Natürlich. Und wird leider kein Einzelfall.
Update zur Rede:
Ich habe geschrien. Es kotzt mich einfach an. Es kotzt mich an, dass einer starb, weil er anderen geholfen hat. Es kotzt mich an, weil ich selber mehrfach das machen musste und andere das für mich machen mussten. Bumm Zack. Ein Leben ist nicht mehr.
Es kotzt mich an, weil es mich an den Angriff auf mich selbst erinnerte. Ein Jugendlicher, der einfach zuschlug. Das ich Glück hatte, dass nur meine Hand gebrochen war, weil ich mich rechtzeitig abstützen konnte. Das Malte dieses Glück nicht hatte.
Es kotzt mich an, dass die Richterin mich anrufen und entschuldigen musste, dass sie mich mit falschen Namen ansprechen muss, weil halt die Personenstandsänderung noch nicht durch war. Das der Täter über mich lachte.
Es kotzt mich an, dass nun versucht wird, es als „Ausländerproblem“ darzustellen. Wo wir jahrelang diesen Hass zur Rede gebracht haben. Die Situation in Tschetschenien. In Russland. In Ungarn und Polen. In den USA. In Deutschland und Österreich. Aber geschwiegen wurde - bis Malte starb, aber wir kennen nun die Nationalität des Täters und nun ist es nicht unser Problem.
Mich kotzt einfach diese Queerfeindlichkeit an. Nein, es wird nicht offen gesagt. Aber ich fühle es. Ich fühle es, wenn ich heim gehe. Ich fühle es, wenn ich mich umschauen muss, wo ich auf’s Klo gehen kann, ohne blöd angemacht zu werden. Ich fühle es, wenn ich alleine mit der Bahn nach Wien oder zurück fahre. Passe ich? Oder fragt sich der, warum ich ein Kleid anhabe? Könnte sie ein Problem haben, wenn ich auf die Damentoilette gehe. Und wie gehe ich damit um. Diese ständige Wachsamkeit.
Ich sage gerne, dass ich weiß, dass ich trans bin, nicht wegen der Depression die ich empfinde, wenn ich misgendert werde, sondern wegen der Euphorie die ich jedesmal bekomme, wenn ich in meinem Geschlecht wahrgenommen werde. Und wieviel Kraft es mir gibt.
Aber worüber ich am meisten kotze: Es musste Malte sterben, damit das Thema bespielt wird. Und es wird nicht um ihn getrauert, es wird gefragt, wie weit wir mit unseren Forderungen zu leben gehen können. Danke, danke, wirklich danke an @Kraehe für den (inzwischen gelöschten) Twitterpost im Österreicherthread postete. Und dass ich ihn damit zeigen kann, wie sehr dieser unterschwellige Hass geht. Und woher er kommt. Und wie sehr er einem die Luft wegnimmt.
Ich habe also geschrien. Bis mir die Luft versagte. Und dann hab ich weitergeschrien. Weil ich einfach nur mehr kotzen möchte.
Positiv: Ich brauchte das. Und habe ich Leute erreicht. Leute, die sich nie darüber Gedanken machten. Ihr glaubt gar nicht, was für eine Aufmerksamkeit ein Schrei machen kann. Und habe ich viele liebe Worte bekommen. Gerade von Leuten, die das ganze nie so auf dem Schirm hatten. Und viele liebe Umarmungen von alten, neuen und unbekannten Freund*innen.
Was, Stand heute zählt: Weiterkämpfen.
Und ich werde nicht aufhören, weiter zu kämpfen.