Du stellst das gerade so dar, als wäre zuerst die gegenderte Form und dann erst das Problem. Das Problem der Nichtansprechung der Frauen ist jedoch wesentlich älter. Erste Erwähnungen des Problems finden sich bereits bei DenkerInnen der Frz. Revolution (siehe Olympe de Gouges). Da war noch lange nicht die Rede von “Bürgerinnen und Bürgern” geschweigedenn vom Binnen-I. Das Problem war bereits VORHER da und nicht andersrum.
Der letzte Absatz von Scholten gefällt mir am besten.
Die Frauenquote ist das einzige Mittel, das Warten abzukürzen. Es ist politisch und für ein Gesellschaftsziel legitim. Es kann nicht von Ministermännchen missbraucht werden. Es raubt der Sprache ihre Anpassungsfähigkeit nicht, sondern passt unserer Großgesellschaft an die Lebensbedingungen an. Es verfälscht nicht, sondern rückt gerade. Es ist nicht ungerecht, sondern nur vorübergehend ungünstig für den Mann
Er sagt damit ja quasi, dass die Umstellung der Sprache nicht ausreiche und wenn überhaupt nur zu langsam zu einer wirklichen Gleichstellung führe, die bis dahin nur eine vorgetäuschte Gleichstellung wäre. Seine Methode der Wahl sei da die Frauenquote.
Da sage ich, warum nicht beides, um sicher zugehen
Man muss zwischen dem Problem und dem „Problem“ entscheiden. Erst war das „Problem“ (also ideologisch erzeugt), dann das Gendern und dann das Problem, dass keiner mehr weiß, was jetzt eigentlich richtig ist.
Sicher kann es auch damals schon solche ideologischen Bewegungen gegeben haben. Ob man daraus jetzt aber ableiten sollte, dass das für die breite Gesellschaft ein Problem war, würde ich mal als fraglich bezeichnen.
Er sagt sogar (mit Beispielen aus Schweden und Island), dass die Umstellung der Sprache quasi gar nichts bringt und dass die Länder, in denen die Geschlechter im Großen und Ganzen gleichberechtigt sind, keinerlei gegenderte Sprache nötig haben. Er argumentiert das so, dass Sprache und Verstand getrennt sind. Während Island es mit Verstand gelöst hat, versucht es Deutschland mit der Sprache. Kann ja jeder für sich selbst überlegen, was erfolgsversprechender ist.
Du redest dich grad um Kopf und Krage. Das ist einfach nur eine Nullaussage und keinerlei Antwort auf die vorherige Aussage
Das ist die Zusammenfassung des Gender-Wahnsinns.
Hier nochmal in Scholtens Worten:
Die Sache geht also vorne und hinten nicht auf, wodurch erst der kreative Sprachgebrauch als willkürliche Wahl der am wenigsten falschen Maßnahme notwendig wird.
-> Erst durch das Gendern, entsteht ein sprachliches Problem.
Das ist eine Binsenweisheit. Wenn man nicht gegen ein Übel angeht gibts auch kein Problem. Wenn man unterdrückt wird und sich nicht wehrt, gibts auch kein Problem.
Durch Unterdrückung entstehen schon Probleme, wie z.B. eingeschränkte Freiheit. Nur wird in der deutschen Sprache niemand unterdrückt und ein Übel ist auch nicht vorhanden. Ich empfehle dir wirklich mal Scholtens Aufsatz zu lesen. Der bringt spannende Aspekte in die ganze Diskussion rein.
Darüber lässt sich beim Einsatz des generischen Maskulinum köstlich streiten und diskutieren
Bist du denn auch wie Scholten für eine Frauenquote?
Ich empfinde die Anpassung der Sprache auch nur als ein Teil der Methoden auf dem Weg zur Gleichstellung und bin daneben auch für eine Frauenquote.
Aber eben nur wenn man Genus und Sexus verknüpft. Denn sonst gibt es da gar keine Diskussionsgrundlage für.
Scholten wählt einen Ansatz bzgl. der Frauenquote, den ich so noch nie gehört habe und der recht interessant ist. Er sieht die Frauenquote nicht als Mittel, Gleichberechtigung zu erreichen, sondern nur als ein Mittel, um den Prozess abzukürzen.
Das eröffnet allerdings eine ganz neue Diskussion, zu der ich mir erstmal tiefere Gedanken machen müsste. Als Mittel, um Gleichberechtigung zu erreichen, sehe ich die Frauenquote aber auch nicht. Wenn eine Frau nur eingestellt wird, um eine Quote zu erfüllen, hat das wenig mit Gleichberechtigung zu tun. Und auch, wenn man es nur als Mittel nimmt, den Prozess abzukürzen, wird eine stumpfe 50/50-Quote nicht funktionieren. Das scheitert schon daran, dass es in manchen Berufen gar nicht genug Bewerber gibt, um die Stellen gleichmäßig zu besetzen.
PS: Wer ist jetzt mit „Bewerber“ gemeint in dem Kontext? Nur Männer? Wohl kaum.
Gemeint nein, angesprochen ja
Tja, das ist leider der entscheidende Gedankenfehler. Ich habe sprachlich vollkommen korrekt alle angesprochen, die sich bewerben. Die Differenzierung nach Geschlecht und das Ausschließen anderer Geschlechter geschehen erst in deinem Verstand und dadurch entsteht überhaupt erst das Problem. Es ist also letztlich Sexismus auf deiner Seite, der meinem Sprachgebrauch Sexismus unterstellt. Und so funktioniert auch die Genderideologie im Allgemeinen.
Du unterstellst mir gerade Sexismus?! Das halte ich jetzt für ein wirklich starkes und freches Stück!
Bitte nimm das nicht beleidigend auf. Ich unterstelle dir nicht, dass du Sexismus lebst oder geil findest oder was auch immer. Solche Dinge passieren auch oft unterbewusst, ohne, dass man es merkt. Mir sicher auch. Es ist aber trotzdem der Nährboden der Genderideologie.
Das finde ich extrem interessant!
Denn ich höre immer wieder von Leuten, wenn sie aufgefordert werden gender-gerechte Sprache zu nutzen: “Ach, komm, diese Worte habe ich immer schon benutzt, und jetzt muss ich mich umgewöhnen für etwas das ich irrelevant finde? Ne, mache ich nicht!”
Also, wenn man es den Kindern gleich von Anfang an gender-gerecht beibringen will, dann ist es etwas, was man nicht “grundlegend” lernen muss, aber wenn man es im Nachhinein einführen will, dann ist es etwas, wo man die Notwendigkeit dafür nicht sieht, weil es ja auch ohne geht…
Ehrlich gesagt, ich verstehe das Argument nicht, dass man etwas “on top” haben muss. Wenn mans gleich von Anfang an lernt, dann muss man sich danach nicht umgewöhnen.
Ich weiss nicht was du mit “im Verstand” meinst, aber diese Differenzierung besteht oft unbewusst, und Sprache ist etwas, was da mitspielt.
Gibt genug Studien dazu, dass es mit Dingen wie z.B. dem Generischen Maskulinum ein Problem gibt.
Ganz ehrlich, wie soll ich das nicht als Beleidung auffassen? Ich bin seit ich politisch denken kann stets ein Verfechter gleicher Rechte und gleicher Pflichten für alle Menschen unabhängig ihrer Geschlechter, Herkunft, oder sonst was und dann kommst du daher und behauptest ich würde Sexismus (egal ob bewusst oder unterbewusst) betreiben. Das ist einfach nur eine Frechheit deinerseits solch eine Behauptung aufzustellen.
69 Geschlechter? Wer legt sowas fest? Hat man da irgendwelche natürlichen Ausgangspunkte oder nimmt man das so locker wie die Geschmacksrichtungen bei Chips?
Ich komme aus einer Zeit, da gab es sowas verrücktes wie Mann und Frau und irgendwie war das kein wirkliches Problem. Aber 2019 geraten die Menschen schon aneinander, weil sie nicht wissen, ob man nun zum Beispiel der Hammer oder die Hämmerin sagt. Auah…
Wo soll das enden?
Das war ein Witz, nicht mehr und nicht weniger. Wollte einfach nur eine zugegebenermaßen pubertäre Sprachspielerei machen.
“Genderideologie” ist übrigens ein sehr beliebtes Narrativ der katholischen Kirche und auch der rechten Szene. Just saying.