Ist aber halt eine völlig andere Situation bei geschlechtsneutralen Toiletten. Ich finde es nicht so toll, wenn mein erster Blick auf urinierende Männer fällt.
Mich würde es wahrscheinlich auch stören, wenn mein erster Blick in die Toilette auf urinierende Frauen fallen würde.
Achso, ja, natürlich. Hatte nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Jetzt stell dir mal vor, wie schlimm wir Männer es haben.
Ja, wollte ich damit auch nicht sagen. Find es eher interessant, dass das so etabliert ist, dass Pissoires meist relativ weit vorne im Klo stehen und Männer da eben auch als erstes drauf gucken.
Ich fänd das als Mann auch nicht schlecht, wenn mit unisex Klos die Pissoires auch etwas separater platziert wären.
This. Genau das.
Ist jetzt aber auch nicht so, dass das jedem Mann gefällt. Man kann nur nichts gegen machen. Es war so angenehm, dass wegen Corona in unserer Firma nur jeweils einer allein aufs Klo gehen durfte.
Und weil es immer schon so gewesen ist, dann kann man daran wohl nichts ändern?
Joa, das stimmt natürlich. Man kennt und akzeptiert es halt so, weil man es schon immer so kennt. Hab mir da nie groß gedanken darüber gemacht.
Wenn es der Gesellschaftliche Konsens ist, das ändern zu wollen, sicherlich.
Wenns eine halbwegs saubere Toilette ist, dann sitze ich ehrlich gesagt viel lieber.
Dieses am Pissoir stehen mag zwar praktischer sein und schneller gehen, aber ich mag das eigentlich überhaupt nicht.
Es geht sicher besser und angenehmer, muss aber auch sagen, ich fand das bisher auch nicht so schlimm oder tragisch, wenn die Pissoirs in Unisextoiletten nicht in eigenen Kabinen waren.
Bzw erlebt man das auf Clubs ja auch häufig, dass Mädels auch auf der Herrentoilette auf freie Kabinen warten, um dann zu mehrt drin zu verschwinden (was da wohl gemacht wird?), während Männer fleißig am Pissoir stehen.
Just my two cents.
Weil’s schneller ist. Also aus Zeitökonomischer Sicht ergeben Pissoirs schon Sinn.
Nachdem öffentlich kritisiert wurde, dass einige Organisierende der documenta in Kassel - verantwortlich ist die Künstlergruppe „Ruangrupa“ aus Indonesien - die Israel-Boykott Bewegung BDS unterstützen, gibt es wieder Ärger.
Ich finde es irgendwie bizarr, dass im Kampf gegen den Antisemitismus nun niemand mehr Aufmerksamkeit bekommt als antisemitische Werke und Künstler.
Weiß nicht in welche Richtung du denkst, aber jo, die Krawallmacher kriegen meistens die meiste Aufmerksamkeit. Aber die documenta ist eine große Kunstausstellung, und da dort jetzt schon öfter antisemitische Tendenzen zu sehen waren, muss das auch öffentlich kritisiert werden.
Diesen Ausschnitt des „Kunstwerks“ fand ich übrigens auch hammer: (die ganze restliche Collage ist eine einzige Erzählung von Weltverschwörung)
Jetzt haben sie das Werk verhüllt, mit einem schwarzen Tuch und wollen eine Plakette anbringen. Sie hätten es auch einfach entfernen können.
Ich will nicht sagen, dass die Kritik daran unangebracht ist, aber faktisch hat dieses Gemälde nun von wesentlich mehr Menschen Aufmerksamkeit bekommen, als überhaupt zur Documenta gehen würden. Schwierig.
Nur, es nicht anzusprechen hilft auch niemandem weiter. Dann stolzieren da alle fröhlich rum und freuen sich über die Kunst und nehmen dieses Bild vielleicht unkritisch auf. So wird zumindest die Debatte aufgemacht.
Ich sage ja nicht, dass ich die beste Reaktion auf so etwas kenne. Das Hauptproblem ist wahrscheinlich schon, dass dieses Bild überhaupt durch die Kuratoren ausgewählt wurde und somit diese Aufmerksamkeit bekommen konnte.
Ich würde aber auch nicht sagen, dass die Leute so unbedarft sind und eine solche Symbolik unkritisch aufnehmen würden, wenn man sie nicht mit der Nase darauf stößt. Besonders nicht beim Klientel dieser Veranstaltung.
Das glaube ich auch nicht, dass da niemand von selbst drauf kommt. Problematisch ist das Werk aber auch, weil es in einem solchen inhaltlichen Rahmen gezeigt wird.
Der Fokus der heurigen Ausstellung liegt darauf, eine kritische (antiimperialistische, antikoloniale) Auseinandersetzung mit der Welt des globalen Nordens/des Westens zu thematisieren. Eben aus Sicht von Aktivisten des globalen Südens/Ostens.
Da wird viel an globaler Ungerechtigkeit angeprangert, was richtig ist. Gleichzeitig schwebt dann als riesiges Hintergrundbild diese bizarre Karikatur.
Und das kann man nicht unkommentiert lassen. Auch spezifische, vermeintlich aufgeklärte und progressive Milieus haben manchmal ein krudes Weltbild und da trifft das dann auf Zustimmung.
Der ausbeuterische, (ex)koloniale Norden gegen die aufbegehrenden Völker des Südens hier, klassisch-antijüdisches Narrativ dort. Die geistigen Verknüpfungen liegen doch nahe.
Statement der documenta
Aufgrund einer Figurendarstellung in der Arbeit People’s Justice (2002) des Kollektivs Taring Padi, die antisemitische Lesarten bietet, hat sich das Kollektiv gemeinsam mit der Geschäftsführung und der Künstlerischen Leitung entschieden, die betreffende Arbeit am Friedrichsplatz zu verdecken und eine Erklärung dazu zu installieren.
Taring Padi äußert sich dazu wie folgt:
„Die Banner-Installation People’s Justice (2002) ist Teil einer Kampagne gegen Militarismus und die Gewalt, die wir während der 32-jährigen Militärdiktatur Suhartos in Indonesien erlebt haben und deren Erbe, das sich bis heute auswirkt. Die Darstellung von Militärfiguren auf dem Banner ist Ausdruck dieser Erfahrungen. Alle auf dem Banner abgebildeten Figuren nehmen Bezug auf eine im politischen Kontext Indonesiens verbreitete Symbolik, z.B. für die korrupte Verwaltung, die militärischen Generäle und ihre Soldaten, die als Schwein, Hund und Ratte symbolisiert werden, um ein ausbeuterisches kapitalistisches System und militärische Gewalt zu kritisieren. Das Banner wurde erstmals 2002 auf dem South Australia Art Festival in Adelaide ausgestellt. Seitdem wurde das Banner an vielen verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Kontexten gezeigt, insbesondere bei gesellschaftspolitischen Veranstaltungen, darunter: Jakarta Street Art Festival (2004), die retrospektive Ausstellung von Taring Padi in Yogyakarta (2018) und die Polyphonic Southeast Asia Art Ausstellung in Nanjing, China (2019).
Taring Padi ist ein progressives Kollektiv, das sich für die Unterstützung und den Respekt von Vielfalt einsetzt. Unsere Arbeiten enthalten keine Inhalte, die darauf abzielen, irgendwelche Bevölkerungsgruppen auf negative Weise darzustellen. Die Figuren, Zeichen, Karikaturen und andere visuellen Vokabeln in den Werken sind kulturspezifisch auf unsere eigenen Erfahrungen bezogen.
Die Ausstellung von People’s Justice auf dem Friedrichsplatz ist die erste Präsentation des Banners in einem europäischen und deutschen Kontext. Sie steht in keiner Weise mit Antisemitismus in Verbindung. Wir sind traurig darüber, dass Details dieses Banners anders verstanden werden als ihr ursprünglicher Zweck. Wir entschuldigen uns für die in diesem Zusammenhang entstandenen Verletzungen. Als Zeichen des Respekts und mit großem Bedauern decken wir die entsprechende Arbeit ab, die in diesem speziellen Kontext in Deutschland als beleidigend empfunden wird. Das Werk wird nun zu einem Denkmal der Trauer über die Unmöglichkeit des Dialogs in diesem Moment. Wir hoffen, dass dieses Denkmal nun der Ausgangspunkt für einen neuen Dialog sein kann“.
Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH dazu: „Die Geschäftsführung der documenta ist keine Instanz, die sich die künstlerischen Exponate vorab zur Prüfung vorlegen lassen kann und darf das auch nicht sein. Das Banner wurde am vergangenen Freitagnachmittag am Friedrichsplatz installiert, nachdem notwendige restauratorische Maßnahmen aufgrund von Lagerschäden an der 20 Jahre alten Arbeit durchgeführt wurden. Ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass das Werk nicht für Kassel, nicht für die documenta fifteen konzipiert wurde, sondern im Kontext der politischen Protestbewegung Indonesiens entstanden ist und dort wie an anderen außereuropäischen Orten gezeigt wurde. Dies ist das erste Mal, dass die Arbeit in Deutschland und in Europa gezeigt wird. Alle Beteiligten bedauern, dass auf diese Weise Gefühle verletzt wurden. Gemeinsam haben wir beschlossen, das Banner zu verdecken. Ergänzend holen wir weitere externe Expertise ein.“
Zeigt wie antisemitische Symbolik teilweise weltweit wohl auch unbewusst bzw. unhinterfragt als Tropes zum Geschichtenerzählen verwendet werden.