Sehr spannend ist auch diese Anwandlung:
Geschlechtergrenzen. Geschlechtsentwicklung,
Intersex und Transsex im Spannungsfeld zwischen biologischer Determination und kultureller Konstruktion
Sigrid Schmitz
Auf die Frage, wie viele Geschlechter es beim Menschen gibt, erhalten wir in unserem Kulturkreis meist die spontane Antwort: “natürlich zwei: männlich und weiblich.” Gehen wir allerdings auf die Suche, so finden wir eine Reihe weiterer Antworten. Die Biologin und feministische Wis- senschaftsforscherin Anne Fausto-Sterling (1993, 2000c) spricht bei- spielsweise von fünf Geschlechtern, den “five sexes”: male, female, herms (echte Hermaphroditen), ferms (weibliche Pseudohermaphroditen) und merms (männliche Pseudohermaphroditen). Der Anthropologe Gilbert Herdt (1996) berichtet von einer Ethnie in Papua Neuguinea, den Sambia, die bis zur Pubertät drei Geschlechter definieren. Thomas Wesley, Ethnologe an der University of Washington, beschreibt multiple Geschlechter- systeme bei Native American Cultures, etwa die Berdache oder die vier Geschlechter bei den Navajos: männlich, weiblich sowie männliche und weibliche Nadleehes, welche jeweils die Rolle des anderen Geschlechts übernehmen (Schröter 2002, Wesley & Jacobs 1999). Die Frage nach den Geschlechtern des Menschen erscheint also doch nicht so einfach, wie es den ersten Anschein hat.
In diesem Kapitel gehe ich der Frage nach, wie Geschlechter beim Menschen bestimmt und festgelegt werden. Gibt es nur zwei oder gibt es viele Geschlechterkategorien?
Wow, 5 Geschlechter! Das ist natürlich auch eine echte Herausforderung für Sprache. Ich würde es gut finden, wenn wir einen Weg finden würden das in der Sprache zu integrieren.