Klar, das ist ja auch das Naheliegendste. Ich wollte nur den Spieß etwas umdrehen, dass das (meiner Meinung nach) sicher weniger am mangelnden Sicherheitsgefühl liegt.
Aber anscheinend leben Frauen auf Konzerten und Festivals seltsamerweise gleichzeitig in ständiger Angst und Sicherheit gleichzeitig.
Ich kann nur von mir sprechen und habe auf den unzähligen Konzertbesuchen seltenst unangemessenes Verhalten beobachtet und auch von diversen Mädels mitgeteilt bekommen. Das einzige, was man wirklich oft kritisch beobachten kann, sind die Hände beim Crowdsurfen, die bei Frauen dann doch eher zum Hintern gehen. Wobei ich auch da nicht weiß, ob ich da bei Frauen einfach genauer hinschaue und denke „Aha! Wieder an den Hintern!“.
Ich habe in 15 Jahren Festivals zwar von 2-3 Übergriffen mitbekommen, allerdings wurde da sowohl von den umstehenden Fans (!), Security und von Künstlern umgehend eingegriffen.
Heißt im Umkehrschluss nicht, dass das zu verallgemeinern wäre, aber bei den Festivals, auf denen ich unterwegs bin, ist ein sehr großer Anteil der Community extrem respektvoll und handlungsschnell, sobald man doch mal etwas mitbekommt. Egal, ob jemand hinfällt, begrapscht wird, o.Ä… Sicherlich gibt’s da auch schwarze Schafe, die gibt’s aber leider überall in der Gesellschaft.
Ich gehe seit 15 Jahren jedes Jahr auf das gleiche Metal Festival. Zum Teil war ich auch alleine rumgestanden, wenn mein Freund und Co im Moshpit waren. Crowdsurfen mach ich nicht. Ich hab in all den Jahren keine einzige unangenehme Situation erlebt. Als im im Studium noch in die Disco ging, war das öfter der Fall.
Also ich kann für mich nicht sagen, dass ich auf nem Festival in ständiger Angst lebe.
Beim Crowdsurfen an den Hintern ist leider in 99% der Fälle angebracht, um sich selbst zu schützen. Es ist der Schwerpunkt, der zuerst nach unten rauscht. Und was noch viel wichtiger ist, 99% der Surfer wissen nicht wie man surft. Man legt sich da nicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve hin und hofft die Crowd wird’s schon richten. Man arbeitet mit, indem man sich die komplette Zeit über anspannt und zu einem Brett wird.
Mittlerweile helfe ich dann auch nicht mehr mit, wenn ich merke, dass die Person zu blöd dafür ist. Dann soll sie halt unsanft runterklatschen. Vielleicht hat das ja einen Lerneffekt.
Ist diese Diskussion, ob Festivals sicher sind oder nicht denn überhaupt nötig? Es ist ganz egal wo Männer und Frauen zusammentreffen, die gesellschaftlichen Strukturen sind immer noch zum Nachteil von Frauen und wenn da ein Arschloch-Mann in der Menge ist, dann wird er wie ein Arschloch-Mann handeln, weil die Gesellschaft es ermöglicht und nur in den seltensten/extremsten Fällen dieses Verhalten ahndet.
Interassanter Artikel. Das DARVO Prinzip kannte ich gar nicht:
Das von Jennifer Freyd, Professorin für Psychologie an der University of Oregon, geprägte Akronym steht für „deny, attack, and reverse victim and offender“. Auf Deutsch: leugnen, angreifen, Opfer-Täter-Umkehr.
Gerade im Abschnitt „Täter-Opfer-Umkehr“ wird mir übel…furchtbar.
Mir hats letztens die Schuhe ausgeogen und ich bin daraufhin richtig laut geworden(was vielleicht eh völlig falsch ist), als von meinem Bruder so quasi die Aussage kam:„Natürlich ist das schlimm und ekelhaft, was da passiert, aber was haben die Frauen denn erwartet, was da hinten dann passiert? Aber so spricht man den Mädels ja jede Mündigkeit ab.“
Mich hats richtig geschreckt.
Ich halte meinen Bruder eigentlich für sehr intelligent, clever und belesen, aber was ihm da ausgekommen ist hat mich echt überrascht - damit hab ich nicht gerechnet.
Ja leider bekomme ich das auch immer wieder in Gesprächen mit. Von Menschen, bei denen man denkt sie seien klug und empathisch kommen krude Ansichten zu Tage. Es scheint ein gewisser Mangel zu herrschen sich in die Opfer hineinzuversetzen und nachzuvollziehen was sie erlebt haben müssen.
Ich wüsste gerne, was an diesem Satz so unfassbar falsch sein soll.
Wenn Frauen in jeder Situation immer nur hilflose Opfer sind, ist das dann nicht der viel größere sexistische Skandal?
Für mich und Herrdirks Bruder jedenfalls schon, denn damit sagt man ja direkt aus, dass Frauen nicht alleine leben können.
Willkommen in der scharia/Mittelalter, in dem Frauen von ihrem Mann oder anderen männlichen Verwandten bevorzugt werden.
Nur weil ich gerade ein bisschen Posts hier überflogen habe und mir dazu zwei Artikel eingefallen sind, die ich zuletzt über das Thema Frauen als Arbeitende auf Konzerten/Festivals (bzw in der Musikbranche generell) gelesen habe:
Um auch mal einen Tropfen Senf dazulassen: Ich würde als Frau (und ich nicht eine erstaunlich selbstbewusste und starke Persönlichkeit hätte) auch nicht mitarbeiten wollen, weil die hauptsächlichen Tätigkeiten dort eben immer noch Branchen sind, die traditionell „männlich“ besetzt sind und wo immer noch ein Klima an Macho- und Prollgehabe üblich ist.
Kenne das für mich persönlich auch aus dem medizinischen Bereich, mir tun meine weiblichen Kolleginnen wirklich Leid, die in gewissen chirurgischen Fächern darunter zu leiden haben wie zB. Unfallchirurgie oder Orthopädie. In beiden Fächern habe ich in fast allen Kliniken (mal stärker mal weniger stark ausgeprägt) ein totales Machoklima erlebt, was sogar mir als Mann wahnsinnig unangenehm ist. Ich verstehe jede Frau, die eigentlich Interesse hat an solchen Fächern/Tätigkeiten, sich aber diesem Umfeld entziehen möchte und dann lieber was anderes macht. Und viele derer die hiergeblieben sind, sind selbst dann eher schwierige Charaktere - sei es weil andere das gar nicht erdulden oder weil sie sich eben dem Umfeld angepasst haben.
Ich werfe das auch nicht jedem Mann vor, der das nicht bemerkt oder vielleicht unbewusst Teil des Problems ist. Aber wie gesagt, ich persönlich bin da sehr sensibilisiert und könnte mich da selbst beinahe täglich auskotzen.
(Btw habe während dem Studium auch jahrelang nebenbei backstage bei Konzerten gearbeitet, da war die Luft auch immer sehr… testosteronhältig und die Stimmung war so wie man sie halt auch einer klischeehaften Baustelle erwartet. Sexismus, der wenn mans anspricht dann abgetan wird als „Kompliment“ oder „wird man ja wohl noch sagen dürfen“)
Die Erfahrung habe ich als junger Erwachsener auch gemacht, als ich in meinem FOS-Praktikum in der Veranstaltungstechnik gemacht hab. Ich hatte eigentlich erwartet, dass man da mit anderen Kunst- und Musikbegeisterten im Bühnenbau tätig ist - waren dann aber doch zu über 95% klassische Handwerker, mit allen Malocherklischees die man sich so vorstellen kann.
Desillusionierend auf ne Art, aber auch ne wichtige Erfahrung. Ist halt n Knochenjob und kein Traumjob, mit dem man sein Hobby zum Beruf macht.
Ist halt auch so eine Sache. Im Monent sind die Hinweise schon stark, wie Opfer und Täter verteilt sind. Allerdings ist juristisch noch nicht wirklich belegt, wer Opfer und Täter ist. In sofern ist die Aussage ein wenig schwierig.
Es geht bei der Bewertung der Situation gar nicht um das Geschlecht. Sondern darum dass ein macht Gefälle genutzt wird eine Person in eine für die nicht kontrollierbare Situation zu bringen, aus der man nicht von selbst rauskommt. Rezo hat das in seinem Video sehr gut erklärt, aber das kann nicht nur Frauen treffen
Ja, den hatte ich auch schon angesprochen und wurde dafür geächtet.
Die Konsequenz wäre ja, dass man Leute die auf den Enkeltrick reinfallen auch sonst unmündig macht, weil sie ja offensichtlich zu „alt“ sind um ihr Leben noch selbstbestimmt zu regeln.
Das fordert aber keiner, zumindest bekomme ich davon nichts mit.
Hier wird aber gefordert, dass solche Parties nicht mehr stattfinden dürfen, weil Frauen zu unmündig sind um zu entscheiden ob sie da hingehen wollen (mit dem Wissen, dass sexuelle Handlungen eben stattfinden können).
Es gab ja genug, die rechtzeitig die Reißleine gezogen haben.
Hab ich gestern noch drüber nachgedacht und wenn ich weiß das da fast keine weiteren Frauen sind und dann auch keiner den ich wirklich kenne. Wäre ich auch raus, weil man sich ja zu etwas verpflichtet und egal was dann ist, man ist dann erstmal dort.
Und ich bin auch jemand der viel mit Männer befreundet war und ist. Wenn ich zurückblicken muss ich aber sagen, das waren zum teil Situationen die super Macho massig waren und es kostet auch echt viel kraft dann da ständig gegenzuhalten und sich ständig beobachtet und oder bewertet zu fühlen.
Das hat doch vielmehr mit Machtgefällen (und dem (systemischen!) Ausnutzen dieser) zu tun, nicht darum, dass Frauen immer nur hilflose Opfer wären.
Ich sehe jedenfalls Frauen mitnichten nur als unmündige, hilflose Opfer an, die vor der Welt da draußen beschützt werden müssen.
Hinzu kommt ja auch speziell in der Rammsteinsituation, dass zumindest ich mich ja in diese Art von Fantum kaum hineindenken kann, wo das Fantum zum halben Lebensinhalt und zur Identifikation wird. Da ist ja nochmal mehr eine spezielle Art von Abhängikeit installiert, die auch noch gesondert betrachtet werden kann/muss und in die ich mich nur schwer hineinversetzen kann.
So gibt es eben die Möglichkeit, dass man sich vielleicht in der Situation wiederfindet, vielleicht sogar wirklich mit Till Lindemann, den man zur Überfigur verklärt und hochstilisiert hat, schlafen zu wollen, und das irgendwie eh alles antizipiert aber dann so plötzlich in der realen Situation, hinter der Bühne dasteht und das alles nicht mehr so cool findet, aber trotzdem (wegen dem Machtgefälle) von der Situation so vereinnahmt und übermannt zu sein, dass man einfach zu gelähmt ist um dann nein zu sagen und zu gehen.
Genauso, wie in einer funktionierenden Beziehung aus Sex, der erst consensual startet, ein Übergriff, sogar eine Vergewaltigung werden kann, aber man in dem Moment einfach zu gelähmt ist um Nein zu sagen, denn man liebt die Person ja, man mag die Person und man ist mit der Situation einfach überfordert.
Jo, aber hier wird etwas versucht generell zu kriminalisieren (Aftershowpartys mit einvernehmlichen GV) weil man davon ausgeht, alle Frauen sind unmündig und immer Opfer.
Worum wird eher ein Schuh draus
War Absicht oder?
Aber dann Frage ich mich trotzdem, warum das ganze System so kriminalisiert wird.
Dass Lindemann sich vermutlich in der Größten Anzahl der Fälle wie ein arschloch benommen hat und diese Situation ausgenutzt hat glaube ich ja auch.
Ich seh nur Frauen eben nicht immer als Opfer, die sich die ganze Zeit nicht wehren können, scheißegal wie groß das Idol vorher war.
Keine der Erzählungen (soweit mir bekannt) hat irgendeiner beteiligten Dame Konsequenzen angedroht wenn sie nicht mitmachen, außer keinen Sex mit Lindemann haben zu können, den sie aber sowieso nicht wollten.
Da sehe ich halt einfach 0 Machtgefälle.
Wären die Konzerte jetzt iwo in ner Scheune am Arsch der Heide im Angristtal (sorry bietet sich gerade an) und die Damen hätten Angst gehabt nicht mehr wegzukommen, weil sie zwischenzeitlich ne Stunde gewartet haben und kein Shuttlebus oder ähnliches mehr da sein sollte könnte ich das noch als Argument sehen.
Aber wir reden hier von Konzerten in Großstädten, bei der es keine Konsequenzen gibt nein zu sagen und man ohne Probleme jederzeit nach Hause oder ins Hotel kommt.