Kein Problem. Ich habe mich auch nicht wirklich angegriffen gefühlt, sondern eher über die Vorlage für meinen eigenen Seitenhieb gegen dich gefreut will mich hier auch nicht streiten, sondern austauschen.
Ich kann das Argument auch nachvollziehen, dass amerikanische Befindlichkeiten in unserem Land eben nicht vorhanden sind und Verbote deshalb übertrieben wirken, da die Wahrscheinlichkeit einen amerikanischen Ureinwohner in einer deutschen Kita kulturell zu verletzen gegen Null geht. Finde ich irgendwo legitim, es zumindest so zu formulieren. Auch die Kritik an allen Anti-Sexismus/-Rassismus/-whateverismus Bewegungen, sie würden zu viele Fässer aufmachen, dass die wirklich wichtigen Probleme untergehen, kann ich akzeptieren und verstehe wo sie herkommt. Es wird eben viel und irgendwann reicht es einem auch mal.
Gleichzeitig denke ich mir aber auch oft „Pech gehabt“ und „ganz oder gar nicht“, wir sind mehr und halten das schon aus.
Wir haben in der Gesellschaft nun angefangen solch sensitive Themen anzugehen, sei es die Gleichberechtigung der Frauen, das Berücksichtigen von Minderheiten oder der sensible Umgang mit anderen Kulturen. Die Themen liegen jetzt auf dem Tisch und wir müssen damit irgendwie vernünftig umgehen, sodass in nachfolgenden Generationen, diese Themen dann hoffentlich keine Rolle mehr spielen oder zumindest weniger, als sie es jetzt tun. (Weshalb es ja auch am frustrierendsten ist, wenn man bei heutigen politischen Entscheidungen schon absehen kann, was da für Reparaturleistungen in 20-30 Jahren geleistet werden müssen oder diese und jene Notlösung aus aktuellen Stimmungen nachfolgende Generation vor wahrhaftige Probleme stellen werden… junger Ami oder Brite möcht ich auch nicht sein)
Zurück zum Thema. Ich finde es oft inkonsequent und auch rational nicht praktikabel, dass man eine Tür auf macht, sich einem Problem mit Aufmerksamkeit und Zuwendung annimmt, ihm ab einem gewissen Maß dann aber überdrüssig wird und die Tür am liebsten wieder schließen will. Ist es wirklich nachhaltig so zu handeln?
Wieder das Beispiel Fasching. Das Kostüm eines amerikanischen Ureinwohners ist immer noch kulturell unsensibel, auch wenn in einem großen Umkreis niemand anzutreffen ist, den es möglicherweise verletzen könnte. Aber wollen wir das Thema „Kulturelle Sensibilität“ jetzt vom Tisch haben oder reicht uns eine wage Lösung die wahrscheinlich nachfolgende Generationen auch nicht voran bringt und sich immer noch gestritten werden muss „Ist das jetzt noch okay oder nicht“. Gleiches auch für Minderheiten, denen wir Aufmerksamkeit, Mitspracherecht und Selbstbestimmtheit gegeben haben. Nach den 2-3 absehbaren, folgen plötzlich 4-5 weitere, die wir nicht auf dem Schirm hatten. Reicht es jetzt oder müssen wir uns allen annehmen? Wer hat die Zeit und Muße dafür? Sexismus ist scheiße, finden alle. Aber reichen jetzt die richtigen Vergewaltigungs- und Machtmissbrauchsbeispiele oder hören wir uns wirklich jede kleine Geschichte von Alltags-Sexismus an und reflektieren darüber? Schaffen wir das?
Es ist mit Sicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss und die Debatten sind ja auch komplex und verworren. Im Bezug auf die Nachhaltigkeit denke ich aber schon, dass im Moment einmal mehr Hinhören zielführender sein kann, als einmal weniger. Dann haben wir die Arbeit vielleicht auch mal von der Brust, statt sie wieder nur unaufgearbeitet weiterzureichen.