Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Aus deutscher Sicht ein ziemlich gefährliches Argument…

Aber er selbst machte ja die Trennung auf, innerhalb der Grenzen nein, außerhalb ja
Diese Trennung lässt sich aber nicht machen, wegen den oben genannten Punkten, aus meiner Sicht.

Israel verletzt selbst die Grenzen und schafft damit Tatsachen und selbst wenn, dann lass es einen alternativen Begriff geben wie grenzüberschreitende Apartheid.

Übrigens gab es diese aggressiven Landenteignungen und Gesetzte wie den Native Land Act in Südafrika - selbst diese Parallelen sind ja nicht unbegründet, das ist zum Beispiel sehr vergleichbar. Und nur weil die Leute sofort an Südafrika denken würden, macht es diesen Begriff nicht unfunktional. Das war auch keine stichhaltige Begründung dagegen.

Aus analytischer Sicht, spielt hier wirklich alles zusammen. Die Eskalationsspirale, der Rassismus, die Zerstörung von Kultur, religiöse Begründungen, Grenzen die missachtet werden, wer kontrolliert den Luftraum, die Infrastruktur, wer hat welche Ressourcen, wie begründet Israel innenpolitisch die eigenen Maßnahmen, wo ist es selbst zerstritten, wie setzt sich Palästina innenpolitisch zusammen? Dann die Internationale Ebene. Es gibt keine Sanktionen gegen Israel, weil die USA ihr Veto einlegen. Gleichzeitig ist es nicht unerheblich wie international die Verstrickungen zwischen Ägypten und Iran aussehen. Iran ist noch mal ein spezielles Thema und ist die Bedrohung für die Existenz Israels schlecht hin.

Es kommt einfach ungemein viel zusammen in diesem Konflikt. Und hier spielt auch die internationale Ebene in die innenpolitische rein.

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Wieso? Weil Deutschland auf die Idee kommen könnte das Sudetenland zurückzufordern?

Unter anderem, weil wir nur als Demokratischer Staat existieren, weil die Allierten genau das getan haben, weil sie anerkannt haben, das es vielleicht keine gute Idee ist, ein komplettes Volk auf dauer zu besetzen, und ihnen einen Staat zu verweigern. Uns wurde eine Chance gegeben, und das nach zwei Weltkriegen und dem Holocaust.

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Ok, das klingt für mich aber ein bisschen nach Haarspalterei, um ehrlich zu sein.
Als die Europäischen Siedler nach Amerika gingen gab es da auch keine vereinigte Nation der Amerikanischen Ureinwohnern und das meiste Land dort war „unowned“…
„There was no political entity called The Native Americans that had sovereignty in the region, only individuals who were individual Native Americans“…

Ich meine, man kann in meinen Augen nicht argumentieren, dass die Leute die vorher in dieser Region beheimatet war keine politische Einheit war, weswegen es durchaus in Ordnung ist, dass Isreal dieses Land jetzt zugesprochen kriegt.

Und ich verstehe, dass es mit den Amerikanischen Siedlern und Israel nicht ganz das gleiche ist. Es geht mehr um das Prinzip der Argumentation: „Hey, das war keine Zusammenhängende Nation zu dem Zeitpunkt… also können sie nicht argumentieren, dass sie Anrecht auf dieses Land haben“.

Auch das halte ich für eine Erklärung welche so keinen Sinn macht.
Diese Karte behauptet auch nirgends dass es um „Land Ownership“ geht. Niemand sagt, dass Palästinenser innerhalb des Landes Israel kein Land besitzen dürfen… sie müssen es einfach unter den Regeln von Isreal besitzen… was bereits ein ziemlicher Einschnitt in deine Freiheit ist, wenn du der Meinung bist, dass Isreal als Land darüber keine Staatsherschaft haben sollte.
Zumindest in dem kurzen Meme mit der Karte oben wird nicht behauptet dass es um Landownership geht. Es scheint relativ explizit um die Ausbreitung von Isreal zu gehen.
Und ich sehe eine Menge Argumentation über Details welche in dieser Karte falsch sind, während der Hauptpunkt (dass diese Nation über die Jahre massiv zu einem Land gewachsen ist welche inzwischen weite Regionen abdeckt wo vorher schon Leute gelebt haben) eher ignoriert wird.

Bei einem Netflix Comedy Special hat der Comedian „Jim Carr“ einen Witz über die Tötung von Sinti und Romas im Nationalsozialismus gemacht, was dann natürlich Wellen geschlagen hat.

Natürlich ist es klar, dass er den Witz bewusst Provokant macht, aber ich persönlich habe den Witz nicht wirklich verstanden auch wenn er im Grunde „erklärt“ warum es lustig ist.

Naja, der Special Alleine bezieht sich ja auf Dark Humor, aber genauso wie bei Böhmermann und „Ziegenficker“ ist es eben für mich immer wieder lächerlich mit „Das wird bestimmt zu weit gehen“-Mentalität/Aussage anfängt, um damit eben diese recht rassistischen und/oder verharmlosenden Witze zu machen.

TW: Rassismus über Sinti und Romas

Ich habe über diese Sache erst aber durch Ausschwitz Memorial-Twitterseite gefunden, die den Witz/Aussage auch sehr respektlos und schlimm fanden, was ich selber auch finde.

Also nicht irgendwelche Twitter-Leute, die sich über ein Witz aufgeregt haben, sondern eben Organisationen, die sich seit Jahrzehnten täglich die Erinnerung aufrechterhalten.

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Durch die Provokation hat er erreicht, dass mehr Leute auch von den anderen Gruppen erfahren, die die Nazis gezielt ermordeten.
Der Witz selbst ist handwerklich gelungen, weil die Pointe mit der Erwartungshaltung bricht.
Aber natürlich ist er tief schwarz, unverschämt und geschmacklos bzw. kann so aufgefasst werden.
Würde das jedoch nicht mit Böhmermanns Gedicht vergleichen, weil da die tatsächliche Absicht einer Schmähung bestand, was am Ende gerichtlich auch bestätigt wurde (wenn gleich Jan davon selbst überrascht war…)

ich habe es nicht mit dem Böhmermann-Witz verglichen, sondern nur diesen Satz/Aussage mit „Das wird jetzt zu weit gehen“, was ich immer nervig finde und für mich kein Freifahrtschein ist um rassistische und respektlose sachen zu sagen.

ich finde es eben respektlos, weil der Witz mehr die Tötung von diesen Menschen bagatellisiert als wirklich aufklärt.
Ich meine, es ist naiv zu glauben, dass sehr viele Leute nicht wissen, dass nicht nur Jüdische Menschen im NS-Regime ermordet wurden.

welche Erwartungshaltung denn genau? Das habe ich jetzt nicht verstanden :sweat_smile:

Zu glauben, dass sehr viele Leute etwas nicht wissen, ist nie naiv. Ganz besonders, wenn es um den Holocaust geht.
Ich glaube allerdings trotzdem nicht, dass er aufklären wollte. Würde auf den üblichen „Schockeffekt für Aufmerksamkeit“-Effekt tippen.

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Ja, deswegen gibt es eben Ausschwitz Memorial und andere Organisationen wie Traveller Movement, die Aufklären und täglich Informationen geben.
Es gibt Youtube-Videos zu hauf, die mit dem nötigen Respekt und Fingerspitzengefühl sich mit dieser Materie auseinandersetzen

Eine Comedy-Show, wo er tausende von Dollar bekommen hat als „Ich will auch aufklären“ zu verkaufen ist eben, wie du gesagt hast, nicht die richtige Bezeichnung. Es sollte eben bewusst provokant sein.

Habe ja die Szene bei Netflix länger angeguckt, da vielleicht außerhalb der Szene im Twitter-Video was gesagt wurde, aber da hat er ungf. gesagt, dass er es traurig findet, dass bestimmt Leute gibt, die nicht einfach lachen können auch über solchen Dunklen Humor

Da es hier um ein internationales Publikum geht bin ich mir recht sicher das ein bedeutender Anteil der Zuschauer noch nie von Sinti und Roma, Homosexuellen und Behinderten in den Konzentrationslagern gehört hat.

Was den Schockeffekt angeht, Jimmy Carr ist seit über 20 Jahren für seinen schwarzen Humor bekannt, der Schockeffekt ist bei seinen Witzen quasi erwartet. Da er in diesem Fall extra eine Erklärung anhängt gehe ich davon aus das er auch aufklären will, denn das macht er sonst nicht.

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Davon gehe ich auch fest aus.

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Wer Jimmy Carrs bisherige Specials kennt weiß was ihn erwartet, wenn der Typ es dann „His Dark Material“ nennt.

Das Special ist pure Provokation und nichts anderes. Ich kann nicht verstehen wie irgendjemand denken kann er würde das ernst meinen.

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Auch wenn er es nicht ernst meint, kann es ein pietätloser und unangebrachter Witz sein, der eventuell verletzend ist.

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Das ist sein gesamtes Programm eigentlich immer für irgendwen. Die Masche muss man nicht mögen, aber es ist nicht so als hätte er jetzt mal einen schlimmen Witz gemacht.

Ich halte es eher für sehr naiv zu glauben, die Leute wissen überhaupt irgendwelche Grundlegenden Sachen über den Holocaust, die über „da wurden viele Juden umgebracht“ hinaus geht.

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Aber eigentlich klärt er sein Publikum doch in erster Linie darüber auf, dass man auch über die von den Nazis getöteten Sinti und Roma Witze machen kann und dass es im Kontext des Holocaust nicht nur Judenwitze geben muss.
Quasi, wenn einem Judenwitze nicht mehr edgy genug sind.
Lisa Eckhart sollte mitschreiben.

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Naja wir sind hier in Deutschland, wo es dann auch einen nicht gerade überraschenden Fokus im Unterricht auf die NS-Zeit gibt. In anderen Teilen der Welt ist das nicht so und Hitler ist da einfach nur eine „interessante“ Persönlichkeit wie für uns ein Pablo Escobar oder Mussolini.

Mein Problem am Witz ist (wenn man nach dem Sager aufhört) ist, dass er einer der „erfolgreichsten“ Genozide der Geschichte - Roma und Sinti Gesellschaften im Südosten Europas (Rumänien, Ungarn, Bulgarien) wurden wirklich vernichtet, da gab es kaum vereinzelte Überlebende - als „positiv“ bezeichnet, und dann anstelle auf diese Geschichte einzugehen und den Vorurteilen, die sie bis heute ausgesetzt sind (Ungarn, Bombenanschläge in Österreich, …) anzusprechen, gleich die „anderen“ Opfer mitaufzählt.

Ja, es ist wichtig die Gesellschaft aufzuklären, dass die Nazis nicht nur Juden, sondern alle und jeden, die sie in ihrem Hass störend und systemkritisch erachteten, umbrachten. Von zu katholischen Priestern über alle politische Richtungen jenseits des Nationalsozialismus über religiöse und gesellschaftliche Minderheiten, die sie als Parasiten abwerteten.

Aber haben es die Opfer dieses Regime verdient, dass ihre Geschichte über ein „wurden auch umgebracht“ hinaus erzählt wird.

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Sehe ich genauso, falls mein letzter Kommentar etwas flapsig war und das nicht rüberkam.
Nicht nur, dass die Communities, die es betrifft, diese Form der Aufklärung über ihren geschichtlichen Schmerz nicht verdient haben, es ist für mich nicht mal schwarzer Humor, sondern Bullying.
Ähnlich wie bei Lisa Eckhart ist hier auch wichtig, wer erzählt wem was und wie.

Ich verstehe zwar schon, dass wenn man sich eine Karriere lang an der Grenze dazu bewegt, man sie auch hier und da überschreitet, aber dass es dann doch vielen oft schwer fällt im Nachhinein einzuordnen, finde ich schade.
Schwarzer Humor funktioniert wunderbar nach oben und geradeaus. Nach unten wird es immer schwierig und kann schnell den Humor Rahmen verlassen.

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