Überflüssig? Nein, auf keinen Fall. Wie oben dargelegt nutze ich stets das Binnen-I. Es ist nur komplett unwichtig, solange es viel größere Probleme gibt.
als ob man nicht mehrere Probleme angehen kann und viele Probleme nicht sowieso zusammenhängen würden.
Gender-gerechte Sprache ist für die Sprache überflüssig und hat nichts mit den anderen Bereichen zu tun. Gender-gerechte Sprache “darf” sich dann einklinken, wenn alle Beteiligten in der Lage sind die grundlegenden altersgemäßen Sprachkompetenzen abzubilden. Es ist “on top” und nicht “muss”.
Ja schon klar. Und weiter?
Du tust so als würde man Gendern behandeln, bevor man z.b die Doppelkonsonanten machen würd. Zumindest wirkt das grad so auf mich
Sowohl in den, von dir zitierten, Passagen als auch in der Kurzfassung steht kein Grund, wieso das generische Maskulinum nicht angewandt werden darf, sondern nur, wieso es keine alleinige Existenzberechtigung hat. Stattdessen ist dort sehr viel mimimi über die doofe Welt zu lesen und der anschließenden Anmaßung, dass Linguistiker den Menschen erklären müssen, wie sie ihre Sprache zu verwenden haben. Garniert wird das dann noch mit der Phrase: „angesichts des übertriebenen Pathos und der Irrationalität, die in dieser Art Äußerungen stecken“. Dabei sind es eben gerade Leute, wie die Autorin, die hier einen Pathos kreieren.
Diese Einstellung ist eig. das Hauptproblem bei dem ganzen Thema. Kleine elitäre Gruppen der Unis versuchen dem Volk zu erklären, was sie zu sagen habe und was nicht und kreieren dadurch teilweise überhaupt erst Probleme an Stellen, wo es gar keine gibt.
Buchstaben und Silben sind nicht ohne Grund, wie sie sind. Irgendwann fing man mit Bildern an und hatte diese dann immer weiter vereinfacht, bis man eine Art Buchstaben hatte. In anderen Sprachen ist das sogar noch krasser. Im Japanischen hat jeder „Buchstabe“ also jedes Schriftzeichen schon alleine eine Bedeutung für sich.
Der Duden versucht eig. eher die Realität abzubilden. Also das, was am gängisten verwendet wird, übernimmt der Duden. Es gibt dort mittlerweile auch sehr viele umgangsprachliche Begriffe, viele „kannste so oder so machen“-Einträge, usw. Man findet auch Einträge, die eig. falsch sind, wie z.B. „Assi“ als Abkürzung für asozial. Aber da die meisten es so benutzen, hat der Duden es auch so aufgenommen.
Es wäre schön, dass irgendwie der Bezug zu meinem Beitrag deutlich würde. Wohl weiß ich, was ein generisches Maskulinum ist. In einer männerdominierten Gesellschaft, wo Frauen in Bereichen, die nicht grob Kinder, Küche oder Kirche tangieren, die absolute Ausnahme sind, ist das ja auch noch irgendwo nachvollziehbar. Das hat sich aber inzwischen gewandelt und ich halte es nach wie vor für Humbug, dass die maskuline Form als neutral gelten kann.
Die Dudenredaktion legt Wert darauf, in der Auswahl der Wörter deskriptiv zu arbeiten – also dokumentarisch das abzubilden, was in der Schriftsprache ohnehin vorhanden ist. Das Gegenteil wäre, präskriptiv vorzugehen, also Wörter aufzunehmen, von denen die Redaktion findet, dass sie verwendet werden sollten – aktive Sprachpolitik.
Das macht die Duden-Redaktion nur in einem einzigen Bereich: „Es ist Verlagspolitik, die weibliche Form von Wörtern aufzuführen, auch wenn sie nicht geläufig ist“, sagt Kunkel-Razum. So fiel schon bei der Neuauflage 2013 Wörter wie „Wutbürgerin“ oder „Rabaukin“ auf, bei denen sich nicht wenige fragten, ob sie überhaupt jemand benutzt. „Wir zeigen damit, welche Möglichkeiten es gibt, das ist Form der Sprachpolitik.“
Der Duden hat sich immer damit identifiziert, dass er die tatsächlich gesprochene Sprache der Deutschen abbildet, also dem Volk aufs Maul schaut und mit diesen Wörtern und Redewendungen dann seine Bücher füllt. Wörter selbst hinzuzufügen, die diesem Ansatz zuwiderlaufen, ist ideologischer Käse und hat in so einem Nachschlagewerk nichts verloren.
Ich empfehle dir, dich mal mit Sprachkorpora auseinanderzusetzen. Dann wirst du den Unterschied zwischen prä- und deskriptischer Germanistik feststellen. Das, was der Duden hier macht ist natürlich schon mal kein schlechter Anfang. Das war gerade in den 90ern und 00er Jahren noch weit krasser, ist aber im Vergleich doch noch sehr präskriptiv.
Das ist richtig, ändert aber nichts an der generellen Künstlichkeit aller Buchstaben.
Generisches Maskulinum hat überhaupt gar nichts mit Geschlechterrollen oder sonst irgendetwas zu tun. Es ist ganz einfach der Wortstamm.
…und da es die maskuline Form ist, ist sie halt nicht neutral.
Der Wortstamm von Lehrer ist übrigens Lehr- und nicht Lehrer. Das -er determiniert bereits eine grammatische Zuordnung.
Ich verstehe echt nicht, was daran so schwer zu verstehen ist. Genus und Sexus sind zwei verschiedene Dinge. Sie korrelieren zwar oft, weil praktisch, aber sie können unabhängig von einander existieren. Beispiele dafür gibt es fast schon mehr als Wörter.
Gegenfrage: Ist es so schwer zu verstehen, dass das generische Maskulinum eine nicht mehr zeitgemäße Form ist?
Woraus ziehst du das? Ich verstehe schon, was du meinst, halte es aber trotzdem für Humbug.
Edit: What @godbrakka said
Wer etwas tiefer in die Sprache allgemein und der Sache mit dem Genus im Speziellen einsteigen will, kann ich den Blog von Daniel Scholten empfehlen, einem Sprachwissenschaftler, der sich dort intensiv mit Sprachkunde und Stilistik beschäftigt und zu verschiedenen Themen (oft recht lange) Video-Podcasts veröffentlicht, u.a. auch zur Genderthematik und wie “wissenschaftlich” sie geführt wird.
Wie man es eben auffassen will. Ich lese da eher einen Aufruf sich damit intensiv, wissenschaftlich fundiert und nachhaltig auseinanderzusetzen heraus.
Und vor allem gegen populistische Meinungsmache, wie z.B. Parolen wie “die da oben bestimmen nicht, wie wir uns auszudrücken haben”, sachlich entgegentreten zu können. Ein Austausch und eine vernünftige Aufarbeitung ist eben wichtig.
Und ich persönlich bevorzuge da den universitären Austausch gegenüber dem in der Dorfkneipe.
Aber ich bin auch Elite, muss ich dazu sagen.
Dafür müsste man sich auf etwas neutrales einigen, falls es Leute gibt die sich (noch) nicht zuordnen lassen wollen. Aber darum wird sich dann sicher noch mehr gestritten.
Ja, weil die Ansicht, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, nur aus der erzwungen Verknüpfung von Genus und Sexus entsteht. Wenn man einfach mit der Einstellung ran geht, dass das Maskulinum neutral ist, solange nichts weiter spezifiziert wird, kommt man eig. ganz gut klar. Niemand wird diskriminiert, niemand wird ausgeschlossen, es ist einfach und simpel.
@Spique Danke für den Link. Das ist eine spannende Seite, vor allem was die historische Entwicklung des Genus angeht. Das zeigt auch, dass solch Argumente wie, dass Berufsbezeichnungen maskulin seien, da früher nur Männer gearbeitet haben, nicht wirklich haltbar sind und dass diese Verknüpfung zwischen Genus und Sexus nicht so einfach funktioniert, wie manche das gerne hätten.
Nun, es hat sicher einen Einfluss, dass heute dank des Internets jeder „Pleb“ lesen, schreiben und alles, was ihm gerade einfällt, in die weite Welt herausposaunen kann. Währenddessen war es früher nun einmal wirklich die Elite, die die (geschriebene) Sprache definiert haben - schließlich konnten nur sie lesen und schreiben. Aber das hat sich geändert und da wird sich dann die Sprachwissenschaft auch anpassen müssen. Ich muss auch akzeptieren, dass „Assi“ verwendet wird, obwohl es falsch ist. Man wird die Menschen aber nicht mehr dazu zwingen können, stattdessen „Asi“ zu benutzen.
Für mich liest sich das eben so, dass sich die Wissenschaft damit auseinandersetzen muss. Aber in der Realität ist es mittlerweile so, dass sich die Gesellschaft als ganzes damit auseinander setzen muss.
Bist du dir da wirklich sicher? Das soll der einzige Grund sein, warum es scheinbar zeitgemäßer ist Frauen wie Männer und alles was dazwischen ist anzusprechen?
Ja, weil ich Frauen nicht wie Männer anspreche, sondern nach der Bezeichnung der Gruppe. Wenn ich also von den Bürgern rede, rede ich von Menschen, die im Besitz einer Staatsbürgerschaft haben und nicht von Männern oder Frauen oder was weiß ich. Deren Geschlecht ist in dem Moment einfach völlig egal. Durch die Formulierung “Bürger und Bürgerinnen” gewinnt der Sexus überhaupt erst eine Bedeutung, die gar nicht nötig ist. Und eben dadurch ensteht auch überhaupt erst ein Problem.
Hingegen finde ich es in Ordnung, wenn man feminine Pluralformen benutzt, weil es für den Kontext wichtig ist, dass die Gruppe nur aus Frauen besteht. Hier liegt der Sexus aber nicht im Genus, sondern in dem “in”.