Hier auch nochmal die sehr tolle Stellungnahme der Verantwortlichen:
Medienmitteilung vom 26. Juli
Stellungnahme bezüglich dem Konzert am 18. Juli
"Liebe alle
Wir sind überrascht, dass unser Post zum Konzertabbruch wegen kultureller Aneignung solche Wellen geschlagen hat. Die Diskussion um kulturelle Aneignung ist nicht neu, jedoch wird sie mittlerweile immer lauter und breiter diskutiert. Uns ist es ein grosses Anliegen, dass die Gespräche darüber in einem respektvollen und sicheren Rahmen geführt werden sollen und nicht als mediales Sommerloch ausgeschlachtet werden.
Als Veranstalter* in tragen wir die Verantwortung für den Anlass. Uns ist wichtig, dass die Brasserie Lorraine ein Ort ist, an dem sich alle wohl und sicher fühlen und unsere Gäst*innen sich immer bei uns melden können, wenn das nicht der Fall wäre. Wir nehmen jeden Input ernst, die sich in irgendeiner Form der Diskriminierung bewegt.
Wenn vor zwei Jahren die gleiche Band gespielt hätten, wären die Reaktionen vielleicht anders gewesen. Auch uns war zu wenig bewusst, welche Tragweite dieses Thema hat und was es mit Menschen machen kann. Wir behaupten nicht, dass wir mit dem Abbruch des Konzertes das Richtige getan haben. Es jedoch einfach weiterzulaufen hat sich auch falsch angefühlt. Wir könnten es auch Überforderung nennen.
Auch finden wir nicht, dass Mitglieder der Band oder „weisse“ Menschen automatisch Rassisten sind. Hier verlassen wir die Ebene des persönlichen und reden von strukturellem Rassismus. Es gibt einen Unterschied zwischen bekennende Rassist*in zu sein, und unbewusst rassistische Strukturen zu reproduzieren.
Uns ist es bewusst wie hochkomplex und emotional die Diskussion ist, aber trotzdem wollen wir uns nicht an diffusen Fragen aufhängen wie: “Wer darf was tragen? Oder welche Frisuren sind überhaupt noch ok?” Wir wünschen uns eine Diskussion zu führen, die eine saubere Analyse hervorbringt und wollen tiefer gehen und auch die einhergehenden Folgen, die der Kolonialismus hinterlassen hat in die Diskussion mit einbeziehen.
Mit der Veröffentlichung des Vorfalls und des Diskussionsabends geht es uns nicht um ein Statement, sondern um den Diskurs. Um herauszufinden, wo wir hier stehen, was unsere Haltung ist und wie wir in Zukunft damit umgehen wollen.
Erstens, welches sind die problematischen Aspekte kultureller Aneignung in einer postkolonialen Gesellschaft? Welche Herrschaftsstrukturen stecken dahinter, dass dies bei Menschen «schlechte» diskriminierende Gefühle auslöst. Was können wir an unserem Verhalten ändern? Was hat das schweizerische Asylsystem damit zu tun?
Zweitens, die aktuelle Diskussion um Identitätspolitik und kultureller Aneignung hat etwas sehr destruktives. Es haben sich Fronten gebildet und es gibt nur Schwarz oder Weiss, Richtig oder Falsch. Uns geht es um die Zwischentöne. Welche Kritik dieser neuen Bewegung ist berechtigt? Was geht zu weit? Warum fühlen sich «weisse» Menschen dermassen angegriffen von der Debatte? Was können wir machen, damit sich die Lager auf sich zu bewegen und es für alle einen gesellschaftlichen Fortschritt gibt?
In dem Sinne wollen wir weiterhin ein Treffpunkt sein, welches offen und divers ist, wo verschiedene Menschen und Meinungen aufeinandertreffen. Dass es dabei auch in Zukunft zu Konflikten kommt und Widerspruch auszuhalten gilt, liegt auf der Hand.
Denn wir gehen nicht unter in den Niederlagen, sondern in den Auseinandersetzungen, die wir nicht führen."
Ganz im Ernst, wer danach dem Laden noch irgendetwas Böses unterstellen will. Ich weiß ja nicht.