Das Thema des Pay Gap ist extrem kompliziert.
Weswegen du eigentlich davon ausgehen kannst, dass immer wenn dir jemand eine extrem simple Aussage präsentierst, die so tut als könne man es einfach zusammen fassen („Frauen verdienen für die gleiche Arbeit 20% weniger als Männer!“ oder „Der Pay Gap ist ein Mythos!“) sich diese Person vermutlich nicht mit dem Thema auseinander gesetzt hat 
Wie reulose_Tomate schon richtig geschrieben hat: Erstmal muss man unbedingt differenzieren zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Pay Gap.
Der Unbereinigte bezieht sich ganz einfach auf den Unterschied des Durchschnittseinkommen aller Männer und des Durschnittseinkommens aller Frauen einer Gesellschaft. Und der liegt (zumindest in den meisten Ländern wo ich mich damit befasst habe → Deutschland, Schweiz, USA, UK) bei grosszügig gerundeten 20%.
Da werden Dinge wie Berufswahl oder Arbeitspensum natürlich nicht beachtet. Da geht es rund um den nackten Durchschnittlohn ALLER Frauen und Männer der Gesellschaft.
Wie weit diese 20% schon gesellschaftlich ein Problem ist ist nach wie vor etwas, worüber man diskutiert. Natürlich wird eine demographische Gruppe einen anderen Lohnschnitt haben als eine Andere, wenn sie tendenziell andere Arbeiten verrichten. Auf der anderen Seite bringt eine solche Einkommensdiskrepanz (auch wenn sie alleine auf unterschiedlicher Jobwahl oder Arbeitszeiten beruht) automatisch Probleme mit sich. Zum Beispiel sorgt es sofort dafür, dass die Frauen unter Umständen eine wesentlich grössere finanzielle Abhängigkeit von den Männern haben, zum Beispiel wenn es dann ins Alter und um die Rente geht…
Was nicht heisst, dass man zwangsläufig etwas daran ändern muss, aber man muss es sich auf jeden Fall anschauen und darüber nachdenken.
Und man muss auch bedenken, welche sozialen Faktoren mitspielen, dass Frauen „lieber“ in schlechter bezahlte Berufe gehen oder mehr Teilzeit arbeiten.
Da kann es verschiedene Gründe geben, manche sozialisiert, manche einfach natürliche Veranlagung und ähnliches.
Und dann gibt es den Bereinigten.
Und hier versucht man gleiches mit gleichem zu vergleichen. Hier versucht man, zu berechnen, was passiert, wenn du Dinge wie Jobwahl oder Arbeitszeit mit einberechnest.
Wie es reulose_Tomate aber schon richtig sagt:
Das liegt daran, dass man nicht einfach den Lohn von „Lehrern“ mit denen von „Lehrerinnen“ unter „gleichen Bedingungen“ vergleichen kann.
Denn unterschiedliche Schulen bezahlen ihr Lehrpersonal unterschiedlich gut. Dann haben unterschiedliche Lehrer/innen auch unterschiedliche Berufserfahrung und Arbeitszeiten, etc, etc…
Deswegen ist der sogenannte „bereinigte“ Pay Gap auch etwas, was du nur Abschätzen und abstrakt berechnen kannst. Weswegen die Zahlen da etwas schwammig werden.
ABER: In allen Studien welche ich kenne liegt der bereinigte Pay Gap immer bei etwa (grosszügig gerundeten) 5%.
Und hier kommst du dann schon näher an die Aussage: DIESER Pay Gap entsteht nicht durch Arbeitszeit oder Berufswahl, sondern dieser Gap ist „unerklärt“.
Und „unerklärt“ kann dann Faktoren beinhalten, welche sich nicht quantitativ wegrechnen lassen.
Wie zum Beispiel die Fähigkeit aggressiv für Lohnerhöhungen oder Bevörderungen zu verhandeln (eine Fähigkeit, welche beim Mann stärker vorhanden zu sein scheint, vielleicht wegen Biologischer Veranlagung, vielleicht wegen Sozialer Prägung) oder vielleicht wegen unbewusster Diskriminierung gegenüber Frauen, wo ihre Arbeit unter Umständen weniger hochwertig eingeschätzt wird.
Hierfür müssen dann andere Studien herkommen, welche genau anschauen, was der Grund für diesen „unerklärten“ Pay Gap ist.
Wenn du das alles hier gelesen hast:
Ich habe hier jetzt versucht eine KURZE Zusammenfassung zum Thema „Gender Pay Gap“ zu geben… und wie du siehst ist es ein extrem komplexes Thema, wo man sehr, sehr nuanciert rangehen muss.
Weswegen ich dir sagen kann: Wenn dir jemand andrehen will, dass das Thema extrem einfach ist („Frauen verdienen für die gleiche Arbeit 20% weniger als Männer!“ oder „Der Pay Gap ist ein Mythos und den gibt es gar nicht!“) dann kannst du fast sicher sein, dass die Person sich zu wenig damit auseinander gesetzt hat.