Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Schwarzer Humor zielt nie nach oben, unten oder geradeaus. Schwarzer Humor zielt immer auf den Interpreten selbst, indem er mit seiner Aussage völlig die Erwartungshaltung an seine eigentliche Haltung bricht.

Der Witz funktioniert daher auch nur, wenn man schon ungefähr weiß wer Carr ist und was er tut. Was du beschreibst ist Satire, bei der wirklich eine politische Aussage in humoristischer Form gemacht wird. Das ist hier aber sicherlich nicht der Fall.

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Das wird mir auch zu gerne und schnell vergessen (vgl. Böhmermann): Der Kontext eines Witzes ist immer auch das bisherige Schaffen dessen, der den Witz öffentlich zum Besten gibt.

Ist das wirklich so? Für mich gehen schwarzer Humor und Satire eigentlich Hand in Hand bzw. sind die Grenzen fließend.
Ich hätte jetzt eher gesagt, Satire zielt nach oben und schwarzer Humor geradeaus. Da schwarzer Humor ja oft auch aus der eigenen Community kommt und morbide oder düster das eigenen Schicksal veralbert.

Für mich wird Humor genau dann zur Satire, wenn es ein Ziel gibt, also eine Person oder Gruppe getroffen werden soll.

Aber nur zum das klarzustellen: Natürlich kann schwarzer Humor verletzend sein. Die fehlende Intention ist der wesentliche Unterschied.

Das hab ich mich auch gefragt. Ich hab einfach mal nachgelesen woher es kommt:

Wikipedia: Der Begriff Schwarzer Humor wurde durch den Surrealisten André Breton erstmals 1940 in seiner Schrift Anthologie de l’humour noir näher umrissen, wird jedoch seit den 1960er Jahren zum Teil deutlich anders verstanden, indem Kennzeichen der Desillusion und des Nihilismus hinzutraten. In dem Vorwort seines Werkes nennt Breton unter anderem Quellen von Freud und Hegel, die seiner Meinung nach in die Begriffsentwicklung eingeflossen sind.[1] Ursprünge des schwarzen Humors sah Breton in seiner Anthologie bei einigen Werken des irischen Satirikers Jonathan Swift wie Directions to Servants , A Modest Proposal , A Meditation on a Broom-Stick und einigen seiner Aphorismen.[2]

Der Begriff black comedy (engl. „schwarze Komödie“), der in der englischen Sprache schon für einige Stücke Shakespeares angewandt wurde, weist sich nach dem Lexikon der Filmbegriffe der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als Komödientyp durch „manchmal sarkastischen, absurden und morbiden ‚schwarzen‘ Humor“ aus, der sich sowohl auf „ernste oder tabuisierte Themen wie Krankheit, Behinderung, Tod, Krieg, Verbrechen“ wie auch auf „für sakrosankt gehaltene Dinge“ richten kann und dabei „auch vor politischen Unkorrektheiten, derben Späßen, sexuellen und skatologischen Anzüglichkeiten nicht zurückschreckt.“ Dabei stehe „hinter der Fassade zynischer Grenzüberschreitungen“ häufig ein „aufrichtiges Anliegen, falsche Hierarchien, Konventionen und Verlogenheiten innerhalb einer Gesellschaft mit den Mitteln filmischer Satire zu entlarven.“[3]

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Demnach würde die Unterscheidung zwischen schwarzem Humor und Zynismus mehr Sinn ergeben, statt zwischen schwarzem Humor und Satire.
Und schwarzer Humor funktioniert mit der Fassade von Zynismus, ist aber von diesem dadurch zu unterscheiden, dass die augenscheinliche Thematik nicht das eigentliche Ziel des Spottes ist, sondern die Gesellschaft in der dieser zynische Spott existiert.

Dann könnte man bei Jim Carrs Bit zur Einordnung fragen, ob es ihm gelungen ist, durch seinen Joke nicht die Opfer des Holocausts zu verspottet, sondern die Ignoranz der Gesellschaft diesem Thema gegenüber.
Und falls der Spott auf der Seite aller Sinti:zze und Rom:nja liegen bleibt, wäre es ein zynischer Kommentar.

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Die Definition grenzt den schwarzen Humor doch von der Satire ab. Das Wort „häufig“ ist hier sehr wichtig:

D.h. Satire kann schwarzen Humor natürlich nutzen um Ziele anzugreifen, aber ein Ziel ist nicht Teil des schwarzen Humors an sich. Der kann auch einfach für sich stehen.

Carrs Programme sind im Prinzip Aneinanderreihungen von Onelinern und kurzen Witzen. Der macht kein Stand-Up mit langen Stories, politisches Kabarett oder Satire. Das erklärt auch warum die kontextfreie Variante nun für Aufregung sorgt, während das Netflix Special seit über einem Monat verfügbar ist und es bisher total ruhig war. Schaut man das von Anfang an ist völlig klar was er da macht.

Ich würde es auch nicht synonym verwenden, nur eben das die Abgrenzung zum Zynismus entscheidender für mich ist, als die Abgrenzung zur Satire.
Schwarzer Humor ist eine Kunstform bei der man diese Abgrenzung natürlich möglichst ausdehnt und nicht ganz trennscharf hält, sonst würde er auch gar nicht wirken. Trotzdem kann man ja auch daneben langen und dafür kritisiert werden.

Absolut! Ich kann auch nachvollziehen, wenn manche Personen wesentlich leichteren „schwarzen Humor“ absolut widerlich finden.

Ich finde es nur befremdlich wenn es so weit geht, dass der britische Premierminister die Sache kommentiert und Konsequenzen für Netflix fordert. (Jimmy Carr: Pressure grows over comedy routine but what do the fans think? - BBC News)

Ja, ja,… wenn ich überzeugt bin, dass jemand selber nur über höchst integre Witze lacht, dann muss es Boris Johnson auf ner Weinparty sein… Das hat für mich die gleiche Wirkkraft wie Horst Seehofer, der eine_n Journalist_In anklagen will: Kompetenzen verfehlt…

Nicht falsch verstehen, ich bin jetzt auch nicht besonders überzeugt von dieser Darbietung, aber ich bin auch nicht überzeugt von Johnson.

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Ich bin mal gespannt ob das nur Gerede ist oder ob der Staat wirklich versucht einzugreifen. Im selben Artikel sagt die Kulturministerin folgendes:

Culture Secretary Nadine Dorries called it „abhorrent“ and said new legislation would ensure companies like Netflix would be held to account.

Das ist keine gute Entwicklung aus meiner Sicht. Aber mal sehen ob man das schnell wieder vergisst, wenn die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird.

Baerbock war in der Ukraine im Konfliktgebiet, wie schon viele Politiker vor ihr und natürlich in Schutzkleidung.

Andere scheint es aber zu überfordern.

der versuch der Entschuldigung ist dann auch mehr als unglücklich

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Dieser Kommentar des Pressegastes ist wirklich entlarvend.

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Der wahre Skandal war ja das

In einer Pressemitteilung der Polizei vom Sonntag war der Sachverhalt zunächst abweichend dargestellt worden. Zunächst hatte es geheißen, die fehlende Maske der Jugendlichen sei Auslöser für den Streit gewesen.

Und fast alle Medien haben erstmal die Polzei-PA kopiert…

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Die Polizei würde doch nie einen rechten Übergriff decken :aluhut:

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Endlich.
Das ging richtig viral in meinem Umfeld. Genauso schlimm find ich, dass ihr niemand geholfen hat. Greifswalder Str. ist kein leerer Bahnhof, einfach furchtbar. Als wäre das nicht schlimm genug, muss man sich auch sowas geben, a la, jajaja „Die Ausländerin war bestimmt das Problem“, ja… so entstehen „missverständliche Formulierungen“…schon klar.

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Zählt das schon als Diskriminierung? Im ORF war eben ein Bericht dass laut der Ö Drogenbehörde es als Videospiel sucht zählt wenn jemand sein Zimmer nicht mehr verlassen will oder soziale Kontakte reduziert.

Ist natürlich einfach das so hin zu drehen und nicht zu schauen ob es nicht vielleicht andere Gründe gibt warum man Kontakt mit anderen Menschen meidet.

Und der Herausgeber von Gamers.at meinte es wäre sehr problematisch wenn jemand 6 Stunden am Tag zockt, bzw mehr als 2 Stunden. :face_with_raised_eyebrow:

Jein

Einerseits gibt es Videospielsucht und wurde das inzwischen in den WHO-Katalog aufgenommen (was eine gute Sache ist, wenn wer wegen der Sucht sein Jahreseinkommen in Microtransactions stopft. Oder generell das das Problem benannt wird).

Verkürzende und Vereinfachte Aussage wie von dir beschrieben sind aber dem nicht dienlich. Müsste mehr darauf zielen, ob das Spielverhalten aktiv das eigene Leben negativ beeinflusst. Gibt es Probleme dahinter? (ZB bei mir, die Flucht in mein weibliches ich).

Und ich kann es nachvollziehen, dass man ihn verteidigt.
Ich versuche da auch selbst für mich und meinen Konsum eine argumentative Grenze zu finden, was geht und was nicht, da ich selbst Fan von Stand-Up bin und mir auch gerne die derben Programme gebe.
Jetzt nicht unbedingt Jimmy Carr, aber ein Anthony Jeselnik z.B., grade das ältere Special, kann ich mir gut geben. Und da sind es ja auch nur Aneinanderreihungen von schwarzhumorigen Jokes. Oder ein Andrew Schulz, dessen crowd work zum größten Teil aus rassistischen und sexistischen Stereotypen besteht.
Aber ich merke auch, dass nicht alles funktioniert und dass es sich lohnt zu schauen woran das liegt.

Ich glaube, warum es schwarzer Humor heutzutage schwer hat, liegt u.a. daran, dass diese vermeintlichen Grenzüberschreitungen und Tabubrüche sich kaum noch wie welche anfühlen und meist auch keine mehr sind, da sie komplett wieder Einzug in den Mainstream gefunden haben und viele Gruppen, Personen des öffentlichen Lebens, Politiker, etc. exakt diese zynischen Weltbilder ohne Metaebene propagieren. Und schwarzer Humor sollte sich dann schon mehr abgrenzen davon, als einfach nicht ernst gemeint zu sein.

Aber bezüglich Jimmy Carr, wenn sich Boris Johnson jetzt schon eingeklinkt hat, wechsel ich vielleicht doch noch mal die Seite und verteidige Carr ab jetzt :eddyclown:

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