Weißt du, was ich faszinierend finde? Dass ist deine Fähigkeit, meine Beiträge deiner Sichtweise anzupassen. Zum Beispiel habe ich nie geschrieben, dass ich Tolerant und Weltoffen bin. Ich habe auch nie geschrieben, dass ich dieses Forum für Tolerant und Weltoffen halte. Ich bin nur ein alter weißer Mann, der sich auf seinen Privilegien ausruht und sich nicht mit der realen Welt auseinander setzen will. Darum fühle ich mich in diesem Forum auch so wohl.
Aber Spaß bei Seite – Du hast natürlich völlig Recht. Hätte ich nur geahnt, dass der gut „ichbinAlles“ hier zum ersten Mal einen Beitrag postet, dann hätte ich ihn selbstverständlich mit der rituellen Rocket Beans Einweihungsformel begrüßt. Aber glücklicherweise, hast du ja meinen Fehler bemerkt und ihn herzlich willkommen geheißen… Ne warte mal! Dass warst ja gar nicht du! Das war ja Spique!
Ist dir etwa genau der gleiche Fehler passiert wie mir? Naja, ist auch nicht verwunderlich, am „ichbinAlles“-Beitrag kann man nun wirklich nicht erkennen, dass er neu im Forum ist. Er beginnt seinen Beitrag ohne „Hallo“ und „Guten Tag“. Nur wer sich sein Profil näher ansieht, merkt, dass er gerade mal einen Beitrag verfasst hat. Aber wer macht das schon? Also einen andern Mit-User vorzuwerfen, er würde … oje, jetzt fällt mir das Wort nicht mehr ein. Wie bezeichnet man jemanden, der Anderen Fehler vorwirft, die er selbst begannen hat …?
Erlaube mir jetzt mal eine kleine Intervention.
Gehen wir mal davon aus, dass „ichbinAlles“ wirklich hier ins Forum gekommen ist, um über Rassismus zu reden und später vielleicht tatsächlich von persönlichen Problemen im Alltag berichten wollte. Und vielleicht suchte er eine Community, die ihm aufmerksam zuhört und kritisch hinterfragt, anstatt ihn nur zu bemitleiden. Deshalb hat sich „ichbinAlles“ für eine kleinen Test entschieden und den größten Social Warrior-Quatsch geschrieben, den ihm eingefallen ist.
Deine erste Reaktion war es den Inhalt seines Beitrages komplett zu ignorieren. Jetzt mal ehrlich, hätte „ichbinAlles“ statt von Weißen von Schwarzen geschrieben und statt von passiven Rassisten von passiven Untermenschen, hättest du ihm dann auch seinen Beitrag so einfach durchgehen lassen? Statt inhaltlicher Fehler zu hinterfragen und/oder zu korrigieren, hast du ihm großmütig ein Herzchen geschenkt.
Was viele ignorieren, die Rassismus nur aus dem Fernseher, Forenbeiträgen oder Lifestyle-Magazinen kennen, ist, dass die meisten Mitmenschen mit Migrationshintergrund in Deutschland weniger Probleme mit offenem Rassismus haben, weil sie dagegen vorgehen/sich wehren können und unsere Gesellschaft unterstütz sie im allgemeinen dabei – Was übrigens ein deutlicher Beweis dafür ist, dass Deutschland nicht vom strukturelle Rassismus durchsetzt ist, wie hier immer wieder angedeutet wird.
Was sie wirklich zum kotzen finden, sind Mitmenschen, die es nur gut mit ihnen meinen. Die ihnen jeden Scheiß durchgehen lassen, ihnen alles vorkauen und sie als moralischen Schutzschild missbrauchen, um ihren eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Kurzum, sie wie kleine Kinder behandeln.
Man kann mir sicherlich den Aufbau und die Form meines Beitrages vorwerfen, darüber können wir gern diskutieren. Aber ich habe mich mit „ichbinAlles“-Beitrag auseinander gesetzt, versucht inhaltliche Schwächen aufzuzeigen und ihn damit die Möglichkeit gegeben, seine Aussage zu berichtigen, zu erweitern und/oder meine Argumente zu wiederliegen. Ich habe versuchte mit ihm zu diskutiert. Ich habe ihn nicht in Watte gepackt und einen Schnuller verpasst, sondern ihn ernst genommen. Kann sein, dass ich ihn damit verschreckt habe, aber ganz ehrlich, wenn er sich davon bereits entmutigen lässt, wird er es nicht besonders weit in der Welt bringen. Migrationshintergrund hin oder her.
Weißt du, dass Problem unserer Zeit ist doch, dass viele Menschen sich hinter ihren eigen Vorstellungen verbarrikadieren – Ich will mich da gar nicht ausnehmen. Aber ich, als alter weißer Mann, darf das. – Nach dem sie sich ihre Meinung gebildet haben, bleiben sie auch dabei. Es spielt kaum eine Rolle mit welchen Argumenten man ihnen begegnet. Im Zweifel werden sie einfach ignoriert und sich viel lieber auf Details gestürzt und Dinge hineininterpretiert, die so gar nicht gesagt wurden, nur um den Diskussionspartner schlecht da stehen zu lassen.
Den meisten ist durchaus klar, dass Meinungsfreiheit, eine der wichtigsten Werte des Gemeinwohls darstellt. Allerdings vergessen sie schnell, dass nicht nur eine Meinung richtig ist. Offenheit bedeutet nicht, dass es nur eine Farbe im Regenbogen gibt, sondern auch viele andere, selbst wenn man die persönlich nicht mag. Und jemanden süffisant die moralische Integrität abzusprechen, weil ihm nicht passt, was er schreibt, hat mit vielem zu tun, aber nicht mit Toleranz.
Entschuldige ich habe etwas den Überblick verloren. Wie war noch mal die Frage? Wolltest du wissen, warum ich nicht die Geschichte der Sklaverei mit der Frage, ob es in Deutschland strukturellen Rassismus gibt oder nicht, verbinden will?
Weil ich es nicht für zielführend erachte, eine Thema unnötig ausschweifen zu diskutieren. Ich muss die Geschichte der Dampfmaschine nicht kennen, um zu wissen, dass mein Auto kaputt ist…
…und Isaak…