US-Politik (Teil 1)

Ich bin nicht soo überrascht. Es ist gut möglich, dass Buttigieg am Super Tuesday keinen einzigen Delegierten geholt hätte. Da macht ihm sein fehlender Support bei Minderheiten und der organisatorische Fokus auf die frühen Staaten einen Strich durch die Rechnung. Deswegen darf man ja die Ergebnisse aus Iowa & NH nicht isoliert betrachten.

Im Rennen bleiben als Kompromisskandidat - wieso sollte er ein Kompromiss sein? Er hat außer seinem Alter nichts anzubieten, was Biden nicht hat und würde viel weniger Delegates haben. Das ist schwer zu argumentieren. So spekuliert er vielleicht auf einen Posten unter Biden - Vize eher nicht, weil zwei weiße Männer, aber halt Minister oder so.

Kompromisskandidatin erhofft sich vermutlich Warren, sehe ich aber auch als schwierig an. Klobuchar bleibt wahrscheinlich noch drin, um in ihrem Heimatstaat Minnesota Sanders Stimmen abzunehmen, und wird dann auch aufhören.

Edit: Klobuchar hat auch aufgegeben. Die Situation für Sanders wird schwieriger - was man beachten muss, ist dass man Delegierte erst bekommt, wenn man mindestens 15% der Stimmen hat. Mit Buttigieg und Klobuchar konnte Sanders in vielen Staaten draufen spekulieren, dass keiner oder nur einer seiner Konkurrenten über diese Hürde kommt und er damit wesentlich mehr Delegierte bekommt als seinen Anteil der Stimmen. Mit dem kleineren Feld an Bewerbern wird Biden in jedem Staat über die 15% kommen und Warren oder Bloomberg in manchem noch dazu. Damit sinken die Chancen für Sanders, 50% der Delegierten zu bekommen wesentlich. Nur die Mehrheit wird für ihn vermutlich nicht reichen…

Bezüglich dieser Möglichkeit der Contested Convention habe ich auch eine Überlegung gehört, die für mich sehr viel Sinn macht: Warren bleibt nicht als Kompromisskandidatin im Rennen (was schwierig werden würde wenn sie so wenig Stimmen bekommt), sondern sie hofft, mit ihren Delegierten einen anderen Kandidaten über die 50% heben zu können und im Austausch dafür Zugeständnisse zu bekommen. Und vermutlich wird dieser Kandidate auch eher Biden als Sanders heißen.

Wieso das nicht?

Damit meinte ich nur die relative Mehrheit - in dem Fall kommen im zweiten Wahlgang die Superdelegates zum tragen, und die normalen Delegates können ihre Stimmen ändern wenn sie wollen. D.h. es haben etablierte Parteifiguren das Sagen - und die sind zum großen Teil Sanders negativ gegenüber eingestellt. Die Chancen, dass Sanders aus einer Contested Convention als Nominierter hervorgeht, gehen gegen 0 - vielleicht noch, wenn er nur sehr knapp darunter ist (49% oder so) und kein anderer Kandidat nahe dran, aber Biden wird aller Voraussicht nach schon einen ordentlichen Anteil haben.

Während ich das bei Buttigieg nur vermutet habe ist es bei Klobuchar sicher, dass sie Biden offiziell unterstützt. Man will noch am Super Tuesday Sanders weniger Stimmen zukommen lassen.
Bin auf den Ausgang morgen gespannt. Also noch mehr Hilfe wird Biden nicht schwerlich bekommen. Das muss er jetzt nutzen.
Andererseits wenn Sanders dann trotzdem einen großen sieg landet wird er schwer aufzuhalten sein

Ich hab das gefühl, das biden(s team) buttigieg den Vize posten oder ein anderen kabinettsposten angeboten hat, wenn er aussteigt, immerhin dürften buttigiegs wähler größtenteils an biden gehen.

Das Problem ist Warren und Tulsi nehmen jetzt Bernie die stimmen weg

Ob er viel weniger Delegates haben würde können wir noch nicht sagen. Darum bin ich überrascht, dass er nicht wenigstens bis nach Super-Tuesday gewartet hat. Denn wenn er nicht zu weit hinter Biden zurückfallen würde, dann könnte er sich durchaus noch Hoffnungen machen.
Denn er hat ausser seinem Alter durchaus noch anderes zu bieten: Er ist weniger “establishment” als Biden UND er hat anders als Biden nicht die gleiche Art “Skandal” welchen schon Clinton hatte.
Denn vergiss nicht: Mit Biden hätte man einen Kandidaten, wo sich Trump wieder völlig auf den Ukraine-Skandal einschiessen kann. Dieser “Skandal” muss nicht real sein, das ist völlig egal, aber Trump hätte einen Narrativ gegen den “Establishment”-Kandidaten mit Dreck am Stecken, wie er es schon gegen Clinton hatte.
Biden wäre kein “Kompromisskandidat” während der Convention, mach da keinen Fehler. Wenn das Establishment Biden über Sanders wählen, dann wäre das kein Kompromiss, dann wäre das der Kandidat, welcher (wie bei Clinton) vom Establishment gewählt worden wäre…
Der “Kompromiss” KANN NICHT Biden oder Sanders sein.

Garantiert vielleicht nicht, aber wie gesagt, die Umfragen für ihn sahen furchtbar aus. Er wäre wohl in den meisten Staaten an der 15%-Hürde gescheitert, wenn nicht sogar in allen. Ein Kompromisskandidat müsste einigermaßen argumentieren, warum er doch eine gute Wahl wäre. Dazu gehört zumindest eine respektable Menge an Delegates. Wenn z.B. Buttigieg 25, Biden 30 und Bernie 40% der Delegates hätten, könnte evtl. Buttigieg funktionieren (wobei ich da schon skeptisch wäre). Wenn er irgendwo zwischen 5-10% bekommt, sicher nicht.

Ich stimme dir zu, dass ein Kompromisskandidat nicht Biden oder Sanders hieße - aber ich glaube nicht, dass es sowas wie einen Kompromisskandidaten gibt. Entweder Sanders bekommt 50% oder Biden wird es im zweiten Wahlgang. Gut, wobei ich Bloomberg noch nicht einschätzen kann, aber ich kann mir eher schwerlich vorstellen, dass er Biden vorgezogen werden würde.

Wie genau würde so eine Contested Convention ablaufen? Muss es jemand sein, der noch im Rennen ist, oder kann jeder gewählt werden?

Sind alle Delegierten komplett (also auch die nicht Super Delegates) frei bei ihrer Wahl, müssen sie für ihren Kandidaten stimmen, oder wählen sie nach dem Willen ihres Kandidaten (d.h. Warren könnte ihren Kandidaten sagen, sie sollen alle für Sanders abstimmen?

Alle Delegierten sind komplett frei. Meines Wissens könnte theoretisch jeder gewählt werden, wobei es sehr unwahrscheinlich ist, dass man sich auf einen völlig anderen Kandidaten einigt, der nicht tatsächlich auf einem Wahlzettel stand.

538 gibt übrigens aktuell Sanders 17%, Biden 14% mehr als die Hälfte der Delegates zu gewinnen - und einer Contested Convention 69%. Das könnte richtig böse enden. (Auch wenn gilt, dass man Dienstag abwarten sollte um mehr zu wissen).

Nach dem Rückzug von Buttigieg und Klobuchar - welche sich alle Biden anbiedern - glaube ich eher daran, dass Biden eher Angst vor Bloomberg hat (zurecht meiner Meinung, weil den mag ich noch weniger), um die “moderaten” Kräfte um Biden zu sammeln und Bloomberg zu verhindern.

Hoffe noch immer als Sanders als Kandidaten gegen Trump, der hat zumindest die Klappe, Trump Einhalt zu gebieten. Und wäre bereits 2016 die bessere Wahl gewesen.

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Aber sind die Delegierten Abgesandte ihres ursprünglichen Kandidaten, oder einfach nur irgendwelche Vertreter der Partei aus den jeweiligen Staaten?

Also haben die Kandidaten Kontrolle über ihre Delegates und können “Koalitionen” schmieden, oder liegt es dann komplett in der Hand der Parteiführung?

So wie es sich hier anhört (https://www.politico.com/news/2020/03/01/contested-democratic-convention-rules-118377) können sie Delegates ablehnen, von denen sie nicht überzeugt sind und es gibt zumindest die Empfehlung, im Namen ihrer Wähler zu agieren - aber das kann man sich schon hinbiegen wie man will. Trotzdem sollten die Kandidaten schon relativ große Kontrolle über ihre Delegates haben.

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Interessante Frage. Gab vor kurzem einen Artikel in der New York Times der das ganze beleuchtete und über die mögliche Contested Convention berichtete.

Zusammengefasst. Sie sind eigentlich frei. Haben aber historisch dem Kandidaten mit den meisten Stimmen unterstützt. Aber es sieht so aus, dass es da einen Zusammenschluss geben wird um Sanders zu verhindern selbst wenn er die meisten stimmen von allen Konkurrenten holen sollte (weil man fürchtet dass er bei einer Niederlage gegen Trump ihre eigenen Posten/Partei beschädigt)

“Dozens of interviews with Democratic establishment leaders this week show that they are not just worried about Mr. Sanders’s candidacy, but are also willing to risk intraparty damage to stop his nomination at the national convention in July if they get the chance.”

Witzig wird es wenn es zum Dark Horse Kandidaten kommt der gar nicht bei den Vorwahlen antrat

“A number of superdelegates dream of a savior candidate who is not now in the race, perhaps Mr. Brown, or maybe someone who already dropped out the race, like Senator Kamala Harris of California.”

Sehe ich nicht so.
Ein „Kompromisskandidat“ würde von der Partei hinter verschlossenen Türen gewählt werden, und die würden sich auf jemanden einigen, bei dem man damit rechnet, dass er am wenigsten Leute verärgert UND kompatibel mit den Wünschen des Establishments wäre.
Und da sehe ich Buttigieg mehr als irgendwelche andere. Biden geht da nicht, Sanders geht nicht, Bloomberg geht nicht… viele bleiben da nicht mehr. Warren ist zu links und hat zu wenig Zuspruch aus der Bevölkerung. Buttigieg ging in den Polls immer rauf und runter…

Natürlich, wenn du richtig liegst mit deiner Einschätzungen für sein schlechtes Abschneiden morgen, dann würde er sicher wegfallen. Aber darum sage ich: ich bin überrascht, dass er nicht wartete bis NACH Super-Tuesday. Dann könnte er seine Chancen (auch seine Chancen an der Convention) besser einschätzen. Gekostet hätte es ihn nichts. Und die Sache, dass er riskiert hätte Biden die Delegates wegzunehmen… nun, wenn er nach dem Rücktritt Biden endorsed hätte, dann hätte Biden eh gute Chancen, diese Delegates zu erhalten…

Wie gesagt: meine primäre Frage ist, warum unmittelbar vor Super-Tuesday. DAS kam überraschend.

Aber ehrlich: da nun Klobichart auch gleich ausgetreten ist stellt sich wirklich langsam die Frage ob die Partei im Hintergrund diese Rücktritte verlangt hat um Biden zu stärken…

Du beachtest die 15%-Regel nicht, die ist entscheidend hier. Wenn Buttigieg/Klobuchar drin bleiben, ist die Chance groß, dass nur zwei, einer oder sogar kein Kandidat außer Sanders über 15% kommt. Dann bekommt Sanders um die 55%, 70% oder sogar alle Delegates für den Staat. Und die Kandidaten unter 15% wie Buttigieg bekommen auch keine Delegates, die sie dann bei der Convention abgeben könnten. Indem sie im Rennen bleiben, erhöhen sie Sanders Chancen, die absolute Mehrheit zu bekommen - und damit fällt ein schöner Posten unter Biden weg. Deswegen vor Super Tuesday. Was mich da etwas verwundert, wieso nicht direkt nach SC, aber gut.

Parteileute vom DNC haben aber sicherlich auch viel Druck ausgeübt, dass sich der Rest hinter Biden vereint.

Das ist ein guter Punkt, da hast du recht.

Das habe ich inzwischen auch das Gefühl.
Wenn die Partei da mal nur nicht mit dem Feuer spielt…

Hab heute Morgen gehört, dass Sanders 200 Delegierte mehr braucht als Biden, um sicherere Gewinner am Parteitag zu werden. Könnte machbar sein, weil Bloomberg Biden leider noch ein paar Stimmen ab jagen wird.

Wieso “leider”?

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Bin halt eher für Biden :wink:. Aus deiner Sicht wahrscheinlich zum Glück ^^.

Interessant, dass es die Leute nur wenig abschreckt, wie fahrig Biden in seinen Reden und öffentlichen Auftritten rüberkommt. Auf mich macht er beizeiten einen recht unkonzentrierten Eindruck, vor allem im Gegensatz zu Sanders und Warren, die noch scharf argumentieren können.

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