Affirmative Action ist an US-Unis nach wie vor ein Ding, deshalb fragen sie danach.
Das find ich halt so irritierend. Der Begriff Rassismus ist ja klar negativ konnotiert, deswegen funktioniert das für mich auch im Deutschen, denn rassistische Äußerungen richten sich ja gegen Personen, die im ideologischen Denken als andere (biologische) Rasse betrachtet werden (jetzt natürlich ganz simplifiziert gesprochen).
Wenn dann aber im Amerika von Racism gesprochen wird und gleichzeitig aber im normalen Diskurs race als Begriff genutzt wird und sich Gruppen auch über den Begriff race definieren, dann nehme ich den Begriff racism halt als weniger gewichtig wahr, weil sich die Ethnien ja immer noch selbst so differenzieren.
Aber bin in dem Thema auch nicht so tief drin.
Weil wegen Affirmative Action und sowas.
gibt es ja bei uns so nicht ausser auf Frauen bezogen, aber dort ist es ja teils fest verankert in den Regeln/Vorschriften von Unis, behörden etc.
Sprich wenn sich an der Uni für 30 plätze dann 90 „white“ bewerben mit 1,0er Schnitt und 30 „black“ mit 2,0er schnitt, werden trotzdem am Ende nicht nur „white“ plätze kriegen.
Ja das kenn ich. Hier gibt es den Vorwurf das das es Vorgeschobenes Argument ist, das man das auch anderes Regeln könnte und diese Daten nicht erfassen müsste.
Bekomme das aber auch nur am Rande mit, genau bin ich auch nicht in dem Thema.
Hm, ich wüsste jetzt nicht, wie man nach Geschlecht / Hautfarbe / wasauchimmer quotieren soll, ohne diese Merkmale auch abzufragen. Und für ein vorgeschobenes Argument macht AA ziemlich viel Aufwand - was auch immer da die angeblichen wahren Ziele sein sollen, bestimmt gäbe es Möglichkeiten die einfacher zu erreichen.
Im Zuge der „Rasse“ Diskussion im Grundgesetz führte Natasha Kelly aus, dass wir hier dt. „Rasse“ auch zu einem sozialen Konstrukt gemacht wurde, durch die rassistische Praxis. Und das es den Begriff hier auch braucht, um die Lebensrealität dahinter zu benennen.
(ich glaub es war der taz Artikel, ich hoffe ich habs richtig zusammengefasst.)
Das ist in diesem Bereich tatsächlich öfter ein Thema. Und es „rächt“ sich dann, wenn eins zu eins die Diskurse aus den USA in Europa Anwendung finden. Nur, die USA haben Black Studies, wir nicht. Und da hier in diesem Sinne Rassismusforschung fehlt, entsteht immer diese merkwürdige Verflechtung und es fehlen so ein wenig die Worte und Kriterien, um das scharf voneinander abzugrenzen.
Im Gegensatz dazu gibt es rein quantitativ mehr Forschung zum Antisemitismus.
Ich weiß nicht, ob ihr es mitbekommen habt? Es war letztens Götz Aly bei Jung & Naiv (was ich als sehr anstrengend empfand, weil der Mann am liebsten in seinen eignen Worten badet.) Aber da klang das auch ein wenig heraus, wie Antisemitismusfroschung und Rassismusforschung sich kreuzen.
Der Rassismus bei uns, resultiert verstärkt aus dem Sklavenhandel und Kolonialismus. In den USA ist es der Besiedlungskolonialismus, Versklavung, die Vertreibung und Tötungen von indigenen Menschen und die Segregation. Bei der UK kommt noch mal der Imperialismus on Top. Das hat alles gewisse verschiede „Pfadabhängigkeiten“ für Rassismus bis heute hinterlassen.
Und niemand, der seriös über Geschichte forscht würde diese Schwere und Singularität des Holocaust infrage stellen. Aber wer sich ansieht, was Robert Koch auf afrikanischen Inseln gemacht hat, kann nicht leugnen, das die Nazis schon erhebliche Wegbereiter hatten.
Deswegen „wunderten“ sich eben Theoretiker wie Aimé Césaire oder Fanon nicht über den Holocaust, weil sich diese Fähigkeit von Menschen andere zu entmenschlichen viel früher zeigt. Während gerade Personen wie Adorno und Arendt auch danach suchten, wie so etwas möglich war. Und da wird mit unterschiedlicher Hermeneutik gearbeitet.
Das geht nie gut aus, wenn man anfängt, da was zu vergleichen, aber ich bin überhaupt kein Fan davon, wenn es in Konkurrenz zueinander gestellt wird. Oder wenn es eine Art „Ringen“ um Anerkennung der Verbrechen geht.
Ich hab aber immer mehr den Eindruck gewonnen: Würden wir mit der gleichen Anstrengung und Etablierung von Bildungsarbeit und Erinnerungskultur über den Kolonialismus aufklären, würden heutige Rassismus-Debatten ganz anders geführt werden. So wie man die Bilder und die Grausamkeit des Holocaust vermittelt bekommt, haben die Leute hingegen häufig eine Distanzierung zur kolonialen Vergangenheit und diese Bilder sind ebenso aufs tiefste grausam.
In dem man es zb Freiwillig macht und oder fragt ob eine extra Förderung gewünscht ist und dann erst den Grund.
Auch gibt den die Argumente, das der Zugang zu Unis schon viel früher versperrt wird, Wohnort, Schule, und wenn man fördern will, es früher beginnen muss und das es das System seit Jahrzehnten gibt, es aber nicht viel gebracht hat.
Das ist aber kein Gegenargument zu Quoten, sondern sagt erst mal nur dass Quoten an Unis zur Lösung des Problems nicht ausreichend sind.
Und Freiwilligkeit als Alternative zu gültigen Regeln kann ich nicht ernst nehmen. Dann kann man es wirklich auch gleich komplett lassen.
In einer deutschen Uni, wo dann eventuell kein einziger POC im Publikum sitzt, und die Leute keinen einzigen POC kennen eventuell, wäre Black Studies als Fach auch etwas schwer umzusetzen.
@Leelo
affirmative action ist ja teilweise freiwillig von den unis um den Ruf zu verbessern
Das ist einfach Unsinn.
Du musst nicht Schwarz sein, um Black Studies zu studieren. Rassismusforschung kann von allen gemacht werden. Es geht darum das überhaupt zum Thema zu machen. Ohne die Straßenumbenennung würden heute die wenigsten wissen, wer Anton Wilhelm Amo ist. Und der ist nicht unbedeutend.
Wenn man als weiße Person diese Forschung macht, sollte man auf jeden Fall einen Workshop vorher machen und darin besonders sensibilisiert sein. Aber das würde ich mir von vielen Ethnologie oder Afrikanistik Studierenden und Professuren auch wünschen. - Da ist ein enormer Nachholbedarf.
Ich glaub hier liegt ein Denkfehler vor. Wenn man Sexismus doof findet, heisst das ja nicht, dass man selbst keine Sexualität hat. Aber man will halt nicht deswegen diskriminiert werden. Ähnlich verhält sich das im Englischen mit race und rascism.
Das gilt auch mit der Straßenumbenennung
Finde es manchmal auch befremdlich wie die Verbrechen der Nazis durch die wiederholte Proklamation des Holocaust als Singularität gefühlt aus der Geschichte enthoben werden, die es brauchte, um überhaupt dazu zu führen.
Durch diese brennglasartige Fokussierung auf einen sehr kleinen Zeitraum kommt vermutlich auch der teils gefühlte Eindruck auf, dass die Nazis damals 1933 mit ihrem Raumschiff in Deutschland gelandet sind, das Land, Volk und Europa ins Elend gestürzt haben und 1945 wieder verschwanden, und sich anschließend alle gefragt wie das passieren konnte und gleichzeitig sicher waren, dass sie damals ganz anders agiert hätten.
Die Nazis haben den Menschenhass und Entmenschlichung nicht erfunden. Es ist wichtig die Entwicklung dahin geschichtlich einzubetten und eben aufzuzeigen, dass sowas jederzeit wieder passieren kann.
Die Sache ist ja, das der Holocaust in seiner Tragweite und Ausführung so sehr aus der, für viele, geringen Verbrechen unserer deutschen Vorfahren heraussticht, das es da natürlich eine sehr starke Fokussierung gibt. Auch weil man sich hier noch viel mehr als eigenes Opfer einer Diktatur, eines Krieges sehen kann, den wir mittragen mussten. Die Kolonianverbrechen betreffen uns einfach nicht, und wir sehen keine Auswirkungen.
Ich finde tatsächlich schon, dass es um Rasse beim Holocaust geht. Klar, ist das der Dummheit des dritten Reiches zuzuschreiben, weil die eine Religionsgemeinschaft als Rasse definieren wollten. Wenn man jetzt sagt, es wäre nicht so würde man glaube ein wenig die Geschichte verdrehen. Ich ich verstehe schon, dass das Wort Race im amerikanischen mehr im Sinne ethnic verwendet wird. Ist halt auch ein Thema wo man aufpassen muss, wie man es formuliert. Das sich da viele Juden auf den Schlips getragenen fühlen kann ich verstehen und ich finde es gut, das sie ihr eine 2 Wochen Pause gegeben haben nach dem sie sich entschuldigt hat und noch gecancelt haben.
Nein, es gibt keine Rassen bei Menschen. Du verstehst da etwas nicht.
Darum geht es, nicht darum das man eine Religionsgemeinschaft als Rasse bezeichnet.
Naja, der Fall ist schon ein bisschen anders.
„Das Judentum“ versteht sich selbst als von Gott erwähltes Volk. Wenn man vom Judentum bzw. Israel spricht, schwingt da immer (egal ob bewusst oder unbewusst) immer sowohl eine religiöse als auch eine ethnische Komponente mit. Und dem Judentum haftete schon seit der Spätantike (Ansiedlungsverbot in Jerusalem für Juden durch Kaiser Hadrian 135 n. Chr. und die daraus folgende weltweite Zerstreuung des Judentums, die bis zur Staatsgründung 1950 kein eigenes Staatsgebiet hatten) immer der Ruf des Fremdartigen an.
Antijüdische Ressentiments waren historisch eher religiös begründet und wurde immer mehr mit antijüdischen Märchen und Legenden aufgeladen (Mord an Jesus, Brunnenvergiftung oder - ganz besonders bescheuert - Hostienfrevel, so Gedöns halt). Als man dann im 19. Jahrhundert anfing, Menschen in so genannte „Rassen“ einzuteilen, gab es dann halt erstmal nur zwei Prototypen: Den tollen Germanen und den bösen Juden; sehr viel komplexer ist das im Lauf der Zeit auch nie geworden. Aber da ging man dann davon weg, Juden aufgrund ihrer Religion zu diskriminieren (und das war vorher immer Grund dafür), sondern stürzte sich auf den ethnischen Aspekt des Judentums, zumal man sich damals auch in den Nimbus einer perversen, grausamen „Wissenschaftlichkeit“ hüllen konnte. Aus Antijudaismus wurde Antisemitismus; den Nazis war es herzlich egal, ob die Juden Jesus als ihren Messias anerkannten.
Und an dieser Stelle sei gesagt, wer die Gelegenheit hat mit Zeitzeug*innen des Holocaust reden zu können, sollte das unbedingt tun!!! Noch ist es möglich.
kontextsensivität ist das zauberwort.
Rede ich mit ein paar Bauern über Tierrassen und stehe dabei in der Wirtschaft, kann ich das Wort Rasse laut und frei benutzen.
Stehe ich in der Berliner Straßenbahn und telefoniere mit Headset, sollte ich vielleicht nicht laut sagen „ja die Rasse sollte man aussortieren, braucht kein Mensch“
Sprich, im US Kontext muss man das Wort eben anders sehen als in Deutschland.
Genauso wie das Amerikanische „good“ nicht unbedingt dem deutschen „gut“ entspricht, sondern es auf den Zusammenhang ankommt.
Das ist mir klar! War den Nazis aber wohl in ihrem Wahn nicht klar. Das wollte ich eher damit zum Ausdruck bringen.