Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 2)

Genau, bespielt aber gleichzeitig die Klaviatur der Diskursverrohung, indem er der Gegenseite eine Argumentationlosigkeit zuschreibt oder auch eine nicht Bereitschaft zur Reflektion und stellt sich selbst und alle Weißen alten Männer als Opfer dar.
Er betrachtet dabei den Diskurs ja gar nicht von Außen, sondern befindet sich mittendrin und hat dabei auch eine klare Position oder Vorstellung, wie es ablaufen sollte. Damit ist er auch mitverantwortlich für den Diskurs, reflektiert dies aber nicht oder räumt auch Argumente gegen seine Standpunkte ein und framed die Gegenseite lieber als Identitätspolitik. Womit er den Diskurs unmöglich verbessern kann.
Der Interviewer stellt eigentlich die richtigen Fragen, die scheinen für mich aber leider an der Unreflektiertheit abzuprallen, womit die Widersprüchlichkeit in seiner Argumentation nicht ausgeräumt wird.

Es gibt aber auch sehr ordentliche Diskussionen, die genau die erwähnten Themen sehr reflektiert und argumentativ hochwertig behandeln. Auch mit zugelassenen Gegenargumenten. Die finden aber nicht auf Twitter statt.
Das Beispiel mit den Hitler Schildern verdeutlicht das Problem eigentlich ganz gut. Für Herrn Thiersen ist der Fall klar, Hitler Schilder schlecht, M-Wort Schilder und Blackfacing gut. Dass man über Letzteres in einer öffentlichen Debatte aber auch zu einem anderen Ergebnis kommen könnte, auch aufgrund sehr valider und nachvollziehbarer Argumente, scheint keine Option zu sein.
Womit er eben leider Teil des Problems am nicht pluralistischen Diskurs wird.

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Das ist schön zu lesen.

Das hier weniger. Es sollten doch die Argumente ausschlaggebend sein und nicht die Identitätszugehörigkeit.

Stell dir mal vor, es würde anonym und nur über Text über eine Sache wie Rassismus oder Sexismus diskutiert, jede Seite würde ihre Argumente vorlegen und begründen etc und du würdest dir am Ende allein anhand dessen eine Meinung bilden, weil sie dich am ehesten überzeugt hat, am schlüssigsten war oder am nachvollziehbarsten.
Dann erfährst du hinterher die Hautfarbe und das Geschlecht der Diskutanten und dass du den Argumenten der Seite, die nicht deine Hautfarbe und Geschlecht haben, nicht zugestimmt hast. Fühlst du dich dann plötzlich „schlecht“ oder verpflichtet, deine Meinung doch noch mal zu überdenken oder zu ändern, aufgrund dieses Reveals? Und wenn du es dann sogar tust und dann gesagt wird, dass Hautfarbe und Geschlecht bei der ersten Bekanntmachung getauscht waren, würdest du dann wieder wechseln?

So oder so ähnlich hab ich schon einige Diskussionen online mitverfolgen können, wo das ausschlaggebende Argument am Ende der Faktor Identität war und allen vorherig gemachten Schlussfolgerungen gerne eine 180°-Wende verpasst wurde, je nach dem wer denn da eigentlich gerade wirklich geschrieben hatte (auch unter der Annahme, dass dies der Wahrheit entsprach).

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ist ja nicht so, als würden keine fakten gebracht.
zum beispiel die (kolonial-)geschichtliche herleitung der problematik, die blackfacing oder bestimmte begriffe wie das N-wort mit sich bringen.
das wird nur ignoriert und dem entgegengehalten: das find ich nicht.

- pause für die absurdität -

das gefühl/fakten-pseudoargument soll doch wieder nur ein gefälle erzeugen: du bist emotional, ich bin rational!

was mit dem framing „identitätspolitik“ versucht wird abzuwerten, ist im grunde ein kampf um demokratische strukturen.
denn das wesen der demokratie ist es, jedem:r genau eine stimme mit gleichem gewicht zu geben, um die belange der gesamtgemeinschaft mitzugestalten.
das wesen der demokratie ist als genau nicht die herrschaft der mehrheit oder gar der lautesten, der reichsten, der ältesten, der schönsten o.ä.
das wesen der demokratie ist also teilhabe und mitsprache der minderheiten, der marginalisierten, der (sozial-ökonomisch) benachteiligten mit dem gleichen stimmgewicht und den gleichen (grund-) freiheiten und rechten.

wenn sich also ein wolfgang thierse reichweitenstark über etablierte medien zu einem thema äussert, dann hat natürlich jeder das recht zu sagen: „hör mal zu: das ist quatsch, was du da erzählst!“
und in unserer heutigen zeit der sog. sozialen medien geschieht diese meinungsäusserung halt genau dort und bekommt plötzlich auch eine reichweite.
darüber zu reden, ob und wie man den ton, der dort zuweilen herrscht, verbessern möchte, ist die eine sache.
aber keine gegenrede zulassen zu wollen mit dem psudoargument-buzzword „identitätspolitik“ (du bist [als betroffene:r] emotional und ich rational) ist antidemokratisch.

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Sehr schön gesagt

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Quelle Wikipedia:

Aktionen gegen Rechtsextremismus

Wolfgang Thierse engagiert sich intensiv gegen Rechtsextremismus, u. a. als Schirmherr der Amadeu Antonio Stiftung. So nimmt er regelmäßig an einschlägigen Demonstrationen teil. Er geriet in die Kritik, da er auch bei Blockadeaktionen gegen nicht verbotene und ordentlich angemeldete rechtsextreme Demonstrationen mitmacht, zum Beispiel am 1. Mai 2010 in Berlin.[19] Ein gegen ihn in diesem Zusammenhang eröffnetes Strafverfahren, u. a. wegen Nötigung, wurde aber eingestellt.[20]

Hoppla, Thierse2010 könnte ne echte Gefahr sein für Thierse2021.

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Auf jeden Fall. Und ich fände dein genanntes Beispiel auch nicht gut, wenn ich dann einfach meine Meinung ändern würde. Das ist natürlich Quatsch. Es hat nun mal auch nicht jede Schwarze Person oder jede Weiße Person die selbe Meinung. Gab da auch eine nette Szene in Dear White People dazu.

Aber mir gehts eben um solche speziellen Fälle, wie jetzt „Blackfacing ist wichtig!“ und das kommt dann von jemanden, der damit null Berührungspunkte hat. Der nicht davon betroffen ist. Das ist wie, als wöllte ich dir deinen Job erklären, weil ich irgendwann mal was davon gehört habe. Dann hätte ich wahrscheinlich selbst auch kein Bock, in die immer wieder gleichen Diskussionsschleifen zu kommen, ohne einen Fortschritt zu generieren. Wenn seit Monaten über die Diskriminierung von Minderheiten geredet wird und manche Menschen einfach stehen bleiben und sich nicht weiterbewegen, geschweige denn weiterdenken wollen.
Es ist natürlich etwas vollkommen anderes, wenn derjenige plötzlich bahnbrechende und neue und (überhaupt mal gute) Argumente hat. Aber das ist es ja nicht (in dem Fall).

Wenn es solche Kommentare in diesem Fall gegeben haben sollte, dann könnte man jetzt auch generös sagen: „Na ja, es handelt sich dabei nicht um eine wirkliche Diskussionsverweigerung, sondern mehr um Resignation.“

Also ja, das bessere Argument sollte im besten Fall immer ausschlaggebend sein. Identität sollte im besten Fall nicht mit reinspielen. Aber das tut sie manchmal und das wahrscheinlich auch auf allen Seiten. Der Einfluss sollte dabei so gering wie möglich gehalten werden, aber das lässt sich vielleicht manchmal nicht vermeiden.

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dass du das wort ausgeschrieben nutzt und den gebrauch gleich setzt mit „alte weiße männer“ sagt schon wieder alles.
stärker kann man seine ignoranz und rücksichtlosigkeit wohl kaum öffentlich zum ausdruck bringen.
DAS ist die haltung, die spaltet.
denn hier wird die ablehnung zur innerlichen bewegung öffentlich zur schau gestellt.

man muss offenbar jedes mal wieder von null anfangen.

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Schön, dass du genau mein Beispiel von oben benutzt. Es ist doch egal, wo es mal herkam, es verletzt Menschen, und zwar nicht zu wenige. Punkt. Die Straße umzubenennen kostet ein paar Schilder und Blätter Papier. Ist es das nicht wert? Steht hier die Rationalität der Wortherkunft über den Gefühlen von Menschen?

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Laut dem Beitrag scheint es eher nicht so viele aufzuregen.

Und vor allem ist das vieeeel verletzender und hat reale Konsequenzen, als irgendwelche Beleidigungen.

Es ist halt ziemlich einfach auf die Diskussionskultur zu verweisen wenn man Organe und Strukturen hinter sich weiß, die die reale Gewalt für einen ausübt (Frontex, Polizei, konservative Medien, ausbeutende Unternehmen, …), während man selbst auf intellektuell machen und das hohe Ideal der Aufklärung für sich beanspruchen kann.

Stichwort Tone Policing

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Zum 7. Umbenennungsfest letztes Jahr kamen etwa 300 Leute, trotz Pandemie. Schon alleine die finde ich nicht wenige.
Aber lol an den weißen Historiker, der Afrikaner*innen auf Besuch dorthinführt und die wahrscheinlich verwirrten Menschen nach ihrer Meinung zu einem Straßennamen fragt, mit dem sie natürlich nicht viel anfangen können. Gibt ja keine schwarzen Menschen in Deutschland, mit denen er hätte reden können und die dazu eventuell deutlich mehr zu sagen hätten. Das ist schon fast dreist.

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Lol, Wissenschaft und kultureller Austausch Lol.

Ich lache nicht über den kulturellen Austausch, sondern über seine Methoden und Schlussfolgerungen. Dachte das wäre klar…
Ist so ein bisschen die akademische Version von „Ich habe einen schwarzen Bekannten“

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Hat schon so ein bisschen was von „Ich kann kein Rassist sein, ich habe schließlich Freunde die nicht weiß sind“.

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Für mich hat das eher was von er ist ein Rassist egal was er sagt und wie sehr er sich wissenschaftlich mit der Thematik beschäftigt hat.

Wer hat ihn hier Rassist genannt?

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Niemand hier hat ihn als Rassisten bezeichnet und er macht hier keine wissenschaftliche Studie (zumindest steht davon nichts im Artikel), er sammelt Anekdoten.

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Hab nicht behauptet, dass ihn jemand als Rassist tituliert hat. Ich habe nur eine Vermutung angestellt.

Dann hab ich wieder mal keinen Plan was du damit sagen willst.

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netter Versuch mit der Versöhnung hier :weary:

hat nur 15 Posts gedauert bis jemand „die Afrikaner“ reinschmeißt… oh man…

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