Kann ich durchaus verstehen. Auf der anderen Seite würdest du doch vermutlich auch nicht einen Physiker fragen, wie ein Atomkraftwerk im Detail funktioniert, oder?
Nein, denn wir gehen ja nicht von Unterschieden zwischen den Menschen aus, vom Körperbau mal abgesehen. Adderheart hat es doch sehr deutlich zusammengefasst.
Gender-Pay-Gab ist ja nur ein Symptom der strukturellen Diskriminierung. Es wird ja in vielen Bereichen auch besser, aber von einer Gleichberechtigung kann man eben nicht sprechen.
Ich bin mir gerade nicht sicher ob wir über das gleiche Thema reden. Ich wollte lediglich wissen, wie man Frauen die freiwillig zu Hause bleibt wissenschaftlich von denen Unterscheidet die induziert zu Hause bleiben (Was, wie mir gesagt wurde, geht). Mehr nicht. Alles was vorher zum Pay-Gap besprochen wurde interessiert mich hier nicht.
Wenn mir der Physiker sagt, Atomkraft löst unsere Probleme, doch würde ich. Außerdem will ich nicht In-Detail-Antworten sondern ein grobes Konzept, meinetwegen ein Schlagwort zum Recherchieren.
Ich wüsste nicht wie, aber dass es eben jene gibt, die das tun, weil es Ihnen als richtig suggeriert wird, ist ja auch das Problem.
Manchmal frage ich mich, ob Frauen eine eigene Agens besitzen. Von allen Seiten wird ihnen vorgeworfen unter der Macht des Mannes zu stehen bzw. in aufgezwungenen Rollenbildern verhaftet zu sein oder aber sich gegen ihre Natur zu verhalten, vom Kapitalismus gehirngewaschen zu sein etc.
Wieso traut man Frauen so wenig Eigenleistung, Eigenhandlung zu und sieht sie so oft nur als Spielball von höheren Mächten, denen die armen Geschöpfe hilflos ausgeliefert sind? Und das Bemuttern geht sowohl von Männern als auch von Frauen aus.
Aber woher weißt du denn, dass es diese gibt, wenn du laut deiner Aussage sie nicht von jenen unterscheiden kannst, die es freiwillig tun?
Nicht nur Frauen werden, wie du sagst, gehirngewaschen. Das betrifft uns alle. Einige davon profitieren von diesem System, andere wiederum nicht. Wir Menschen werden durch unterschiedlichste Mechanismen in Rollen gedrückt und ja, aus dem kann man ausbrechen. Aber dafür braucht es zuallererst mal ein Bewusstsein dafür, dass es diese Unterdrückung gibt und dann muss dagegen vorgegangen werden. Sowas hat es in der Geschichte immer wieder gegeben, Stichwort: Bürger* innentum, Arbeiter* innenklasse, Sklav* innen, etc.
Gender-Pay-Gap exists
Beispiel:
Frauen sind unterrepräsentiert in der Führungsebene in D → ihr sagt, das ist von Frauen so gewollt, Teilzeit fetzt und so weiter. Das ist nicht so, behaupte ich, sondern liegt an strukturellen Problemen.
Als Vergleich:
People of Colour sind auch unterrepräsentiert in Führungsebenen Betrifft ja hier auch Männer. Haben die auch alle keinen Bock?
Beides sind Formen von Diskriminierung.
Die Frau ist also selbst Schuld, wenn sie sich nicht wehrt, wenn sie an einer Gruppe Kerle vorbeigeht und „charmant-offensiv“ angemacht wird?
Ähm, und wo ist jetzt der Beweis? Du beschreibst einfach nur einen Ist-Zustand und nimmst das als Beleg für deine Interpretation. Aber mal angenommen, all diese Menschen würden wirklich freiwillig nicht in Führungsebenen sein. Dann würde sich am Zustand wie dem Gender Pay Gap doch gar nichts ändern.
Das Problem an deiner Darstellung ist, du machst aus einer Korrelation eine Kausalität. ich versuche hier gerade lediglich rauszufinden, ob es wirklich zu 100% eine Kausalität ist. Denn wenn diese 4% (mein letzter Stand zum bereinigten Pay-Gap) wirklich nur durch Freiwilligkeit entstehen, sehe ich keine Möglichkeit dort gesellschaftlich was zu ändern. Wenn die 4% anteilig durch Diskriminierung erfolgen müssen wir auch wissen, wo und wie wir diese Erkennen. Die einfache Annahme, die 4% sind zu 100% zu beseitigen ,ist aus meiner Sicht nicht haltbar und läuft ins Leere.
Richtig, das ist kein Beleg für Menschen die Unterschiede sehen zwischen Männern und Frauen, weißen Menschen und People of Colour hinsichtlich deren beruflicher Eignung. Dann sind wir uns ja einig.
Aber woher nimmst man dien Annahme das sie das nicht tun, mehr Frauen machen Abitur, mehr Frauen studieren, nur danach beginn die Schere. Bei Professuren stehen wir aktuell bei ca. 25% Frauenanteil, wobei hier der Anteil bei den Ingenieuren nur bei 13% liegt und bei Geisteswissenschaften bei gut 38%.
Du magst es nicht glauben, aber Frauen beschweren sich nicht, weil es nicht versucht haben. sondern weil sich nicht bewegt, obwohl sie es versuchen.
Du versteht meinen Punkt nicht. Ich sage nur, dass mir in der medialen Auseinandersetzung immer wieder auffällt, dass beide Seiten, progressiv und konservativ, den Frauen jeweils eine eigene treibende Kraft absprechen, wieso sie sich für Weg X oder Weg Y entschieden haben, wenn diese Entscheidung nicht ins Weltbild der entsprechenden Seite passt. Dadurch entsteht der erwähnte Eindruck, dass Frauen praktisch immer nur ausgeliefert sind (es sei denn, sie verhalten sich wie jeweils gewünscht).
Lasst die Frauen sowohl Hausfrau als auch CEO sein, wenn sie es selbst so möchten und akzeptiert, dass sie die Entscheidung aus freien Stücken und bei vollem Bewusstsein treffen. Das ist zumindest mein Standpunkt. Frauen sind keine Kinder.
Da ist sich wohl jeder einig und darauf soll es ja hinauslaufen. Nur beim “CEO” gibt es da halt immer noch Probleme (neben anderen) mit dem “sein lassen”.
Jepp, und auf der anderen Seite mit dem Anerkennen, sich für die Hausfrau zu entscheiden.
Das gibt es sicher auch, aber ich bin mir nicht sicher, ob dieser Punkt wirklich so ein großes bzw. gleichwertiges Problem ist. Also ob das Realität wirklich so oft vorkommt.
Ein bekannter von mir ist “Hausmann” . Er bleibt zuhause und kümmert sich um die Kinder etc. und die Frau verdient das Geld.
Gerne mehr davon.
Es gibt nicht nur einen Weg, genauso wenig wie es die eine Methode gibt. Generell muss man sich von der Vorstellung lösen, dass man solche komplexen Gegenbenheiten mit Hilfe eines Fragebogens/Interviews auflösen kann.
Man darf die Situation nicht isoliert betrachten, sondern muss sie in einen gesellschaftlichen Kontext betten und das ist so ziemlich das Schwierigste. Dafür bedarf es am besten erstmal theoretische Vorkenntnis. Da du ja Schlagworte wolltest. Luhmanns Systemtheorie ist da sicher nicht verkehrt.
Zu einem konkreten Vorgehen:
Man könnte beispielsweise explorativ vorgehen, also erstmal mit Frauen sprechen und Gründe dafür herausfinden, warum diese (gerne) in Teilzeit sind. Angenommen dort kämen zwei wesentliche Gründe zu Tage: Einerseits ökonomische. Der Mann verdient besser, deshalb bleibt die Frau folgerichtig mehr zu Hause. Auf der anderen Seite Werte. Für die Frauen ist Familie und Erziehung ein wichtiger Wert.
Also muss man sich die wirtschaftliche Komponente in Beziehungen angucken. Das könnte man tatsächlich durch standardisierte Fragebögen. Oder man greift einfach auf bestehende Datenlagen zurück. Möglicherweise findet man heraus, dass Männer oftmals die besser verdienenden in einer Beziehung sind.
Woher rührt das? Das widerspricht z.B. Daten, dass Mädchen im Schnitt bessere Abis machen. Dafür werden von Frauen dann häufiger soziale Berufe erlernt/studiert. Warum ist das so? Da sind wir dann schnell bei den Werten und Rollenbildern und da fängt es dann eigentlich erst so richtig an.
Du siehst, es ist alles sehr komplex und es gibt viel zu berücksichtigen. Man muss viele Daten in Verbindung zueinander setzen um am Ende eine Idee von vorherrschenden Strukturen zu bekommen.
Das ist eigentlich alles andere als komplex. Wenn das das wissenschaftliche Arbeiten ist, was du weiter oben meintest, sehe ich nicht, wie das zielführend sein kann, da da ein gewaltiger Bias in der Forschung steckt. Bei allem was du gesagt hast (Luhmann habe ich jetzt noch nicht angeguckt) ist die Interpretation der Ergebnisse doch das Entscheidene.
Wenn die Frau aus monetären Gründen zu Hause bleibt, ist das freiwillig oder gesellschaftlicher Zwang?
Wenn sie aus Wert-Gründen zu Hause bleibt; freiwillig oder induzierte Rollenbilder?
Und die Kernfrage am Ende ist immer: Wenn die Frauen induziert handeln, aber denken, dass es “freiwillig” ist, was macht man dann? Mehr als ihnen die Möglichkeiten zu geben kann man kaum tun.
Es wäre im Folgenden für mich auch nicht sinnig jetzt eine Quote von 50% Ingenieurinnen anzustreben, wenn Frauen (als statistische Menge) das gar nicht wollen.
Das soll jetzt auch keine Rechtfertigung dafür sein, nichts mehr zu unternehmen, aber ich habe bei einigen Feministischen Aussagen das Gefühl, sie wollen mehr als sie möglich ist.