Kann es sein, dass wir zusammengespielt haben?
Bei uns war es jedenfalls genau so. Es wurde aber nie gefeiert, wenn jemand den Kopf des anderen zertreten hat. Auf sowas wären wir auch niemals gekommen. Es ging um Dramatik und im Mittelpunkt zu stehen. Heute werden die Kinder mit ganz anderen Inhalten gefüttert und ich denke, ab einem gewissen Punkt geht es nicht mehr um eine spielerische Auseinandersetzung, sondern wer vielleicht am brutalsten ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir Cowboy und Indianer gespielt haben, weil wir es durch Filme und co. kannten. Wie hätten wir unsere spielerischen Auseinandersetzung ohne diese Filme gespielt? Hätten wir eventuell gar keine Auseinandersetzungen gespielt?
Vor jeder Handlung steht ein Gedanke. Und unsere Gedanken werden durch das beeinflusst, mit dem wir uns umgeben. Was hätten wir also gedacht und gespielt, wenn wir anders beeinflusst worden wären? Ich denke, dass der Einfluss viel wichtiger ist, als manche glauben. Was natürlich nicht heißen soll, dass jemand zum Mörder wird, nur weil er im Spiel gemordet hat. Die Frage ist nur, warum morden wir schon als Kind spielerisch? Ist das eventuell ein primitives Gedankenkonstrukt, dass wir schon seit Generationen mit uns herumschleppen aber nie wirklich hinterfragen oder gar hinterfragen sollen?
Der Jugendschutz ist doch gar nicht mehr ernst zu nehmen. Sieh dir nur das Beispiel Dead Space an. Beim der ersten Prüfung wurde es verboten und als die Entwickler es einfach nochmal versucht haben, kam es ungeschnitten in Deutschland heraus. Natürlich will ich den Jugendschutz nicht völlig schlechtreden aber für mich ist er mehr Fassade für Außenstehende. Mal ganz davon abgesehen, dass es genug Eltern gibt, die diesen Jugendschutz ebenfalls überhaupt nicht ernst nehmen. Und das aus dem Grund, dass sie sich über etwaige Konsequenzen gar nicht bewusst sind. Gesetze bringen nur oberflächlich etwas. Wirklich funktionieren kann es nur, wenn der dazugehörige Hintergrund verstanden wird. Und genau da scheitert es immer wieder.
Um mal kurz abzuschweifen: ein gutes Beispiel ist die Gamestar. Wenn man sich die Kommentare ansieht, tummeln sich dort sehr viele Kinder und Minderjährige. Allerdings ist Gamestar ab 18, nur weiß das niemand wirklich. Die Redaktion hat es aber selbst bestätigt. Man erkennt es nur nicht auf den ersten Blick. Wenn man dann die Chefetage fragt, was sie denn vom Jugendschutz halten, dann kommt ein vorgefertigter Text, dass sie es damit sehr genau nehmen und ihnen kaum etwas wichtiger ist. Und wenn man nachfragt, was sie denn für den Jugendschutz unternehmen, dann kommt nur, dass sie sich rechtlich mit einer App abgesichert haben. Das heißt, wenn Eltern diese App besitzen, werden sie darauf aufmerksam gemacht, dass Gamestar nichts für Kinder und Jugendliche ist. Wer die App nicht besitzt, der muss eben erstmal Gamstar durchforsten, um zu verstehen, welche Inhalte auf einer Spieleseite wirklich angeboten werden. Ein Beispiel war das Spiel „Agony“. Da gab es als fettes Thumbnail ein riesiges Bild, wie ein blutiger Dämon ein schreiendes Baby in der Faust hält und kurz vorm Zerquetschen ist. Das war völlig legal und leider auch normal. Und das nur wegen der App, die natürlich jedes Elternteil kennen muss. Dass heutzutage jeder 10-jährige ein internetfähiges Smartphone hat und die Eltern gar nicht mehr begreifen, was auf vermeintlich harmlosen Spieleseiten wirklich abgeht, ist vielen egal. Vielleicht sogar völlig recht. Für Klicks verstört man auch mal Kinder.
Klar kann man jetzt wieder die Eltern in die Verantwortung ziehen. Aber Eltern sind heute oft viel mehr ins Berufsleben eingespannt, haben vielleicht viel weniger Zeit und sind vielleicht sogar ignoranter als früher. Vielleicht sind sie selbst abgestumpft. Siehe Quake-Con. Wer hier als Hersteller und Anbieter so etwas zulässt, der ist ein Heuchler, der nur auf Profit aus ist und eventuelle negative Folgen an Kindern gerne in Kauf nimmt, so lange er daran verdient.
Die Frage ist, wie gut kommen die an und wie sehr werden die gefeiert? Ich glaube, dass wir den kompetitiven Gedanken mit dem der Auseinandersetzung verwechseln.