Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Ist halt doof, wenn der eine Begriff schon besetzt ist und du (wie deinem Post auch ersichtlich war) es anders verwendet hast. Triggert die Juristin in mir, weil da hat jeder Begriff eine klare Definition und bei der Prüfung gibt’s Punktabzug, wenn das richtige gemeint, aber der Begriff der falsche war :see_no_evil:

Dirnd bzw. Tracht, ist ja auch schon zum heiklen Thema geworden. Ein Kumpel der jetzt bei München lebt und in eine Urbairische Familie geheiratet hat, hat das auch schon erzählt. Da wird sich leidenschaftlich über das ausschlachten der Bairischen aufgeregt und man sollte da als nicht Eingeweihter lieber in anderen Klamotten kommen. Ist aber auch nicht jeder so, andere Bayern freuen sich über jede Blau-Weiß-Serviette.

Erinnert mich auch an die Ostalige Welle, die hier schnell genervt aufgenommen wurde, besonders als man merkte das es mehr so ein „schau mal die“ war.

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Das wäre schön, dann hätten die ganzen Begriffe, die von den Nazis missbrsucht wurden, ja schon keine Problematik mehr. :kappa:

Finde Dirndl eigentlich ein gerade für Bairische/Österreichische Verhältnisse eine gute Analogie. Einerseits haben wir große sentimentale Gefühle dafür (so a Dirndl erzählt dir eine Geschichte). Und wenn das Urlauber anziehen, weil sie unsere Kultur mögen und sich damit auseinandersetzen, das ist schon nett.

Der Sauftourist am Oktoberfest oder Gaudafest (Sauffest im Zillertal), das ist eine andere Geschichte und ärgern wir uns tierisch, wie da manchmal unsere Kultur verblödet wird (inkl. dem Schlagerlied, Jodler, etc. Das ist ja auch schon wieder so eine Sache …)

Kapitalisieren ist auf jeden Fall ein Argument. Aber Drindl und Kimono Traditionen standen nie kurz davor ausgelöscht zu werden.

Durch die gewaltvolle Versklavung von Menschen wurde genau das genommen: Familienname, Familientraditionen, Sprache, Spiritualität, Gewohnheiten, Kontexte, Funktionen und Frisuren. Und gerade die Frisuren nehmen nochmal einen kulturellen Kontext ein, der viel mit Identität zusammenhängt, weil sie so in etwa das letzte Mittel zur Vermittlung und Widerstand waren. Die Dreads/Locks haben auch ihre eigene Geschichte. Einige argumentieren ausgehend von diesen Punkten aus. Was ich aber auch in den Diskussionen beobachtet habe ist das, was du beschreibst: Das jede Kultur da auch eigenständig Grenzen zieht und Austausch betreibt. Also gerade auch paktistanische, indische, südostasiatische Elemente, die vielleicht unter Culturl Appropiationen fallen, bewegen sich dann auch in dieser Zone hin zum kulturellen Austausch.

Ich bin sowieso ein Fan von Transkulturalität. Es gab viel viel viel mehr Austausch in der präkolonialen Zeit, als sich viele vorstellen können oder heute noch bewusst sind. Innerhalb der Sahara gab es Karawanen, auch von Asien über Vorderasien bis nach Afrika, bis nach Europa. Es gab nicht immer gänzlich hermeneutisch abgeriegelte Kulturen und Gesellschaften - oder selten. Ich finds schade, wenn das komplett vergessen wird. Und das kann vielleicht hilfreich sein bei den Diskussionen heute: Erinnern wir uns wieder daran wie kultureller Austausch auf Augenhöhe funktionieren kann.

Deswegen ist auch wichtig aufzuhören davon zu reden erst Europäer und Christoph Columbus hätten die Welt entdeckt, bla bla bla. Das ist zum Beispiel historisch sehr ungenau und eigentlich auch Unsinn.

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Interessantes Video :+1: danke!
manches war mir schon vorher bekannt, manche Details kannte ich nicht.

Nur, ich finde es trotzdem mindestens streitbar, mit welcher Vehemenz ‚cultural appropriation‘-Vorwürfe oft daherkommen. und dass es immer so ein Rundumschlag sein muss.

Auf den obigen Fall bezogen passt das Video aber gar nicht! Es ist mindestens sehr dumm und hilflos, wenn Genoss*innen aufgrund ihrer Festgefahrenheit solche Entscheidungen treffen, die nicht nur katastrophal spalterisch sind (gut, das ist bei uns wohl alte linke tradition, Volksfront von Judäa und so) - sondern auch selbst wieder diskriminierend gegen den Mensch mit Dreadlocks - dann ist es die falsche Politik.

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Ja, und das sollte man schon mitberücksichtigen:

Wenn ich hier über Dirndl schwärme: Schwarze Sklaven in den USA hatten einfach nur das: ihre Haare. Alles andere wurde ihnen weggenommen. Und natürlich regen sie sich nun auf, dass ihnen auch das noch entfremdet wird.

@Philippe161 Ja, dass das nun ausgerechnet der FfF zum Thema nimmt, ohne irgendeinen Kontext zu liefern, ist verstörend und erinnert sehr gut an die Volksfront von Judäa. Oder war’s die judäische Volksfront?

Das Video war auch mehr an Leute gedacht, die sich nun allgemein darüber lustig machen, um zu zeigen, warum das schon ein Thema sein kann.

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Ja, ich teil’ deine Wut auf das kapitalistische System und seine inhärente Logik Mensch, Tier und Umwelt für den Selbstzweck des Profits auszubeuten.
Nur ist es doch was andres, wenn McDonalds plötzlich, idk, Ronald McDonald Dreadlocks verpasst oder wenn es ein an sich nicer Mensch ohne böse Absichten macht.
Das ist nur ein Beispiel, gilt auch für andere Sachen.

Und klar ist es gut darüber zu reden, nur der Ton macht eben die Musik und die Diskussion muss offen und fair bleiben. Ansonsten können wir unsere progressiven Gruppen in die Tonne treten.

Gibt übrigens ein Statement.

:facepalm:

Ich erkenne ihre Absichten. Und ja, es ist ein hehres Ziel. Aber :facepalm:

(tl, dr: Dreadlocks in den USA Zeichen der Unterdrückung, deswegen hier verbannt).

@Philippe161 :cluelesseddy:

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…das sie Noah Sow zitieren kann ich ja noch verstehen, aber im Offnen Brief von BPocs steht zum Beispiel nicht, welche Frisuren jetzt unerwünscht sind, sondern sie fordern Workshops und Auseinandersetzungen zu dem Thema CA, dass sie sich dabei unwohlfühlen, wenn weiße Mitglieder Dreads tragen ist auch nachvollziehbar.

Ich seh schon vor meinem inneren Auge, wie diese Diskussion wieder Futter auf Twitter und Instagram sein wird, a la mAn DaRf jA GaR niCHts mEHrall lives matter bla, ich seh keine Hautfarbe bla… Boah… :simonugh:

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Plus du hast eine Künstlerin, die (meiner Meinung nach) sicher sich auf ihre Seite gestellt hätte und erklären hätte können wie wichtig der Unterschied zwischen „Aneignung“ und „Wertschätzung“ ist.

Nun hast verbrannte Erde und die Dodeln freuen sich, … :simonugh:

oh nein,… es trendet ja schon auf Twitter… dAs iSt jA rASSISmus gEGgen weißE…und es geht los :man_facepalming:

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Musste erstmal googeln, was PoMo-Linke bedeutet… :sweat_smile:
ich komm selbst aus linken Strukturen, seit ich 14 bin denke ich links.

Der aktuelle Trend, bzw. der turn in v.a. akademischen und Bewegungs-Linken Kreisen, da kann ich nur facepalmen. Es ist (oft, nicht immer) nicht nur eine spalterische und sich selbst zermürbende Richtung. Es ist auch inhaltlich, theoretisch in großen Teilen fehlerhaft oder soweit überzogen, das es zu einer Groteske wird.

Wie @t0bs3n gesagt hat:

Ist halt ein sehr junges Publikum, das schon immer sehr empfänglich für einfache, knallige Anti-Establishment-Slogans war.

Denke das stimmt. Es gibt da auch viel fehlgeleitetes Theorieverständnis, was grundlegende Überlegungen zu Kapital, Arbeit, Markt angeht. Es ist aber nicht nur das, das ist kein grundsätzliches Generationenproblem. Es kommt ja aus meinem Fachbereich, Soziologie, in dem seit vielen Jahrzehnten ein neues Paradigma die Oberhand gewonnen hat. Mit der (Über-)betonung von sprachlichen, symbolischen und kulturellen Elementen wurde die materialistische Analyse des Kapitalismus in den Hintergrund gedrängt. Ich studiere in Frankfurt, aber die Frankfurter Schule findet dort immer weniger statt.

Mensch guckt viel lieber auf seinen eigenen Bauchnabel, man bleibt in seiner Community, als eine fortschrittliche, undogmatische linke Bewegung zu supporten.

Ich möchte für eine gerechte und emanzipierte Gesellschaft eintreten, in der die Menschen frei sind von kapitalistischen, ausbeuterischen Zwängen und zwar unabhängig von (Nicht-)Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Alter . . .

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ich hab vergessen zu sagen, dass ich nicht gegen die postmoderne Theorie bin. (wenn ich das mal so nennen will, aber das ist bei weitem nicht alles was postmoderne Theorie ausmacht)
Viele Aspekte davon sind legitim und interessant. Es ging mir um eine vorzügliche Ausrichtung der Debatten, die wir führen.
Denke aber auch, dass vielversprechende Ansätze davon heute manchmal in eine verengte Richtung geführt werden.

Verstehe ich vollkommen. Aber das Problem, welches ich damit habe, ist, dass du das der Person, wenn du sie out of context siehst, also beispielsweise im Zug oder sonst wo, auf jeden Fall zumindest nicht auf diesem Fest, überhaupt nicht zwischen beiden Formen unterscheiden kannst. Es kann die Touristen sein, die totaler Bayern-Fan ist und das Land damit „ehren“ will, oder aber diejenige, die Bock hat sich im Dirndl die Lichter auszuschießen.

Letztlich geht man bei diesem Thema doch immer (also auch beim ursprünglichen Thema Dredlocks) nach Äußerlichkeiten. Sollte man heutzutage nicht genau das vermeiden? Denn eigentlich wird doch, gerade vom eher linken Spektrum gesagt „Sei wie du willst“. Und ich finde das schließt natürlich auch Kleidung und Frisuren oder Schmuck usw. mit ein, es sei denn es ist klar verhöhnend, wie Judensterne oder Kippas auf Anti-Corona-Demos und ähnlicher Schwachsinn.

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Hat @Sam_Jones eigentlich schon gut erklärt, dass bei der Textbuch kulturellen Aneignung (wenn man das mal so nennen will) in der Regel ein kultureller Imperialismus oder Kolonialismus vorausgeht. Nicht zwangsläufig immer, aber in den grade problematischen Beispielen sind die Kulturen zunächst von einer sich überlegen fühlende Kultur (meisten von Weißen Menschen) abgewertet, verdrängt oder bis an den Rand der Auslöschung unterdrückt worden.
Und das Aufrechterhalten dieser Kulturen über Generationen hinweg mit Nachteilen für diese Menschen verbunden war, wie z.B. das Tragen von Afro-Haaren oder afrikanische Hair-Styles.
Und diese unterdrückten kulturellen Merkmale dann durch die vermeintlich überlegene Kultur vor allem für den eigenen Profit angeeignet wird, mit gerne weiterem Ausschluss von Menschen der eigentlichen Kultur, auf die diese Merkmale zurückgehen.

Jaja, das verstehe ich schon, aber das hier:

Wo ist da der Profit, wenn eine Normalbürgerin Dreadlocks trägt? Bei dieser Sängerin könnte man ja sogar noch so argumentieren, dass sie nur erfolgreich ist, weil sie eben durch ihre Frisur aus der Masse heraussticht. Aber so ganz allgemein habe ich in dem Zusammenhang ein Problem mit dem Begriff „Profit“. Und eben den Widerspruch zwischen „sei wie du willst“ „aber nicht so wie diese Menschen, denn das ist ihr kulturelles Erbe und nur sie dürfen das tun/tragen usw.“

Ganz schwieriges und heikles Thema, will hier auch gar nicht tief in die Diskussion einsteigen, sondern wollte nur auf diesen -in meinen Augen- Widerspruch hinweisen.

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Das wird ja auch immer wieder so hingestellt, findet aber soweit mir bekannt bei FFF nicht statt (und wenn doch, würde das bestimmt nicht besser dadurch, dass man eine Sängerin wegen der Dreads auslädt).

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Verstehe ich auch nicht ganz. Könnte es nicht sogar hilfreich für die unterdrückte Kultur sein wenn gerade äußere Merkmale, anhand denen es einfacher ist Leute auszugrenzen, von der dominanten Kultur etwas „normalisiert“ werden?

Ich sehe sowas wie kulturelle Aneignung auch mehr als Frage des Respekts. Da sollte meiner Meinung nach niemandem eine Frisur oder sowas „gehören“. Jeder soll sich frei entfalten können und ich will Menschen auch gar nicht anhand ihres Äußeren etwas erlauben oder nicht. Quasi jeder Teil der Kultur entwickelt sich ja auch permanent und setzt sich aus anderen Kulturen zusammen. Dass da jemandem eine Tradition gehört ist eigentlich historisch in den meisten Fällen sowieso schnell widerlegt.
Aber wenn man das ganze z.B. persönlich oder gesellschaftlich ausnutzt, sich darüber lächerlich macht usw., ist das eben einfach respektlos und/oder Diskriminierung und untragbar.

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Damit darf Frau Rackete wohl auch nicht mehr bei FFF auftreten (was sie schon mehrfach mit ihrer Haarpracht in der Vergangenheit getan hat).

Und was, wenn BiPOCs innerhalb der FFF-Bewegung sagen, dass es ihnen egal ist, ob ein Bleichgesicht mit verfilzten Haaren auf der Bühne steht? Muss dann gezählt werden, ob die Mehrheit von denen dafür ist? Also alle drei?

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