Der Vergleich ist auch zugegeben nur bis zu einem gewissen Grad hilfreich, um vielleicht erstmal die Bandbreite an Reaktionen auf das eigene Verhalten einzuordnen, da man eben bei fehlenden Medienkompetenzen schnell vergisst, wie wenig anonymisiert man auf sozialen Plattformen eigentlich ist und wie viele unterschiedliche Personen (Alter, Geschlecht, Soziales Umfeld, Background, etc) mitlesen, grade wenn es dann bewusst auch in anderen Bubbles geteilt wird.
Das ist dann eben erstmal der Anfang. Die Kompetenz muss dann, meiner Meinung nach, noch viel weitergehen.
Wenn z.B. Ede (sorry, für das gern genommene Beispiel, aber er liefert da grad durch seine Podcast Transparenz einfach zu gute Fallbeispiele) einen zotigen Witz in seiner WhatsApp Gruppe teilt und dafür Gelächter erntete, sich dann fragt, kann ich den auch auf Twitter bringen, sich dann für „Ja“ entscheidet, kann er nicht davon ausgehen oder darauf bestehen, dass die Reaktionen durchweg identisch zu denen in der WhatsApp Gruppe verlaufen. Das übersteigt dann seinen Einfluss.
Worauf er wieder Einfluss nehmen kann, ist seine Reaktion darauf und wie kompetent diese ausfällt. Medienkompetent hätte er da auch eine große Bandbreite von Reaktionen zur Verfügung, von u.a. „Okay ich bin zu weit gegangen, ich nehmen den Witz runter. Mea Culpa, an alle, die sich dadurch angegriffen, verletzt gefühlt haben“, über „Ich verstehe die Vorwürfe, sehe es ähnlich, lasse den Witz aber trotzdem online, aus dem und dem Grund“, bis zu „Ich höre die Vorwürfe, nehme sie an, sehe es aber anders und stehe zu dem Witz und allem was er impliziert“. Usw. usf. Irgendetwas Kompetentes halt.
Oft reicht auch einfach gar nicht reagieren, da man durch seine Medienkompetenz weiß, dass es meist eine kleine laute Minderheit ist, die auch weggeht, wenn man nicht drauf eingeht.
Sich dann aber in eine Opferrolle zu begeben, obwohl man jederzeit sich für einen kompetenten Umgang entscheiden und Verantwortung für sein öffentliches Verhalten übernehmen könnte, und anfängt sich zu beschweren in der gängigen Manier, man verstehe den Witz nicht, man verstehe ihn und den Kontext nicht, Humor dürfe gar nichts mehr, was darf man noch sagen, Cancel Culture, wehret den Anfängen, es sind nur Meinung aus einer Richtung heute noch zulässig, usw. usf. Irgendwas haltloses halt, ist für mich der Inbegriff von MedienInkompetenz, da man so tut als hätte plötzlich das selbst Formulierte, Ausgesprochene, Verbreitete nichts mehr mit einem selbst zu tun und man müsse auch gar keine Verantwortung übernehmen.
Das meine ich z.B. auch mit nicht gemachten Hausaufgaben, Inkompetenz. Du kannst auch als Plattform und nicht nur als Einzelperson deine Hausaufgaben machen, dann kannst du auch kompetent zu deinen Entscheidungen stehen und bist auch für einen Sturm gewappnet und fällst nicht sofort um, wenn du dir den Missmut einer Bubble grade zugezogen hast.
Den Umgang mit Medien und wie die Kommunikation (vor allem gewaltfreie Kommunikation) darin funktioniert, kann man und muss man heutzutage lernen und sollte z.B. auch, meiner Meinung nach, an Schulen gelehrt werden.