ist halt ne Glaubensfrage.

Ich bleib da lieber bei Dingen, die man mit Fakten belegen kann. Aber alle wie sie wollen.

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Hängt bestimmt von der Übersetzung ab, aber ich lese da nicht raus, dass Gott tatsächlich allwissend sei. Du meinst vermutlich Vers 4:

Ja, noch nicht ist das Wort auf meiner Zunge, siehe, HERR, da hast du es schon völlig erkannt. (Einheitsübersetzung)

Gelten die Psalmen überhaupt als „Kanon“ im christlichen Glauben? Also soll das eine genaue Beschreibung von Gott sein? Ich dachte immer das wären Loblieder von Gläubigen, die Gott huldigen sollen und daher ihn auch etwas schöner und besser darstellen, als er ist.

Da bist du hier im falschen Thread.

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Man kann auch an Religionen interessiert sein, ohne dram zu glauben.

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Ja, aber dann geht es wieder darum, was andere glauben. Immer noch schwer mit Fakten zu belegen.

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Fällt dir eine Stelle ein, in der Gott auf diese Art beschrieben wird?

Ich lese privat meistens Luther. Vers 16 lässt sich auch so lesen:

Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.

Edit: Der Psalm betont ja auch noch die Erkenntnis, dass diese Erfahrung seinen Verstand übersteigt (Vers 6). Ich möchte hier nicht die Allwissenheit postulieren. Ich vertrete die Ansicht, dass man keine sichere Aussage über die Allwissenheit oder nicht-Allwissenheit Gottes treffen kann.

Ja klar. Religion immer halt. Nur die Frage, die man sich selbst beantworten muss ist, wonach richtet sich diese Entscheidung an einen speziellen Gott zu glauben und dafür alle anderen abzulehnen? Ich finde das sehr beliebig und hat am Ende einfach immer mit Sozialisierung zu tun. Klar ist auch, dass es das jeden einzelnen persönlich (zumindest im Eindruck) nicht beliebig ist. Aber irgendwelche persönlichen Befindlichkeiten sind dann auch nicht das, wonach ich meine Realität bewerten wollen würde.
Derjenige, der in der Nacht von ausserirdischen Entführt wurde glaubt ja auch wirklich, dass er einen Kaffee mit ET getrunken hat.

Danke.

Ja klar. Beinahe unmöglich würde ich sagen. Weil Glaube immer bloß eine Bereitschaft dazu braucht, egal ob durch eine persönliche Erfahrung, oder durch Sozialisierung.
Aber trotzdem wird in jeder Religion (und Glauben) immer ein absoluter Wahrheitsanspruch behauptet, schließlich will diese Schrift ja Gottes Wort sein. Gott und Ewig. Das sind schon die beiden Gewaltigen Wörter auf die sich gestützt und ein ganzer Moralkompass abgeleitet wird.
Da sollte es eigentlich auch nix zu interpretieren geben, oder dieser Gott war besonders patschert im Diktieren.

Ich will in meine Wissenslücken jedenfalls keine göttliche Macht setzten. Blitze sind schließlich auch mal von Zeus höchstpersönlich runtergeworfen worden und die Pest war eine göttliche Strafe für Sünder. Ich bin ganz froh dass wir mittlerweile mehr über das Wetter wissen und uns auch die Bakterien und Viren bekannt sind.

Ich halte Glaube, Religion und Esoterik halt in dem Moment sehr gefährlich, wo Aussagen über und eine Bewertung der bzw einer vermeintlichen, zumindest gemeinsam erfahrbahren(wenn wir mal nicht ganz vom harten Solipsismus ausgehen) Realität getroffen werden und sich ganze Lebensentwürfe danach richten.
Wenn mir eine Assistentin an der Uni bei einem Zeckenbiss sagt, ich solle zu ihrem Heiler gehen, der könne das ganz einfach wegpendeln(wahre Geschichte!), dann ist das nur die absurde und gefährlich eSpitze des Eisbergs.

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Psalm 139 ist halt ein Loblied, da ist @godbrakka s Einwand schon berechtigt. Deckt sich auch nicht mit dem, was sonst so in der Bibel steht. Spontan fällt mir das „Wo ist dein Bruder?“ an Kain ein und das ganze Buch Hiob. Im Übrigen sage ich auch nicht, dass ich alles verstehe - nur, dass es keine Belege in der Bibel dafür gibt.

Ich verstehe nicht, warum der Psalm keine theologische Aussagekraft haben soll. Auch das ganze Buch Hiob ist „nur“ eine Parabel, die den Glauben an den Tun-Ergehen-Zusammenhang in Relation setzt. Die Urgeschichte in Genesis ist „nur“ eine Geschichte, die von Gott und den Menschen erzählt. Niemand hat Gott beobachtet, wie er Kain gefragt hat. Alle Gotteserfahrungen sind persönliche Erfahrungen.

Der Psalm ist im Grunde ein Lied oder Gedicht und hat halt ca. so viel Aussagekraft über die Form des abrahamistischeb Gottes wie eine Kantate von J.S.Bach oder ein Song aus der Rockoper Jesus Christ Superstar. Alle drei haben sicherlich ihren ästhetischen Wert, als Beleg würd ich aber weder das eine noch das andere heranziehen.

Zu Baal hab ich letztens mal einen Beitrag gesehen und dabei ist die These gefallen, dass der Name Baal wohl eher nicht auf eine einzelne Gottheit abzielt, sondern lediglich eine lokale Stadtgottheit (meist in Kombination mit dem Aspekt Regen) sein soll, die aber je nach Stadt ganz andere Persönlichkeiten meinen soll. Ich persönlich habs dann eher so verstanden, dass der Name Baal eher eine Art Titel als ein wirklicher Name sei.