Ich kann dir auch nur sagen, wie deine Argumentation bei mir ankommt und wie ich sie mit meinem persönlichen Verständnis daraufhin einordne. Die Art und Weise wie du argumentierst ist mir nicht fremd und ich verstehe sie inhaltlich, nur fällt es mir zugeben persönlich schwer, sie emotional als nachvollziehbar oder als lückenlos logisch zu bewerten.
Die initiale Angst oder Befürchtung die der Argumentation vorausgeht, spüre ich nicht.
Wenn ich trotzdem versuche ihr zu folgen, fühlt es sich weiterhin so an, als würde diese initiale Angst unverhältnismäßig aufgeblasen und mit jeder weitere Hiobsbotschaft von Twitter gefüttert. Dann kommen noch zwei bis drei problematische Entwicklungen aus anderen Bereichen unserer Gegenwart dazu, die dann für die Argumentation plötzlich völlig einseitig ausgelegt und als Beweise gelten sollen, dass die initiale Befürchtung auf der alles aufbaut valide ist. Und wenn da schon die Logik schwankt, verliert sie eben spätestens dann, wenn die Lösung des ganzen Problems dann nicht Aufklärung und Logik ist, sondern weiter Angst schüren und auf „Wehret den Anfängen“ hinausläuft.
Wir leben in post Metoo-Zeiten, wodurch wir uns alle dazu verpflichtet haben, mehr aufzupassen.
Dass daraufhin Comedians (oder auch andere unbedarfte Twitter-User) für sexistischen Sprüche stärker ausgebuht bis hin zu angefeindet werden, ist für mich logisch.
Nicht unbedingt wünschenswert, (wenn vor allem auch jeder unaufgeklärte Hansel ohne Medienkompetenz auf Twitter, der nur nach Bauchgefühl bewertet, ob der Spruch schon zu weit geht und gepöbelt werden darf, eine Plattform kriegt,) aber auch noch lange kein Beweis einer Einschränkung der Meinungsfreiheit oder einen bevorstehenden Untergang der Kunstfreiheit.
Wir leben in post Rechtsruck-Zeiten und haben wieder Nazis im Bundestag sitzen, wodurch wir uns alle verpflichtet haben, mehr aufzupassen.
Dass daraufhin einer, der diese Entwicklung mit begünstigt hat, an seiner Uni stärker ausgebuht und angefeindet wird, ist für mich logisch. Vielleicht nicht wünschenswert, aber auch kein Beweis für eine Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Wir leben in Zeiten, wo die letzten Opfer und die letzten Täter sterben, wodurch wir uns alle verpflichtet haben, mehr aufzupassen.
Dass daraufhin jemand für antisemitische Jokes stärker ausgebuht und angefeindet wird, und vielleicht sogar eine Ausladung erhält (an der vermutlich woanders Einladungen geknüpft sind), ist für mich logisch. Vielleicht nicht wünschenswert, aber kein Beweis für eine Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Ich vermisse einfach diese logischen Zusammenhänge in der Argumentation, indem berücksichtigt wird, dass unsere Gesellschaft eben viel sensibler gegenüber Sexismus/Rassismus/Antisemitismus geworden ist. Auch vermisse ich die logische Einbeziehung der sozialen Medien, die eben kein Beweis dafür liefern, dass wir uns nur einseitig in etwas verennen.
Natürlich sind wir noch viel zu wenig aufgeklärt, was den Umgang mit PC und Diversity angeht. Und natürlich sind wir noch viel zu wenig aufgeklärt, wie wir kompetent mit den sozialen Netzwerken umgehen müssen. Dass sich dadurch toxische Kilma bilden auf eben diesen Plattformen, worauf Firmen oder Veranstalter inkompetent reagieren, ist logisch und kann für mich nur durch Aufklärung gelöst werden. Und das grade vor allem gewisse Comidians in Visier geraten, ist vielleicht bedauerlich, beunruhigt mich aber nicht wirklich im Hinblick auf die Kunstfreiheit, da ich einerseits denke, dass sich das mit der Zeit beruhigen wird, wenn wir alle kompetenter geworden sind, und ich andererseits viel Kunst auch abseits des Mainstreams konsumiere und da eine wachsende Vielfalt und einen wachsenden Mut wahrnehme und bei Mainstream „Kunst“ auch eher andere Adressaten mit der Kritik ins Visier nehmen möchte, was Zusammenschlüsse und Kooperationen angeht, blabla Antikapitalismus…anderes Thema.
Dann aber einfach nur die Themen „PC und Diversity“ anzugreifen und den Fehler in den Themen selbst zu suchen und nicht in dem Umgang damit, ist für mich unlogisch und spielt, so meine Befürchtung, immer den falschen Leuten in die Karten.