Allgemeiner Thread zu Diskriminierung (Rassismus, Sexismus etc.)

Gerade durch die ganzen Proteste zu BLM habe ich gelernt, dass ich als nicht betroffene Person “zielführend” an die Sache rangehen sollte. Betroffene Personen können sich eben nicht erlauben Rassismen mal eben so etwas emotionsloser zu betrachten wenn eine Person gerade Rassismen reproduziert. Ich hingegen kann und sollte dies aber versuchen.
Dieser Gedanke hat mir sehr im echten Leben geholfen.

Hier konfrontiere ich je nach Situation und Gefühl und bezüglich Strategie habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr vielen Leuten hilft “vergleichbare” (oft sind die nicht vergleichbar aber in der Diskussion hilft es) Dinge die sie betreffen zu nennen und über die persönliche Realität zu argumentieren.

Es gibt meist Merkmale oder Themen die für manche Menschen sehr empfindlich sind weil sie dies bezüglich öfter Sprüche hören (Körpergröße, Nasengröße, Haare, Beruf es kann eigentlich alles sein). Und diese Leute geben, in einem privaten Gespräch eigentlich immer zu, dass diese Sprüche egal wie sie gemeint sind verletzend sind. Und, dass andere das schwer nachvollziehen können weil sie nicht mit diesem Merkmal ihr leben leben. Und ab da verstehen die meisten eigentlich schnell wo die Problematik liegt. Selbstverständlich vollführen diese dann keine 180 Grad Wendung aber ich habe gemerkt, dass darauf auf jeden Fall weniger solcher eindeutigen Sprüche gefallen sind.

Oder wenn ich erklären will warum es aktuell auch wichtig ist betroffene zu Wort kommen zu lassen gehe ich so ran:

z.B. beim Thema Gaming haben viele Gamer*innen im Kopf wie RTL, andere Medien oder Politiker*innen vollkommen inkompetent über die Thematik gesprochen haben. Und oft wurde sich gewünscht, dass lieber echte Expert*innen oder echte Gamer*innen über die Thematik reden sollen.
Und das Versuche ich dann auf z.B. die Rassismus Diskussion umzumünzen und erkläre, dass es ähnlich (eigentlich noch viel mehr) frustrierend seien muss eben dauernd Leute über Dinge reden zu hören von denen sie selbst nicht erfahren haben.

Wenn ich ehrlich bin so viel ich brauche ich wähle meine “Kämpfe” im Alltag sehr bewusst weil ich auch genau weiß, dass ich wenn ich das nicht bewusst wähle, ich einfach irgendwann nicht mehr kann. Es hat auch lange gebraucht um zu merken, dass es voll ok ist manchmal zu sagen “heute habe ich leider nicht die Energie dafür”
Der Gedanke der mir dabei auch sehr geholfen hat war der, dass das ganze ein Marathon und kein Sprint ist und es eben wichtig ist, dass ich mich auch noch in 20 Jahren für meine Werte einsetzen kann.

Ich glaube, dass alles seinen Teil dazu beiträgt (ich selbst schaffe es z.B. aus persönlichen Gründen nicht auf Demos zu gehen) und es eben wichtig ist, dass sehr viele Menschen ihr privates Umfeld aufklären aber auch jeder Mensch der auf der Straße rebelliert, jede Unterschrift für eine Petition und jede Stimme bei einer Wahl wichtig ist.

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Man selbst kann nur sehr wenig beitragen. Man kann nicht die Gesellschaft alleine verändern, zumindest nicht langfristig und auch nicht nachhaltig (Rassismus und Ungleichbehandlung gibt es schon immer). Man kann zwar den staatlichen Rassismus durchaus auch in einer Generation lösen, aber darum geht es ja nicht, wenn es Begriffe wie PoC und ähnliches geht.

Man kann Grundsteine legen, indem man z.B. seine Kinder entsprechend erzieht etc. Es ist keine Aufgabe für eine Generation und es ist auch keine Aufgabe, die irgendwann abgeschlossen sein wird (“es gibt keinen Weg zur Gleichberechtigung, denn Gleichberechtigung ist der Weg”)
Diese simple Tatsache ärgert viele, weil man selbst in einer besseren Welt ohne Rassismus leben möchte (ähnliches Problem mit Revolutionen).

Deswegen diskutiert man halt lieber über Begrifflichkeiten und erschafft sich eine Bubble, in welcher der Rassismus, der tief in der Gesellschaft verwurzelt ist, auf magische Weise durch die richtigen Wörter “gelöst” wird.

Aber das wollen die meisten nicht hören.

Wer behauptet das denn? Irgendwie hab ich noch nie Menschen kennengelernt die glauben, dass anti-rassistische Sprache alleine unser Rassismus Problem lösen wird und sich für diese einsetzen.

Geh doch nicht schon wieder direkt auf den ersten Derailing-Versuch ein :smiley:

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Bei mir ist es schwierig.
Ich glaube, bin schon in einer Art „Bubble“, wo wir uns schon einen Schritt weiter mit den Themen befassen, Freundeskreis sowie Uni, wenn es denn um solche Themen geht. Deswegen kann ich so manche naive Haltung nicht nachvollziehen, konnte ich auch nie. Selbst als mein Opa vom Dorf einen rassitischen Witz gemacht hatte, als ich zehn war, war mir schon klar das ist mehr als gemein.
Ich hab drei sehr gute Schwarze Freundinnen und mehrere Bekannte. Passiert oft, dass ich eine Freundin treffe und frage ‚wie gehts‘ und es ist etwas rassistisches vorgefallen. Ich höre in erster Linie zu und versuche ‚stärkende‘ Worte zu wählen. Oft hat schon Humor geholfen. Eine Freundin hat auch schon gesagt, dass sie sehr froh darüber ist, dass ich nicht versuche es klein zu reden und es Ernst nehme. Wie oft das vorkommt kann man sich ja denken…

Bei einer anderen Freundin wurde der Sohn letztens als „Brownie“ von einem Mitschüler benannt, wo ich mich wirklich gefragt habe woher das bei Kindern schon kommt…

In der Familie kann ich viel mit historischen Wissen trumpfen, da sehr viele Menschen wirklich nur wenig über Kolonialismus wissen. Das versuche ich wirklich immer niedrig schwellig und ruhig zu erklären. Wenn dann immer noch das Argument kommt: Ja, also für mich ist das halt ein N*, oder ein N*-Kuss, dann formuliere ich sehr klar und deutlich: Sollte je eine meiner Freundinnen anwesend sein verzichtest du bitte aus Respekt auf dieses Wort!
Und dann wird meistens mit Stille reagiert.

Es ist sehr oft frustrierend, egal wie tiefgreifend man darüber informiert, es kommt immer wieder vor, dass Leute ihr Recht das N*Worrt zu sagen, über das Recht Anderer stellen, nicht diskriminiert zu werden.

Ich bin aber froh, dass z.B. meine Oma (geb. 1928) es tatsächlich dankend angenommen hat und es nicht mehr benutzt. Auch mein Vater hat es verstanden. Ich denke, je mehr es in der Öffentlichkeit besprochen wird, desto eher erkennen sie auch: Ach sieh mal, dass hat uns Sami ja auch schon mal erklärt.
(Wenn eine Schwarze Freundin da war, gab es zumindest keine dummen Kommentare zu Haaren oder zur Sprache, oder ah, aber gutes Deutsch, da bin ich sehr froh. Wobei gerade meine Cousinen und Cousins da auch reflektiert sind.)

An der Uni wird es klar gesagt was nicht geht und der Anspruch ist weitaus höher geschraubt als am Kaffeetisch. Zu Recht. Da kennen wir dann kein Pardon im Seminar und unser Dozent sagte letztens sogar, dass er es begrüßt, wenn Diskussionen ‚leidenschaftlich‘ verlaufen. Wir machen den Mund auf. Wir unterstützen uns gegenseitig und das hat schon einige Male für uns einen guten Effekt gehabt, dass wir wissen wir sind nicht allein. Zu unserem Fachbereich gehört Kolonialismus und Diaspora einfach dazu, wenn dann Leute aus eurozentrischen Bereichen dazukommen, müssen sie viel Input einstecken, aber dafür ist es eine Universität.

Da es aber immer wieder bei uns kritische Fälle gibt hinsichtlich Sprache und anderer Dinge, haben wir angefangen uns als Rassismuskritische Gruppe zusammen zu tun und wollen auch da es etwas voranbringen. - Ich hoffe das wird was, bei einer Evaluierung Anfang des Jahres wurden wir nicht ausreichend ernst genommen, war mein Eindruck…

Wenn es Vorfälle gibt, z.B. beim Feiern, wenn eine Schwarze Freundin, die eine Behinderung hat, vom Türsteher hören muss , warum sie denn überhaupt feiern gehe oder ich mich vorher extra über barreriefreie Zugänge und Möglichkeiten informiere - und dann kommt nix bei rum oder Rassismus; oder wir nach einer Toilette fragen und es heißt nein, geschlossene Veranstaltung, dann mach ich Remmidemmi.
Wir haben 2020. Da kenne ich absolut kein Pardon mehr. Und das Ergebnis der anderen Seite wird dann sehr kleinlaut. Ich bin da sehr klar und präzise in meinen Worten.

Wenn ich in der Bahn sitze und ich sehe im Wagon eine Schwarze Person und eine Person mit Thor Steinar, achte ich sehr genau auf die Umgebung. - Ich achte sehr genau wer welche Wege geht. Das ist traurig, aber Realität. Ich musste Gott sei dank noch keinen kritischen Fall dahingehend beobachten. Aber Handy parat haben, Polizei rufen, Leute ansprechen, sich als Zeugin zur Verfügung stellen, dass sind dann eben Dinge, die ich im Hinterkopf behalte.

Seit ca. Winter 2016/2017 war ich regelmäßig für eine NGO ehrenamtlich tätig. Seit 2019 hauptsächlich bei Veranstaltungen. Z.B. haben wir mal ein Schülerprogramm für Alltagsrassimus gemacht, da wurde mir sehr klar, wo die Defizite liegen.

Ich bin nicht still. Ich habe auch schon einen Bekannten meines Vaters mal sehr energisch aufgeklärt, als er meinte er findet das gar nicht schön wenn „Lesben“ sich in der Öffentlichkeit küssen.

Ehrlich gesagt, Variante 1 ist immer nett sein. Wobei mich so manche Form an Gefälligkeit nervt, die man einschlagen muss, um Leute zu ‚überzeugen‘ (eigentlich aufklären). Aber ich bin auch keine Pädagogin.
Variante 2 bei Uneinsichtigen ist energischer Klartext.

Aber ich habe mir schon die gleichen Fragen wie du gestellt. Was mich immer wieder dazu führt, dass es einfach ein gesamtgesellschaftlicher Kontext ist und insbesondere Weiße sehr viel Wissen und Empathie sich dazu erarbeiten müssen.
:slight_smile:

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Ich behaupte das.

Das ist meine Erklärung warum letztendlich alles in diesem Forum und in anderen Foren auf eine Diskussion bezüglich der Begrifflichkeiten hinausläuft.
Es gibt so viel Diskussion um die richtigen Begriffe, aber der Alltagsrassismus ist nicht weniger geworden, offensichtlich hat alles schön unter dem Deckel gekocht und jetzt ist alles übergekocht.
Wenn es kein Versuch sich eine sprachliche Bubble zu erschaffen, warum wird es dann gemacht?
Jetzt kommt gleich, dass es ein „selbst gewählter“ Begriff sein soll, was aber faktisch nicht sein kann, weil es keine homogene Gruppe gibt, die so etwas selbst wählen könnte. Das geht höchstens für die nicht weiße Bevölkerung der USA, weil letztendlich es da eine homogene Gruppe gibt, nämlich die der US-Bürger.

Am Ende glaube ich die ganzen Diskussionen sind eine Möglichkeit für Leute, ohne etwas zu tun, sich trotz des Rassismus besser zu fühlen, weil sie sich dann für etwas besseres halten können.

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Ja stimmt an solche Situationen hatte ich jetzt gar nicht gedacht sondern nur an meinen Alltag und der direkte Kontakt mit meinem “Bekanntenkreis”.

Aber ja wenn mir sowas in der “Öffentlichkeit” bei Fremden begegnet hab ich da Null Toleranz. Ich hab auch das Glück mit einem recht großen, stämmigen und männlichem Körper geboren zu sein, weshalb ich auch nie wirklich Angst vor körperlicher Gewallt gegenüber mir hatte.

Gerade Abends/Nachts in der Bahn ist es schon öfter passiert, dass ich Leute aus der Bahn geworfen habe weil sie mit klarer rassistischer Intention andere Menschen angepöbelt haben.

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Was soll derailling heißen, dass meine Antwort nicht dem entspricht, was du hören wolltest?

Ich habe die zitierte Frage beantwortet, aber anscheinend falsch, dann wären wir wieder beim letzten Teil meiner Antwort.

Warum überrascht mich das nicht?

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Das beste ist die Begründung: Man muss da keine Studie anfertigen weil Racial Profiling ja eh nicht erlaubt ist. :ugly:

Nach der Logik kann man die Polizei ganz abschaffen, weil was illegal ist passiert ja auch nicht.

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Btw Nehammer meinte auch es gibt keinen Rassismus bei der Polizei. :ugly:

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Na hamma der Nehammer :eddyclown:

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das sind ganz schön viele fragen :slight_smile:
aber ich versuche mich mal an ein paar.

zunächst mal bin ich in einem sozial schwachen stadtteil aufgewachsen und hatte als kind freund_Innen mit den unterschiedlichsten kulturellen hintergründen. das hat sich als jugendlicher quasi ins gegenteil verkehrt als ich auf ein klosterschule kam. yaddah, yaddah, yaddah heute arbeite ich z.T. mit jugendlichen aus sozial schwachen familien, vorher auch mit obdachlosen.
ich selbst musste auch bereits diskriminierungserfahrungen machen aufgrund meines sehr seltenen und ungewöhnlichen namens (z.b. auf dem wohnungs- und arbeitsmarkt, aber auch privat).

im alltag versuche ich, in meiner haltung immer klar zu sein.
respekt, menschenrechte, menschenwürde, das GG und solche werte sind mir sehr wichtig und unverhandelbar für mich. das kommuniziere ich auch, wenn nötig so deutlich und präzise wie nötig (leider nicht immer so einfühlsam wie möglich).
in der arbeit mit jugendlichen habe ich festgestellt, dass das von ihnen größtenteils geschätzt wird. sie wissen bei mir woran sie sind und was geht und was nicht geht.
auch im arbeits-, freundes- und familienkreis scheue ich nicht die konfrontation, was auch schon mal die stimmung gekillt hat.
aber meistens versuche ich zumindest einen gemeinsamen nenner zu finden, der unverhandelbar ist (z.B. das GG, menschenwürde) und ab da kann man ja dann diskutieren. ich versuche auch möglichst empathisch für die gegenseite zu sein, also z.b. nachzuvollziehen, wenn einem die vorstellung von 1 mio. flüchtlingen, die nach D kommen, angst macht.

ABER, das ist natürlich eine idealvorstellung, das gelingt mir nicht immer, wahrscheinlich viel zu selten. v.a. auch weil ich ein recht temperamentvoller mensch bin.

und natürlich, das habe ich schon mehrfach gesagt, habe ich auch schon menschen ausgegrenzt, diskriminiert, herabgewürdigt usw. und das wird mir auch in zukunft noch passieren. aber ich versuche, an mir zu arbeiten.

die ambivalenz im alltag ist ein ziemlicher harter brocken für mich. mir ist bewusst, dass mein wohlstand und meine privilegien, von denen ich profitiere, zulasten des globalen südens geht, aufgrund der kolonialgeschichte existiert und auf ausbeutung an mensch, tier und natur beruht.
ich versuche (auch deshalb), eher minimalistisch zu leben und weniger und bewusster zu konsumieren.

was der „richtige“ weg ist, muss am ende jeder für sich selbst entscheiden. aber ich glaube es führt nichts daran vorbei, empathie und mitgefühl zu erzeugen für die gruppen, die eher keine lobby haben und sich eher am rand (gedrängt) der gesellschaft befinden. ihnen zuzuhören und ihre geschichten zu erzählen, das möchte ich gerne.

aber ich lerne jeden tag dazu, eigentlich habe ich keinen schimmer :smile:

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Wieso Witz. Das ist doch dein alter Benutzername :slight_smile:

Ich versteh es immer noch nicht so ganz :sweat_smile:

Es gab hier mal einen Benutzer mit dem Namen “LordVoldemort” und man unterstellt dir gerade, dass du das warst und jetzt unter neuem Namen zurück bist. Ich persönlich sehe da nicht wirklich Anhaltspunkte für, habe von dem alten Benutzer allerdings auch nicht sonderlich viel mitbekommen.

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Meiner meinung nach wurden saemtliche neu Registrierungen von lanatirgwynberginator und nun auch lanatirgwynberginatorbrainless durchgeführt

Ah ok vielen Dank. Ich war früher mal auf reddit und youtube unter anderem Namen aktiv aber im Forum war ich vorher nur stummer Lurker ohne Profil.

Habs zwar schon in den anderen Thread gepostet, aber das gehört hier genauso rein. So geht “lückenlose” Aufklärung.

Bin echt sprachlos, das wirklich alles an diesem Fall von der Polizei und dann von der Justiz abgeblockt wird.

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Eben bei Dash FM:

Können Frauen überhaupt so aussehen wie Abby aus TLOU2.

Wow… :ugly: