Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Wie würdest du die Frage denn beantworten?

Puh, schwierig.

Finde die Einstellung in den Interviews, dass letztendlich jede*r alles spielen dürfen soll, den Idealzustand. Und so: wieso ein Mann? wieso keine Frau? (und finde ich wirklich keinen trans Mann, der die Rolle nicht mindestens genauso gut verkörpern kann, egal wieviel Starpower der Name hat - die Rolle und die Person, die die Rolle spielt, ist einfach zu gut).

Beim oben genannten Film „Eine total normale Familie“ verstehe ich vom Artikel her die Intention der Regisseurin, die die Geschichte ihrer Mutter (welche sich als trans outete) von einem cis Mann darstellen zu lassen. Gerade weil sie (die Regisseurin) ihr Mutter zuerst als Vater kennenlernte und damit konfrontiert wurde und es auch in meiner Familie (gerade bei meinen Eltern) schon eine Umstellung war, als ich mich outete, weil sie eben so viele Erinnerungen an ihren „Sohn“ hatten.

Das ist gar nicht einmal ein so „kleines“ Problem, aber merke ich auch, je mehr ich zu mir stehe, umso leichter fällt es ihnen auch, mich als ihre Tochter zu akzeptieren. Das passiert sicher nicht von heute auf morgen, das ist ein Prozess.

Am Ende muss ich mir den Film angucken, um ein endgültiges Zeugnis zu erstellen.

Aber zurück zu deiner Frage: Wenn es geht mit einem trans Mann. Ansonsten mit der Person, die die Rolle am besten verkörpern kann.

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Interview mit Frau Maur, Psych. Psychotherapeutin, welche trans Jugendliche auf deren Weg begleitet.
Absolut lesenswert.

P.S.: nicht ganz sicher, ob ich es hier posten sollte oder in einem der anderen Threads.
War letztendlich mit keinem wirklich glücklich. Vlt braucht es irgendwann einen Queer Talkthread.

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Vorab: Ich nehme jetzt mal künstlerische Entscheidungen, dass Frau/Mann Figuren spielt, die nicht dem tatsächlichen Geschlecht entsprechen, heraus (z.B. Cate Blanchett als Bob Dylan, The Wild Boys). Da sollten keine Grenzen gesetzt werden.

Wenn man das nun herausnimmt und ein normales Casting für eine z.B. männliche Rolle nimmt, dann erwartet man eigentlich, dass ein Mann diese Rolle erhält. Sollte dann nicht auch bei Figuren, die Transmänner sein solllen, ebenso gecastet werden? Also dass Transmänner von männlichen Schauspielern (cis, trans) gespielt werden, da Transmänner Männer sind?
Transmänner/-Frauen sind ja nicht jeweils das andere Geschlecht nur im Kostüm, sondern sie sind Männer/Frauen.
Der Artikel z.B. beschäftigt sich mit der Frage und begründet, warum das Casting von Cis-Schauspielern in Transrollen des anderen Geschlechts so problematisch ist:

https://www.hollywoodreporter.com/news/matt-bomer-transgender-movie-anything-guest-column-925170

The decision to put yet another man in a dress to portray a transgender woman touches a nerve for transgender people, and rightfully so. It’s yet another painful reminder that, in the eyes of so many people, transgender women are really just men.

It should be noted that Jeffrey Tambor’s portrayal of Maura on Transparent is the rare exception where the casting fits the story being told — that of an older trans woman who is just beginning her transition. Additionally, Jill Soloway made the deliberate decision to bring in many transgender people behind the camera and in front of it. This conscious collaboration is why the show has been so well received by audiences, critics and transgender people.
And if you really want to be ahead of the curve in Hollywood, start bringing in trans actors to play non-trans roles. Because that’s where we’re headed, and the first films and TV shows to get there will receive credit for realizing that trans people can play any role.

Ansonsten bin ich da sehr bei @Adderheart: Im Idealfall sollte jeder alles spielen können und halt das hier:

Edit:
Auch noch interessant:

Trans people almost never play cis roles – so why are cis people playing trans roles? Laverne Cox has argued recently that women should play women and men should play men. Meaning that Scarlett Johansson shouldn’t play a trans man, but it would be okay if a cis man did.
I just don’t agree with this, and that’s difficult for me to say because I have so much admiration and respect for Laverne Cox. But the issue here is – although a cis man playing a trans man would be preferable to the Scarlett Johansson situation, it’s still a cis person playing a trans person.
It’s still stripping that role from someone who would bring more authenticity to it – and who deserves the representation that the film claims to be bringing to the mainstream on the basis of having a trans character front and centre in the first place.

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hmm … sollen wir einen aufmachen?

Und ich fände es trotzdem cool, wenn dieses Thema AUCH im Kino±Thread, AUCH im Videospielplausch-Thread, AUCH im Politik-Thread diskutiert wird, weil: wo ein @LeSchroeck letztens [sry] schon Probleme hatte wie er die Rolle von Jared Leto [trans Frau] bezeichnen soll. Nix gegen dich, aber er spielte halt eine trans Frau. Und sollte das (in einer perfekten Welt) das normalste sein, sowie eine Cate Blanchett, die Bob Dylan verkörpert, ohne dass: sie spielt einen … wie soll ich dass jetzt nennen … einen cis Mann??? (sry, aber so kam es rüber und ich weiß, das war nicht böse von dir, aber es fiel halt auf).

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Klar, warum nicht.

Cool, ich wollte nur korrekt sein, wusste nicht mehr welcher Definition er entspricht, wollte nix Falsches sagen und bin jetzt das Mahnmal? Es war eigentlich nur ein Fakt, den ich vergessen hatte und keine Frage der Normalität. Und ehrlich: ich kenne noch nicht alle Regeln oder die völlige Etikette, ich muss das auch erst noch lernen, denn - auch das mag traurig und falsch sein, ist aber noch der Status quo - bisher hatten wir halt noch nie so häufig oder intensiv mit Trans-Darstellern und diesen Definitionen anhand von Filmen zu tun. Je mehr es solche Filme gibt, je häufiger die Darsteller engagiert werden, ja geläufiger dann auch gewisse Namen sind, um so selbstverständlicher wird das alles werden. Aber klar, jetzt bietet sich noch jede Unsicherheit als Kritik an.

Und: ich bin auch dafür, dass alle alles spielen sollen. Das sollte dann aber auch im Umkehrschluss funktionieren. Denn es kann ja sein, dass es immer noch Rollen gibt, die jemand als herausfordernd ansieht oder die für jemanden eine Herausforderung sind, der er gerecht werden möchte.

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Ich kann das Argument verstehen.

Auf der anderen Seite gibt es diesen Film nun nicht und das ist einfach schade, weil Filme mit Transcharakteren in größeren Rollen einfach selten sind, vor allem wenn das trans-sein nicht ein zentrales Element im Film ist.

Ich bin da irgendwie hin und hergerissen, aber gefühlt überzeugt mich das Statement der Act-Out-Kampagne mehr:

Wir sind Schauspieler:innen. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es – das ist unser Beruf.

Rub & Tug soll übrigens mittlerweile als Serie umgesetzt werden, mit einem Trans-Mann in der Hauptrolle:

Nö, fiel halt auf. Weniger Mahnmal als Beispiel, wie sehr das Problem noch immer in uns ist. Das selbst du, der wirklich mehr Ahnung als die meisten von uns hast, noch immer nach dem richtigen Wort suchen musst.

Und fällt mir halt nochmal mehr auf, weil ich selbst und meine Freunde und Freundinnen das gleiche Problem haben.

Danke aus all meinem Herzen für die Antwort, du bringst das ganze einfach auf den Punkt.

:herz:

(PS: Bloß weil wir Sachen kritisieren, das soll kein Mahnmal sein. Oder Kritik an der Person. Kritik an der Gesellschaft, die das ganze erst nötig macht. In 2021.)

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Ist halt die Frage, womit man sich zufrieden gibt: Soll man dankbar sein, dass es überhaupt Filme über Menschen, die sich als transgender identifizieren, gibt, auch wenn diese nur von Cis-Menschen und damit quasi aus deren Perspektive erzählt werden?
Oder darf man mittlerweile einfach mehr von der Filmindustrie erwarten?

Scheinbar hat die Kritik ja Wirkung gezeigt.

Sehe ich ja auch so und ich hoffe auch, dass es irgendwann so sein wird, dass es egal ist, ob der Schauspieler trans ist oder cis oder non-binary usw…

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Zu #actout steht gestern in der FAZ:

Bei einer Rolle übergangen zu werden mag ärgerlich sein und sicherlich auch kränkend, aber lebensgefährlich ist das nicht.

Umso widersprüchlicher mutet daher das „Manifest“ von 185 Schauspielern im „SZ-Magazin“ an, die so gar nichts von der Lena-Ulrike-Odenthal-Folkerts’schen Robustheit haben.

Warum sollen die Schauspieler*innen denn „robust“ sein und sind Probleme erst relevant, wenn sie das körperliche Leben bedrohen (von psychische Belastungen und Krankheiten wird gar nicht erst gesprochen) ?

Eine Wirkung hatte sie auf jeden Fall, auch schon da als sich SJ von der Rolle zurückgezogen hat.

Was ich mich nun Frage: Was kann gesellschaftlich mehr erreichen? Wenn die Rolle nun von einer Trans-Person in einer Serie verkörpert wird, die aufgrund der Serienflut dann vielleicht in der Szene gefeiert wird, aber in der Masse nicht ankommt oder ein Film, der alleine wegen seiner berühmten Schauspielerin auch im Mainstream gesehen wird und damit auch von denjenigen, deren Weltbild mal dringend ein Update braucht.

Mit Discovery gab es in der 3. Staffel eigentlich genau das. War Discovery sowieso schon Queer und diverse gab es mit Adira als non-binary Charakter und Gray als trans Charakter zwei wunderbare Rollen die auch so besetzt wurden.

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Und das ist super, nur ist in diesem Fall der Anker, der das Ganze in den Mainstream zieht, das Franchise „Star Trek“.

Mein Punkt ist ja, dass solche Geschichten dann im Mainstream ankommen, wenn sie in der Umsetzung Faktoren enthalten die Zuschauer anziehen, die es sich sonst nicht ansehen würden. Das können SchauspielerInnen sein, Franchises, Marken, etc.

Und warum zieht „Star Trek“ nicht?

Ich mein, dass sind die ersten offen non-binären, trans Charaktere in Star Trek (irgendwelche Aliens, wo wir erst mal zwei Mal unser Gehirn durchkneten müssen, mal nicht eigerechnet).

Und Sulu in Beyond bzw. Stamets/Hugh in Disco waren die ersten offen homosexuellen Charaktere …

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Ich verstehe die Frage nicht. Ich habe doch geschrieben, dass es wegen Star Trek in den Mainstream zieht.

Dann verstehe ich den zweiten Punkt nicht.

Ich finde, damit drehst du die Thematik etwas um. Denn es geht ja im Endeffekt um den Vorwurf der Unterdrückung und der Unterrepräsentation, wenn bisher SchauspielerInnen davon abgeraten werden musste, sich zu outen, da die eigene Identität dann zum Ausbleiben von Rollen führt. Wohlgemerkt nicht nur typcast queere Rollen, sondern alle Rollen.
Deshalb trifft der Slogan „Wir sind schon da“ oder waren schon immer da ganz gut, da es kein neues Phänomen ist, dass queere SchauspielerInnen auch cis-heteronormative Rollen spielen, nur eben unentdeckt, um überhaupt die Chance dazu zu haben. Der Vorwurf ist dann ja auch, nach dem Outing schwerer an solche Rollen zu kommen. Daher die geratene Geheimhaltung.

Und es ist ja auch eher Usus in der Vergangenheit gewesen, dass auch auf diverse und queere Rollen eher Weiße cis-heteronormative SchauspielerInnen gecastet werden, weshalb da die Kritik und der Vorwurf aus der Community natürlich am lautesten wird, wenn selbst da eine Repräsentation unterdrückt wird und selbst nach einem Outing prädestiniert diverse Rollen nicht divers gecastet werden und auch da Chancen ausbleiben.

Daher finde ich es immer etwas zu kurz gedacht, dem Vorwurf der Community entgegen zu bringen, man solle doch wollen, dass alle alles spielen können. Denn natürlich ist das auf lange Sicht der Wunsch der meisten SchauspielerInnen, aber das müsste ja auch erstmal bedeuten, dass es keine systemischen Barrieren mehr gibt, die das verhindern. Weshalb der Vorwurf, meiner Meinung nach, gehört werden muss.

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Ok, ich kann gerne versuchen genauer zu erklären was ich meine:

Beispiel Star Trek Discovery: Es gibt eine Gruppe von Menschen die schauen Star Trek, interessieren sich aber nicht unbedingt für LGTBQ-Themen. Bringt man diese Themen nun zu Star Trek, bringt man diese Themen auch der Star Trek Gruppe näher.

Beispiel Scarlett Johannson: SJ hat viele Fans durch Marvel-Filme etc. Die interessieren sich auch nicht unbedingt für LGBTQ-Themen. Spielt SJ nun in einem Film eine solche Rolle, bringt sie ihre Fans mit und damit näher ans Thema.

Wenn ich aber einen Film oder eine Serie zu LGBTQ-Themen mache, ohne eine Querverbindung zu bereits erfolgreichen SchauspielerInnen oder Marken zu haben, dann ziehe ich in erster Linie auch nur Publikum aus der Szene. Das sind aber idR. nicht die, die mehr Aufklärung nötig haben.

Das ist natürlich alles nicht absolut zu sehen, sondern nur meine persönliche Einschätzung der Wahrscheinlichkeiten. Es gibt immer Ausnahmen oder Dinge die erfolgreich werden, obwohl oder gerade weil sie mal völlig anders sind.

@anon83462476 Ich stimme dir völlig zu. Ich habe da überhaupt keine andere Meinung. Mir geht es in meinen Beiträgen nur um etwas anderes, nämlich wie das Thema effektiv die Meinungsbildung im Mainstream verändern kann.

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