was ich wieder vermisse ist kontext, in welchem rahmen etwas eingebettet ist.
es ist doch nicht allein die frage, ob etwas dargestellt wird, es kommt doch ebenso darauf an, wie es dargestellt wird.
so kann man bspw. die hauptfigur in einem film, die sonst als der superheld dargestellt wird, die von allen geliebt wird und moralisch über jeden zweifel erhaben ist, einen transphoben „witz“ sagen lassen und sein/ihr publikum im film lacht sich kaputt, stimmt mit ein und übernimmt diese äußerung ansonsten völlig unkritisch für sich selbst.
oder man kann jemanden in einem film einen transphoben „witz“ machen lassen, ihn/sie aber dafür vom publikum im film ausbuhen lassen, vielleicht von ihrer transsexuellen chefIn, die sympathisch dargestellt wird, vom job feuern lassen o.ä.
da liegt doch ein unterschied in der darstellung, im kontext, in der einrahmung, der nicht unerheblich ist.
und da, wo aufgrund der gesellschaftlichen umstände der zeit, in der ein werk entstand, eine solche einrahmung, ein solcher kontext fehlt, vorher einen kleinen hinweis abzubilden, damit das heute differenzierter und als diskriminierend wahrgenommene (nochmal) bewusst wird oder gar evtl mit kindern (von denen doch die animationsfilme von disney hauptsächlich konsumiert werden) besprochen und kontextualisiert werden kann, ist doch eine errungenschaft, die das werk ansonsten überhaupt nicht anrührt oder gar verändert.
ich verstehe nicht, wo das problem da liegen soll.
und da sind wir auch beim nächsten nicht unerheblichen punkt.
es ist nämlich auch wichtig, wer mein adressat ist. sind es kinder, denen ich mittels puppentheater rassistische ressentiments vermittle oder ein aufgeklärtes erwachsenes publikum innerhalb einer satirischen bühnenshow, das sich beim lachen über rassistische stereotypen selbst ertappt fühlen soll? auch da liegt doch ein gravierender unterschied.
und ebenso ist nicht unerheblich, wer die senderIn, die urheberIn ist. denn auch das lässt einen satz, eine äußerung, ein werk in einem gewissen licht erstrahlen, wenn jemand bspw. für diskriminierendes verhalten weithin bekannt ist oder das gegenteil davon.
es gäbe gewiss noch einiges mehr zu differenzieren, aber das sind allein zwei punkte, die mir spontan einfallen.
und dass heute ein anderer gesellschaftlicher blick und einordnung auf diskriminierung und diskriminierendes verhalten liegt als vor 50 oder 100 jahren, ist doch eine positive errungenschaft, oder etwa nicht? oder muss selbst das erst mal als kleinster gemeinsamer nenner herausgearbeitet werden?