Allgemeiner Thread zu Diskriminierung (Rassismus, Sexismus etc.)

Wieso sollte man sich als Pole oder Slave bei der Definition diskriminiert fühlen?

1 „Gefällt mir“

Ich mein den Satz „Weiße können keinen Rassismus erfahren“. Ich würde gerne wissen, ob der auf breiter Basis so wahrgenommen wird, wie es @Rakonax versteht, oder ob Alice Hasters Intention so verstanden, wie sie es gemeint hat.

Also ich bin in Polen geboren und finde diese Aussage an sich ist falsch und rassistisch. Und so wie ich die Definition von „weiß“ verstanden habe ist „weiß“ die Gesellschaftsschicht, der kaum Rassismus widerfährt. Laut der Definition wäre die Aussage zwar korrekt, aber dann ist die Definition in meinen Augen das Problem.

1 „Gefällt mir“

Ist allerdings rein psychologisch nicht unbedingt der richtige Weg. Durch solche reißerischen Aussagen weckt man schlafende Hunde und hat damit auch Leute, die eigentlich gar nicht so sehr am Thema interessiert sieht, direkt gegen sich. Siehe Gamergate. Da ist man bei den Leuten mit „ignorieren“ besser dran.

Sorry, aber lest wirklich einfach mal das Buch oder hört ihren Auftritt beim Alles gesagt Podcast an. Viel empathischer und sachlicher kann man das Thema Menschen, die nicht von Rassismus betroffen sind, ihn aber (unbewusst) am Leben halten, kaum nahebringen, als sie es tut…

Man kann es sich übrigens auch kostenlos bei Spotify anhören.

2 „Gefällt mir“

Darum geht’s doch gar nicht. Sondern wie man es verkaufen will.
Wenn jemand auf ne Bühne geht und erst mal sagt „Ihr weißen Leute seid Rassisten“ und dann anfängt zu erklären, was er/sie überhaupt damit meint, sind 75 % der Leute schon ausgestiegen, egal was danach kommt.

Wo tut sie das denn? :man_shrugging:

1 „Gefällt mir“

Das ist eben der Punkt und das Problem an der Aussage.
Vielen Dank.

11 Jahre schon her

Aber was dann? Einfach weiter sich nebulös über den Begriff streiten oder sich auf eine Definition versuchen zu einigen.

Ja die Nazis haben viele Gruppen verfolgt und versucht sie Auszulöschen. Nur weil die Nazis den Begriff theoretisch öffneten (bzw. sie schrieben Gruppen Biologische Äußerliche Merkmale zu, um sie als Rasse zusammenzufassen), darf man jetzt nicht sagen, wird gehen zurück zur ‚Urdefinition‘ und die ging von Biologischen Rassen aus, aufgrund von klaren Biologischen Merkmalen.

Das es jetzt hier auch Gruppierungen gibt die sich zwischen Verschiedenen Formen des Diskriminierung bewegen sollte klar sein und diese muss man dann eben Einzeln anschauen und darüber reden wie man sie Einteilt.

Ich möchte hier niemanden etwas unterstellen.

Solange die Definitionen angezweifelt werden oder bewusst versucht wird diese nebulös zu halten, sie zu unterminieren oder direkt in Opposition zu gehen, wird das Angehen der Probleme verhindert.
Da durch das Querstellen immer wieder der Ausgangspunkt der Diskussion gesucht wird.

3 „Gefällt mir“

Bei einem solch massiven Problem wie Rassismus, ist es wichtig das man auch präzise spricht, denn dann können solche „Missverständnisse“ auch erst gar nicht enstehen. Man liefert quasi schon die Munition für Gegner.

1 „Gefällt mir“

Ich glaube nicht, dass die Begriffe aus Versehen missverständlich sind und von Alice Hasters sehr bewusst auch so gewählt wurden.
Zumal die Wahl für mich auch für die Idee des Buches absolut Sinn ergibt, da sie ausgehend von sich selbst und ihren Erfahrungen als Schwarze Person in Deutschland aufzuwachsen die Erzählungen und die Analysen aufspannt, grade auch im Vergleich zu Weißen Menschen mit denen sie aufgewachsen ist. Es geht hier um Schwarz sein.

Für mich ist das viel weniger eine Provokation als eher ein „bist du bereit, mir zuzuhören“. Denn wenn der Umstand, dass sie Begriffe wie Schwarz und Weiß benutzt, schon ausreicht, dass ihr von Dieter Nuhr Reverse Racism vorgeworfen wird und hier im Thread sogar noch die Relativierung des Holocaust und der Verbrechen der Nazis, wohlbemerkt ohne das Buch gelesen zu haben, dann glaube ich nicht, dass diese Personen mehr Interesse an ihren Erzählungen hätten, wenn sie weniger „missverständliche“ Begriffe benutzt hätte. Die Lektüre ist nämlich auch nicht einfach für eine Weiße Person, die die Wahl der Begriffe akzeptiert. Und die Munition der Gegner ist eh unerschöpflich, also auch nicht wirklich ein starkes Argument da feinfühliger den Gegnern gegenüber sein zu müssen.
Man entlarvt viel mehr sein eigenes Desinteresse an ihrer Geschichte.

14 „Gefällt mir“

Moment, ich ziehe in Zweifel das das Problem lediglich beim Sender liegt, wenn die Möglichkeit des Missverstehen auch beim Empfänger liegen kann.
Eine präzise definierte Theorie wird immer die Möglichkeit des Widerspruchs bieten, vollkommen egal wie Kleinteilig und allumfassend sie formuliert wird.

Die Munition liefert man den Gegnern immer, alleine schon dadurch, dass das Problem des Rassismus angesprochen wird.

Sorry aber wo wurde denn hier eine Relativierung vorgeworfen? Es ging nur darum, dass ihre Begriffsdefinition den Rassismus gegen Weiße im Holocaust nicht als Rassismus gegen Weiße bezeichnen würde. Was hier von Sedov und mir als ziemlich problematisch angesehen wird.

Aber für mich gibt es auch andere Kritikpunkte an der Begriffswahl. Zum einen ist die Aussage: „Weiße können kein Rassismus erfahren“ ein Zirkelschluss, wenn die Definition von weiß bereits beinhaltet privilegiert zu sein. Inwiefern hat also der Begriff oder die Aussage einen Mehrwert für die allgemeine Diskussion?
Mir haben sich auch noch andere Fragen gestellt. Zum Beispiel finde ich es seltsam, dass es eine privilegierte Mehrheit sein muss. Denn weder global, noch national würde ich die Mehrheit (egal wie sie zusammen gesetzt ist) als per se privilegiert ansehen. In Südafrika ist 80% der Bevölkerung Schwarz und trotzdem eher unterprivilegiert. Oder nehmen wir Israel, wo die Juden sogar privilegiert und in der Mehrheit gegenüber Nicht-Jüdischen Israelis sind aber zweifelsohne rassistische Diskriminierung erfahren. Auch wenn mancher das jetzt lieber Antijudaismus/Antisemitismus nennen möchte.
Nicht dass jeder Begriff immer alles abdecken muss. Aber ich sehe einfach nicht den Mehrwert einer solchen Definition, im Vergleich zu früher verwendeten.

2 „Gefällt mir“

das setzt voraus, dass frau hasters „weiß“ als biologisches merkmal benutzt, was sie nicht tut sondern als soziales konstrukt.
deshalb läuft das argument ins leere.

das wäre mir neu, dass der begriff „weiß“ von frau hasters so definiert wurde, dass es eine privilegierte mehrheit sein muss.
hast du da eine quelle?

Ich glaube, der Mehrwert ist, dass wir dadurch akzeptieren müssen, dass es in unserer Gesellschaft Schwarze Menschen gibt, die wir nicht sehen oder hören wollen.
Der sperrige Satz „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“ ist ja im Prinzip das gleiche Phänomen, dass Tupoka Ogette mit dem Begriff „Happyland“ beschreibt. Ist zugegeben vielleicht bei Ogette etwas catchyer und unverfänglicher, aber darum vielleicht bei Hasters direkter.
Ich finde der Mehrwert wird klar, wenn man Schwarzen Menschen zuhört. Man könnte zu Weiß auch nicht-Schwarz sagen. Es rückt die Geschichte der Opfer mehr in den Fokus, die bei „von Diskriminierungen Betroffenen“ doch eher diffus bleibt. Ist aber auch nur meine Empfindung bei dem Umgang mit den Erzählungen von sich selbst als Schwarz Bezeichnenden.

Und ich weiß nicht, ob du den ganzen Thread gelesen hast, aber das mit der Relativierung des Holocausts und die Schmälerung der Verbrechen der Nazis wurde ziemlich wortgenau so hier vorgeworfen. Da waren dann nicht Sedov oder du gemeint.

5 „Gefällt mir“

Darf die Auseinandersetzung mit Ismen wie Rassismus der jetzt Zeit stattfinden, ohne dabei in seiner Begriffsdefinitition den Rassismus Faschistischer Ideologien einzuschließen?

Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, als auch der systematischen Vernichtung von Menschenleben in den Konzentrationslager erfordert eine andere Aufarbeitung.
Selbiges gilt meines Erachtens nach auch für die historische Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus im Gegensatz zur Auseinandersetzung des Kolonialerbes.

2 „Gefällt mir“

Wenn es um die Definition von Begriffen im Kontext von Rassismus geht, auf die ihr euch hoffentlich demnächst alle versuchen wollt zu einigen, gebe ich euch eine schwere Empfehlung für „White Fragility“ von Robin di Angelo.

Außerdem hätte ich ohne diese Lektüre niemals selbst erkennen können, wie vielschichtig das Thema ist und auf wie vielen Ebenen man PoC mit seinen unbewussten Vorurteilen (und daraus folgenden Äußerungen / Verhalten) diskriminieren kann. Frau Ogette und Frau Hesters stehen noch auf meiner Leseliste.


UND DANN…
kommen Leute wie dieser Honk hier und kapieren scheinbar einfach mal gar nichts.
:man_facepalming:t3:

Alles was ich hier lese hab ich schon mindestens 2x davor auch hier gelesen. Das hier ist der Thread gewordene und täglich grüßt das Murmeltier.

Von allen Seiten und sehr selten dass jemand von seinem Standpunkt abrückt. ^^

Wobei @Truchsess und ich irgendwann gemerkt haben dass wir so ziemlich das gleiche meinten und nur aneinander vorbei geredet hatten. :grin:

4 „Gefällt mir“