Liebes Forum,
nun ist es endlich soweit. Seit GIGA-Zeiten bin ich ein stummer Konsument der vier Bohnen.
Lange hatte ich nicht den Drang in irgendeiner Weise Feedback zu geben, doch das ändert sich heute.
Ich möchte kurz darüber berichten, wie das erste T.E.A.R.S.-Abenteuer mein Leben nachhaltig beeinflusst hat und in gewissem Maße immer noch beeinflusst. Ja, das klingt auf den ersten Moment sehr nach Clickbait. Aber vielleicht kann ich das im Folgenden etwas genauer erörtern.
Als T.E.A.R.S. im Jahr 2014 veröffentlich wurde, war ich zunächst wie viele von euch auch sehr gehypt und habe sehnsüchtig auf die Veröffentlichung des VOD gewartet. Mir war das Konzept von Pen & Paper damals zwar grundlegend bekannt, allerdings hatte ich bisher überhaupt keine Berührpunkte damit. Aber die Neugierde war geweckt und der Stein ins Rollen gebracht. Ich war schon vorher ein großer Freund von Brettspielen, doch meist waren mir die Spiele zu limitiert und wenig herausfordern. Ich hatte schon immer sehr viel Fantasie, von daher war das analoge Rollenspiel genau das Richtige für mich.
Zunächst habe ich - das müsste 2015 oder 2016 gewesen sein - ein paar Mal bei einem entfernten Bekannten als Spieler an einer P&P-Runde teilgenommen. Derjenige war und ist meiner Meinung nach ein sehr guter Spielleiter und hat auch einen eigenen P&P-Podcast. Es war ein tolles Erlebnis, aber ich wollte mehr.
So geschah es, dass ich im Dezember 2016 zum ersten Mal mit einer Runde Neueinsteigern selbst als Spielleiter tätig wurde. Ich habe mich schon damals von Hauke inspirieren lassen und ein recht lineares Mittelalterabenteuer erschaffen. Die Gruppe stapfte einen linearen Pfad ab, hatte hier und da mal die Möglichkeit einen Umweg für ein paar Taler zu gehen, aber letztendlich lief alles wie im Skript. Muss ja auch nicht zwangsweise verwerflich sein, retrospektiv betrachtet fand ich aber mein erstes Abenteuer ziemlich fad.
Aus der ersten Erfahrung wurde dann sogar eine kleine Kampagne, die leider aufgrund von personellen Problemen nie zu Ende gespielt wurde. Aber dennoch war es eine tolle Erfahrung.
Die folgenden Jahre kürze ich ein bisschen ab. Auch hier könnte man viel erzählen. Wie mich Haukes Abenteuer immer wieder inspiriert haben auf dem Fundament seines Werks ein eigenes Werk zu schaffen. Zumindest noch ein paar Zahlen: Von Dezember 2016 bis Mitte 2020 habe ich insgesamt 34 Abenteuer geleitet, die meisten One-Shots. Bis dahin haben 23 verschiedene Spieler aus meinem Freundeskreis daran teilgenommen bzw. die Gruppe hat sich stetig erweitert. Da ich die Abenteuer - bis auf die Inspiration - immer komplett selbst entwickle und das auch sehr akribisch und detailverliebt mache, kann man allein schon aufgrund des immensen Zeitaufwands also mit Fug und Recht behaupten, dass P&P ein großes Hobby von mir geworden ist.
Soweit nicht so spektakulär. Viele von euch werden eine ähnliche Geschichte erzählen.
Aber T.E.A.R.S. beeinflusst mich noch auf eine ganz andere Weise. Ich höre das T.E.A.R.S.-Abenteuer (fast) jeden Abend zum einschlafen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat das einen magischen Bann auf mich (und das obwohl ich schon dauernd eine Willenskraftprobe dagegen würfle…). Meist höre ich nur 10-15 Minuten, bis ich dann seelenruhig einschlafe. Dementsprechend dauert es schon ein paar Wochen bis ich durch bin. Und manchmal höre ich dann auch ein anderes P&P-Abenteuer von Rocket Beans TV. Aber am meisten freue ich mich, wenn ich dann wieder bei T.E.A.R.S. Staffel 1 Folge 1 Part 1 anfangen kann. Ich habe nicht mitgezählt, aber ich bin locker schon bei einer zweistelligen Wiederholung.
Es ist einfach zu köstlich, wie die vier unbeholfenen Neulinge mit ihrer showhaften Manier durch die schräge Welt von Hauke purzeln. Es gibt so viele ikonische Momente, deren Eintreffen ich sehnsüchtig erwarte und die mir immer noch ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern.
Ich muss ganz ehrlich sagen: Aus Spielleitersicht find ich das Abenteuer heute schon relativ öde. Ich weiß, es war auch Haukes Einstand und das Ganze vor Live-Publikum mit Interaktion zu machen macht es auch nicht einfacher. Aber das Abenteuer ist sehr sehr linear, die NPCs sind - bis auf ein paar Ausnahmen - recht eindimensional. Die Geschichte ist recht verworren und teilweise sehr unlogisch. Und meiner Meinung nach fehlen auch wirkliche Höhepunkte. Das klingt jetzt nach scharfer Kritik, aber es ist eigentlich ein umso größeres Lob, da ich es dennoch seit Jahren suchte. Es lebt natürlich auch von den Spielern und ihren absurden Charakteren und auch zwischen der bizarren Interaktion zwischen Spielern und Spielleiter. Und natürlich hat das Regelwerk auch seinen Anteil daran, denn für die meisten Aktionen hatten die Jungs ja eine 10-15% Chance es zu schaffen . Ich habe ja auch am Anfang sehr stümperhaft angefangen und mich erst über die Jahre weiterentwickelt. Es war einfach mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit in einem richtigen Rahmen.
Zur Versöhnung muss ich sagen: Hauke ist auch viel besser geworden. Zwar würde ich immer noch viele Dinge anders machen, aber jeder Spielleiter ist anders. Und wie gesagt: Hauke war immer eine Inspiration für meine eigene Abenteuer. Im Endeffekt habe ich oftmals einfach nur Haukes Ideen kopiert und sie (in meiner subjektiven Wahrnehmung ;)) - sagen wir es diplomatisch - mit eigenen Ideen und etwas mehr Würze meinen Mitspielern serviert.
Zuletzt hat mich das Ultracore-Abenteuer inspiriert. Ich wollte auch eine komplette eigene Welt kreieren. Zunächst wollte ich eine Steampunk-Welt schaffen, aber bin damit nicht wirklich glücklich und somit auch nicht fertig geworden. Dann habe ich eine alte Tugend wiederentdeckt und arbeite gerade an einer gigantischen SciFi-Welt mit umfangreicher Online-Kampagne. Ich habe sogar ein Wiki erstellt, damit ich all die Rassen, Planetensysteme, Schiffe, Charaktere und Organisationen etc. dort sammeln kann. Wir haben im Oktober gestartet und mittlerweile spielen schon 10 Spieler auf 3 Schiffen regelmäßig mit großer Begeisterung mit. So habe ich die Not (Corona und viel Zeit) zu einer Tugend gemacht.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich weiß nicht, ob Hauke das liest. Aber ich sage es dennoch: Vielen Dank Hauke, dass du mich jeden Abend in den Schlaf wiegst. Danke, dass ich wegen dir das Hobby für mich entdeckt habe, bei dem ich meiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Das Freundeskreise geschaffen und zusammengehalten hat. Und das jetzt auch in Zeiten von Corona eine gerngesehen Abwechslung ist. Und auch wenn ich etwas gemein über deine Abenteuer geurteilt habe: Danke, dass du mich damit inspiriert hast. Und du hast mich damit, trotz aller Kritik, auch (fast) immer gut unterhalten.
Auf viele weitere tolle P&P-Abenteuer!
Euer (nicht mehr ganz so) stummer Zuschauer Daniel