Dem eigenen Land und nicht nur der eigenen Partei gegenüber Verantwortung zu tragen ist doch kein Schwarzer Peter!? Und ja, in vielen Punkten sind sich diese drei/vier Parteien deutlich näher, als CDU und SPD, nur geht es bei der Regierungsbildung und generell in der Politik, nicht immer darum, möglichst viele Punkte des eigenen Parteiprogramms durchzubringen. Stattdessen geht es darum, mehrheitsfähige Kompromisse auszuhandeln, was mit der AfD nicht geht (was nicht einmal vollständig die Schuld der AfD ist) und was mit der FDP scheinbar auch nur dann geht, wenn sie der eine, kleine und vor allem einzige Partner neben der CDU/CSU-Fraktion sind (ob eine rot-gelbe Koalition irgendwann, auf absehbare Zeit mal wieder funktionieren könnte, würde ich nach Jamaika auch eher bezweifeln).
[quote=„Lassic, post:11330, topic:16436“]
Wieso eine Große Koalition jetzt stabil sein soll, erschließt sich mir auch nicht ganz. Eigentlich ist sogar genau das Gegenteil der Fall, sie trägt zur Destabilisierung der Gesellschaft bei, [/quote]
Naja, übertreiben brauchen wir es nun auch nicht, eine GroKo senkt die Wahrscheinlichkeit großer gesellschaftlicher Umbrüche („senkt die Wahrscheinlichkeit“ statt „verhindert“, weil ich die Ehe für alle, tatsächlich für einen gesellschaftlichen Umbruch halte). Stabilität bedeutet wenig Veränderung, insofern ist die GroKo, noch dazu zwischen den beiden Mitte links und Mitte rechts Parteien, das stabilste Bündnis, das wir haben können - auch wenn ein großer Teil der Bevölkerung diese Stabilität als Stagnation wahrnimmt - in dem Punkt gebe ich dir völlig Recht.
Die Opposition ist doch nicht schwach und auch nicht ihrer Funktion (der Regierungskontrolle) beraubt. CDU, CSU und SPD haben zusammen 399 Sitze (346 mindestens für einfache Mehrheit), die Opposition 310 Sitze, das hatten wir alles schon deutlich schlimmer. Dass die AfD die Opposition „anführt“ ist nicht schön, in meinen Augen aber eher eine Peinlichkeit mit Außenwirkung, als eine demokratische Katastrophe. Die Anzahl der Eingebungen, Gesetzesvorschläge und Anfragen ist ohnehin nicht begrenzt, die Möglichkeit, den Schikanen und kosten- und zeitintensiven (dummen) Anfragen der AfD aus dem Weg zu gehen, bestand also schon nach der ersten Hochrechnung nicht mehr.
Das klappt schon allein deshalb bei keiner Partei, weil eine Partei ein Wahlprogramm entwirft und die Wähler daraufhin ihre Stimme abgeben, die Stimmabgabe für diese Partei legt die Vermutung nahe, dass eine Vielzahl der Interessen der Bevölkerung, den Interessen der Partei (dem Parteiprogramm) ähneln, aber nicht jedem SPD Wähler muss jeder Punkt des SPD Wahlprogramms gefallen und lange nicht alles, was während der Wahl versprochen wird, ist tatsächlich auch umsetzbar. Bei der SPD ist die Sache sogar noch ein bisschen schwieriger, weil diese sich im letzten Wahljahr für Arbeitslose, Kinder und Flüchtlinge stark gemacht hat - und die gehen nicht wählen oder dürfen es nicht einmal.
Ausschüsse (deine Hinterzimmertreffen) sind Heil und Schrecken der Demokratie gleichzeitig, einerseits wird dort viel Schmu und Lobbyismus betrieben, andererseits können sie viele Prozesse beschleunigen und bringen oftmals echte Veränderungen und Resultate zustande.
Deutschland hat kein einheitliches Wahlvolk, die meisten liegen dabei politisch links und rechts nahe des Zentrums, weshalb viele Kompromissentscheidungen genau dazwischen liegen und quasie niemanden zufriedenstellen - viele wünschen sich Veränderung, Linke und Grüne auf der einen Seite, CSU und AfD auf der anderen Seite und beide Seiten sind sich eigentlich ziemlich einig, dass sie doch lieber Stillstand sehen, als die von der Gegenseite gewünschten Veränderungen.
Dass die SPD und die Linke auf Bundesebene nicht zuasmmenarbeitet hat noch ein paar andere Gründe, als das schlechte Abschneiden der SPD.