Oder unabhängig davon existieren, und bei vermischung zu Antisemitischer Symbolik wird.
Doch, tut es, liebes Kollektiv!
Die SS-Runen auf dem Hut, der Jude als Schwein und als blutsaugender Raffzahn - das sind ja nur die Spitze (und in D-Land auch strafbar, wird ja schon ermittelt).
Auf dem Bild kämpfen die guten, weil unterdrückten, Menschen des Südens gegen die bösen, entmenschlichten Gestalten des Nordens. USA, NATO und das globale (Finanz-)Kapital benutzen Polizei und Militär, inklusive Atom-Raketen, um … ja, was eigentlich? Dritter Weltkriegsapokalypse? Völkermord, Versklavung? All das lässt sich da eindeutig rauslesen, die Tropes sind uralt.
Putin, Göbbels, Schwurblern und dogmatischen Antiimps, sowie einem Teil der postkolonialen Bewegung gefällts. Nicht nur in Indonesien, weltweit.
Allerdings finde ich auch gut:
Das Internationale Auschwitz Komitee rief zum Dialog mit den Künstlern auf. „Es wird höchste Zeit, im Rahmen dieser documenta ein Gespräch zu beginnen, die Künstler zu hören, aus welcher Weltsicht diese Bilder so entstanden sind und seitens der documenta öffentlich zu erklären, warum diese Bilder hier auf Widerstand und Ablehnung stoßen“ (Link)
Wie geschrieben, bei uns, ja. Trotzdem kann es da unabhängige überschneidungen geben. Das Schwein als Symbol für Böses oder Schmutziges betrifft ja nicht nur Antisemitismus.
Aber doch nicht ein Schwein vom Mossad mit Davidstern.
Mir ist klar, dass in vielen Ländern des globalen Südens USA und Israel als die schlimmsten Unterdrücker gelten (die Kritik fällt ja auch nicht vom Himmel). Jetzt aber kultur-relativistisch sich zu ducken und sagen ‚das ist kulturspezifisch halt so, Antisemitismus ist in diesen Ländern irgendwo verständlich‘ - das ist ein billiger Ausweg. Und die Zustimmung ist ja nicht ausschließlich dort zu finden, sondern auch traditionell hier, bei Rechtsextremen, manchen Linken und Bürgerlichen.
Was ich damit meine. Indonesien ist ein Muslimisches Land, und in der Muslimischen Tradition gelten Schwein und Hund halt als dreckig und unrein. Das kann dann als Symbol für das korrupte System, die Militärs und Geheimdienste Inonesiens genutzt werden, welches auf die Welt übetragen wird. Das Schwein wurde als Symbol genutzt, aber vielleicht nicht aus einer Antisemitischen Tradition heraus.
Ich würd bei dem Thema sehr vorsichtig sein, Antisemitismus nicht mit Antizionismus gleichzusetzen. Gerade der gezeigte Mossad ist doch eher ein Fingerzeig auf den Staat Israel als auf das Judentum als Religion und/oder Kulturgemeinschaft. Nicht falsch verstehen, ich find die Darstellung auch ziemlich schwierig, aber gerade bei dem Thema muss man schon sehr genau sein, dass man sich nicht unnötig verrennt.
Das wäre mein Zweiter Punkt gewesen, danke das du ihn mir abgenommen hast.
Das wäre übrigens auch mein Ansatz mit der Kunst umzugehen, das so offen zu diskutieren, und heruaszufiltern wie die Symbolik sich einordnet und warum sie so gewählt wurde, und warum das bei uns Problematisch sein mag, aber für die Künstler in Indonesien nicht, und völlig schlüssig ist.
Weg damit, ist da keine Lösung für mich.
Antizionismus ist nicht (immer) gleich Antisemitismus, aber es gibt Überschneidungen.
Was ist daran bitte noch zweideutig?
Komm schon, das ist eindeutig, auch ein Mossad-„Soldat“ mit Schweinsnase daneben ist keine „Israelkritik“ mehr. Hast du dir die ganze Collage angesehen, deren Kontext ich oben laienhaft versucht habe einzuordnen?
Mit den Kuratoren gab es Gespräche seit Januar, immer wurde versichert, dass sowas nicht vorkommen soll. Das ist nichtmal naiv, das ist Absicht.
Ja, in erster Linie die Überschneidung darin, dass halt viele jüdische Menschen in Israel leben. Antizionismus und Antisemitismus sind aber prinzipiell zwei unterschiedliche Phänomene, die aber nur allzu gern in einen Topf geworfen werden und das finde ich sehr bedenklich, da so Kritik (über die Berechtigung dieser kann gern diskutiert werden) an einem Staat recht schnell unterminiert wird, indem man es als Antisemitismus brandmarkt.
Tatsächlich hat die von dir hier gerade gezeigte Stelle nur recht wenig mit den typischen antisemitschen Bildern zu tun. Weder sieht man eine überzeichnete Hakennase (nein, diese Nase fällt hier mMn nicht darunter, da sie weder sonderlich präsent noch besonders ausgeprägt in ihrer Ausformung ist, dazu kannst du gerne Vergleiche heranziehen mit einer kurzen Google-Bildersuche. Ich möchte das Forum wirklich nicht mit Nazi-Propaganda füllen, auch wenn sie meine Argumentation stützen würde), noch sind hier iwelche Davidsterne, oder andere Symbole des jüdischen Glaubens gezeigt, die der typischen Bildsprache antisemitischer Propaganda entsprechen würde. Mit dem SS-Emblem auf der Melone hast du tatsächlich einen ganz anderen Player im Spiel. Aber das muss ich hoffentlich nicht näher erläutern, um wen es sich dabei handelt.
Und bezüglich des Mossad-Soldaten: Warum sollte das keine Kritik an Israel sein sondern ein Angriff auf das Judentum? Der Mossad ist eine Organisation des Staates Israel und hat genau gar nichts mit der jüdischen Religion und Kultur zu tun. Ergo ist es hier fragwürdig, ob man das als Antisemitismus bezeichnen kann. Für meine Begriffe ist das viel eher antizionistisch.
Bekräftigen lässt sich diese Argumentation, wenn wir uns das direkte Umfeld ansehen. Direkt hinter dem Mossad-Soldaten ist ein weiterer mit dem Aufdruck ASIO. Dabei handelt es sich um den Australischen Geheimdienst. Und weiter vorne (allerdings nicht mehr im Bildausschnitt sichtbar) marschiert sogar jemand vom KGB. Ergo liegt hier der Kontext beim Themenfeld Geheimdienste und nicht bei Religions- oder Kulturkampf.
Das ist das Schlüsselwort. Denn du ordnest eben nicht ein, sondern projizierst deine gewohnten Symboliken, aber auch Ideologie in das Werk hinein.
Bisher hab ich lediglich das beurteilt, was ich gesehen habe, nämlich den Mossad-Soldaten. Dazu habe ich bereits genug geschrieben. Auf deine Aufforderung hab ich mir dann die ganze Collage angesehen.
Nochmal, ich will diese Collage gar nicht verteidigen. Das obliegt denen, die es geschaffen haben. Aber ich wollte nur klarstellen, dass nicht alles gleich Antisemitismus ist sondern wie in diesem Fall Antizionismus.
Vor allem, wenn man sich mal die Zähne und die Augen anguckt, die ja mit angeführt wurden, findet man das ja in den anderen Figuren auch, genauso wie das Schwein als Symbol. Natürlich ist das Antisemitische Bild der Juden so stark überspitzt und ins groteske verformt, das du da sicher sehr viele Überschneidungen mit der Darstellung des Bösen finden wirst, das du immer das als Grund lesen könntest wenn du den Kontext vernachlässigst, so wie es hier auch passiert. Genauso wie das Bild des Mossad Agenten, der sich einreiht in Agenten des KGB und 007 (soll wohl eine Anspielung auf James Bond sein). Der Davidstern scheint da einfach nur zur verstärkung zu dienen, welches ja auch das Staatssymbol Israels ist, nicht nur der Juden. Man nimmt einzelne Bilder, und nutzt sie, ohne den Kontext zu sehen oder zu verstehen.
Danke für deinen ausführlichen Beitrag, habe ich gelesen. Ich habe hier im Forum keine Lust auf tagelange Diskussionen, ganz generell, das zermürbt mich nur. Wir können ggf. trotzdem gern noch weiter diskutieren, ich bin fast nie für eine Beendigung des Dialogs.
Auf ein zwei konkrete Punkte möchte ich trotzdem hinweisen.
Das Bild mit dem karikierten Menschen mit Hut, darauf die SS Rune. Lange Schläfenlocken, rote Augen, Hakennase und Fangzähne. Wenn das nicht eine antijüdische Karikatur ist weiß ich auch nicht mehr.
Dazu kommen noch die monatelangen Gespräche mit den Kuratoren im Vorfeld, weil eben genau solche Bilder befürchtet wurden (auch wegen der BDS Unterstützung), israelische Künstler wurden nicht eingeladen. Dann zeigt sich Ruangrupa verwundert und verweist auf kulturell verschiedene Wahrnehmungen.
Dass du meine Selbsteinschätzung als Laien argumentativ gegen mich verwendest… ok, habe ich dir eine Vorlage gegeben, die du dankbar aufnimmst.
Lassen wir doch andere (unter vielen Experten) sprechen:
Das „Wimmelbild“ auf dem Friedrichsplatz – was meiner Meinung nach gar kein Wimmelbild ist, denn man muss die Motive ja noch nicht mal suchen – spricht eine eindeutige Sprache: Das sind keine mehrdeutigen Symbole. Antiimperialistische, antikapitalistische Kritik wird dort mit dem Judentum in Verbindung gebracht. Die Juden sind die „Kapitalistenschweine“. Da ist die Grenze überschritten. Solche Werke sehen wir auch an anderen Orten der Documenta, im Hallenbad Ost zum Beispiel. (Miki Lazar von der Jüdischen Gemeinde Kassel) Link
Der Beitrag der „Deutschen Welle“ ist auch unaufgeregt, aber deutlich:
Dazu die ermittelnde Staatsanwaltschaft, Kritik des Zentralrats der Juden, der israelischen Botschaft u.a.
Das ist aber schon das einzige, was man in die Richtung als jüdisch deuten kann und selbst die sind mir erst nach mehrmaligen Hinsehen überhaupt erst aufgefallen. Die Nase würde ich nicht - wie bereits gesagt - als typisch propagandistische Hakennase bezeichnen. Es ist eine Nase und die nicht mal sonderlich groß und in der typischen Form. Und weder die roten Augen noch die Fangzähne sind ein typisches Element des Antisemitismus. Das ist eher eine Form der Bestialisierung und findet man bei allen möglichen Darstellungen, auch welchen, die eindeutig nichts mit Antisemitismus zu tun haben (z.B. beim Vampirismus)
Aber bei dem Motiv kann ich die Kritik ja durchaus noch verstehen.
Dass israelische Künstler*innen nicht eingeladen wurden, hat mit dem Werk und einer genauen Betrachtung dessen aber nichts zu tun. Da jetzt zu überlegen, ob das Werk da ein Grund sei, ist nicht wirklich mehr als Vermutungen anstellen. Kurz: nichts handfestes und sowas braucht man, wenn man mit so großen Worten wie Antisemitismus kommt.
Dass da Kritik von der israelischen Botschaft kommt, ist nicht gerade ein Beweis für Antisemitismus, zumal es ja um die Differenzierung zu Antizionismus geht.
Und ich weiß nicht, wie ich diese Expertenmeinungen groß einordnen soll, denn sonderlich differenziert wirken die nicht gerade auf mich, eher dem üblichen aufgeregten Tenor folgend, der bei der oft nicht klar gemachten Differenzierung der Begriffe ständig aufkommt.
Und der Beitrag von DW mag unaufgeregt sein, nicht aber nüchtern und er begeht dieselben Anfängerfehler wie so viele andere auch. Hier werden nämlich Behauptungen (über die man immer noch diskutieren kann, das will ich gar nicht abstreiten) als Fakten gezeigt, insbesondere indem dieser selbst den Fehler begeht und nicht zwischen Antisemitismus und Antizionismus (beim Part mit dem Mossadsoldaten) differenzieren kann. Bei dem Typen mit Hut kann man ja noch diskutieren. Beim Mossadtypen ist es aber schlicht falsch, hier von Antisemitismus zu sprechen. Denn das ist eindeutig antizionistisch, da es in dem Part des Bildes zweifelsfrei um den Staat Israel und nicht den jüdischen Glauben geht.
Und auch einmal hier
ohne Worte
beziehungsweise ohne Worte, die ich hier im Forum schreiben dürfte
Es ist so ekelhaft. Wäh.
Hab schon im Kino-Thread geschrieben, dass sich in den Kommentaren wieder sehr spezielle Leute sammeln. Wenn ich schon lese „Heute gibt es überall einen schwarzen Main-Charakter“… Und überall gibt es weiße Charaktere, ist das richtiger? Für uns Weiße bestimmt, wir sind der Mittelpunkt und automatisch jeder weiße Charakter wohl in der Filmgeschichte clever reingeschrieben.
Schade, dass die Angst und Ärger über Wokeness nicht zu Pocken oder Ausschlag führt. Das wäre lustig.
Ich finde grade den ersten grroß herausgestellten Kommentar lustig:
„[…] nicht die x-te Story von einer genderfluiden, schwarzen, jüdisch-muslimischen trans Rollstuhlfahrerin“. Wie viele gibt es davon denn schon? Ich finde das klingt erstmal interessant, würde ich reinschauen. Gibt es überhaupt aktuelle Serien mit Rollstuhlfahrer*innen als Protagonisten?
Ohne die ganzen Leute, die sic darüber beschweren, würde ich wahrscheinlich gar nicht darauf achten. Die letzte Netflix-Serie, die ich gesehen habe, Stranger Things, könnte da aber ruhig etwas nachlegen. Die einzigen Schwarzen sind Lucas und seine Familie und es gibt nur zwei homosexuelle Charaktere, der Rest ist weiß und hetero und cis sind sowieso alle.
Und wenn es mir auffällt, dann eher positiv. Ms. Marvel z.B. gefällt mir echt gut und das auch weil die Protagonistin und ihre Familie aus Pakistan stammen und praktizierende Muslims sind. Das ist etwas, zu dem ich persönlich praktisch keinen Bezug habe und ich finde es spannend, da einen Einblick zu bekommen. Es sind nämlich nie die braunen Mädchen aus Jersey, die die Welt retten, sondern zum Großteil Männer, in der Regel weiß und im Falle von Marvel auch noch überraschend oft aus New York City. Und das ist in vielen anderen Franchises genau so.
Ich muss bei solchen Broflakes, die wegen Diversität heulen immer an diesen Comic denken:
Stranger Things hat btw ne lesbische Figur, Robin, zumindest ab Staffel 3.
Die Frage beim Thema Diversität ist halt für mich immer ne Glaubwürdigkeitsfrage.
Stranger things hat eine Schwarze Familie, aber das ist auch ne Kleinstadt iwo im tiefen rural America, da ist meines Wissens nach die Bevölkerung mehrheitlich weiß.
Im Süden oder Kalifornien oder News York würde mich das auch mehr stören, hier ist es für mich aber halt so glaubwürdiger.
Abgesehen davon war Elfs Schwester aus ner vorigen Staffel ja auch PoC oder nicht?
Spielt ne Serie bei den Wikingern, was sollen da iwelche Ethnien außer Wikingern (und die Opfer an den Küsten Europas)?
Erzählt ne Serie die Geschichte Englands im 15. Jahrhundert und die Queen ist schwarz, dann ist’s halt einfach bescheuert weil unglaubwürdig.
Spielt ne Serie im Weltall in 300 Jahren dürfen da ohne Glaubwürdigkeitsprobleme gerne Menschen aller Ethnien und Aliens rumlaufen und Protagonisten sein, da hab ich kein Thema mit.
Mach deine eigene Fantasywelt und auch da dürfen gerne alle freudig rumspringen wie sie lustig sind und die Serie gut ist, dann ist’s prima.
MS. Marvel ist da ein gutes Beispiel, da geb ich dir Recht, in dem Setting passt das Casting super.
Genauso Sex Education.
Die Hauptfiguren mögen zwar beide weiß sein, aber der beste Freund ist Afrikaner und schwul, daneben gibt es noch prominente Nebenrollen aus dem pakistanischen/arabischen Raum, Non-binär und eigentlich alles.
Alle, die die Serie gesehen haben finden die auch geil.
Vielleicht ist das Problem ja doch nicht so schwarz/weiß sondern eher dämliche Casting/Storyschreiber und man sollte mehr Stories schreiben, die Diversität anbieten, dann wirkts auch nicht forciert und keiner beschwert sich.