Allgemeiner Thread zu Diskriminierung (Rassismus, Sexismus etc.)

Also gerade bei Heimdall kannte ich damals viele die stinksauer waren weil er von einem schwarzen gespielt wurde. Hatte dann nach ein paar Diskussionen ein paar Bekannte weniger da mir das zu dumm war. :beanjoy:

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Rolands Charakter im Buch ist definitiv weiss.
Nicht nur ist er explizit an die alten Westernfilm-Revolverhelden angelehnt, im Buch kommt eine Schwarze Frau vor, welche ihn oft mit abschätzigen Bezeichnungen zu seiner Hautfarbe betitelt.

ABER:
Diese Frau kommt im Film nicht vor, und sie ist der einzige Kontaktpunkt zu Roland, welcher seine Hautfarbe relevant macht. Dieser Aspekt bezieht sich mehr auf SIE als auf IHN. Weswegen dieser Punkt im Film wegfällt und seine Hautfarbe deswegen in der Geschichte des Filmes kein Thema mehr ist.

Ich persönlich halte ihn für eine sehr gute Wahl bezüglich seiner Ausstrahlung und Art. Aber es ist durchaus so, dass das Casting gegen seine explizite Beschreibung im Buch geht.

Aber ich frage mich wie drauf kommen, ich kannte ihn nur als der Weise, also der Gott der klug ist.

Aber da bleibt für mich die Preisfragen, warum das so schlimm gewesen sein soll für einen Fantasyfilm. Ich mag ihn auch als Schauspieler.

Ich kenne dir nordische Mythologie nicht wirklich aber laut britannica:

Heimdall , Old Norse Heimdallr , in Norse mythology, the watchman of the gods. Called the shining god and whitest skinned of the gods, Heimdall dwelt at the entry to Asgard, where he guarded Bifrost, the rainbow bridge. He required less sleep than a bird, could see 100 leagues, and could hear grass growing in the meadows and wool growing on sheep. Heimdall kept the “ringing” horn, Gjallarhorn, which could be heard throughout heaven, earth, and the lower world; it was believed that he would sound the horn to summon the gods when their enemies, the giants, drew near at the Ragnarök, the end of the world of gods and men. When that time came, Heimdall and his enemy Loki would slay each other.

Wie gesagt, ich habe auch kein Problem mit seinem Casting.
Hätte man den anderen Charakter drin gelassen, dann hätte man darüber diskutieren können, dass es seine Beziehung mit ihr beeinflussen würde (denn ihr Charakter ist stark dadurch gezeichnet, dass sie eine negative Einstellung gegenüber Weissen, und somit Roland hatte). Was nicht unbedingt ein Problem hätte sein MÜSSEN, denn man kann in Adaptionen Dinge ändern… Ich sage nur, dass es definitiv Konsequenzen jenseits der reinen Oberflächlichkeit gehabt hätte, wenn man sich sonst sehr ans Buch gehalten hätte.

Aber als jemand der früher sehr, sehr darauf versessen war, dass Adaptionen sich GENAU an die Vorlagen halten, kann ich durchaus verstehen, dass dieses Casting bei Leuten für Unmut gesorgt hatte.
Bei allen Adaptionen findest du immer Leute, welche an jeder Änderung etwas auszusetzen haben. Und in diesem Fall ist es definitiv eine Änderung eines expliziten Merkmales dieses Charakters.

Hmm, es gibt Leute die bei Adaptionen grundsätzlich jede Abweichung schlecht finden und ein anderes Aussehen des Charakters ist erstmal sehr sichtbar, vor allem bereits aus Trailern/Fotos etc. wo sonst noch nicht viele Infos drin sind. Und dann nimmt man das vielleicht als Anzeichen, dass sich sonst auch nicht an die Vorlage gehalten wird.
Aber gerade bei anderer Hautfarbe und Geschlecht hat die Aufregung meistens noch eine andere Qualität, da lässt sich denke ich nicht abstreiten dass auch Rassismus oder Sexismus mitschwingen.

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Naja, die nordische Mythologie ist schon im Kern weiß. Es gibt glaube ich ein paar Heldengeschichten wo explizit schwarze auftauchen. Sowohl als Freund als auch als Feind. Mich hatte damals aber gar nicht so sehr gestört, das Heimdall jetzt schwarz ist sondern dass man dem Film angemerkt hat, dass das jetzt der Quoten-Schwarze war. Keine Bedeutung, kaum Text, künstliche Hürde. Davon abgesehen war das Kostüm absurd scheiße. Ich hatte mir dass dann alles so hingeben, dass es eben nicht die nordischen Götter sind, sondern eine lose Adaption der Comics, die sich grob daran orientiert haben.

Ich kenne nur die deutsche Edda Übersetzung und da heißt es, er ist weise. Ich glaube direkt zur Hautfarbe steht da nichts.

aber dafür ist es auch zu lange her das ich mich damit beschäftigt habe.

Das Problem ist da halt, dass zwei Fraktionen zusammen fliessen, und die eine der anderen Deckung gibt. Da können sich dann die Rassisten und Sexisten hinter dem Aufschrei der Vorlagen-Puristen verstecken, und kriegen dann von denen Unterstützung.

Hat man bei dem neuen „Ghostbusters“-Film extrem gut gesehen. Ok, der Film war nicht sonderlich gut, weswegen NACH der Veröffentlichung dann noch eine dritte Gruppe dazu kam, welche den Film einfach wegen Qualitätsgründen hassten…
Aber schon im Voraus hattest du eine Menge Backlash nur gegen Trailer. Und da hattest du eine Menge Sexistischer Scheisse, aber halt auch eine Menge Unmut von Original-Fans, welche einfach jede Änderung nicht mochten, weil sie nicht den ewigs gewünschten „Ghostbusters 3“ erhalten, sondern eine Neuinterpretation.
Und damit hattest du dann einfach eine massive Online-Bewegung welche gegen den Film (den noch niemand gesehen hatte zu dem Zeitpunkt) schimpften und die bösen Feministinnen dafür verantwortlich machten.

Und als dann die Gegenbewegung kam schoss sich diese primär auf den Sexismus-Aspekt der ganzen Meute ein, Leute welche andere Probleme mit dem Trailer hatten wurden da mit reingespült, und DIE verteidigten sich dann wiederrum damit, dass es gar nicht um Sexismus gehe, und die Kritik nur gegen den schlechten Trailer ging (was so natürlich AUCH NICHT richtig war).

Und dann hattest du schlussendlich zwei Narrative, wo die eine Seite sagte, dass jegliche Kritik am Trailer von Sexisten kommen musste, und die andere Seite, welche darauf bestand, dass Sexismus absolut KEIN Grund für den Backlash sei… und natürlich lagen beide falsch.

Und die einzigen Gewinner waren schlussendlich die tatsächlichen Sexisten, denn die konnten weiterhin Stunk machen und gegen einen Film wettern den sie aus sexistischen Gründen hassten, aber gleichzeitig hatten sie einen Schild aus einer Menge anderer Leute, welche sich nun lauthals dazu aussprachen, dass es nicht um Sexismus gehe.

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Heimdall ist, da er alles zu jederzeit sehen kann, der weiseste unter den Göttern. Odin kann dies ja nur dank seines Raben, Heimdall kann das eben auch so.

Die Hautfarbe wird nie genannt, also kann er jede haben.

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Naja wie man es sieht, aber klar es ist nur eine kleine Nebenfigur.

In BBC’s „Troy: Fall of City“ waren Achilles und Zeus schwarz. Gab es damals auch ausgiebig Diskussionen.

Noch dazu weiß jeder, der Hidden Figures gelesen oder gesehen hat, dass die zahlreichen schwarzen Frauen, die essentiell für die Missionen waren, gar nicht erst in den Raum gelassen wurden…

Ich hab über diesen Begriff nachgedacht und ich finde er drückt genau das aus, was ich versucht habe zu kritisieren: Diese Position des „Leitens“, Hollywood als Vorbild und deren Narrative, ist sehr ambitioniert ausgedrückt. Vielleicht habe ich den Begriff falsch verstanden, aber ich finde nicht, dass hier die westlichen Produktionen bestimmen, wie etwas erzählt und gezeigt werden soll und damit eine universelle Gültigkeit geschaffen wird, geschweige ein unumstößlicher Maßstab. Hier liegt nur einfach sehr viel Geld und Privilegien.

Beispielsweise konnten viele Länder in Afrika bis Mitte in die 1960er Jahre, bis zu den jeweiligen Unabhängigkeiten, nicht eigenständig Filme produzieren. Und nach der Unabhängigkeit. 1960-1970er, war auch hier Geld wieder ein Gatekeeper, wer erzählen kann und wer nicht. Also war man in frankophonen sowie anglophonen Ländern auf wohlwollende Sichtweisen ehemaliger Kolonialmächte angewiesen, und eben Geld für Produktionen. Das machte die Independent Produktionen so wichtig.

Und niemand schreibt den Akteuren vor, wie der Film zu sein hat oder gemacht werden soll, es ist einfach eine gerechtfertigte kritische Auseinandersetzung mit den Produktionsbedingungen sowie den daraus resultierenden Elementen des Films. Solch ein „PC/ Vorschrift“ Argument finde ich völlig unfundiert.

Wenn wir in die Geschichte des Films schauen, wo vorher Studios ganze Regeln konzipiert haben und auch hier kapitalistische und patriarchale Strukturen Einzug hielten, sind Bewegungen wie Representation Matters, Oscars so white, etc. doch nicht verwunderlich. Sogar notwendig und eine konsequente Entwicklung. Und was vor allem zunimmt sind dekoloniale Auseinandersetzungen. Und ein sehr kolonialer Gedanke wäre z.B. wirklich: „Wir“ bilden im Film eine internationale Leitkultur. Deswegen finde ich die Wortwahl so gewagt.

Und ich bringe ja keine Liste mit, wie man es besser macht. Ich brauch nur in die Geschichte zu sehen und ich finde die gleichen Fehler bei Strukturen und Produktionsprozessen sowie Bedingungen wieder. Diversität sollte kein Alibi sein, sondern eine ernstgemeinte Inklusion. Und dass passiert nicht, wenn man relevante Perspektiven ausgrenzt, gleichzeitig über sie erzählen will. Das stört mich an der ganzen Sache.

Und die Quoten-Andeutung verstehe ich dahingehend ebenfalls nicht. Das ist für mich wieder nur eine Form des Aufbauschens und verkennt gleichzeitig welche Dominanz in weissen, besonders (post)kolonialen Perspektiven liegt.

Gerade in Zeiten von Massenmedien und so vielen Beispielen, von Birth of a Nation, Hörspiele wie War of the Wolrds, bis hin zu aktuellen Projekten wie Disclosure, Horror Noir, immer noch verbreiteten Klischees und Stereotypen, halte ich den Einfluss visueller Kultur für alles andere, als „überbewertet“. Auch einhergehend mit technologischen Zugängen zu Bildern.
Das kann man gerne „überbewertet“ sehen, wenn man keine Kulturkritik betreibt und nicht mit Postkolonial Studies vertraut ist, aber es macht die blinden Flecken von Rezipient_Innen für mich nur noch deutlicher.

Das andere, was du im letzten Abschnitt angesprochen hast, geht mir zu durcheinander. Besonders, weil es wieder feministische Strömungen in einen Topf schmeißt. Feminismus ist auch eine Auseinandersetzung mit ideologischen Werten und ich habe keine Lust schon wieder zu erklären, dass es kein Manifest gibt, in dem sich kollektiv alle Frauen für die besseren Wesen erklären. Das ist mir zu haltlos, tendenziös und es ist unsachlich.

Um es noch mal klar herauszustellen: Eine kritische Auseinandersetzung und Analyse mit Prozessen sowie Narrativen in der Kulturproduktion, entspricht keinem PC Vorschriftenkatalog.

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Dann frage ich mich, warum es überhaupt erwähnenswert ist. Die Autoren schreiben qua ihrer Sozialisierung aus einer weißen Perspektive. Das kannst Du nicht direkt ändern, in dem Sinne von: „Jetzt schreibe ich mal einfach aus einer schwarzen Perspektive“ (inklusive, dass das dann auch eine Art von Cultural Appropriation wäre). Das kann und wird sich nur indirekt ändern lassen, durch den Wandel hin zu einer diverseren Gesellschaft.

Anstatt also weißen Autoren vorzuhalten sie wären nicht schwarz genug, sollte man an einer diverseren Gesellschaft arbeiten, in der es z.B. vollkommen normal ist, dass auch Science-Fiction oder Fantasy von PoC in den Bestenlisten ist. Dann werden die Werke ganz von selbst auch diverser.

Nun mit Frauen wird man aber sozialisiert. Ich sag mal nur das Wort: Mutter. Klar kann er sich da besser ausdrücken.

Das habe ich schon erklärt. Wenn Du nicht liest, ist das dein Problem. Kurzfassung: Elfen sind Fantasy, Schwarze real. Das eine denkt man sich komplett aus, zum anderen gibt es Assoziationen in die reale Welt.

Ist Dir in den Sinn gekommen, dass es vielleicht auch eine Art Respekt oder sogar Angst gibt als weißer Autor PoC darzustellen?

Ist deine Geschichte „zu weiß“, bekommst Du einen auf die Löffel. Verwendest du zu viel Kultur, die nicht deine eigene ist, gibt es auch eins auf die Löffel.

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Und die Konsequenz ist? Wenn es eine sexistische Gruppe gibt, die einen Film nicht mag, muss ich ihn mögen? Weil ich sonst den Sexisten ein „Schutzschild“ biete?

Ich weiß, dass hier in dem Thread immer alles gut gemeint ist. Aber ihr müsst eure Sachen mal zu Ende denken.

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Ich weiß, dass ich von Dir anscheinend keine Antworten mehr kriege und Du mich wahrscheinlich sogar ignorierst, aber für die anderen hier:

Eine moralisch-ethische Kritik, geht in der Implikation weit über eine qualitative Kritik hinaus! Und sie enthält zwischen den Zeilen immer die explizite Aufforderung zur Änderung, weil es hier schlicht um den Zustand der Gesellschaft geht.
Der Vorwurf an jemanden, der angeblich gegen Diversitätsregeln verstoßen hat, angeblich rassistische Stereotypen bestätigt hat oder kulturell appropriiert hat ist maximal. Es ist eine völlig andere Kategorie, als z.B. in einem Film die Kamera zu kritisieren.
Immer schwebt der Vorwurf mit, mit seiner Kunst das bestehende System zu bestätigen oder gar bewusst zu festigen.
Es steht sofort der Ruf auf dem Spiel, zukünftige Aufträge und Produktionen. Gar das Karriereende?

Man kann jetzt noch hundertmal betonen, dass man ja keine Regeln, keine Gesetze aufstellen will. Es keine aktive „Cancel-Culture“ geben würde. Das mag ja alles stimmen - wobei die Academy ja schon Regeln aufstellt - aber der Einfluss und die Konsequenzen gibt es trotzdem.

Sich mit „ich kritisiere ja nur“ aus dem Staub zu machen ist billig. Und es zeigt das vollkommene Unverständnis für die Wucht, die solche Vorwürfe haben und der Verantwortung die man damit erlangt.

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:thinking:

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Komm mal von deinem hohen Ross runter. Du hast deine Sichtweise dargelegt, nicht die Wahrheit erklärt.

Ist mir in den Sinn gekommen, ob du es glaubst, oder nicht. Ich könnte dazu nur wiederholen, was ich oben schrieb, oder hast du das etwa gar nicht gelesen?

Generell ist es mir auch zu egal, um da jetzt groß weiter drüber zu diskutieren.