Allgemeiner Thread zu Diskriminierung (Rassismus, Sexismus etc.)

Das gendern basiert ja auf einer falschen Grundannahme. Nämlich, dass Sprache Realität formt und nicht Realität Sprache. Nur weil man jetzt von BusfahrerInnen spricht, werden nicht mehr Frauen diesen Beruf ergreifen. Umgekehrt werden aber bei mehr Frauen in diesem Beruf, mit dem Begriff Busfahrer auch Frauen assoziiert werden. Wenn zum Beispiel von Lehrern gesprochen wird, denke ich auch immer an Frauen. Einfach weil ich nun mal hauptsächlich Frauen als Lehrer hatte, selbiges bei Kindergärtnern. Und das beste Beispiel für mich ist der Beruf Model. Jetzt mal Hand auf’s Herz habt ihr bei dem Wort zuerst an Frauen oder an Männer gedacht?
Im übrigen endet dieses Phänomen nicht beim Geschlecht. Egal welche Form man nutzt. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit werdet ihr dabei nicht an Menschen mit Migrationshintergrund denken. Und das nicht wegen tief sitzenden Rassismus, sondern schlicht auf Grund eures Alltags, der der das Bild formt, welches ihr mit einem Begriff assoziiert.
Des weiteren ist ja auch das absurde an Schreibweisen wie dem Gender-Strenchen oder Unterstrich, dass man ohne wissen was diese Zeichen bedeuten, gar nicht darauf kommen kann, dass damit auch nicht binäre Menschen gemeint sein könnten. Da stellt sich mir schon die Frage, warum man den Leuten nicht versucht beizubringen, dass das generische Maskulinum alle meint und stattdessen komplett neue Sprachreglungen erfindet.
Aber wenn wir schon dabei sind, eine Frage an alle Gendern-Befürwortet: Muss man “Freundschaft” gendern? Schließlich ist ja das Kernargument von gendeter Sprache, die (nicht-)sichtbarmachung von Frauen. Freund ist grammatikalisch aber männlich. Also müsste man nach der Logik doch auch von “Freundinnenschaft” sprechen, oder?

3 „Gefällt mir“

Ja und nein. Prinzipiell ist das Wort “Freund” männlich, durch die Endung -schaft erhält sie jedoch sowohl den grammatisch feminine Genus als auch die Abstrahierung von einer Person zu einem Zustand, weswegen “biologisch” wir es hier mit einem Neutrum zu tun haben.

Erklär mir bitte, was ich scheinbar nicht verstanden hab.

siehe hierzu weiter oben.

Seh ich persönlich anders, mich stört ein Großbuchstabe mitten im Wort ebenso wie ein Unterstrich und würde deswegen “all the way” gehen und gleich die “allumfassendere” Variante nehmen, wo mehr drunter versammelt sind. Zumindest wenn ich ein Freund des Genderns wäre. Ich persönlich finde das generische Maskulinum immer noch am besten und sehe damit bereits jeden repräsentiert. Nur wirkt das Binnen-I auf mich wie eine Form, die zwischen den Stühlen sitzt.

1 „Gefällt mir“

ich hoff die machen noch mehr in dieser Richtung, fand das Video sehr interessant!

Ich habe eigentlich gar nicht von persönlichen Empfindungen gesprochen, sondern allein von Sprache. Ein Binnen-I ist am unauffälligsten.

FreundInnen
Freund_Innen
Freund*innen

Von diesen drei Varianten ist das Binnen-I deutlich am unauffälligsten und stört das Schriftbild am wenigsten.

Inwiefern das jemanden ganz persönlich stört ist eine andere Sache, aber nicht relevant.

Das generische Maskulinum ist natürlich in keiner Weise diskriminierend, sondern sprachlich gesehen auch die korrekte Bezeichnung für eine geschlechtergemischte Gruppe. Ich kann aber auch verstehen, wenn Frauen sich wünschen in der Sprache repräsentiert zu sein. Da ist das Binnen-I in meinen Augen ein fairer Kompromiss.

2 „Gefällt mir“

Aber was ist mit den Leuten, die sich in der Binnen-I-Form nicht repräsentiert sehen? Und wird die Darstellung der Frau durch das Binnen-I aufgrund der Großschreibung des Buchstaben I nicht aufs Suffix reduziert, weil es dadurch vom Wortstamm getrennt wird?

Die anderen sind mir egal. Das ist eine zahlenmäßig komplett vernachlässigbare Gruppe, was eine deutliche Auflösung des Schriftbildes nicht rechtfertigt. Es gibt nun Mal zwei Geschlechter und wenn sich 99,5% der Menschen darin wiederfinden dann ist das ein sehr guter Kompromiss.

Ich folge mal deiner Logik. Wenn sich Sprache aus der Realität formt, dann ist es nur logisch, dass sich die Sprache auch wandelt und nicht beim generischen Maskulinum festhängt. Schließlich wandelt sich ja auch die Realität. Heutzutage weiß man, dass die binäre Geschlechterkonstellation eine soziale Erfindung ist und dieses Wissen wird nun auch zunehmend in die Sprache übertragen.

Damit lieferst du doch die perfekte Begründung, warum gendern sinnvoll ist. Die Verwendung von generischem Maskulinum stärkt Stereotype. Du denkst automatisch an das Geschlecht, was du auch aus persönlicher Erfahrung mit dem Beruf verbindest. Die Sprache gibt es aber nicht her.
Beispiel: Jmd. spricht von “die Banker haben mir dazu geraten”. Du kennst nur männliche Banker, also assoziierst du in deinem Kopf automatisch nur Männer und stellst dir ein paar Typen im Anzug vor. Tatsächlich könnte dein Gesprächspartner aber ausschließlich von Frauen gesprochen haben. Grammatikalisch wäre das korrekt.

Ist absolut korrekt, aber kein Gegenargument zum gendern.

7 „Gefällt mir“

Ach? Weiß man das?

Ähm, nein? Es zeigt eben nicht, dass damit Stereotype verstärkt werden. Sonst würde es ja auch mehr Lehrer geben. Tut es aber nicht. Du biegst dir das gerade so hin wie du es brauchst. Die allgemeine Begründung für das Gendern ist, dass man durch das generische Maskulinum vorrangig an Männer denken würde. Und zusätzlich dies dazu beträgt, dass weniger Frauen den nicht-genderten Beruf ergreifen. Was aber, wie am Beispiel Lehrer zu sehen, schlicht Quatsch ist. Jetzt damit anzukommen, dass es ja allgemein Stereotype verstärken würde, dreht die vorherige Logik ja komplett auf links. Dann bestätigt es nämlich obigen Punkt, dass Sprache keinen Einfluss auf die Realität hat, da ja sprachliches generisches Maskulinum und das weibliche Lehrerinnen Stereotyp problemlos koexistieren können.

2 „Gefällt mir“

Das Beispiel funktioniert sehr schlecht, weil es “das Model” und nicht “der Model” ist, wenn Du Menschen bezeichnen willst, die Mode zur Schau tragen.

1 „Gefällt mir“

Aber was ist dann mit dem Punkt, dass wenn nur die Realität die Sprache formt und nicht umgekehrt, es eben genau deshalb Sinn macht, unsere Sprache der sich ändernden Realität anzupassen, wie z.B. durch gendern.
Wenn andernfalls die Sprache die wir heute benutzt in einer vergangenen Realität geformt wurde, die nicht mehr dem heutigen Bild entspricht.

Warum sind es eben nur Lehrer, wenn an vielen Schulen nur Lehrerinnen lehren? Ich finde es ist eher ein schwaches Argument zu sagen, weibliche Lehrende sind inkludiert, wenn eben die meisten Worte mit generischem Maskulinum auch aus einer Realität stammen, wo es eben auch nur die männliche Bevölkerung beschrieb. Man hat es eben nie geändert, sondern beibehalten.

3 „Gefällt mir“

Nach deiner Theorie würde es das Wort Lehrerin gar nicht geben, weil man vom Wort nicht auf das Geschlecht bezieht. Aber egal ob bei Lehrer, Erzieher oder Kassierer, die Berufe sind überwiegend weiblich und fast jeder benutzt trotzdem explizit die weibl. Form. obwohl es klar sein müsste das man auch bei der männlichen Form wahrscheinlich eine Frauen meint.

Ich erinnere auch gerne an die Änderung von Krankenschwester zu Krankenpfleger, weil Männer ja keine Schwestern sind.

Ich finde das Beispiel funktioniert gerade deswegen so gut. Es ist ja sprachlich neutral, also müsste man ja (der Logik folgend, mit der Gegenderte Sprache gefordert wird), in gleichen Teilen an männliche und weibliche Models denken. Und ich würde mal ganz stark vermuten, dass das nicht der Fall ist.

@anon41483
Die Argumentation ist grundsätzlich richtig, nur meinte ich mit meiner Aussage “Realität formt Sprache” keine grammatikalische Veränderung, sondern eine in der Bedeutung. Ein gutes Beispiel dafür wäre der Begriff des Nerds. Früher als ein exkludierender Begriff für andere verwendet ist er heute eher eine inkludierende Selbstbezeichnung. “Ich bin ein Nerd. Ich gehöre zu jener Gruppe.” und das ist in dem Fall darauf zurückzuführen, dass die Gruppe der damaligen Nerds heute eben einen nicht unwesentlichen Teil der Mehrheitsbevölkerung ausmachen.

Ich dachte es ging um das generische Maskulinum, nicht um den Sigular? Zumal, wenn man von einer expliziten Gruppe spricht, also zum Beispiel die Lehrer an meiner Schule, man natürlich auf den femininen Plural zurückgreifen sollte, wenn es denn ausschließlich Frauen sind. Die Diskussion um das generische Maskulinum trennt sich ja nicht an expliziter Gruppenbezeichnung, sondern um die allgemeine Bezeichnung eines Berufs.

1 „Gefällt mir“

Wo wir bei dem Krankenschwester Begriff wären, 100 Jahre etabliert und doch wurde er für Männer verändert, eben mit dem Argument das es Männer nicht anspricht. Heute sagt fast keiner Schwester und es wäre mit neu das deswegen so gejammert wurde.

1 „Gefällt mir“

Sprachlich gesehen ist “Lehrer” gleichzeitig männlich und neutral. “innen” ist ein zusätzliches Anhängsel, um auf weibliche Vertreter hinzuweisen, d.h. nur ein Suffix. Deshalb ist nicht die männliche Form neutral, sondern die neutrale Form gleichzeitig die männliche.

Nein, der Artikel klärt das eindeutig. “das Lehrer” gibt es nicht.

Neutrum und neutral sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Der Gedankenfehler hierbei ist, dass sich das Gendern nicht aus dem alltäglichen Gebrauch her entwickelt, sondern stattdessen von einer Gruppe von Menschen den anderen Menschen aufgezwungen wird.
Ein gutes Beispiel sind gängige Anglizismen, die von vielen einfach benutzt werden, weil es sich anbietet und sich dadurch in der Sprache etablieren. Auf die Weise hat sich auch die weibliche Singularform etabliert, weil es eben in gewissem Kontext Sinn ergibt, den sprachlichen Hinweis auf das Geschlecht der Person zu geben. Das Gendern hingegen ist mit solchen natürlichen Entwicklungen schwer vergleichbar, da die Entwicklung nicht aus der Bevölkerung heraus, sondern von oben herab geschieht.

3 „Gefällt mir“

Dann ist die Form halt nicht neutral, da sie immer auch geschlechtlich determiniert ist.

Nein. Das Wort ist immer neutral, wenn man es rein sprachlich betrachtet. Durch das Suffix wird es feminin.