Über Religion

Hatte von 5 Jahren nur 2 Unterricht weil wir keinen reli Lehrer hatten. Eine weise Wahl möchte ich meinen :sunglasses:

1 „Gefällt mir“

Äh…ja, also alle? (Jaja, ich weiß, dass nicht überall Osttopia is. ~.~) Ich nehm doch an, ihr habt im Ethikunterricht keine Religion beigebracht bekommen, der is ja explizit als Ersatzfach für Leute, die explizit keinen Religionsunterricht kriegen sollen eingerichtet.

Schwierig zu sagen…
Damals war ich sehr gläubig, und empfand es als wichtig, mich im Unterricht von der besten Seite zu zeigen, weil ich dachte das sei im Sinne von Gott. Ausserdem war ich recht belesen, was die Bibel anging, weshalb es für mich persönlich spannend war, ein vertiefteres “Wissen” über Gott und die Bibel von einem Erwachsenen und Gelehrten zu erhalten.
Inzwischen sehe ich es natürlich etwas anders…
Ich meine, unser Lehrer erzählte uns im Prinzip wie er persönlich, oder besser die Kirche die er vertrat, die Bibel interpretierete, und stellte es so dar, als sei das einfach faktisch.
Und so gesehen war es eine rechte Zeitverschwendung! Wenn man uns beigebracht hätte, welche verschiedenen Arten die Bibel zu lesen es gibt, und wie unterschiedliche Interpretationen die Weltgeschichte beeinflusst hatte… das hätte wesentlich mehr Wert gehabt.

1 „Gefällt mir“

Während meines Fachabis hatte ich Ethik und dort hatten wir verschiedene religöse Themen

Was ja auch die Aufgabe des Religionsunterrichts ist.
Weshalb ich davon ausgehe, dass die “religiösen Themen” bei @Walinguin nicht einem regulären Religionsunterricht entsprechen.

Natürlich.
Ich träumte nur gerade davon, wie es wäre wenn der Religionsunterricht SINN MACHEN WÜRDE :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Dann wär er ja nicht nötig, weil er dann schon woanders abgedeckt wär!

Das Problem mit der heutigen entchristlichten Gesellschaft ist, dass die Leute sich gar nicht vorstellen können, dass der Religionsunterricht auch nur dazu da sein könnte, einem beizubringen, wie man religiös ist, und deshalb intentionswidrig und letztlich ohne Grund davon ausgehen, es müsse sich doch eigentlich um verkappten Geschichtsunterricht oder eine Sonderfom des Philosophiunterrichts handeln. Oder, noch bizarrer, irgendwas, was einen davor schützt, so richtig religiös zu werden. Weil Unterricht in einer Religion, das ist ja absurd und gehört nicht in die Schule. (Da ham se recht.)

Ich hatte in der Grundschule in der 1. und 2. Klasse Religionsunterricht, ab der 3. Klasse dann Ethik. Der Grund ist absolut banal und sicher naheliegend für ein Kind. Es war absolut langweilig. Und das ist jetzt keine Übertreibung: Gerade bei gutem Wetter konnte man beim Religionsunterricht ausm Fenster gucken und draußen die Ethik-Kinder spielen sehen, weil die Lehrerin meistens irgendwelche kreativen Aktivitäten leitete. An dieser Grundschule war das quasi so. Ethik war in den niedrigen Klassenstufen eigentlich übermäßig Fun und Religionsunterricht gleich ernst mitm Büffeln der Geschichten aus der Bibel. Meinen Eltern wars eigentlich relativ egal und die ließen mich da auch vollkommen selbst entscheiden. Ab der 3. Klasse wars dann aber auch ernster in Ethik mit Diskussionen zu Moral und sowas, keine Rumspringen an der frischen Luft mehr. Ich war rückblickend tierisch neidisch und bin auch letztendlich Atheist geblieben/geworden, weil es mich nie begeistern konnte bzw. meine Faszination für Wissenschaft nicht übertreffen konnte.

2 „Gefällt mir“

Naja, mir geht es eher darum, dass der Religionsunterricht halt vielerorts obligatorisch ist. Wenn es den Eltern zur Wahl steht ihre Kinder zu schicken, dann darf es ruhig ein Unterricht sein, in welchem es darum geht den Kindern die Ansichten der jeweiligen Kirche näher zu bringen. Solange es aber ein obligatorischer Schulunterricht ist sollte es schon einen Nutzen haben, der Abseits davon ist, die Kinder religiös zu machen.
Und dann, wie gesagt, würde es mehr Sinn machen den Religionsunterricht als Unterricht zu nutzen, wo die Kinder etwas über diverse Religionen und den historischen Kontext lernen.

Ehrlich gesagt: Ich persönlich bin auch der Meinung, dass eigentlich niemand dagegen sein könnte, den Religionsunterricht so zu machen, dass alle Religionen abgedeckt werden. Für die Nicht-Religiösen wäre das akzeptabel, da es dann einen nicht-religiösen Zweck haben, während sich die Religiösen Leute doch sagen können: „Nun, dann lernen sie halt alle Religionen kennen. MEINE Religion ist ja die Richtige, das heisst, dass unsere Kinder gleich einen Kontrast zwischen der RICHTIGEN Religion und den FALSCHEN lernt!“
Ich denke, spezifischen Religionsunterricht für nur eine Religion ist primär da, weil keine der Religionen im direkten Wettstreit wirklich wahrer als die anderen aussieht, weshalb ich viele religiöse Leute kenne, welche ums Verrecken nicht wollen, dass ihre Kinder zu viel über die anderen Religionen lernt…
Aber das mag auch einfach der Zyniker in mir sein :stuck_out_tongue_winking_eye:

Ich behaupte das stramme Gegenteil.
Wenn der Religionsunterricht einem nicht mehr die vorgegebene Religion eintrichtert, hat er doch seinen eigenen Existenzgrund abgeschafft.
Die Religiösen kriegen für ihre Kinder keine Indoktrination mehr und die Areligiösen müssen ihre Kinder plötzlich mit nutzloser Märchenkunde berieseln lassen, warum sollte irgendjemand so eine Zeitverschwendung hinnehmen? Man könnte die Zeit ja auch mit richtigem Konfirmations-/Geschichts-/Philosophieunterricht füllen.

  1. Warum?
  2. Es steht meines Wissens jedem in Deutschland (Bist Du Deutscher?) frei, sein Kind vom Religionsunterricht zu befreien.

Jep, aber die Religiösen sollten doch EIGENTLICH der Meinung sein, dass IHRE Religion am Schluss als die klar überzeugendste dastehen wird… oder etwa nicht? :stuck_out_tongue_winking_eye:

Gar nicht!
Ich bin nicht religiös, und wenn ich mal Kinder habe, dann würde ich durchaus wollen, dass die eine gute Erziehung im Bereich Religion haben! Religionen sind unglaublich wichtig um unsere Weltgeschichte zu verstehen, kontemporäre Politik, Literatur, usw, usw…
Ein gutes Versäntniss für Religion ist in meinen Augen ähnlich wichtig wie ein gutes Verstäntniss von Geschichte oder Geografie.

Wie schon gesagt: Damit sie alle kennenlernen, und die „richtige“ (in den Augen der religiösen Eltern) sollten ja am Schluss klar herausstechen… wenn denn eine Religion wirklich korrekter und vernünftiger ist als die anderen.

  1. Komme nicht aus Deutschland :stuck_out_tongue_winking_eye:
  2. Wieso soll man sein Kind rausholen müssen? Warum hat die Schule überhaupt einen Indoktrinationskurs für eine spezifische Religion! Ich meine, auch wenn du dein Kind rausholst, du bezahlst immer noch Steuern welche die Schulen unterstützt, und damit den Religionsunterricht. Oder ist der bei euch exklusiv von den Kirchen geleitet, ausserhalb des ganzen Schul-Alltags?

Religionsunterricht in seiner jetzigen Form hat an staatlichen Schulen NIX verloren und gehört schon lange abgeschafft! Wenn die Eltern wollen das die Kinder was über ihre Religion lernen dann sollen sie es ihnen doch bitte beibringen oder sie in religiöse Jugendgruppen schicken!

Ich krieg die Krise wenn ich daran denke das meine Steuern für sowas verplempert werden! (das Gleiche ist es übrigens mit den Bischofsgehältern die vom Staat bezahlt werden)

Gegen ein Schulfach welches sachlich Wissen über die verschiedenen Religionen vermittelt gäbe es nichts einzuwenden.
Das würde ich sogar begrüssen!

Dann erklär mir doch mal, warum das in einem Unterricht nur über Religionen stattfinden sollte, statt einfach an der bezüglichen Stelle in den Lehrplan für die Fächer Politik, Deutsch “usw.” eingefügt zu werden.
@Daisycutter Selbe Frage an Dich.

Du bringst da grad was durcheinander. Meine Frage war, warum Du bei einem optionalen Religionsunterricht eine religiöse Indoktrikation als allgemeinschulisches Unterrichtsfach in Ordnung findest.

Steht halt so im unveränderlichen Teil des Grundgesetzes, weil das Grundgesetz von lauter Christen geschrieben wurde, heißen Dank auch. Demgemäß sind alle Überlegungen zu hätte/könnte/sollte reine Luftschlösser.
Der Religionsunterricht wird hier exklusiv von den Kirchen (oder deren fremdreligiösen Pendants bei nicht-christlichem Unterricht) geleitet, innerhalb des Schulunterrichts.
Ja, steuerfinanziert, denn wie immer darf der Konfessionslose in Deutschland den Religionen ihren Privatspaß bezahlen.

Weil es in meinen Augen ordentlich Sinn machen würde.
Wenn man ein Thema hat, welches überkreuzend in mehreren Gebieten relevant werden kann (wie es die Religion nun mal ist) dann ist das keine zu schlechte Idee, einfach ein designiertes Fach spezifisch DAFÜR zu haben, damit nicht der Lehrer jedes anderen Faches das separat aufgreiffen muss, sondern mit einem gewissen Grund-Verständnis des Schülers in dem Bereich rechnen kann.

Sieh es mal so:
Der Geschichtslehrer schaut im Geschichtsunterricht die Kreuzzüge an. Da er aber keine Ahnung hat, wie viel die Schüler schon über die Abrahamischen Religionen weiss, muss er jetzt erst Platz machen im Stundenplan und die Schüler über die drei grossen, monotheistischen Weltreligionen aufzuklären.
Im gleichen Jahr lesen die Schüler im Deutsch-Unterricht einen Text durch, welche starke Referenz zur Kirche und der Christlichen Religion nimmt. Das heisst der Deutschlehrer muss jetzt EBENFALLS erst mal dafür sorgen, dass ein bestimmtes Grundverstäntniss der Schüler vorhanden ist…
Oder aber man könnte ein Fach, Religionsunterricht, haben, wo diese Dinge bereits abgedeckt sind, und dann können die Lehrer in den jeweiligen Fächern davon ausgehen, dass dieses Grundwissen bereits vorhanden ist… wie es in allen Themen gemacht wird, welche überkreuzt in mehreren anderen Gebieten immer wieder auftauchen.

Finde ich gar nicht. Bin auch nicht sicher wo du das in meinem Kommentar gelesen hast.
Nein, Indoktrination soll nicht gemacht werden.
Aber das ist genau mein Argument: Wenn eine Religion wirklich vernünftiger ist als die anderen, dann ist Indoktrination gar nicht nötig. Weil dann die “korrekte” Religion schlussendlich sowieso als Sieger dasteht, wenn man alle Religionen einfach nüchtern lehrt.

Jep.
Und genau darum sage ich ja: Das Konzept des Religionsunterrichtes ändern. Dann wäre der Verfassung genüge getan (zumindest oberflächlich) und man hätte einen nicht-religiösen Zweck für den Religionsunterricht gefunden. Win-win-win-Situation für alle.

Und dafür hat er nach Abschaffung des Religionsunterrichts auch sehr viel Zeit, denn die Schüler müssen nun nicht ein bis drei Stunden die Woche für Bibelstunde verschwenden.
Da für die Kreuzzüge die religiösen Inhalte völlig egal sind , kann er die restliche Zeit, nachdem er 20 Minuten den Aufbau des Katholizismus und die Traditionsfeindschaft mit dem Islam erklärt hat (meiner Meinung nach schon mehr, als nötig ist, um die Kreuzzüge zu behandeln), nutzen, um vernünftigen Geschichtsunterricht zu machen.

Is das bei euch vorgekommen? Bei uns nicht. Nie. (Wirklich nie.) Und ich hatte Deutsch-Leistungskurs.
Aber angenommen, dem sei so: Wie soll dem Deutschlehrer geholfen sein, wenn man ihm 15% seiner zugeteilten Stunden wegnimmt, um daraus Religionsunterricht zu machen? Und dann nur, damit er einmal einen Text behandeln kann? Selbes Ding wie bei Geschichte: Wenn man den Religionsunterricht einfach streicht und ihm einen Teil der abfallenden Stunden gibt, kann er die so verwenden, wie er es braucht, was regelmäßig wenig bis gar keine Religionskunde beinhalten wird. Vllt. bei Hesse etwas Info über Hinduismus, aber auch da brauch man eigentlich mehr den kulturhistorischen als den religiösen Teil.

Mir is nich im Ansatz klar, was Dich auf den Gedanken bringt, Religionskunde sei so wichtig, dass man da auch nur eine einzige SWS opfern sollte. Das sind 45 Minuten, jede Woche, über fünf Monate. Wirklich jetzt?
Brauchst Du so genaue Bibelkunde für irgendwas?
Musst Du die Migrationsgeschichte der Juden en detail kennen?
Musst Du wissen, wie die Zoroastrer ihre Toten entsorgen? (Sie legen sie für Geier auf Felsen aus.)
Was soll einem denn in dieser MASSE an Zeit so Nützliches beigebracht werden?

Ich seh immer noch keinen Grund, krampfhaft Religion in eigenem Rahmen [nach Deinem Modell] die Schule zu prügeln, statt es bei dann in andere Fächer einzustreuen, wenn konkreter und akuter Bedarf besteht. (Also quasi nie.)

Nein, die deutsche Verfassung sieht eben einen Indoktrinationsunterricht vor.

Ahm… mit Verlaub, das ist etwas gar übervereinfacht! Die Kreuzzüge waren politisch, klar, aber für ein besseres Verstäntniss der Kreuzzüge ist ein besseres Wissen im Bezug auf den Inhalt der beteiligten Religionen auf jeden Fall von Vorteil!

Und du bist nie auf Texte gestossen, welche religiöse Inhalte hatten? Echt? :confused:

Davon redet doch gar niemand.

Nein. Nicht damit man „einmal einen Text behandelt“…
Ok, ich habe hier zwei BEISPIELE gebracht, wo Religion relevant werden kann. Das ist es, was das hier war. Ein Beispiel.
Fakt ist, dass die Religionen in unserer heutigen Welt ÜBERALL zu finden sind. In Literatur und Filmen, in Politik, in Geschichte, Architektur… Religionen sind ein absolut zentrales Element der menschlichen Weltgeschichte, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart.
Kannst du durchs Leben gehen, ohne etwas über diese Religionen zu wissen? Absolut.
Du kannst auch durchs Leben gehen ohne etwas über Geschichte zu wissen. Wir sehen es trotzdem als relevant an, dass Schüler darin unterrichtet werden.

Weisst du wie viele Religionen, und innerhalb der Religionen denominationen es gibt?
Ja, wenn man dem Thema gerecht werden will und den Schülern ein vernünftiges Verständnis beibringen will, dann ist ein solcher Zeitrahmen durchaus angebracht.

Das kannst du wort-wörtlich mit JEDEM Fach machen!

„Müssen wir wissen, warum es die Kreuzzüge gegeben hat?“
„Müssen wir wissen, wo Somalia liegt?“
„Müssen wir wirklich wissen, wie man die Winkel eines Dreiecks berechnet?“

Auf all diese Fragen kannst du antworten: Vermutlich würdest du ganz gut durchs Leben kommen, ohne dich jemals damit zu befassen. Aber wir bringen es den Schülern trotzdem bei, denn es ist gut möglich dass sie in der Zukunft in Gebieten arbeiten, wo sie es brauchen. Man will die Schüler unterrichten, damit sie ein möglichst breites Wissen haben… und ein Verständnis über die Religionen, vor allem in der heutigen Zeit, wo die Kulturen immer mehr vermischt werden, ist ein solches Verständnis immer relevanter.

Ehrlich gesagt, in meinem Alltag habe ich heute wesentlich mehr gebraucht davon, den Islam etwas besser zu verstehen, als zu wissen, wie ich die Winkel eines Dreiecks ausmesse…
Die Tatsache, dass du keinen Bedarf dafür hast mag durchaus sein, aber die Aussage dass für Religionsverständnis heute kein „akuter Bedarf“ besteht finde ich ehrlich gesagt etwas kurzsichtig.

Dann ist das ein Problem mit der deutschen Verfassung und sollte geändert werden :wink:

Kann es auch, spricht nix dagegen es in den bestehenden Unterrichtstoff zu integrieren.
Solang es in seiner jetzigen Form bitte einfach nur verschwindet. :wink:

Leg mir ruhig dar, welchen Vorteil man davon hat, mehr als 20 Minuten über den Inhalt der in die Kreuzzüge involvierten Religionen zu lernen. Ich sehe da wie gesagt keinen.

Echt. o.O Außer Du zählst Simplicissimus Teutsch als Text mit reiligiösem Inhalt, aber das war ein freiwilliges Projekt von mir und nicht Teil des Lehrplans. Und auch den kann man eigentlich ohne besondere Kenntnisse lesen, man muss nur wissen, was ein Eremit ist. (Schönes Buch, kann die editio princeps sehr empfehlen.) Was hattest Du denn bitte für religiöse Texte im Deutschunterricht?

Da Du argumentierst, man solle einen Religionsunterricht (frisst SWS, die dann woanders fehlen) abhalten, statt Religionsgedöns im Rahmen anderer Unterrichte abzuhandeln, scheinst Du mir das aber zu vertreten. Oder willst Du einfach die Anzahl der SWS für Religionsunterricht erhöhen?

Und ich finde diese Beispiele schon dünn und behaupte, Du wirst über eine Hand voll Beispiele für marginale Nützlichkeit von Wissen über Religionen auch nie hinauskommen. (Ausnahme Islam für aktuelle Politik, wird unten von mir angerissen.)

Wir sehen es als relevant an, Schüler in richtig denkende Staatsbürger mit guten Fähigkeiten in Informationsverarbeitung zu erziehen. De facto is es dem deutschen Staat egal, ob Du weißt, wann Cleopatra gestorben is, die Themen sind nur Mittel, um Arbeitsweisen und Denkkompetenzen zu erwerben, weshalb [spreche für Abitur in Berlin] bei den Themen auch Auswahlmöglichkeit besteht.
Desweiteren leitet sich der aktuelle deutsche Staat nunmal aus der deutschen Geschichte her, weshalb diese zur Erziehung des mündigen Staatsbürgers wichtig ist. Nicht aber stammt er sich aus dem orthodoxen Christentum oder dem Jainismus oder dem dritten vatikanischen Konzil oder dem Presbyteranismus.
Deshalb wird auch der Protestantismus und die Gegenreformation im Rahmen des Geschichtsunterrichts behandelt, weil er da geschichtlich relevant ist und das scheint mir genügend.
Auf Halde was über Religionen zu lernen, weil irgendein Lehrer das irgendwann brauchen könnte, scheint mir ineffiziente Geldverschwendung. Gegenargumente ausstehend, „Religion ist überall“ ist erstens eine unbelegte Behauptung (die auch stimmen mag, bei der ich aber nicht weiß, ob sich ein weiteres Verfolgen für gerade dieses Thema lohnt) und zweitens selbst bei Wahrheit erstmal nur eine Zustandsbeschreibung und kein Argument für ein Schulfach Religion.
Angenommen, Religion sei überall in der heutigen Welt zu finden, stünde immer noch im Einzelnen zu begründen, wie sich daraus eine Notwendigkeit fürs Schulfach ableitet.

S.o. Solange nicht begründet ist, warum man das allgemein gehaltene Thema „Religion“ (im Kontrast zu aktuell Relevanten Einzelfällen wie dem Islam) überhaupt an die Schulen bringen sollte, stellt sich die Frage der Gerechtwerdung nicht.

S.o., es geht um Fähigkeiten, nicht um Inhalte.
Hier kannst Du gerne ausführen, welche praktischen Fähigkeiten der Religionsunterricht nach Deiner Vorstellung vermitteln würde, die nicht bereits durch bestehende Fächer vermittelt werden.
Es ist auch irrelevant, welche Fähigkeiten der Einzelne in seinem Leben braucht, da wir erstmal alle abtesten müssen, um zu sehen, wer für welche Arbeitsbereiche qualifiziert ist.

Ja, aber das ist kein Argument für einen gesonderten Religionsunterricht, das ist ein Argument für kulturelle Bildung innerhalb der schulischen Ausbildung.

Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass üblicherweise kein akuter Bedarf für breitgefächertes Wissen über verschiedene Religionen im Rahmen der Schulfächer außerhalb des Religionsunterrichtes besteht. Du bringst ein Gegenbeispiel:

Und dieses Beispiel ist korrekt. Den Islam zu verstehen ist nötig, um internationale und nationale politische Entwicklungen der letzten 70 Jahre zu verstehen.
Es gilt aber wie oben: Das ist ein Argument für die Darlegung der relevanten islamischen Entwicklungen im Schulunterricht, kein Argument für einen gesondertes Fach Religion.

Wissen und Verständnis für Menschen anderer Kulturen und Religionen.

Und das Christentum nicht? Oder das Judentum?
Himmel, das Christentum wird heute von vielen Leuten in der Politik ganz weit vorne als Basis für viele Argumente und Diskussionen (z.B. im Bezug auf gleichgeschlechtliche Ehe, Abtreibung, Stammzellforschung, etc, etc…) gebraucht.

Ok…
Du würdest also eher ein Fach einführen, in welchem der Islam angeschaut wird, im Kontext der Entwicklung der letzten Paar Jahren, ohne einen weiteren Kontext der anderen Abrahamischen Religionen einzuschliessen?

Ehrlich gesagt, in jedem Fall in dem du mir zugestimmt hast soweit war die Antwort im Sinne von: “Ja, das kann wichtig sein, da kann man aber ein ANDERES Fach daraus machen oder es in einem ANDEREN Fach behandeln…”
Wo sich dann für mich die Frage stellt: Ok… wieviele zusätzliche Fächer sollen wir entweder kreieren, oder wieviele zusätzliche Themen in andere Fächer einschieben, nur damit wir ja nicht auf einen Religionsunterricht (im Sinne von vergleichender Religion) zurückkommen?

Ich nehme nicht an, das wir hier noch auf eine Einigung kommen, aber ich denke, dass ein vergleichender Religionsunterricht durchaus eine Bereicherung für jede Schule wäre. Je breiter das Wissen eines Schülers, desto besser…
Ich stimme dir auch nicht zu, dass die meisten Fächer dazu da sind den Schülern beizubringen wie man denken soll oder wo man etwas nachschlagen soll oder so… das ist sicher ein wichtiger Aspekt den Schüler lernen sollen, aber faktisches Wissen gehört ebenfalls genauso dazu und ist auch wichtig!
Und wenn man das Wissen eines Schülers schon erweitern will, wieso dann etwas so fundamantales und global wichtiges wie Religion weglassen?

Nur ein Paar Beispiele, wo heute Religionen noch relevant sind:
-Politisch kontroverse Themen, wie Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe oder Stammzellforschung
-Politische Wahlen in der Welt (z.B. in der USA ist die Frage ob ein Kandidat religiös ist immer noch ein zentraler Faktor)
-Kriege in welchen Religionen eine zentrale Rolle spielen
-Soziale Spannungen aufgrund kultureller und religiöser Unterschiede in unserer Gesellschaft
-Feiertage, und für wen sie wie relevant sind, und warum wir sie haben

Ich denke, ein Schüler, welcher keine Ausbildung (AUSBILDUNG, nicht Indoktrination) im Bezug auf die Religionen hat, dem fehlt ein wichtiger Aspekt die Welt (und seine eigene Gesellschaft) zu verstehen.

Darum mein Schlusswort hierzu:
Kann man theoretisch ohne diese Ausbildung leben? Ja.
Ist Religion aber ein genug zentraler Teil unserer Welt und Gesellschaft um als Fach einen Platz in der Schule zu haben? Ja. Sogar wesentlich mehr als andere Fächer die wir haben.

Es geht sehr wohl auch um Inhalte, eine rein utilitaristische Didaktik wäre ziemlich traurig. Der Staat ist kein Unternehmen.

Meines Erachtens gehört der Religionsunterricht (aus der Form gesprochen, in der ich ihn unterrichtet bekam) stark reformiert, trotzdem halte ich ihn für angebracht als eigenes Unterrichtsfach, ergänzt um andere kulturelle Inhalte. Unsere gesamte Geschichte ist so durch die Religionen, insbesondere das Christentum geprägt, dass es der allgemeinen Bildung des Bürgers nicht gut täte, dies nicht mehr schulisch zu vermitteln.

2 „Gefällt mir“