Allgemeiner Thread zu Diskriminierung (Rassismus, Sexismus etc.)

Es wird keiner gecancelt bzw. Fälle von echten canceln in Deutschland kenne ich bisher nur ein Kanal von Funk, der sol lange massivst runtergevotet wurde von Rechten, Incels, Antifeministen und ‚Spasstrollen‘ das er irgend wann weg war.
Ähnlich der Mitarbeiter den damals im zuge der ganzen Umweltsau sachen für ein Tweet (erstmal) geflogen ist.

Zu sagen, das man eine Meinung scheiße findet und sich wünschen würde das die Person nicht mehr im öffentlich rechtlichen stattfindet, ist ähnlich legitim wie das was gesagt wurde und den Shitstorm überhaupt ausgelöst hatte.

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okay, und diese absicht unterstellt man dann genau wem? einer ganzen menge an menschen? und geschieht das denn, dass jemand komplett eine plattform entzogen wird? und wer entzieht letztlich die plattform? die plattformbetreiber? der staat? oder ein mensch, der sagt: das finde ich nicht in ordnung, was du sagst?

wer hat der dame denn ihren job entzogen? wer ist dafür verantwortlich zu machen? ihre ex-firma? die leute, die sagen: das finde ich nicht in ordnung, was du da geschrieben hast? oder letztlich sie selbst, da sie bewusst ein tabu gebrochen hat?
edit: wohlgemerkt in ihrem job als PR-managerin. sie ist medien-profi. also ein job, der unmittelbar mit öffentlichkeitsarbeit, einem öffentlichen auftreten ihrer person zu tun hat.

wir leben heute in einer welt, in der jeder einzelne mensch ein verbreitungsmedium darstellen kann.
wer soll denn die verantwortung für die verbreiteten inhalte und ihre folgen tragen?

ich verstehe dein beispiel bzgl „cancel-culture“ so, wie ich es bereits vermutete. nämlich dass es bedeutet, dass man alles unwidersprochen, unkommentiert, folgenlos für die eigene person äußern dürfen soll.
denn die ungerechtigkeit, die ungeheuerlichkeit liegt, wenn ich es in hinblick auf „cancel-culture“ recht interpretiere, nicht in ihrer bewussten öffentlichen rassistischen äußerung, sondern dass diese äußerung folgen für ihr reales leben hatte.

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Um es mal nach dem Nuhrschen Beispiel zu Definieren: CC ist der Versuch oder das Gelingen eine Person öffentlich Mundtot zu machen, in dem man ihn Etiketten verleiht, die als Sozial und Gesellschaftlich nicht akzeptabel brandmarken, der nicht die gleiche Ideologische Auffassung zu gewissen Themen hat. Dabei wird nicht das Argument der Person angegriffen, sondern die Person selbst.
Oft findet man dieses Verhalten in Symbiose mit einem Shitstorm, der das Ettiket das einer Person angehängt wurde. Um die Etiketten auszuwählen werden oft nur Halbwahrheiten gewählt, weil diese besser im Gehirn der Gemeinde, die das Canceln durchführt hängen bleiben.
Beliebte Orte für das Canceln sind sämtliche Sozialen Netzwerke.

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Naja, schön wäre es zuerst nicht das schlimmste zu Unterstellen. Der Tweet der Dame ist für mich zutiefst antirassistisch.

Ich finde schon dass es ne neue Entwicklung ist dann auch Arbeitgeber zu kontaktieren und eine Distanzierung zu fordern. Das ist durchaus nachvollziehbar aber ich halte es teilweise auch für gefährlich. Gerade auf Twitter werden zu oft Sachen verfälscht, aus’m Zusammenhang gerissen oder alte Dinge ausgegraben. Das die Arbeitgeber/Partner dann oft den einfachen Weg gehen und die entsprechende Person rauswerfen ist traurig aber wirtschaftlich auch nachvollziehbar. Wir hatten mit Flo ja auch schon so einen Fall im RBTV Kosmos.

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das unterstellt eine bewusst gesteuerte kampagne mit einem klar definierten ziel:

daher meine eingangs gestellten fragen:
wer ist das denn, dem/der das unterstellt wird? ein einzelner mensch? eine ganze menge an menschen? plattformbetreiber? arbeitgeber?
woher kennt man die klar definierte absicht der menschen?
wer macht die person denn letzlich „öffentlich mundtot“? wer trägt die verantwortung?

Kann sein, dass es zu Beginn eine Kampagne von Usern gibt, die besonders da hinter her sind und wahrscheinlich im Verlauf des Prozess diesen weiter vorantreiben. Ich denke ab einer gewissen Größe verselbständigt sich das ganze und die jenigen, die die Kampagne gestartet haben können nur noch bedingt darauf Einfluss nehmen. Würden sie ihr Handeln öffentlich als falsch einstufen, ist die Gefahr selbst gcancelt zu werden sehr hoch.

die frau hatte ihren job als PR-managerin. sie ist also medien-profi.
ihr muss bewusst gewesen sein, was sie schreibt und wie das aufgefasst werden kann.
zumal sie das sogar im selben tweet zeigt, indem sie schreibt: „mache nur spaß.“ um es im nächsten satz sofort die rassistischen ressentiments wieder zu befeuern und ihr „mache nur spass“ umzudrehen mit: „bin weiß“.

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mMn ziemlich viele mutmaßungen und konjunktive, um regelrecht von einer „kultur“ zu sprechen.

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Das ist doch der Witz an der Sache, dass die Äußerung rassistisch ist und damit auf ein Problem aufmerksam macht. Ich glaube die Leute sind schlicht zu dumm um über mehrere Ecken zu denken, oder es wird absichtlich falsch verstanden.

in beiden fällen muss ihr das beim absetzen ihres tweets bewusst gewesen sein. wie gesagt zum einen weil sie medien-profi ist und ihren job in einer öffentlich wirksamen position inne hatte. zum anderen ergibt sich das inhaltlich, wie ich dargestellt hatte.

wer trägt also die verantwortung dafür, dass sie ihren job verlor?

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Ich hab den Begriff CC nicht geprägt. Mir würde auch ein C reichen, um das Phänomen zu beschreiben.

Der Mob im Internet

Der NDR hat die letzten Wochen viel zum Thema „Cancel Culture“ gemacht.

Doch dieser Vorgang hat Film-Sets und Universitäten, Verlage und Buchhandlungen, den gesamten öffentlichen Raum erreicht. Dagegen richtet sich in Deutschland ein „Appell für freie Debattenräume“, den der Journalist Milosz Matuschek vor einigen Tagen veröffentlichte und unter dem Hashtag #CancelCancelCulture auf Twitter teilt. Darin heißt es: „Wir erleben gerade einen Sieg der Gesinnung über rationale Urteilsfähigkeit. Nicht die besseren Argumente zählen, sondern zunehmend zur Schau gestellte Haltung und richtige Moral.“

Was denken Sie - wann wäre es nötig, dass sich die Kulturveranstalter selbst beschränken, etwas nicht tun oder jemanden nicht einladen?

Moritz : Sie sollten das sehr gut und sehr lange überlegen. Kultur und Literatur im Speziellen lebt davon, dass sie sich nicht festlegen lässt. Natürlich will niemand jemandem eine Bühne gehen, der offensichtlich etwas Verfassungsfeindliches äußert. Aber ich finde, ein Kulturveranstalter muss viel aushalten. Er darf Meinungen haben, aber sollte nicht von Anfang an davon ausgehen, dass die eigene Meinung die letztgültige Meinung ist. Ich habe den Verdacht, seit einigen Monaten oder vielleicht sogar Jahren, dass man auch im Kulturbereich weniger an abweichenden Meinungen zulässt. Dass man versucht, Autorinnen und Autoren aus dem Literaturbetrieb auszugrenzen.

Sie können das auf vielen Feldern verfolgen: Wenn plötzlich Literaturgeschichte umgeschrieben werden soll, wenn bestimmte Ausdrücke aus alten Kinderbüchern gestrichen werden sollen, wenn man gar nicht mehr akzeptiert, dass das ein historischer Text ist. Ein Beispiel: Uwe Tellkamp hat damals den Deutschen Buchpreis gewonnen für seinen Roman „Der Turm“. In den letzten zwei, drei Jahren hat sich dieser Autor durch eigenwillige Äußerungen im politischen Umfeld hervorgetan.

Natürlich werden wir Uwe Tellkamp ins Literaturhaus Hamburg einladen! Wenn er einen Roman geschrieben hat, der uns als Roman überzeugt, dann interessiert mich nicht in erster Linie, was der Staatsbürger Tellkamp denkt, solange er auf dem Boden der Verfassung steht. Dann darf er natürlich bei uns lesen. Und genau das scheint mir nicht mehr überall selbstverständlich zu sein.

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also wie ich eingangs vermutete:
hinter dem begriff cancel-culture steht, dass das, was man im öffentlichen raum äußert, folgenlos für die eigene person bleiben soll (möglicherweise sogar unwidersprochen und/oder unkommentiert).

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Irgendwie sollte man bei den Begriffen nochmal die Unterschiede herausstellen. In erster Line ist der Fall von „Justine Sacco“ eben keine Cancel Culture. Dieser ganze Shitstorm fällt erstmal unter „Online Shaming“/„Public Shaming“. Denn was wurde in dem Fall denn gecancelt? Der Konzern, für den Sacco arbeitet und den sie groß in ihrem Twitter Profil mit ihrer Position niedergeschrieben hatte? Sacco selbst kann nicht gecancelt werden, weil sie nichts für die Leute gemacht hat, dass man hätte boykottieren können.

Sie hat dadurch ihren Job verloren und ihre Social Media Präsenz - zumindest öffentlich - gelöscht. Im Übrigen scheint sie Jahre später wieder bei dem selben Konzern bei einem Unternehmen in der PR beschäftigt zu sein. Gab auch ein Buch, wo ein Autor sich mit Leuten getroffen hatte, denen es passiert ist.

Bei Justine Sacco kann man noch sagen es war nur ein blöder Tweet. Anders finde ich es bei Amy Cooper im Frühjahr. Die hatte auch ihren Job verloren als ihr Video viral ging. Was hat ein Unternehmen dann noch für eine Wahl, wenn man irgendwelche Werte heraus posaunt, ggf. selbst noch Afro-Amerikaner im Unternehmen hat und dann eine Frau auf jeder Seite zu sehen ist, die einen Falschaussage beim Notruf macht und somit auch das Leben des Mannes gefährdet. Wie möchte man das dann noch seinen Mitarbeitern oder auch Kunden schön reden?

Im Übrigen zur Cancel Culture, Comedy, Satire darf Alles und Rassismus hatte nun Walulis Woche ein neues Video in der ARD Mediathek. Keine Ahnung wie groß sich diese von YouTube unterscheidet. Ich glaube das Ende war nur in der ARD-Mediathek.

https://www.ardmediathek.de/swr/video/walulis-woche/warum-comedy-helden-jetzt-geloescht-werden-sollen/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEzMDc5OTM/

Ne, nur haltlose Behauptungen, sollten keine Konsequenzen tragen und Veranstalter, oder Plattformgeber sollten sich davon nicht irritieren lassen, und zB Gäste ausladen oder ähnliches.
Die Auseinandersetzung mit diesem Phänomen ist in meinen Augen wichtig.

@jararaca Das Walulis Video fand ich auch sehr interessant.

Er beschreibt damit ähnliche Mechanismen. Mehr oder weniger nicht, das muss man halt auch einfach mal so sehen.

ich streite die notwendigkeit nicht ab, dass man sich darüber unterhält, wie man mit dem phänomen umgehen möchte, dass jeder ein öffentliches verbreitungsmedium darstellen kann und wie man das möglicherweise reglementieren möchte.

aber hier werden mMn viele verschiedene dinge in einen topf geworfen, die es einzeln zu bewerten gilt: comedy, satire, kunst, alte bücher, ein tweet einer pr-managerin usw. usf.
und da ist mMN natürlich auch einzeln der kontext wichtig. ein dieter nur z.B. hat imo auf der bühne andere freiheiten (und muss sie haben) als private person. die verwendung eines begriffs in einem buch von 1634 muss anders bewertet werden als im jahr 2020 (ganz abgesehen vom kontext der verwendung) usw. usf.

das recht auf freie rede ist ein hohes gut, das es zu schützen gilt. aber das gilt nicht allein für die initialen verfasser sondern genauso für kommentatoren des gesagten. (edit: mal aussen vor gelassen die grenzen auf dieses recht, die natürlich immer wieder gesellschaftlich ausgehandelt werden müssen).
und private plattformbetreiber, kulturstätten, arbeitgeber u.ä. haben natürlich auch ihre eigene freiheit zu bestimmen, was in ihrer verantwortung stattfinden soll.
deshalb sind ja u.a. bspw. auch öffentlich-rechtliche sendeanstalten so wichtig.

aber ich verweiger mich dagegen, die verantwortung für das eigene handeln der handelnden person abzusprechen und sie völlig den menschen, die auf das handeln reagieren, zu übertragen.
das macht es mir zu einfach und hätte weitreichende konsequenzen.

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Ok, darauf können wir uns halb einigen. :wink:

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