Du bist aber derjenige, der folgenden Satz rausgehauen hat:
Nur, weil du das nicht aktiv betreibst, legitimierst du aber dieses Vorgehen. Siehe auch hier:
Du findest es also okay und gleichzeitig sagst du noch, dass deiner Meinung nach jeder, der sich bei einer Bewerbung “keine Mühe gibt” (was auch immer das eigentlich heißen soll) vermutlich auch sonst nicht sehr zuverlässig ist.
Und wir reden jetzt hier ja auch nicht von einer Bewerbung auf eine Arbeitsstelle, wo ich dieses penible Denken ja noch ein Stück weit nachvollziehen kann, sondern von einem nicht notwendigen Vorgang einer Bewerbung für eine WG.
Da finde ich dieses Verhalten unabhängig von Name, Aussehen oder Herkunft des Bewerbers, einfach vollkommen dämlich - und wenn es sich um jemanden mit einem “nicht deutschen” Namen (was auch immer das eigentlich sein soll) handelt noch dazu rassistisch.
Und am Ende wird nur aufgeschnappt und ungeprüft nachgeplappert “Eskimo sagt man nicht! Es heißt Inuit!”.
Ähnlich ist es beim Begriff “Indianer”. Da kommt auch meist reflexhaft “Das sagt man nicht Es heißt Native Americans!”. Dabei ist es viel komplexer und in Wirklichkeit wollen viele Indianer auch als Indianer bezeichnet werden.
Ich finde es auch sehr komisch, wenn man von „sich Mühe geben“ spricht. Falls nun jemand Auslandsstudent ist oder hier herkommt wegen der Arbeit und das Deutsch nicht perfekt ist, aber eine komplette WG-Bewerbung auf Deutsch schreibt. Dann ist das doch wunderbar.
Was machst du dann, wenn der dann zum Bewerbungsgespräch auf der Couch sitzt und er nicht perfekt Deutsch spricht, ins Englisch switcht oder grammatikalische Fehler macht?
Letzte Woche wird hier noch darüber diskutiert, dass sich Leute schämen, wenn sie Person of Colour nicht richtig aussprechen können. Sich schämen, über sie gelacht wird und man das Wort dann nicht mehr benutzt.
Auf der anderen Seite würde man dann WG-Bewerber aussortieren, die aus Südkorea, Ghana, Albanien, Pakistan, Indien, Kolumbien oder sonst woher kommen, weil die Bewerbung auf der Landessprache nicht perfekt ist. Aber gut hier sieht sie Person ja nicht, wenn man über falsche Grammatik lacht oder den Kopf schüttelt. Die landet einfach im Papierkorb.
Naja. Wenn ich damals der WG-Guru gewesen wäre oder Hausbesitzer gewesen wäre, hätte ich richtig Lust auf eine internationale WG mit allen Vor- und Nachteilen gehabt.
Ein Bewerbungsprozess ist definitonsgemäß “diskriminierend”, d.h. Personen werden unterschieden. Die Merkmale anhand derer dies getan wird, sind oft subjektiv, aber folgen auch einem selbstgesetzten bzw. erwarteten, sprich: vorausgesetzten Standard. Und bei vielen ist dies, dass aus der Bewerbung hervorgeht, dass sich die Bewerber um die Stelle oder WG bemüht haben, da dies von Respekt gegenüber dem Arbeitgeber bzw. den WG-Bewohnern zeugt.
Schlechte Rechtschreibung oder Grammatik an sich muss nicht zwangsläufig darauf schließen lassen, dass die Person “sich keine Mühe” gegeben hat, aber wenn dies zusammen mit einem lieblosen Anschreiben ohne Inhalt oder falschem “Ton” abgegeben wird, dann reflektiert das auch den Charakter des Bewerbers. In gleicherweise kann ein in perfekter Orthografie und Grammatik verfasster Brief bei einigen auf wenig Gegenliebe stoßen, wenn er sich sehr hochtrabend und prätentiös liest.
Im Endeffekt ist es so, dass gerade bei einem Überangebot an Bewerbern zu allererst die aussortiert werden, die die erwarteten Mindeststandards nicht erfüllen (z.B. kein Bild mitgeschickt etc) und danach wird genauer geschaut und “sich in den Bewerber hineinversetzt”, um eventuell zu verstehen, wieso die Sprache nicht tiptop ist.
Nur, weil das Standard ist und Bewerbungen per se diskriminierend sind (was ich übrigens durchaus in gewissem Maße auch so sehe), ändert das ja aber nix daran, dass die Aussage “die Grammatik ist schlecht, der gibt sich sicher im WG-Leben keine Mühe” oder “der Name klingt nicht deutsch, den laden wir nicht ein” einfach, Entschuldigung, scheiße ist.
Denn so wie das klang, ist es offenbar zusätzlich auch noch relevant, ob die Bewerbung von Erkan Can oder von Hans Müller kommt - was es dann eben nicht nur diskriminierend, sondern gleich auch noch rassistisch macht.
Wieso sollte man denn bei Bewerbungen ein Bild mitschicken? Hier wird über WG-Bewerbungen gesprochen, in denen ein Bild wirklich nichts zu suchen hat, meiner Meinung nach.
Wobei das dann auch nur die Sichtweise auf die USA abdeckt, denke ich mal beim kurzen Anschauen des Videos. Das kann man mit „Indianer“ und „Indios“ noch viel breiter fächern und mit Sicherheit findet man Akzeptanz und Ablehnung, je nachdem. Wie viele weiterhin so genannt werden wollen oder nicht, da gibt es bestimmt verschiedene Studien oder Umfragen. Von daher, ja es ist komplexer.
Aus der englischen Sprache her, finde ich es auch wie in den Kommentaren so amüsant, weil es nur das Wort „Indian“ gibt. „American Indian“ und „Indian American“. Als Gesamtbezeichnung „Native“ oder „Indigenous“ oder „First Nation“ finde ich es erstmal nicht verkehrt. Wenn ich im Englischen schreibe, habe ich das automatisch drin, weil „Indian“ ist für mich einfach der Inde/die Inderin.
Wegen der Komplexität gilt dann halt die Devise (jetzt mal als Beispiel aus Kanada), die die Autoren hier darlegen. Fragen und Informieren:
One of the key messages I give in my workshops and training: „Go with what they are calling themselves.“
At the community level, if someone uses First Nation, as in Aamjiwnaang First Nation, then go with that. Some communities use band, as in Burns Lake Band, while others use nation, as in Squamish Nation. Some use Indian, as in the Osoyoos Indian Band.
Although the terminology used by the Government can be a good guideline for understanding the differences between Métis, Inuit and First Nations (which all fall under the terms “Aboriginal” or “Indigenous”), the best guideline comes directly from Indigenous people.
Von daher sehe ich dieses “Das sagt man nicht es heißt Native Americans!” als auch „Die wollen aber selbst Indianer genannt werden!“ als kritisch an, wenn man nicht den Überblick über jeden Stamm und jede Gruppe hat und ob dies vom Stamm oder individuellen Personen so gesehen wird.
Bei Jobs eigentlich nicht mehr erlaubt es konkret zu fordern und in vielen Portalen wird sogar darauf hingewiesen. Leider machen sich die Bewerber ins Höschen, weil ein Bild immer dazu gehörte und die Personaler das immer noch wollen. Typisches: Immer so weitermachen, gehört doch dazu.
Hab ich auch nicht behauptet, dass das von dir gekommen ist. Es ging in der Diskussion aber auch darum, dass man Bedenken hat wenn man bestimmte Namen liest. Nicht von dir, aber in dem gesamten Gespräch eben schon. Von dir kam dann in dem Zuge der Grammatik-Einwand.
Ich habe die Diskussion mit den WG-Castings ausgelöst, aber sie läuft gerade voll von dem Punkt weg, den ich eigentlich machen wollte.
Deshalb nur noch mal zu Einordnung, um was es ging:
Ich will diese Denkweise nicht legitimieren, ich finds fürchterlich. Ich wollte nur sagen, dass man sie sich bewusst machen muss, weil nur dann kann man aktiv gegen die eigene Intuition, das eigene Unterbewusst sein agieren und aufhören, rassistisch zu handeln.
Und @Angrist, dass das üblich ist und fast alle so machen, ist exakt das Problem und keine Ausrede. Was du beschreibt ist klassischer Alltagsrassismus, gewürzt mit einer Brise Klassismus, der eben gerade weil er so “selbstverständlich” und normal ist, ein riesiges Problem ist.
Das finde ich aber schon eine ziemlich heftige Einstellung. Ich war mehrmals in der Situation, mir im Ausland Wohnungen suchen zu müssen und hab einiges an Mist erlebt, und dabei bin ich “nur” weißer Deutscher. Die Sprache konnte ich übrigens auch nicht immer perfekt, bzw. manchmal so gut wie gar nicht. Wenn dann noch ein entsprechend klingender Name oder Hautfarbe dazu kommt, potenziert sich das Problem. Klar kann man sich aussuchen, mit wem man zusammenleben will, aber dann sollte man so ehrlich sein und sich eingestehen, dass es schon ein ziemlich ätzender Move ist, so auszusieben.
Sprich, sich damit auseinanderzusetzen, warum man es so macht, wie @Marcey747 ja schon schrieb.
Du findest es ist ein ätzender Move nicht mit jemanden zusammen in einer Wohnung leben zu wollen, der deine Sprache nicht (gut) spricht? Nur anhand das Namens auszusieben ist ein anderes Thema, es bringt nichts es immer wieder reinzuwerfen.
Nicht jeder hat gerne ein internationales Flair in seiner Wohnung.
Lies doch bitte noch mal den ganzen Satz, wo ich schreibe dass jede*r mit den Leuten zusammenleben darf, wie er*sie möchte. Außerdem habe ich weiter oben schon geschrieben, dass man natürlich in der Lage sein sollte, sich miteinander zu verständigen.