Absolut! Genau das sehe ich auch. Es ist die Freiheit, über alles reden zu können.
Und wenn es eine Möglichkeit ist, Kritik zu üben.
Nachtrag: Nehmen wir mal die Ace Ventura-Szene, ganz grob und vage nacherzählt, da ich den Film nicht in- und auswendig kann.
Ace Ventura hat einen intimen Kuss mit der Schurkin, wo sich am Ende herausstellt, dass es sich körperlich noch um einen Mann mit Hoden handelt (jetzt ganz grob formuliert! Ich weiß um die Abstufungen, die es gibt).
Daraufhin wird ihm schlecht.
Jetzt kann man sagen „schau mal, wie transphob der Film ist, die ekeln sich da vor einem Kuss mit einem Transsexuellen“.
… oder man sagt „schau mal, der Hauptcharakter ekelt sich vor einem Kuss mit einem Transsexuellen“ (was den Film selber nicht transphob macht).
Die grösste Errungenschaft ist, das jeder sagen/Witze machen darf was/wie er will.
Das man das aber nicht kommentieren oder gar kritisieren darf, das führt die eigentliche Errungenschaft ad absurdum.
Ich finde, es sollte diese Hinweise nicht geben. Richtig.
Gründe:
Es sind mir jetzt schon fast zu viele Hinweise vor einem Film. USK, Raubkopien, stroboskopische Lichter (sinnvoll und lassen! Da gehts um direkte körperliche Gesundheit), 12 Firmen die ihren Lümmel reinhalten, wasweißich.
Die potenzielle Furcht der Distributoren vor finanziellen Einbußen, die dazu führen könnte, dass wir immer weichgespültere Filme bekommen
Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass man sich nicht auf allen freien Plattformen über diese Filme unterhalten oder Artikel drüber schreiben soll. Im Gegenteil.
Er hat geschrieben das er diese Freiheit als unsinnig und gefählich empfindet. Und damit zweifelt er ja auch diese Freiheit an.
Edit: Und zu den Warnhinweisen habe ich ja schon etwas geschrieben.
Ja gut, es kommt zu viel vor einem ist ein etwas schwaches Argument. Bzw. könnte man hier noch viel böser argumentieren, frei nach ‚dann halt es doch einfach aus, das verlangst du doch auch von anderen‘
Sehe ich nicht schon, es wurde auch schon vor ganz anderen Filmen gewarnt und es gibt sie trotzdem noch. Ich glaube in nächster zeit werden wieder viel mehr Filme sehen die nicht auf die breitemasse zugeschnitten sind und alles andere als Weichgespült sein werden, nur die Zeiten der billigen Witze über Minderheiten sind wahrscheinlich wirklich vorbei.
So hab ich es nicht verstanden, für mich bezog er sich auf die Aussage ‚Humor darf alles‘ und das das als Argument des Freifahrscheins für jegliche Gags genutzt wird.
Das muss dann eben auch gut umgesetzt sein oder etwas mehr bieten. Plumpe One-Liner sind dann meist eher nicht entlarvend. Man kann es dann zwar drehen und sagen: „Haha, seht her, ihr lacht über den Müll…“ Aber sonderlich kreativ ist das dann nicht und zum Nachdenken regt es auch nicht an. Dann muss es schon im Halse stecken bleiben.
Naja, doch. Irgendwie hast du es gesagt:
Darum habe ich nun gezielt jemand in meinem Beispiel herausgepickt und um diesen herum aufgebaut.
Ist mir bewusst. Ich war in einigen Comedy-Nights in englischsprachigen Ländern. Wo es nochmal heftiger sein kann. Abgesprochen war das da dann auch nicht.
Da ging es auch über die Schmerzgrenze, ja. Da musst du ein dickes Fell, wenn du dich in Reihe 1 setzt. Es bleibt aber trotzdem die Frage, ob ich jemand dann ganz plump aufgrund rassistischer oder anderen Vorurteilen aufziehe und mir rausrücke.
Ich habe auch einen Vorfall gesehen, der ziemlich unglücklich war. Eine weibliche Comedian war der MC am Abend. Hatte im Dunkeln auch das Publikum nicht 100% erkannt, dann noch Scheinwerfer. Da hatte sie bei einem lesbischen Paar nicht erkannt das es zwei Frauen waren. Das hatte die eine schon zum Grummeln gebracht und als die MC noch mal, Sir sagte. Ist diese dann explodiert, Raum verlassen und noch rumgebrüllt. Es war schon offensichtlich, dass es unglückliche Umstände waren, die MC auch sagte, dass sie das Kreuz bei Homo-Ehe gemacht hat.
Wenn du so etwas aber absichtlich machst und einbaust. Ist das lustig? Muss man das dann über sich ergehen lassen? Da gibt es doch weitaus bessere und lustigere Sachen, um auf jemandens Kosten ein paar Witze rauszuhauen.
Wie gesagt, sehe ich ein wenig anders. Es kommt immer darauf an, wie der Stand-Up-Comedian es aufzieht, verkauft und was er/sie darauf macht.
Eine asiatische Person nach gegrillten Hund zu fragen, ist halt nun ja. Wenn der Comedian das als Erstes so raushaut, dann muss man auch nicht mehr vom Programm erwarten.
Noch zu diesen Beispiel, es bleibt doch aber transphob, ist doch egal wie man es sieht und es vermittelt ein Bild was Transsexuelle Personen unglaublich belastet. Der Film arbeitet doch auch nicht mit den Klischee, er greift es nicht auf und verändert es, sonder es ist einfach ein billiger verletzender Gag.
Ja, bin ich. Auch wenn ich Ace Venture damals wie auch heute zum Kotzen finde, aber einfach aus anderen Gründen. Es muss möglich sein, genau darüber Witze zu machen. Anders sieht es aus, wenn das keine Komödie gewesen wäre. Ich möchte auch festhalten, dass ich solche Sachen in der Regel nicht lustig finde, aber sie sollen halt gemacht werden dürfen. Ähnliches gilt für Filme wie Borat. Finde ich auch extrem unlustig und ebenfalls abwertend. Aber ich sag mir halt: Ist nicht für mich bzw. war nicht für mich.
Gleiches mit DSDS, Dschungelcamp und alle Big-Brother abklatsche wo es nur darum geht, andere Leute gestresst zu beobachten und sich daran zu erfreuen, wie scheiße sie sich verhalten. Ich halte das für absolut widerwertig, aber wems gefällt (und in diesem Fall, wers mitmacht).
Das bezog sich darauf, du auch eintest, dass es wohl keine Filme ohne zu Beanstandendes gäbe, worauf folgt, dass alle Filme so eine Warnung bräuchten. (Nebenbei, wenn alle eine bräuchten, braucht sie niemand, dann ist es eine Selbstverständlichkeit)
Ferner hast du Recht, alles weitere ist eine Dammbruch-Argumentation, einfach weil ich es, auch hier im Forum, mitbekomme bzw. den Eindruck habe, dass es eben nichts so ist, dass man es bei einem Warnhinweis belassen würde.
Beim ersten Punkt stimme ich dir zu, beim zweiten nicht mehr. Gerade Komödien wie Borat zeigen den befreienden Aspekt, der offenbar in den meisten Filmen nicht mehr vorhanden ist. Anders kann ich mir die Erfolge von solchen Filmen, oder Serien wie Family Guy, nicht erklären. Wobei ich zugebe, dass deren Existenz alleine, meine Argumentation angreift.
Dieser ich nenns mal dreckiger Humor von Filmen bzw. Charakteren (!) wie in Borat, Voll normaaal, Ace Ventura, Family Guy usw. hat ja eine ganz wichtige Gemeinsamkeit:
Der Humor wird nicht durch Clark Kent geäußert, also nicht durch ein nahezu perfektes Vorbild, sondern durch total unvollkommene, fehlerbehaftete und offensichtlich nicht vorbildhafte Figuren.
Wer will denn sein wie Assi Tommy in Ballermann 6? Wer will sein wie der strunzdumme Peter Griffin? Wer will sein wie Eric Cartman?
Ja, und? Ein transphober Charakter macht den Film nicht transphob. Ein homosexueller Charakter macht einen Film nicht homosexuell. Man muss doch unterscheiden können zwischen fiktiven Figuren und der Meinung der Filmemacher.
Indiana Jones ist herpetophob, ist jetzt der Film herpetophob? Musste ich googlen, ist die Angst vor Schlangen. So schlau bin ich nicht.
Wie gut ein Witz ist, in Idee und Ausführung, merkt man eigentlich immer erst, wenn er geäußert wurde. Nicht vorher.
Und ein ganz spezielles Beispiel kreiert, das absolut rein gar nichts damit zu tun hat, wovon ich sprach. Ich sprach von sowas wie Mobbing in der Schule, aufgrund äußerlicher oder auch innerlicher Merkmale.
Wo wir wieder bei meiner Meinung wären, die ich hier schon öfter geäußert habe.
Mein Verhalten sollte nicht davon eingeschränkt werden, dass ich damit irgendwo auf der Welt irgendwen unter Umständen beleidigen könnte.
Hier lag ganz offenbar ein Missverständnis vor, und anstatt das Missverständnis humorvoll aufzuklären, hat sich die Zuschauerin entschieden, es in den falschen Hals zu bekommen und die „I feel offended“ Karte zu ziehen.
Missverständnisse entstehen und gehören zur zwischenmenschlichen Beziehung dazu, weil alle Menschen unterschiedlich sind.
Man kann aber auch erwachsen genug sein und erstmal versuchen, diese Missverständnisse auszuräumen, anstatt sich immer gleich angegriffen zu fühlen.
Mein oft erwähntes „dickes Fell“.
Es soll Comedians geben, die beides drauf haben. Billige Flachwitze, und tiefer Humor.
Heinz Erhardt war ein ziemlicher Meister darin. Loriot. Johann König.
Letzterer kommt auf die Bühne und fragt: „Was ist grün und trägt ein Kopftuch? Eine Gürkin!“ Das Publikum liegt am Boden. Und dann beginnt er mit einem Wortwitzfeuerwerk der allerhöchsten Klasse.
Vielleicht solltest du etwas weniger oberflächlich sein
Man sollte doch den Intellekt von Menschen lieber fordern, statt unterfordern.
Zu viele Hinweise sind also zu überfordernd für dich?
Nur so viel zum Thema irrationale Ängste weißer Cis-Männer, die sich vor Warnhinweisen fürchten und sich damit überfordert fühlen. Ja, ja,… als würde sie sich die Gesellschaft weiterentwickeln und sie kommen einfach nicht mehr hinterher. Wie können wir dir jetzt weiterhelfen zu verstehen, warum man Filme mit Hinweisen ruhig kommentieren kann, damit rassistische Stigma nicht unreflektiert weiter getragen werden?
Sowie transphobe, homophobe, sexistische und weitere diskriminierende Tendenzen.
Beides hat seine Daseinsberechtigung und nichts davon ist „besser“ oder „schlechter“ als das andere.
Zu viele Hinweise sind nicht überfordernd für mich, ich finds nur nervig. Ich will nen Film einlegen, dann soll meinetwegen der Paramountberg kommen und das THX-Logo, und dann solls losgehen. Du hast doch auch lieber grüne Welle auf der Straße als erstmal 40 Sekunden an ner roten Ampel zu stehen, was muss ich mich dafür noch rechtfertigen?
Nachtrag:
Ich finde es absolut wünschenswert, dass es in Filmen weiterhin transphobe, homophobe, sexistische und weitere diskriminierende Charaktere gibt. Vielfalt. Um diese Themen kann man Geschichten schreiben.
Ich denke einfach, dass Humor oder Comedy noch mal eine ganz andere Ecke sind als Disneyfilme, weil sich in Satiere oder Comedy oft über die Klischees lustig gemacht wird.
@jararaca Beispiel war ein Beispiel für sehr schlechten Humor.
Ein besseres Beispiel wäre für mich der Dave Chappelle Clip. Dieser ist auch voll mit Klischees, aber Homophob würde ich behaupten ist er nicht. Findet ihr, dass er Homophob ist trotz der vielen Klischees? Man kann aber auf jedenfall drüber diskutieren, ob es lustig ist oder nicht.
Trotzdem bleibt es Transphob und es ist in dem Film
Darum geht es doch gar nicht, keiner nennt die Macher so, trotzdem haben sie Gags gemacht die Homphob es sind, einfach weil man die mal gemacht hat und auch noch macht.
Versuchst du jetzt die Befindlichkeit von Personen mit den von Tieren zu vergleichen und das die Angst vor Transsexuellen so harmlos ist wie die vor Schlangen?
Er versteht einfach nicht, dass es keinen didaktischen Wert gibt, wenn ein Filme solche Elemente hat, und er versteht nicht, dass es um die subtilen Darstellungen geht, die genau solche diskriminierenden Tendenzen reproduzieren und versuchen zu normalisieren.
Da fehlt einfach ein historisches und soziokulturelles Verständnis.