Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Auch wenn das ein Teilaspekt des Themas ist. Es geht hier nicht konkret um Vergewaltigung. Sondern im sexuelle Belästigung. Und die muss mir niemand prophezeien. Die passiert. Ständig. Das ist unangenehm bis bedrohlich. Statistisch ist es unwahrscheinlich, dass der Axtmörder-Vergewaltiger gerade hinter mir läuft oder auf mich zu. Es ist dagegen sehr wahrscheinlich, dass mir ein Typ zu nahe kommt, mich nicht in Ruhe lässt, mich ungefragt anfasst/festhält, mir den Weg abschneidet oder mich mit blöden Sprüchen verfolgt, um eine Reaktion zu provozieren.

Sexuelle Belästigung - und die Mechanismen sich davor zu schützen - sind kein Henne-Ei-Problem. Das Problem ist, dass die Schutzmaßnahmen, die man ergreift, nicht wirklich helfen und man das Ganze von der anderen Richtung angehen muss. Was hier ja im Thread zu großen Teilen gemacht wird.

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Ja und nein. Ich war nicht groß Opfer von Sexueller Belästigung, finde es deswegen häufig auch übertrieben wenn Frauen nicht im dunkeln allein irgend wohin gehen wollen.

Aber ich weiß durch Mobbing und Shaming wie sehr sich bestimmte Dinge fest setzten und auch wie häufig doch negative Situationen vorkommen.

Und dein Bespiel unterstützt eben auch das Schuldige-Oper-Prinzip, wäre sie nur selbstbewusster Aufgetreten wäre nichts passiert.

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Ich glaube, dein Eindruck täuscht ein wenig.

Ja, Männer haben selten das Problem, Opfer von sexualisierter Gewalt, anzüglichen Sprüchen etc im öffentlichen Raum zu werden.

Dafür werden sie dort laut Statistik viel häufiger Opfer von Körperverletzungen als Frauen (Fremdtäteraggressionskonflikte und Raubüberfälle). Das ist ebenfalls ein strukturelles Problem, das in der Diskussion meist ausgeblendet wird. Das passiert häufiger als schwere Sexualdelikte im öffentlichen Raum.

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Aber wenn HerrDirk das macht, macht er das eher um der Frau nicht das Gefühl zu geben sie zu verfolgen. Zumindest ich habe das schon so gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass die Frau vor mir sich irgendwie unwohl fühlte, weil ich hinter ihr bin. Vielleicht habe ich das auch nur gedacht, aber das ist trotzdem traurig genug.

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Hätte vielleicht auf den Namen achten sollen, dachte, ich antworte einer Frau. Sorry! Da war ich etwas unaufmerksam. @HerrDirk

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Das ist eh so ein Argument, was ich nicht verstehe. Vieles geschieht unbewusst und weil man nicht darauf vorbereitet ist. Zumal es angreifende Menschen gibt, denen das egal ist, die das nicht herauslesen können (fehlende Empathie und Verhaltseinschätzung) oder weil sie sich körperlich überlegen fühlen.

Und es ist in der Tat ein scheiß Gefühl, sich körperlich unterlegen zu fühlen.

Das lässt sich leicht erklären, der Umstand der Dunkelheit macht einen großen Punkt aus: In der Nacht sieht man weniger (Sichtweite eingeschränkt), es sind weniger Menschen unterwegs, man muss extra aufmerksam sein, was es nochmal anstrengender macht. In größeren Städte und belebten Gegenden hat man ggf. eh eine gute Beleuchtung, sodass man sich etwas sicher fühlt. Aber da, wo ich bisher gewohnt habe, war das selten der Fall und meistens örtlich beschränkt. Es ist diese einsame Straßenlaterne. Der Aspekt „alleine sein“ ist ein relevanter.

Übrigens, falls wer besorgt ist, nachts alleine unterwegs zu sein, gibt es Heimwegtelefon-Services.

Allg. ich empfehle ich (falls man besorgt ist), während des Weges mit wem im Kontakt zu stehen, sodass schnell polizeilich reagiert werden kann, falls was sein sollte. Auch, wenn es unwahrscheiich ist, das was passiert, hat man zumindest ein erhöhtes subjektives Sicherheitsgefühl.

Edit: Zum Nachtaspekt kommen für mich auch immer Besoffene hinzu, die unberechenbar finde (aber das liegt an meinen sehr negativen Erfahrungen mit denjenigen).

Von daher finde ich das nicht übertrieben, obgleich ich oft nachts alleine draußen unterwegs war.

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Mir geht es gar nicht um einen konkreten Vorfall und wie man ihn dann bewertet. Wenn man solche Situationen immer als Gefahr wahrnimmt und immer entsprechend handelt, wird sich die Angst vor solchen Situationen ja nie abbauen. Auch ziemlich unabhängig von der tatsächlichen Anzahl der Vorfälle.

Angst dient dazu, aufmerksam zu sein. Nicht jede Angst ist mit Phobie gleichzusetzen, was den Alltag erheblich einschränkt.

Angst ist per se nicht schlimmes und zeugt davon, dass man bestimmte Situationen auf den Schirm hat.

Angst und Aufmerksam bzw. Vorbereitet zu sein ist für mich aber nochmal n großer Unterschied.

Dein dunkler Weg Beispiel mag wirklich sehr irrational sein und sicher auch durch reale und fiktionale Medien so hochgepusht.

Aber andere Bespiele sind es eben nicht, das man überlegt wo man in der UBahn sitzt, weil man sonst Opfer einer Belästigung werden könnte. Oder was man trägt, damit man nicht angestarrt bis dumm Angemacht wird. Das sind ja Situationen in die Frau immer noch täglich kommen kann.

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Ja, leider.

TW: Belästigung im Zug

Meine Erfahrungssituation ist leider einer in einem fast leeren Zug. Ich setze mich wie oft ans Fenster und denke mir nichts dabei. Plötzlich setzt sich ein leicht alkoholisierter Typ direkt neben mich, sodass ich nicht aus meiner Position herausgekommen bin. Ich saß also zwischen dem Typen und der Zugwand.

Er saß breitbeinig neben mir, fing erstmal ein normales Gespräch an und flüsterte mir kurz danach ins Ohr, ob ich Geld hätte. Ich kann gar nicht beschreiben, wie hilflos ich mich in dem Moment fühlte; wegdrücken wäre nicht gegangen, niemand anderes im Zug, kein Schaffner in Sicht. Selbst ans Handy hätte ich nicht gekonnt, weil ich so eingequetscht wurde. Glücklicherweise konnte ich den Anschein erwecken, selbstwusst und nicht-ängstlich mit der Situation umzugehen, und sagte ihm, ich bin Studentin und habe kein Geld. Er lehnte sich daraufhin weg von mir und erzählte mir dann, was für ein guter Kerl er sei, obwohl er im Knast war usw. Kurze Zeit später sah er meinen Ehering und fragte, ob ich verheiratet sei (ich sagte nein, damit er den Ring als billigen Dekoschmuck auffasste). Zum Glück hat das funktioniert und quatschte mich weiter voll, was ich denn mache und ob ich einen Feund habe. Es war mir alles sehr sehr sehr unangenehm.

Irgendwann kam die nächste Haltestelle und er ist GOTT sei Dank ausgestiegen und andere Leute kamen rein. Ich habe mich sofort woanders hingesetzt, wo zumindest 1-2 weitere Personen saßen und auch so, dass ich zumindest einen Fluchtweg hätte.

I.d.R. bereitet man sich aufgrund von Angst vor, sei es die Angst, eine Prüfung zu verhauen, sei es Angst, was falsches zu sagen und wen zu verletzten, die Angst, wenn man nicht reagiert, mit negativen Konsequenzen zu leben. Angst ist also per se nichts schlimmes und wie alles in bestimmten Dosierungen i.O. Solange sie nicht dein Leben bestimmen. Viele Menschen gehen bspw. zum Arzt, weil sie Angst haben, dass die Erkrankung x schlimmer wird oder weil man zu spät reagiert. Angst gibt es in verschiedenen Stufen und Nuancen und fängt bereits mit Besorgnis an. Gibt drölf Situationen in denen Angst aufmerksam macht.

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:hugs: das muss echt gruselig gewesen sein.

Hab sowas auch schon erlebt, aber das eine andere Frau so belästigt wurde, ich hab ihr dann angeboten sich zu mir zusetzten und zum glück stiegen dann ein paar Leute ein und der Typ verschwand.

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Bis heute hat mich das dahigehend beeinflusst, dass ich meine Sitzwahl so treffe. Alleine die Situation, nicht entfliehen zu können, war richtig schlimm für mich. Man ist danach echt paralysiert und versteht erst nach und nach, wie erschreckend das für einen war.

Das ist lieb von dir :+1:t4: :hugs: Ich versuche in den Öffis auch immer besonders aufmerksam zu sein, sodass ich ggf. wem anderen in der Situation helfen kann.

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Da hab ich als Mann eine Frage zu. Wie kann ich mich denn da verhalten? (Wenn ich Beobachter der oben beschriebenen Situation gewesen wäre.) Der Typ hat dich ja nicht so richtig offensichtlich bedrängt. Zumindest nicht so, dass man hätte einschreiten müssen. Wäre ich also einfach nur so dazu gekommen, hättest du dich wohl noch bedrohter gefühlt, weil plötzlich zwei fremde Männer da sind.

Meiner Meinung nach schon, meine Körpersprache war recht eindeutig, weil ich meinen Kopf stets vergedreht habe und meine Antworten kurz waren. Er saß so, dass ich eingequetscht war und die Beine hatte er ausgestreckt. Ich glaube, du hättest das erahnen können.

Ich glaube, es hätte geholfen, wenn wer anderes dazugekommen wäre. Alleine schon, falls was sein sollte (ich schreien sollte), wer in der Nähe ist. Per se habe ich ja keine Angst vor fremden Männern in Zügen.

Ggf. wäre der Typ dann irgendwann weggegangen, weil er sich beobachtet fühlt.

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Hmm, übertrieben finde ich das nicht. Hab selbst schon zu viele unangenehme Begegnungen auf dem Heimweg im Dunkeln erlebt (einmal ging es soweit, dass ein aufmerksamer Anwohner eingreifen musste), als dass ich noch ohne große Gedanken nachts draußen unterwegs sein möchte.
Es gibt zwar Taxen, aber dafür braucht man genügend Geld und außerdem ist man da auch nicht unbedingt vor Übergriffen und dergleichen geschützt

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ich hab mal in einem u-bahnhof mitbekommen, wie ein offenbar alkoholisierter typ eine junge frau bedrängte. nicht direkt körperlich, aber immer wieder ansprach, ihr hinterherlief, plumpe „komplimente“ machte, sie einfach nicht in ruhe ließ, obwohl sie das eindeutig von ihm wünschte und auch sagte.
ich habe ihm dann unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er die wünsche der frau respektieren und land gewinnen soll.

weil ich aber selber nicht recht wusste, ob ich mich jetzt nicht sogar selbst ein wenig übergriffig verhalten habe, habe ich die junge frau darauf angesprochen, und ihr das gesagt.
sie hat meine zweifel zerstreut und sich bei mir bedankt.
ich habe mich dann erkennbar in einigem abstand von ihr hingesetzt, aber noch in hör- und sichtweite, falls der typ nochmal vorbeikommen sollte.

übrigens war es unter der woche, später nachmittag, der u-bahnhof mitten in der stadt und einige dutzend, wenn nicht hundert, andere fahrgäste auf dem bahnsteig.
außer mir hat niemand eingegriffen.

ich will mit der geschichte nicht erzählen, was für ein toller typ ich bin,
sondern veranschaulichen, dass solche verhaltensweisen gang und gäbe sind, auch ohne mitternacht und dunkle seitengasse, und gesellschaftlich nicht sanktioniert werden.

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Sehr gute Doku aus der ARD-Mediathek über die vernachlässigte Forschung in der Medizin bezgl unterschiedlichen Krankheitsbildern bei Frauen und Männern, aber auch in anderen Bereichen. Ist kurzweilig und kann man sich mal reinziehen. Gibt auch noch andere Dokus aus „Herstory“, die kenne ich aber noch nicht.

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Hast du gut gemacht. :slight_smile: Ich wäre froh gewesen, wenn du damals in meine Abteil gesessen hättest.

Gerade Besoffene finde ich super schwierig, weil man nie weiß, ob die aggressiv werden oder nicht.

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