Afghanistan- Die letzen Tage

Daher ja auch meine Anmerkung.

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Beides stimmt. Aber v.a zweiter Grund ist mit dafür verantwortlich, dass man für stabile und langfristig lebensfähige Verhältnisse gesorgt hat. Btw war es auch für die UdSSR von großem Interesse (Stalin selbst hat sich etwa die Neutralität zusichern lassen), um einen Keil zwischen die NATO-Mächte zu treiben. So hat man den für alle Seiten idealen Kompromiss gefunden, ein Staat zwischen den Fronten, der stabil und lebensfähig ist. Beide Blöcke haben massiv in Infrastruktur und Institutionen investiert, um das möglich zu machen. (etwa Bahn, Industrie, aber auch Medien wie Zeitungen, Radio und TV)

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Mal abgesehen vom Versagen des kompletten Westens über 20 Jahre hinweg (bei dem die USA die größte Rolle spielten), hat auch die Regierung Afghanistans ihre große Mitschuld zu tragen.
In diesen 20 Jahren mit dem ganzen Geld, das zur Verfügung stand, hatte es die afghanische Regierung nicht einmal geschafft, die Soldaten hinter sich zu bringen. Von der Bevölkerung im Umland ganz zu schweigen.
Dass die Taliban vorerst nicht komplett ausgerottet werden können und sie sich in ein paar Gebieten festsetzen würden, davon war auszugehen. Aber dass die afghanische Regierung es nicht einmal zustande gebracht hat, viele wichtige Regionen militärisch als auch staatsmännisch zu unterstützen und zu halten und der Präsident so schnell den Schwanz einzieht, ist mehr als bezeichnend für das inländische Versagen nach diesen 20 Jahren.

Letztlich bleibt nur die Frage, wie lange es sonst noch gedauert hätte, bis der Westen nicht mehr Babysitter hätte spielen müssen. In Anbetracht der jetzigen Situation ist sogar zu überlegen, ob Afghanistan zukünftig überhaupt jemals in einem Zustand gewesen wäre, selbstständig auf den eigenen Beinen zu stehen, wenn schon 20 Jahre zu so einem desaströsen Ergebnis geführt haben.

Zweiter Bundeswehr-Transporter auf dem Flug nach Kabul
Die deutsche Luftwaffe ist mit einem zweiten Transportflugzeug Richtung Afghanistan gestartet. Auch dieser Flieger soll deutsche Staatsbürger und afghanische Helfer ausfliegen , sagt ein Luftwaffensprecher.

Bereits am frühen Morgen war ein erstes Transportflugzeug vom Typ A400M vom Fliegerhorst Wunstdorf in Niedersachsen gestartet. Sicherheitskreisen zufolge soll es zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent hin- und herfliegen , um so viele Menschen wie möglich zu evakuieren.

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Denke hier ist Pakistan einfach das Zünglein an der Waage.
Solange von dort aus die Taliban ausgebildet und unterstützt werden wird sich nicht viel ändern.

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Die Rolle Saudi-Arabiens bei der Unterstützung der Taliban darf man aber auch nicht vergessen.

Klar, die natürlich auch.
Bei Pakistan haste halt die direkte Grenze hin zu Afghanistan. Wenn diese für die Taliban so nicht mehr nutzbar wäre könnte man einen Großteil des Einflusses unterbinden.

Sie wollen nun definitiv auch afghanische Ortskräfte und andere von der Taliban Verfolgten da raus holen. Das stimmt mich etwas positiv. Wobei es sich wohl wahrscheinlich nur um Leute in Kabul handeln wird?
Oh man :frust:

Das wär zumindest eine Möglichkeit. Ich seh nur keine Möglichkeit, wie man diese doch recht lange schließen soll.

Von dem, was ich bisher so gelesen habe, scheinen alle Besatzungsmächte die internen Strukturen des Landes entweder nie verstanden oder ignoriert zu haben. Die Strukturen, die da aufgebaut wurden, waren hohl und sind in der Sekunde zusammen gebrochen, wo die USA das Land fluchtartig verlassen haben.
Ein ehemals besetztes Land, ohne funktionierende Regierung, ohne breiten Rückhalt in der Bevölkerung für das neue System und ohne Perspektive was Wirtschaft und Sicherheit angeht. Kann man es denn Menschen dort da verübeln, dass sie keinen Bürgerkrieg wollen?

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Ich auch nicht. Daher wird man wahrscheinlich niemals in Afghanistan Ruhe vor den Taliban haben solange es in Pakistan keine Veränderungen gibt.

MMn müsste man in erster Linie in Afghanistan dafür sorgen, dass dort ein funktionierender Staat aufgebaut wird. Das ist in den letzten 20 Jahren einfach nicht passiert, kaum wirtschaftliche Perspektive, kaum politische Stabilität und Sicherheit. Sonst wären die Taliban nicht so schnell wieder an die Macht gekommen. Weiters muss man dafür sorgen, dass die Taliban gar nicht erst die Gelegenheit bekommt, um etwa an Waffen zu kommen.

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Nun, die haben jetzt genug. Sind aufgerüstet wie ein Nato-Staat und wer denkt die könnten damit nicht umgehen, der lebt hinterm Mond.

Auf arte gibt es jetzt eine Dokureihe über die Geschichte Afghanistans.

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Das stimmt.

Mich würde erfreuen, wenn ein paar interne Dokumente oder Aufzeichnungen aus Militär- oder Geheimdienstkreisen ans Licht kommen. Diese bekommen nun ihr Fett weg und einige wollen sich auch die Hände reinwachsen. Das schmeckt bestimmt nicht allen. Nichts gewusst, überrascht und so klingt ja alles sehr toll. Ich kann mir aber sehr wohl vorstellen, dass auch diese Szenarien erwartet wurden und bestimmt auch angesprochen wurde.

Kann man gut drüber diskutieren, Tweet von Michael Morrell, ehemaliger Deputy Director of the CIA:

Mit Sicherheit kann man sich nicht frei sprechen von Fehlern, da gab es bestimmt in den letzten Jahren Fehlern, aber immer amüsant die Suche nach diesen EINEM Schuldigen. :smiley:

Aber gut, man zeigt nun auch den Finger auf Trump oder Biden. Warum nicht auf beide? Der eine hat es schlecht angerichtet und der andere schlecht ausgeführt. Gibt es auch ein paar Zusammenfassungen, dass Biden so perfekt gehandelt hat. Biden’s PK von Juli ist richtig gut in der Nachbetrachtung. :sweat_smile:

Auch nochmal ein interessanter Punkt:

Mark Jacobson, a former Pentagon official and combat veteran who was a senior NATO official in Afghanistan, believes too much focus was given to preparing the Afghan military to repel a foreign army rather than a home-grown insurgency like the Taliban.

“We failed in trying to make the Afghan army in our own image,” he said in an interview. “We tried to create regiments and brigades when we needed to create an army and police force that was basically special forces designed specifically to beat back an insurgency, not to defend the Afghan borders against outside conventional attacks.”

Die gab es schon im letzten Jahr, hatte ich gern immer empfohlen, wer mal ein wenig mehr Hintergrund will. Gerade Teil 1 „Königreich“ ist spannend. Scheint man aus aktuellem Anlass jetzt wieder abrufen zu können.

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Die Situation in Kabul ist immer chaotischer. Gibt Videos von Menschen, die sich an ein startendes Flugzeug klammern und in den Tod stürzen und Bilder von Toden, die durch Schüsse oder in der Massenpanik gestorben sind (Links spar ich mir jetzt mal…)

Keine Ahnung wie man da jetzt noch die tausenden wartenden Menschen rausholen soll, man ist einfach viel zu spät…

Zum Thema „intelligence failure“:
Zuerst habe ich auch daran gedacht, ob die Geheim- und Nachrichtendienste so schlampig gearbeitet haben und es von deren Seite und den Experten im Kreise der Regierung zu so einer massiven Fehleinschätzung gekommen ist. Aber es gibt schon erste Berichte…

Early warnings

A leaked US intelligence report this month had warned that the western-backed Afghan government could collapse within 90 days of US troop departures.


In office, Mr Obama pledged to get out. Running for president, Donald Trump hammered against continuing the „endless war“ - he had set a departure date for US troops of 1 May this year.

As recently as last month, an overwhelming majority of Americans - 70% or more - supported Mr Biden’s withdrawal, according to polls from Harris and the Chicago Council.

„Theoretically Americans wanted out,“ Mr Breun said. „But practically when they see these images of the Taliban driving through the streets, American forces fleeing in a Saigon-esque fashion, it’s a very hard pill to swallow.“

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In Kabul wurden Schülerinnen auf dem Heimweg aus dem Schulbus gezerrt und ausgepeitscht, weil sie Sandalen tragen.

ja dazu hätte es aber auch rund 10x so viel Truppen und Helfer benötigt wie man hingeschickt hat. Das wollte nie jemand und wird auch nie jemand wollen. Außerdem hätte man immer noch das Problem Pakistan gehabt.

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