Hier in Deutschland gibt es keine ‚feministische Partei‘. Es ist ein Unterschied, ob sich jemand feministisch positioniert oder ob es sich um eine aktivistische Bewegung handelt. - Es gibt nicht -den Feminismus- oder -die Feministin-, die du hier gewissermaßen anschuldigst.
Um das mal ein wenig runterzuschrauben und ruhiger zu betrachten: Innerhalb feministischer Positionen werden die Probleme von Männern (wie Suizidquote, Obdachlosigkeit, Sorgerecht) durchaus mitgedacht. Also wer sind ‚die‘, die deine Stimme nicht ernst nehmen wollen?
Zum anderen hinterfragt der Feminismus komplett systematische Strukturen und in Studien und Beiträgen wird immer wieder die Intersektionalität betont. D.h. es gibt innerhalb von Benachteiligungen Verschränkungen von Diskriminierungsformen, die mitgedacht werden - für alle Geschlechter.
Zu dem gibt es Feministinnen, die sich dazu auch positionieren. Das fängt bereits bei Simone de Beauvoir 1949 an, die erklärt wie Geschlechter sozialisiert werden. Und es sind nicht ‚Frauen selbst schuld, weil sie Männer so erzogen haben‘. (Das ist Blödsinn, oder?)
In okzidentalen Gesellschaften leben wir in Systemen, die von Männern bestimmt wurden, aufgrund der Machtstrukturen. Die Obdachlosigkeit und die Suizidanzahl oder die erhöhten Aggressionen und daraus resultierende Konflikte, haben Männer selbst so gestaltet. Nicht Frauen. Aber Frauen können daran beteiligt sein, diese Strukturen aufrecht zu erhalten. Das fängt schon da an, wo sich Frauen den ‚Versorger‘ wünschen.
Feminismus hat sich über die letzten Jahrzehnte immer weiterentwickelt von der Emanzipation der Frau, bis hin zur Emanzipation der Geschlechter von ihren vermeintlichen Normierungen selbst. - Es wäre schön, wenn du versuchen würdest das etwas nachzuvollziehen. Wir sind nicht mehr bei dem Feminismus der 1960er Jahre.
Und ausgerechnet Simone de Beaubvoir (1949), Judith Butler (90er), Trịnh Thị Minh Hà, bell hooks, Sojourner Truth oder Chimamanda Ngozi Adichie sind Stimmen, historisch sowie aktuell, die das gesamte System ins Auge fassen und nicht sagen: Also erstmal müssen wir die Problemen von Frauen lösen, - sondern, Männer, werdet Teil des Feminismus und emanzipiert euch. (Sogar Paul Gilroy bezieht sich auf die Schwarze Männlichkeit und welches Bild dabei konstruiert wird.)
Ca. 7% der Opfer von häuslicher Gewalt sind Männer. Es heißt aber ‚Opferhilfe‘ bei den Vereinen, womit man aktiv alle einbinden will. Innerhalb von Gefängnissen (ich hatte mal eine Artikel hier geteilt) sind die Missbräuche von Männer gegen Männer erschreckend hoch. Was uns also beschäftigen sollte ist auch die Gewalt von Männern gegen Männer… Und da sind eben Männer gefragt, die auch aktivistisch partizipieren.
Ich würde mir auch wünschen, dass im journalistischen Bereich diese Themen intersektionaler betrachtet werden und man die Benachteiligungen durch patriarchale Strukturen besser einbindet. Aber genau dafür setzten sich viele feministische Positionen ein.
Ich würde mich gerne mit dir drauf einigen, dass Feministinnen nicht das Problem sind für ‚männliche Benachteiligungen‘, sondern eher mehr dran arbeiten diese Probleme zu integrieren und gleichzeitig, mehr Männer sich mit gesellschaftlichen Strukturen auseinandersetzen und selbst mehr aktiv werden müssen.
Und wirklich treffend sind auch die Ergänzungen von @Moonflowerewolf.